RE: Werde ich es nie schaffen einen KT zu bekommen?
21.10.2016, 19:32
Ich möchte meine Antwort noch ein bisschen vertiefen, auch weil mich das Thema selbst interissiert.
Es gibt einen Teil des Geistes, der dem Menschen hilft Routine - Aufgaben im Halbschlaf oder "nebenbei" auszuführen. Psychologen sprechen dabei oft von automatisierten Handlungen oder erlernten Gewohnheiten. Dieser Teil ist bei einem RC, wenn man ihn schon oft gemacht hat, aktiv, daher schreibe ich darüber. Stangl schreibt dazu:
Einmal gelernt gehen komplizierte Abläufe, die man automatisiert hat, immer weniger holprig vonstatten, sodass man sich darauf nicht mehr konzentrieren muss. Die Großhirnrinde arbeitet dafür mit Zentren zusammen, die für unbewusste, automatisierte Handlungen oder Reflexe zuständig sind, etwa das Kleinhirn oder die sogenannten Basalganglien, die mehr als neunzig Prozent der Alltagshandlungen steuern. Schließlich wirkt bei Routinehandlungen nur noch ein „begleitendes Bewusstsein“.
Quelle:
http://lexikon.stangl.eu/6140/gewohnheit/
© Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik
Beispiele für solche Handlungen sind das
Radfahren,
das Schreibmaschineschreiben
(einen Text in die Tastatur eines PC eingeben können ohne hinzusehen).
Kuppeln und Schalten beim Autofahren
Manche Leute führen RC nach einer Weile nur noch automatisch aus und dadurch geht die Wirksamkeit verloren.
Daher sollte man beim Ausführen eines RC darauf achten, dass man es NICHT automatisch ausführt. Das mag sich paradox anhören. Aber bei einem RC ist das begleitende Bewusstsein wichtiger als das "richtige" Ausführen der Handlung (d.h. des RC). Dieses Bewusstsein sollte die Vorstellung oder das Gefühl beinhalten, dass "dies" ein Traum sein könnte (auch dann, wenn man meinen könnte, dass dies auf keinen Fall ein Traum sein könnte).
Wenn man in einem Traum einen RC durchführt, ohne dass man das richtige Bewusstsein dabei hat (d.h. sich ernsthaft fragt ob dies ein Traum sein könnte) dann kann es passieren, dass man der RC im Traum zwar ausführt, aber nicht bemerkt, dass es ein Traum ist. Und zwar, weil auch das Ergebnis des RC automatisiert wurde. Und selbst wenn sich im Traum bei einem RC eine Wahrnehmung ergibt, die dafür spricht, dass es ein Traum ist, übersieht man es oft, weil man aufgrund der Automatisierung einfach nicht erwartet oder daran interessiert ist ob es ein Traum sein könnte.
Wer noch nie einen Klartraum hatte kann an dieser Stelle (wenn er will) erst mal aufhören zu lesen. Denn jetzt wird es ein bisschen kompliziert, oder noch komplizierter.
Automatisierter Geist wird oftmals als Unterbewusstsein (in diesem Forum mit UB abgekürzt). bezeichnet. Man sagt ungangsprachlich "Das habe ich im Unterbewusstsein"(Psychologen verwenden diesen Begriff nicht, sie verwenden präzisere Begriffe). Der Bereich des UB ist sehr groß und umfasst neben der Fähigkeit erlente Handlungen immer wieder (und schnell) auszuführen auch Handlungsmotivationen, also die Lust oder Unlust etwas zu tun. Die Lust oder Unlust am Klarträumen entspringt zum großen Teil unterbewussten Motiven (ein Tiefenpsychologe würde sagen:
unbewussten Motiven). Manche Leute wissen gar nicht wieso sie unbedingt klarträumen wollen. Bei mir selbst habe ich nach längerer Selbstanalyse rausgefunden, dass es was damit zu tun hat, dass ich meine Tagträume verwirklichen will. Was aber gar nicht so einfach ist. Denn, ist man im Klartraum drin, hat man die gleichen oder ähnliche Hemmungen etwas Verbotenes oder Peinliches zu tun wie im Wachzustand. Man ist also gehemmt, aufgrund der gleichen unterbewussten "Einwände", wie im Wachzustand. Daher tun so viele Klarträumer in ihren Klarträumen nicht sehr viel. Ich jedenfalls. Manche verlegen sich darauf zu fliegen, weil dies kaum Gewissensbisse hervorruft. Diejenige, die die längsten Klarträume haben sind wohl die, die in ihrem Klarträumen (abgesehen vom Fliegen und ähnlichen harmlosen Sachen) kaum irgendwas anderes machen als in ihrem Wachleben. Ich möchte aber nicht auschließen,dass es auch noch andere Arten von Klarträumern gibt (z.B. solche, die KEINE Gewissensbisse haben und daher tatsächlich in ihren KT ein hohes Maß an Freiheit und "Spaß" genießen).