Phänomen - Gedankenorte

[DerTräumer]

Hallo ihr,
ich muss jetzt einfach mal etwas loswerden, was ich schon seit über 2 Jahren beobachte/untersuche. Ich hoffe hierfür, den richtigen Bereich im Forum gefunden habe (schwer einzuordnen).

Wenn ich etwas konzentiert tue, z.B. einen Text wie diesen schreiben oder etwas programmiere (häufig betroffen), dann "befinde" ich mich unterbewusst an einem bestimmten existenten Ort, also einen Ort den es wirklich gibt und an dem ich schonmal war.
"Unterbewusst" deshalb, weil ich erst im Nachhinein merke, dass ich an diesen Ort gedacht habe (die Erinnerung ist ähnlich wie die an einen Trübtraum).
Über zwei Jahre, habe ich für mich eine Gedankenorte-Karte erstellt (also die Orte in eine Karte eingetragen), bisher noch ohne wirkliches "Muster".
Bedeutend ist auch, dass ich das Gefühl habe, wenn es unterbewusst einen solchen Gedankenort während einer Tätigkeit gibt, ich diese "besser" ausführen kann.
Ich weiß nicht, ob diese Beschreibung ausreicht, um den Verhalt zu erläutern.
Rückfragen sind also erwünscht!

Hat sonst noch jemand ein solches oder ähnliches Phänomen bei sich beobachten können?

[effydeffy]

mmhhh wahrscheinlich tagträumst du nur... in wiefern bist du denn da drin, kannst du deine normale tätigkeit, schreiben od. programmieren, weiterführen?

[DerTräumer]

Hallo effydeffy,
erstmal danke für deine schnelle antwort.
Nein, es handelt sich definitiv nicht um Träume.
Dies passiert bei ganz normalen Tätigkeiten, bei denen man sich konzentriert.
D.h. im Vordergrund steht eigentlich die Tätigkeit an sich, im Hintergrund "wandert" das Unterbewusstsein aber an diesen Ort (schwierig zu erklären).
Dies ist ganz normal in den Tag eingebaut. Erst nach der Tätigkeit merke ich dann, dass ich schon wieder so einen Gedankenort hatte.

[effydeffy]

mkay, also ich hab sowas dann noch nie erlebt....ich kreuz also mal nein an ^^

[DerTräumer]

Danke dir schonmal.
Vielleicht findet sich jemand anderes, dem das Phänomen was sagt.

Oder bin ich der einzige?

[spell bound]

wäre es vllt besser das nach sonstige erlebnisse zu verschieben?

ich kenn das nicht so deutlich wie du es beschreibst, aber bei manchen tätigkeiten hab ich schon gemerkt, dass ich an bestimmten "orten" zu sein scheine. beim gitarre spielen war es z.b. ab und zu ein traum, in den ich mich hinein versetzt gefühlt hab - ein traum, den ich nach dem aufwachen nicht erinnert hatte.

ansonsten hab ich manchmal ein generelleres gefühl, in nem bestimmten kontext zu sein - nicht ein spezieller ort, den ich kenne, sondern etwas anders. z.b. wenn ich depressiv bin merk ich manchmal wie mir die umgebung vorkommt als wäre sie so weltall- artig, also in den weiten des alles schwebend.

passt vermutlich nicht ganz zu dem was du beschreibst, aber vllt ähnlich.

[Laura]

Hallo Träumer,

Wenn ich etwas konzentiert tue, z.B. einen Text wie diesen schreiben oder etwas programmiere (häufig betroffen), dann "befinde" ich mich unterbewusst an einem bestimmten existenten Ort, also einen Ort den es wirklich gibt und an dem ich schonmal war.
"Unterbewusst" deshalb, weil ich erst im Nachhinein merke, dass ich an diesen Ort gedacht habe (die Erinnerung ist ähnlich wie die an einen Trübtraum).

klingt sehr interessant. Hast du denn diese Gedankenorte nur als begleitendes Hintergrundbild im Kopf oder verwandelt sich deine aktuelle reale Umgebung vollständig um dich herum? Oder ist das dann so eine Art Überlagerung, dass du an zwei Orten gleichzeitig bist?
Hast du schon mal versucht, den Gedankenort mitten in einer Konzentration bewusst wahrzunehmen?
Ich weiß nicht, ob ich sowas schon erlebt habe, mir kommt das Prinzip nur irgendwie bekannt vor, so als wärs was recht Alltägliches, was nur kaum jemand bewusst wahrnimmt. Deshalb frag ich erstmal, vllt. kenn ich das ja auch? So eine Art zweite Gedankenspur habe ich z.B. auch oft.

[DerTräumer]

wäre es vllt besser das nach sonstige erlebnisse zu verschieben?

Könnte sein. Ich wusste es nicht recht einzuordnen, da ich ja nicht genau weiß um was es sich handelt

passt vermutlich nicht ganz zu dem was du beschreibst, aber vllt ähnlich.

Stimmt ähnlich ist es. Aber bei mir ist es eben nur dieser Ort. Ohne ein Gefühl oder sonstige Gedanken dazu.

Hast du denn diese Gedankenorte nur als begleitendes Hintergrundbild im Kopf oder verwandelt sich deine aktuelle reale Umgebung vollständig um dich herum? Oder ist das dann so eine Art Überlagerung, dass du an zwei Orten gleichzeitig bist?

Ich habe es nur als eine Art unterbewusstes Hintergrundbild im Kopf, von dem ich aber nichts während, sondern erst nach der Tätigkeit bemerke. D.h. bewusst befinde ich mich an dem Ort, an dem ich der Tätigkeit nachgehe, mein Unterbewusstsein schweift aber scheinbar in Gedanken ab und geht zu irgendeinem Ort den ich kenne (ich verbinde im allgemeinen nichts besonderes mit den Orten).

Hast du schon mal versucht, den Gedankenort mitten in einer Konzentration bewusst wahrzunehmen?

Ich schätze ich befinde mich in einem vergleichbaren Zustand bzgl. der Beziehung des Bewusstseins zum Unterbewusstsein, wie dies in einem Traum der Fall ist. Ich müsste also merken, dass ich "träume"/abschweife. Dies war mir bisher leider noch nicht möglich (sowohl im Traum als auch bei den Gedankenorten). Allerdings ein interessanter Ansatz, den ich versuchen werde zu verfolgen.

Ich weiß nicht, ob ich sowas schon erlebt habe, mir kommt das Prinzip nur irgendwie bekannt vor, so als wärs was recht Alltägliches, was nur kaum jemand bewusst wahrnimmt. Deshalb frag ich erstmal, vllt. kenn ich das ja auch? So eine Art zweite Gedankenspur habe ich z.B. auch oft.

Als eine Art "zweite Gedankenspur" könnte man es bezeichenen, halt eine die auf einen bestimmten Ort bezogen ist. Ich denke auch, dass das Menschen öfters haben, nur eben vergleichbar mit Träumen leider allzuoft nicht wahrnehmen oder schlicht ignorieren.

[Pygar]

Ich habe das auch, aber zeitlich.

Bei mir ist es so, dass wenn ich eine Tätigkeig ausführe, dann bin ich geistig ganz nah an der Zeit, in der ich es gelernt habe, z.B. Integration in der 12ten Klasse.

Das örtliche Erinnerungsvermögen ist ja das bei Menschen am besten ausgeprägte Gedächtnis, deswegen benutzen viele Gedächtnissportler die sogenannte Routen-Methode oder Loci-Methode.

Dieses Phänomen findet auch dort Anwendung, wenn man losläuft und vergisst, was man eingentlich machen wollte. Wenn man wieder zurückgeht, dann fällt es einem wieder ein.
Oder Denkmäler haben wahrscheinlich einen ähnlichen Hintergrund.

Evolutionsbiologisch macht das natürlich Sinn, wenn sich der Homo Sapiens die Orte mit den besten Beeren gut merken kann.

[DerTräumer]

Hallo EmoScreamo,
das beleuchtet das ganze natürlich unter einem anderen Licht. Auch interessant, nur irgendwie trifft es das nicht ganz genau. Weil wie du es beschrieben hast, besteht immer eine Beziehung zwischen der Zeit/dem Ort und den Gedanken. Bei mir habe ich kein solches Muster erkennen können. Z.B. habe ich einmal im nachhinein gemerkt, dass ich beim Programmieren an einer Autobahnauffahrt "war". Dies ist natürlich nur ein Beispiel, aber auch in allen anderen Fällen sehe ich keine Beziehung zwischen dem Gedachten und dem Ort. Ganz im Gegenteil erscheint mir der Ort und der Gedanke unabhängig und willkürlich.

Edit:
Ich habe eine Idee, wie ich der Sache auf den Grund gehen könnte. Ich werde versuchen in nächster Zeit möglichst viele dieser Orte abzuklappern und zu gucken ob sich was in mir tut. (Danke für den Hinweis EmoScreamo)

[fiodra]

So wie du das beschreibst, kenne ich das nicht. Ich kenne das Phänomen von zwei parallelen Gedankenspuren aus dem hypnagogen und hypnopompen Bereich, sowie in Träumen selber. Auch mein Tagträumen beim Autobahnfahren geht wohl etwas in diese Richtung. Auf der Auobahnauffahrt sein kenne ich von hypnagogen Erlebnissen, also beim Einschlafen oder in einem meditativen Zustand.

Ich vermute, dass du bei deiner Konzentration in eine Art Trance kommst, in der andere Bewusstseinsinhalte zumindest subliminal am Rande deines Bewusstseins auftauchen.

[Jami]

Ich habe gestern mal "Nein" angekreuzt. Ich kenne zwar dieses Abschweifen, was ich nicht wirklich Tagträumen nennen würde, allerdings verhält es sich bei mir so, dass ich die aktuelle Tätigkeit zwar weiterführe, aber es nicht mehr wahrnehme, auch in eine Art Trance verfalle. Plötzlich fällt mir auf, dass ich seit 2 Minuten fehlerfrei Klavier spiele, ohne darauf geachtet zu haben.
Wenn ich aber z.B. schreibe, entstehen die merkwürdigsten Dinge. Sätze die ich überhaupt nicht bemerkt oder so gemeint habe.
Neulich in der Schule arbeiteten wir am Computer, und ich merkte plötzlich dass ich etwas geschrieben hatte, ohne es mitbekommen zu haben. Da stand wortwörtlich: "Ob man´s sagt oder nur meint: Der Regen ist der Feind." O.O

Das ähnelt deiner Beschreibung ein bisschen, aber ist schon ein Unterschied.
Andererseits kann ich durch bewusstes Versetzen an einen Gedankenort in meiner Erinnerung Kreativität beim Schreiben oder Malen fördern...

[Laura]

Da stand wortwörtlich: "Ob man´s sagt oder nur meint: Der Regen ist der Feind." O.O

Sowas passierte mir zwar noch nicht, aber ich glaub ich weiß, was Träumer meint. Gestern habe ich mich während einer KT-Übung dabei ertappt, wie ich ständig "in zweiter Spur" einen WL-Ort im Kopf hatte - als ich aufmerksam wurde drauf, wusste ich sofort, dass ich den durchweg immer bei dieser Vorgehensweise "sehe". Ich mach da so vorgestellte TK-Übungen und "befinde" mich dabei immer im Bild einer bekannten Straßeneinmündung. Schon oft habe ich mich gefragt, wieso, wo die Verbindung ist. Kann mich lediglich dran erinnern, dass ich in der Anfangszeit dieser Anwendung dort öfter parkend gestanden hatte...irgendwie hat sich das wohl im UB so geprägt
Träumer kannst ja mal sagen, ob dir das auf die Art bekannt vorkommt

[DerTräumer]

Ich mach da so vorgestellte TK-Übungen und "befinde" mich dabei immer im Bild einer bekannten Straßeneinmündung. Schon oft habe ich mich gefragt, wieso, wo die Verbindung ist. Kann mich lediglich dran erinnern, dass ich in der Anfangszeit dieser Anwendung dort öfter parkend gestanden hatte...irgendwie hat sich das wohl im UB so geprägt
Träumer kannst ja mal sagen, ob dir das auf die Art bekannt vorkommt

Wow, das klingt ziemlich vertraut, auch so wie du es beschreibst. Außer das ich nicht so eine Verbindung zu den Orten entdecken konnte. Aber ansonsten kommts dem schon wirklich nahe.

Plötzlich fällt mir auf, dass ich seit 2 Minuten fehlerfrei Klavier spiele, ohne darauf geachtet zu haben. [...]
Andererseits kann ich durch bewusstes Versetzen an einen Gedankenort in meiner Erinnerung Kreativität beim Schreiben oder Malen fördern...

Das ist mir auch schon aufgefallen. Zum Teil bin ich zwar bei der Sache, aber es läuft "nebenher" und vor allem meistens besser, wie wenn ich mich direkt darauf konzentriere.
Das mit dem bewussten Versetzen hab ich deshalb mal versucht, allerdings ist das nicht das selbe, wie wenn es von alleine geschieht.

[Nischi]

Hey, ich kenne das sehr gut. Mir passiert das meistens, wenn ich ein Buch lese oder mich stark konzentriere, dann bin ich an bestimmten, mir bekannten Orten, nur ist meistens die Schwerkraft umgekehrt, also statt nach unten zu gehen, geht sie in ne andere Richtung (nicht nach oben!). Ich stehe also meistens an den Wänden oder benutze sie wie Treppen.

Das ganze läuft ohne meine bewusste Steuerung, ist mir aber dennoch völlig bewusst. Die Orte haben dabei nichts mit dem konzentrierten Inhalt zu tun, jedoch haben bestimmte Bücher z. B. immer denselben zugehörigen Ort. Ich hab mich noch nich viel damit beschäftigt, aber ich würd schätzen, dass ich so maximal 10 solcher Orte hab.