Hallo Belibaste, danke für deine ausführliche Antwort!
Zitat:Deine Muttersprache ist nicht Deutsch? Aus welchem Land kommst du, bzw. in welchem lebst du? Ich möchte nicht indiskret sein, aber um zu verstehen was du sagen willst, wäre es wichtig zu wissen aus welchem kulturellen Umkreis du kommst.
Oh, tut mir leid, meine Muttersprache ist russisch, das erklärt vielleicht einige Missverständnisse.
Zitat:Ich habe ja schon gesagt, dass es für mich oftmals schwierig ist, die "Sprache" anderer Menschen in meine "Sprache" zu übersetzen. Deshalb versuche ich die Menschen zu verstehen die etwas sagen, um ihre Worte dann besser verstehen zu können. Dich verstehe ich sehr schlecht. Du scheinst sehr kompliziert (im Gegensatz zu mir) zu denken.
Das ist ein wichtiger Punkt. Diesen habe ich oben angesprochen. Und spreche noch mal explizit an. In meinen Augen verändert die Übersetzung der Aussagen von Anderen den Sinn bis zur Unkenntnis.

Hmm… ok, da hast du einen anderen Zugang, das macht das Ganze noch mal spannender. Und ich gebe mir Mühe, mich klarer und präziser auszudrücken.
Zitat:Wenn du dein Schicksal in die Hände des "Lebensflusses" legst, bedeutet das nicht unbedingt, dass du dich nicht in irgendeiner Weise entwickeln wirst.
Das stimmt. Aber dann fundiert diese „Entwicklung“ nicht als Brille, mit welcher ich die Welt betrachte, sie steht nicht im Vordergrund, sondern findet einfach statt (falls es überhaupt sein soll).
Zitat:Es gibt ein christliches "Mantra" das geht so: "DEIN Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden" (stammt aus einem Gebet). Gemeint ist damit, der Wille des höheren Wesens möge geschehen, weil dieses über mehr Weisheit als der betende Mensch verfügt. Meinst du das so, in diesem Sinn?
Nein, so meine ich eben nicht. Es sind die gleiche Worte
Dein Wille geschehe!, sie tragen aber eine andere Bedeutung.
Wenn ein betender Mensch sich auf die Weisheit eines höheren Wesens beruft, dann erhofft er die weise Führung für sich. Ich erhoffe keine weise Führung, wohin denn!?! Wieso soll ich mich wieder künstlich von irgendwelchen Anteilen des ontologischen Stromes abspalten?
Malt weiße Farbe auf dem weißen Papier ihren Namen…
Wer kann sie lesen in der Trockenzeit?
Zitat:Wenn man erkennt, dass etwas überflüssig ist, begreift man, dass man es nicht braucht. So weit kann ich dir geistig folgen.
Wunderbar
Zitat:ontologischer Strom=metaphysischer Strom, denn Ontologie=Metaphysik
Nein, ich meine die Ontologie in ihrer ursprünglichen Bedeutung:
Die Ontologie (aus dem Griechischen ὄν on als Partizip zu εἶναι einai „sein“ und aus λόγος logos - „Lehre“, „Wort“). Also die Lehre vom Sein.
Eigentlich habe ich diesen Begriff deutlich definiert:
Dieser Begriff beschreibt (1) eine natürliche Spannung, die wahrscheinlich jede lebendige Zelle bereits produziert, eine physiologisch messbare Spannung. Weiterhin ist das eine (2) psychische Aktivierung, die Wachheit, die wir subjektiv erleben können und schließlich ist das (3) die geistige Vitalität, ein geistig erfahrbares Fluss des Geschehens. Diese Ressource wird eingesetzt für die Prozesse der Wahrnehmung, der emotionalen und kognitiven Bewertung, der Bildung und Aufrechterhaltung von Gedächtnisinhalten.
Somit wäre der ontologische Strom
(1) physiologische Spannung
(2) psychische Aktivierung, die Wachheit
(3) Erfahrbarkeit des Geschehens innerhalb von Punkt (2)
keine Metaphysik, keine Gottesvorstellungen
Zitat:(ich denke da meinst du mit "Strom" nicht die Energieform elektrischer Strom, sondern eher im übertragenen Sinn "Fluss") - also aus dem was hinter der für uns sichtbaren Wirklichkeit steht – besteht
Ich beziehe mich dabei auf den Mensch. Nicht auf das ganze Geschehen der Natur. Der ontologische Strom ist wohl wahrnehmbar, wenn man darauf aufmerksam wird.
Zitat:dann verwaltet dieser "Strom" sich selbst und daher nennst du ihn "Verwaltung". Ontologischer Strom=Verwaltung. … (bitte ersetze dieses Wort durch ein verständlicheres)
Kein Problem! Dann heißt es ab jetzt eben „formatio distare“ (von lat. formatio „Gestaltung“, „Bildung“ distare = sich entfernen). Das ist doch ein präziser Begriff, welcher noch nicht besetzt ist!
Oder „eine, zunehmend von sich selbst entfernende, Organisation des ontologischen Stromes“.
Also organisiert sich ontologischen Strom soziokulturellen Umständen entsprechend zur einen Formation. Diese „formatio distare“ wird mit zunehmender kognitiver Entwicklung reflektiert, d.h. teilt sich auf und entwickelt neue Überwachungsebenen, verschachtelt sich. Ein „formatio distare“ kann anderen eigenen „formatio distare“ beurteilen, bewerten und die Maßnahmen zur Korrektur der Formation entwerfen (sei es Armeedrill, technische Meditation oder andere Ausprägung der Selbstkontrolle).
Die Kontrolle des eines „formatio distare“ über den anderen eigenen „formatio distare“ ist allerdings illusionär (Illusion der Kontrolle). Illusion, dass ein „formatio distare“ unabhängig von anderen „formatio distare“ ist, dass es etwas qualitativ anderes, als ontologischer Strom ist (Geist, Gott, Brahman oder sonst welche Konstrukte) (Illusion der Unabhängigkeit) sowie die Illusion, dass die Ereignisse zur Zwecken der Kontrolle virtuell von einander getrennt gehalten werden können (Illusion der Mittelbarkeit).
Zur Frage warum sich den ontologischer Strom überhaupt organisiert, wenn es hier so negativ dargestellt wird:
1. die Reduktion der Komplexität und Dynamik des Lebens auf wenige Parameter (Monokausales Denken: Gott hat alles erschaffen! Juden sind am allen schuld!)
2. die daraus resultierende Sicherheit (in kleinem Käfig ist alles überschaubar)
3. Entwicklung von Automatismen, die OS Kapazitäten entlasten sollen („trübträumen“). Automatismen funktionieren fehlerfrei und effizient bei der Ausübung eines Handwerks. Sie verfälschen jedoch die Wahrnehmung der Situation, wenn diese neuartig ist. Das Problem ist nur: jeder Augenblick ist neuartig.
Aus dem letzten Punkt wird sichtbar, dass die Grundstruktur der „formatio distare“ auf der Annahme der inneren Zeit basiert (Illusion der psychischen Zeit): die triadale Annahme der Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft (ich war ein Kind soundso, wurde verletzt, oder gelobt deswegen bin ich soundso geworden…), aber dabei auch die zeitliche Invarianz der Situation in Abhängigkeit der „formatio distare“ (wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, dann ist jedes Problem, was du begegnest ein Nagel).
so, nun hoffe ich, dass somit alle Klarheiten beseitig sind
LG,
Don
Hi Laura!
Zitat:Ich habe den wahren Tod bisher immer so eingeordnet, dass es der innere Tod ist, der Tod der Ziele, Träume, Sehnsüchte verbunden mit der Überzeugung, dass es keine Wiedergeburt(im selben Sinne) gibt.
Das stimmt ja auch. Ich habe nur die zeitliche Invarianz der innerzeitlichen Illusion rausgenommen und das Gesetz der Unmittelbarkeit zugefügt.
LG,
Don