(07.05.2013, 12:13)Aiko Starboard schrieb: Ich halte es für die Wahrheit,wenn meine Schwester mir sagt (ganz banales Beispiel) dass sie sich eines meiner DSspiele gemopst hat. Sie jedoch hält es nur für die halbe Wahrheit, bzw für eine Lüge,weil sie noch drei weitere Spiele von mir 'geliehen' hat.
Gute Beobachtung.
Das erinnert mich daran, wie sehr manchmal das, was als wahr oder falsch empfunden wird, an sprachliche Konventionen geknüpft ist.
Es müsste nämlich nicht sein, dass eine Zahlenangabe als
"genau so viele"
interpretiert wird. Es wäre logisch genauso vertretbar, wenn es
"mindestens so viele"
bedeuten würde.
Deshalb muss es auch nicht sein, dass jemand, der die "halbe Wahrheit" sagt, sich bewusst ist, dass das als Lüge aufgefasst werden kann.
Ich: "Ich habe zwei Söhne"
Jemand: "Du lügst!"
Ich: "Wieso? Ich kann es beweisen. Hier, darf ich vorstellen: Das sind Je. und Jo.. Hier sind ihre Geburtsurkunden, die beglaubigen, dass sie meine Söhne sind."
Jemand: "Du lügst trotzdem. Denn was ist mit B.? Ist der etwa nicht dein Sohn?"
Ich: "Doch, natürlich. Aber deshalb habe ich trotzdem – auch – zwei Söhne; und halt noch einen mehr. Wo ist das Problem?"
Bei Geldbeträgen z.B. sieht es mit dieser Konvention schon wieder ganz anders aus:
Ich: "Ich werde das 4-Gänge Menü bestellen"
Jemand: "Das kostet 100 Euro. So (!) viel Geld hast du doch gar nicht dabei.
Ich: "Doch!" *100-Euro-Schein_aus_der_Tasche_zieh_und_vorzeig*
Jemand: "Ah, ok.
Angenommen, ich habe tatsächlich sogar
200 Euro dabei, dann habe ich bei diesem Beispiel gefühlsmäßig trotzdem nicht gelogen, obwohl ich die Hälfte verschwiegen habe.
Bei dem ersten Beispiel hatte ich nur ein Drittel (den dritten Sohn) verschwiegen und wurde trotzdem der Lüge bezichtigt.
Seltsam, oder?