(19.05.2011, 20:19)Träumelchen schrieb: Hm meine Gedankengänge schweifen da ziemlich aus. Ich finde, dass der Text den großen Wunsch nach Veränderung ganz gut zum Ausdruck bringt. Dann denk ich nach, wie kann man was verändern? Fällt mir mal spontan Demonstrationen ein, aber so richtig was verändern tun die ja auch eher selten. Naja in dem Zusammenhang fällt mir dann der Spruch/Appell 'Sie sollen auf die Straßen gehn und rebelliern' ein; dann denk ich an die ganzen Sachen die so im Ausland passiert sind und im Text gehts ja auch um Kompromisslosigkeit und so und dann frag ich mich ob sichs tatsächlich lohn für solche Veränderungen sein Leben zu riskieren. weiter bin ich noch nicht
sein leben riskieren könnte vllt schon lohnen, aber ich glaub nicht dass es sinn macht, zu demonstrieren und auf ähnliche art sein leben zu riskieren (wenns denn riskant ist), weil wie du sagst es ja eh nicht viel bewirkt. ich denke man sollte erstmal zugang zu seiner wahrnehmung (also zur wahrheit) finden. damit verändert man wenigstens in seinem eigenen leben etwas, und eine reinere wahrnehmung führt natürlich auch zu besseren entscheidungen und gesprächen, sodass das leben nochmal besser wird oder werden könnte, und man gleichzeitig andere besser inspirieren kann. aber grundlegend muss sich halt erstmal jeder mit sich selbst auseinandersetzen, bzw. dazu bereit sein, sonst bringt jede "aufklärung" oder "revolution" nichts. wie kant schon wusste, doch er wurde verkannt.
(20.05.2011, 21:38)owa schrieb: Wenn eine Lüge durchschaut ist, so stellt die Alternative nicht automatisch die Wahrheit dar. Der Text versucht verzweifelt, eine Alternative zu sein.
ich seh irgendwie gar keine alternative, die der text anbietet. er bleibt doch schön unkonkret, wenn es darum geht, was richtig ist, und nur halbwegs konkret wenn es ums falsche geht. also sachen wie "folge dem herzen", "götter", "gesetz der natur", usw. sind hier noch garnicht mit viel bedeutung gefüllt, und vllt ist das in diesem fall auch gut so, weil sonst eine manipulative alternative reingefüllt würde. aber an dem punkt wo der text endet, ist es eigentlich bloß eine art aufschrei, etwas besser zu machen, ein gefühl das geweckt werden soll, ohne zu sagen, wie das konkret aussieht. also ist da für mich noch keine manipulation, sondern nur orientierungslosigkeit. aber immerhin könnte man dadurch dann selber nachdenken, was nun der weg des herzens überhaupt sein soll.
Zitat:Besonders bemerkenswert dabei, wie als Alternative zu Religion und Glaube an Wissenschaft dann Götter, Gesetze (oder was man dafür hält) und Lichtreiche angeboten werden. So als ob das alles was ganz anderes wäre, als ob Götter und Gesetze keine Sklaven produzieren würden. Natürlich bleibt der Text auch jegliche Erklärung dafür schuldig, warum diese Sachen was anderes und / oder besser sein sollten.
jo das kann passiern, das wäre die dialektik der aufklärung: auch die aufklärung war ja gut gemeint, mit hohen werten der menschlichkeit, logik, usw., und was dabei rauskam waren nur subtilere formen der gewalt (spannend in verbindung gebracht bei adorno). aber da der text bloß benennt, und noch nichts definiert, findet diese dialektik noch nicht statt. also wenn du von einer "weltsicht im text" sprichst, weiß ich garnicht, wo du da eine findest. was den text natürlich äußerst oberflächlich macht, da er nur noch soviel aussagt wie: das schlechte ist schlecht und das gute ist gut, und man sollte sich für das gute einsetzen, usw. - aber falsch oder gar manipulativ ist das halt auch nicht
es geht aber über inhaltsleere phrasen schon etwas hinaus, weil es ein gefühl vermittelt. aber du hast recht, es ist schon abreißkalenderspruchniveau. nur wenn jemand so nen abreißkalenderspruch als anlass nimmt, um darüber tiefere gedanken anzustellen, find ich es auch nicht verkehrt.
Zitat:"Denke frei und selbständig und lass dich nicht manipulieren!" - "Zu Befehl."
das als befehl aufzufassen (oder zu meinen) ist natürlich ein widerspruch in sich. genauso kann man verzweifelt versuchen tiefgründig zu klingen, weil tiefgründigkeit ja toll ist, und dadurch bloß oberflächlich sein. das heißt aber noch nicht, dass jeder, der tiefgründig sein will, so enden muss.
(23.05.2011, 21:18)WILDling schrieb: Naja, es wirkt zumindest auf den ersten Blick wie Abreißkalenderniveau. Zumindest, wenn man es nicht weiter ausführt. Aber genau da liegt, wie ich ja oben schon andeutete, auch das Problem, dass das gar nicht so einfach ist und ich wollte mich ja damit auch nicht abmühen. Eigentlich. Aber nun hast Du mich motiviert, es zumindest ansatzweise mal zu versuchen:
hehe, finde ich süß. denn ohne eine weitere ausführung ist der text wirklich nicht viel wert.
Zitat:"Folge dem Weg deines Herzens."
Das ist eine Erkenntnis, die zwar (nach meinen Beobachtungen) immer mehr Menschen erlangen (gerade auch hier im Forum finde ich), dennoch wird die enorme Bedeutung des Herzens noch immer weit unterschätzt. Und ich meine da jetzt nicht nur die Funktion des Herzens als Blutpumpe. [...] Die Entscheidungen, die ich aus dem Herzen her traf, waren mit Abstand die besten. Die reinen "Kopfentscheidungen" lagen oft qualitativ um Größenordnungen darunter. Das zur Positionierung bzw. den Rollen von Herz und Gehirn.
das finde ich jetzt ziemlich gewagt, wenn nicht sogar einen kategorienfehler, aber da bin ich mir nicht sicher: zu sagen, man entscheidet etwas "im herzen", heißt doch eigentlich "im gefühl" - ob das was mit dem organ im körper zu tun hat, weiß ich nicht. man sagt auch manchmal, man entscheidet aus dem bauch heraus. und natürlich gibts da jetzt auch diese neuronalen strukturen, sogar im darmtrakt, usw. (jedenfalls hab ich davon mal irgendwo gelesen
) aber das sagt noch nicht, welche geisigen prozesse dann mit den aktivitäten dort korellieren. zwar mag
irgendetwas an den metaphern dran sein, doch eine 1:1 gleichsetzung von geistessache und körperorgan ist wohl eher eine esoterische reduktion, ähnlich der lokalisierung von chakras, oder des "geschlechts", oder früher: der seele - und wird nicht der komplexität neuronaler strukturen, des körpers insgesamt, und des geistes gerecht. eine "bauchentscheidung" findet sicher auch nicht nur, vllt nichtmal vorwiegend, im bauch statt. auch wenn da irgendwas stattfinden mag.
also wenn der text sagt "folge dem herzen" würde ich es einfach erstmal nicht aufs organ, sondern auf die alltägliche bedeutung "folge dem gefühl" zurückführen, auch wenn das interessant ist, dass im herz angeblich neuronale strukturen zu finden sind. doch was es nun heißt, dem gefühl zu folgen, welchem gefühl und warum und wie - wäre die eigentliche beantwortung der frage, was es heißt, dem weg des herzens zu folgen.
Zitat:"Lerne zu sehen."
Mich wundert ein wenig, dass gerade ein erfahrener Klarträumer wie Du mit dieser Aussage solche Schwierigkeiten hat. Denn "sehen" ist meiner Ansicht nach hier ein Synonym für "erkennen". In unserer Terminologie: die Klarheit, die wir erlangen, sei es im Traum oder im Wachleben.
aber wenn auf dem abreißkalender nun steht: "lerne zu erkennen"? es wäre doch immernoch nicht sonderlich ausführlich, was man erkennen soll oder wie man das anstellt. das gleiche gilt auch für das freie denken. denn es ist alles garnicht so einfach, wenn man im eigenen kopf eine zensurmaschinerie hat. die gedanken sind nicht frei. jedenfalls nicht ohne weiteres.
Zitat:Ich habe nur geschrieben, dass eine tiefe Wahrheit darin steckt. Aber die findet jeder selbst heraus, der sich damit beschäftigt. Und so sollte es auch sein. Lehren kann man sie eigentlich nicht. Man kann sie nur er-leben.
kann man sie nicht zusammen herausfinden, sich zusammen damit beschäftigen? finde ich zuweilen sogar einfacher, als alleine. denn alleine sieht man seine eigenen einschränkungen viel weniger und andere können einen auch empathisch bestätigen.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner