So, ich hab mich jetzt fast durch den gesamten Thread geackert... teils etwas quergelesen, hab auch so mehr als eine Stunde gebraucht... aber zu diesem Thema MUSS ich fast was sagen...
"Viele Selbstmörder wollen nicht sterben. Sie wollen nur nicht so weiterleben wie bisher."
- hab ich auf irgendeiner Website gesehen, trifft den Kern der Sache aus meiner Sicht aber ganz gut. Ich habe viel mit Menschen zu tun, die ein wirklich grauenhaftes Leben hinter sich haben (glaubt mir - für die Lebensgeschichten gibt es keine andere Bezeichnung als grauenhaft) und bei vielen könnte ich es sehr gut verstehen, wenn sie ihren Suizidwünschen eines Tages nachkämen.
Sehr entscheidend für meine Meinung über Suizide ist, dass bei vielen Suizidalen der Gedanke an die Selbsttötung der EINZIGE selbstfürsorgliche Gedanke ist, den sie überhaupt akzeptieren können. Der Suizid löst keine Probleme - aber er beendet sie auf sehr konsequente Art und Weise. Bei manchen Betroffenen ist dieser Gedanke traurigerweise der letzte verbliebene Rest an Selbstfürsorge. Ich würde zwar gerne Fallbeispiele bringen, aber das würde leider den Postingrahmen sprengen (erst recht so spät abends).
Zudem fällt die Entscheidung über die Selbsttötung in meinen Augen unter den Bereich des freien Willens - mit Ausnahme psychotischer Erkrankungen oder hochdepressiver Schübe.
Hut ab. Das ist mal eine Begründung!
Hier stimme ich dir allerdings nicht mehr zu, vor allem nicht mehr aus medizinischer Sicht. Wenn man bedenkt, dass die verminderte Lebensqualität in den Erste-Welt-Ländern die allerwichtigste Todesursache ist (das gilt auch für indirekte Folgen - auch das aufzuschlüsseln würde den Rahmen eines Postings und meiner Zeit momentan sprengen) und zugleich bedenkt, dass durch Suizid mehr Menschen sterben als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und AIDS zusammen (!!! - Studie von 2005, glaube ich)... muss man sich fragen, wie "gut" wir es hier eigentlich haben.
Bevor ich schlafengehe, ein letztes Wort bezüglich der Frage, wie man mit Menschen umgehen sollte, die Suizidgedanken äussern. Aus einem anderen Kontext heraus hat mir ein Argument unheimlich Eindruck gemacht und ich glaube, dass das ein wirksames Argument sein könnte, um vor allem Kurzschluss-Suizidale zum erneuten Nachdenken zu bewegen (teils sicher auch Bilanzsuizide):
Irgendjemand oder irgendetwas hat die Person soweit getrieben, über Suizid nachzudenken. Meistens - in den Fällen jedenfalls, die ich näher kenne - handelt es sich um eine oder mehrere Personen, die dem Suizidalen etwas (wiederholt?) angetan hat / haben. Diese Person ist es also, die den Suizidalen zu Selbsttötungsgedanken treibt.
Sich zu töten würde aber heissen, dieser Person endgültig einen "Sieg" zuzugestehen.
In voller Länge und im korrekten Kontext ist die Aussage auf meiner Homepage nachzulesen... soll keine Werbung sein, sondern nur ein Hinweis für Interessierte... aber ich vermute, das ist das einzige oder eines der ganz wenigen Argumente, die wirklich wirken können. Trotz ist eine sehr, sehr starke Emotion und kann in solchen Situationen im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten.
"Viele Selbstmörder wollen nicht sterben. Sie wollen nur nicht so weiterleben wie bisher."
- hab ich auf irgendeiner Website gesehen, trifft den Kern der Sache aus meiner Sicht aber ganz gut. Ich habe viel mit Menschen zu tun, die ein wirklich grauenhaftes Leben hinter sich haben (glaubt mir - für die Lebensgeschichten gibt es keine andere Bezeichnung als grauenhaft) und bei vielen könnte ich es sehr gut verstehen, wenn sie ihren Suizidwünschen eines Tages nachkämen.
Sehr entscheidend für meine Meinung über Suizide ist, dass bei vielen Suizidalen der Gedanke an die Selbsttötung der EINZIGE selbstfürsorgliche Gedanke ist, den sie überhaupt akzeptieren können. Der Suizid löst keine Probleme - aber er beendet sie auf sehr konsequente Art und Weise. Bei manchen Betroffenen ist dieser Gedanke traurigerweise der letzte verbliebene Rest an Selbstfürsorge. Ich würde zwar gerne Fallbeispiele bringen, aber das würde leider den Postingrahmen sprengen (erst recht so spät abends).
Zudem fällt die Entscheidung über die Selbsttötung in meinen Augen unter den Bereich des freien Willens - mit Ausnahme psychotischer Erkrankungen oder hochdepressiver Schübe.
Zitat:Original von Ova
Es wird zum Beispiel immer wieder betont, dass man von Hartz IV eigentlich nicht vernünftig leben kann (ich erinnere mich da an einige Selbstversuche von Studenten und Redakteuren von Zeitungen), aber diese Maßnahmen trotzdem angeblich notwendig seien (das bekomme sogar ich mit, obwohl ich nie fernsehen gucke). Diejenigen, die mit allem was damit verbunden ist nicht klarkommen, werden als Versager bezeichnet (deswegen sogenannte Versager) und begehen dadurch eventuell Suizid.
Die Leute, die Arbeit haben, werden dadurch unter enormen Druck gesetzt, da sie verständlicherweise nicht wollen, dass sie auch in diese Situation geraten und eventuell auch soweit kommen, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen. Sie müssen den Anforderungen nachkommen, um selbst nicht als Versager dazustehen. (Das ist das, was man gemeinhin unter "Leistungsgesellschaft" versteht.) Durch diesen Druck macht es das vielen Arbeitgebern noch leichter, die Leute auszunutzen... durch längere Arbeitszeiten ohne Ausgleich, Überstunden und so weiter. Damit profitieren diese Arbeitgeber davon (...so verhalten sich zum Glück bei weitem nicht alle).
Hut ab. Das ist mal eine Begründung!
Zitat:Das Beispiel mit Dritte-Welt-Ländern wird oft angebracht, um zu relativieren und zu beschwichtigen, wenn sich jemand im sozialen Vergleich mit anderen als äußerst schlecht abschneidend sieht. Das klappt jedoch nicht, da in anderen Ländern teilweise komplett andere Gesellschafts- und Einkommensverhältnisse herrschen.... und auch darüber, was in dieser Hinsicht als "normal" empfunden wird.
Hier stimme ich dir allerdings nicht mehr zu, vor allem nicht mehr aus medizinischer Sicht. Wenn man bedenkt, dass die verminderte Lebensqualität in den Erste-Welt-Ländern die allerwichtigste Todesursache ist (das gilt auch für indirekte Folgen - auch das aufzuschlüsseln würde den Rahmen eines Postings und meiner Zeit momentan sprengen) und zugleich bedenkt, dass durch Suizid mehr Menschen sterben als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und AIDS zusammen (!!! - Studie von 2005, glaube ich)... muss man sich fragen, wie "gut" wir es hier eigentlich haben.
Bevor ich schlafengehe, ein letztes Wort bezüglich der Frage, wie man mit Menschen umgehen sollte, die Suizidgedanken äussern. Aus einem anderen Kontext heraus hat mir ein Argument unheimlich Eindruck gemacht und ich glaube, dass das ein wirksames Argument sein könnte, um vor allem Kurzschluss-Suizidale zum erneuten Nachdenken zu bewegen (teils sicher auch Bilanzsuizide):
Irgendjemand oder irgendetwas hat die Person soweit getrieben, über Suizid nachzudenken. Meistens - in den Fällen jedenfalls, die ich näher kenne - handelt es sich um eine oder mehrere Personen, die dem Suizidalen etwas (wiederholt?) angetan hat / haben. Diese Person ist es also, die den Suizidalen zu Selbsttötungsgedanken treibt.
Sich zu töten würde aber heissen, dieser Person endgültig einen "Sieg" zuzugestehen.
In voller Länge und im korrekten Kontext ist die Aussage auf meiner Homepage nachzulesen... soll keine Werbung sein, sondern nur ein Hinweis für Interessierte... aber ich vermute, das ist das einzige oder eines der ganz wenigen Argumente, die wirklich wirken können. Trotz ist eine sehr, sehr starke Emotion und kann in solchen Situationen im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten.