RE: Ungewollte Klarträume
22.11.2024, 10:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.11.2024, 10:11 von ichbinmehr.)
Ich habe meine Psychosen nicht ohne ärztliche Hilfe durchgestanden. Ich hatte zwei Psychiater*innen, eine siebenjährige Traumatherapie bei einer Psychologin und einen unterstützenden Hausarzt.
Zudem war mein Freund Hartwig von großer Bedeutung für mich. Er hatte Erfahrung mit psychedelischen Substanzen und konnte mir durch seine Perspektiven und Einsichten helfen, meine psychotischen Wahrnehmungen in sinnvolle Erkenntnisse zu verwandeln. Er war geprägt vom Schamanismus und von der Psychologie Carl Jung. Diese Unterstützung war ein wichtiger Teil meines Heilungsweges, den konventionelle Psychotherapie in der Regel nicht leistet.
Andauernde Klarträume, die ich als Überflutung wahrnahm, waren ebenfalls ein Symptom meiner akuten Psychose. Diese Erfahrungen hatten nichts mit den Klarträumen zu tun, die man genießen oder bewusst steuern kann. Vielmehr fühlte es sich an, als würde das Unbewusste vollständig wegfallen, was mir das Gefühl gab, keinen Rückzugsort mehr zu haben. Es war, als ob ich ständig wach und allem ausgesetzt war, ohne Pause oder Erholung. Ohne dass ich wusste wie ich diese ständige Klarheit und Allwissenheit verarbeiten sollte. Das war für mich sehr leidvoll. Es war die Hölle und hat nichts damit zu tun, was wir am klarträumen so sehr genießen. Es ist ein krankhafte Version des Klartraums. Es ist der Spiegel der Hölle der man im Tagesbewusstein nicht begegen will.
Ich glaube fest daran, dass auch andere Menschen ihre Erkrankungen nachhaltig heilen können – sei es durch konventionelle oder alternative Ansätze. Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, den für sich passenden Weg zu finden, um Heilung und ein erfülltes Leben zu erreichen.
Die Psychiater*innen, die mich begleitet haben, konnten mir nur in dem Maße helfen, wie sie es kannten – hauptsächlich durch symptomlindernde Ansätze. Doch dieser Weg war für mich nicht der richtige. Er passte nicht zu meinen Werten und Zielen. So habe für mich einen Weg gefunden, der über diese Ansätze hinausgeht: Ich habe es geschafft, eine Psychose ohne Medikamente zu heilen. Das ist ein Weg, den ich für mich entdeckt habe und der mir erlaubt hat, mein Leben nachhaltig zu verändern.
Ein wesentlicher Teil meines Heilungsweges bestand darin, den Ärzt*innen – den Autoritäten – zu widersprechen. Ihnen ihre Autorität zu entziehen und zu spüren was ich brauche. Ich wusste es in meinem Inneren. Dieser Widerspruch war notwendig, weil es für mich darum ging, meine eigene Autorität zu werden und mir selbst das zu geben, was ich brauchte.
Genau das war mein zentrales Problem: In der Umgebung, in der ich aufgewachsen bin, wurde ich oft nicht verstanden, und meine Bedürfnisse blieben unerfüllt. Es war ein tiefgreifender Schritt, mich selbst ernst zu nehmen und meinen eigenen Weg zu finden - entgegen der Vorstellung anderer Menschen, die vorgaben zu wissen was für mich richtig sei. Und ich habe Recht behalten.
Ich möchte betonen, dass es ein äußerst herausfordernder Weg war – ein Weg, der bedeutete, durch die eigene Hölle zu gehen und sich mit den tiefsten Aspekten meines Entwicklungstraumas auseinanderzusetzen. Dieser Weg ist nicht für jede*n geeignet, und in vielen Fällen bleiben Medikamente ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Trotzdem empfinde ich es als meine Aufgabe, davon zu erzählen, was bei mir funktioniert hat, damit Menschen, die nach Alternativen suchen, diese Möglichkeit kennen.
Ich kenne niemanden außer mir, der eine Psychose auf diese Weise überwunden hat, und ich sehe darin etwas Besonderes, das ich mir selbst zugestehen möchte. Es hat mich viel Mut und Kraft gekostet, meine Familie zu verlassen und den tiefsten Ursachen meiner Probleme zu begegnen.
Ich sehe es als wertvoll an, andere darauf aufmerksam zu machen, dass es mehrere Wege zur Heilung gibt, auch wenn diese Wege individuell sehr unterschiedlich aussehen können. Für mich steht die Freiheit im Mittelpunkt: Menschen sollten selbst entscheiden können, welcher Heilungsweg am besten zu ihnen passt – dazu gehört auch, dass sie die Bandbreite an Möglichkeiten kennen.
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Ich sehe das mit der Zeit so: Man sollte Zeit nicht so ernst nehmen, denn man weiß nie, wer, wann und warum jemand einen Text liest.Vielleicht ist Zeit ja auch nur so eine Idee, die unser Denken manchmal ganz schön einschränkt.
Manchmal schickt mir Facebook Beiträge, die ich vor Jahren geschrieben habe, wie „Erinnerung vor 3 Jahren“ oder so. Und plötzlich bedeutet genau dieser genauheute an diesem Tag etwas für mich. Vielleicht ist es so, dass manche Erkenntnisse genau dann wieder auftauchen, wenn wir sie am meisten brauchen.
Da ich hier bin, um meinen Selbsterkenntnisweg zu vervollständigen, finde ich immer einen Anlass, mich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Selbst wenn Lililu vielleicht nie wieder in dieses Forum schaut, bleibt die Möglichkeit, dass jemand anderes, der hier mitliest, genau diese Information gesucht hat.