Zitat:en.ki schrieb am 15.06.2006 14:45 Uhr:
Angenommen jemand sagt, daß er sich am liebsten umbringen würde und führt dann seine Gründe dafür auf.
Was reagiert man darauf? Was ist "richtig"/-er?
Neulich schrieb einer in der Vorstellungs-Rubrik, dass er den Berufswunsch Soldat habe.
Jemand antwortete darauf korrekterweise, dass derjenige sich darüber im Klaren sein sollte, dass das bedeuten kann, Menschen töten zu müssen.
Nun - beim Berufssoldaten besteht diesbezüglich lediglich eine WAHRSCHEINLICHKEIT,
beim Suizidalen dagegen ist es, wenn er seinen Entschluss in die Tat umsetzt, sogar eine SICHERHEIT:
Er tötet einen Menschen.
Diese Tatsache kann niemand bestreiten, ganz gleich wie er moralisch dazu steht.
Wer also in Betracht zieht sich umzubringen, sollte sich zunächst fragen, was das für ihn persönlich bedeutet: Einen Menschen zu töten.
Natürlich würden hier 99% der damit Konfrontierten sofort in den "Ja, aber..."-Modus schalten (in Bezug auf einen selbst würden andere Gesetze gelten als in Bezug auf andere uswusf.) - vielleicht auch deshalb, weil ihnen die nüchterne und sachlich nicht von der Hand zu weisende Feststellung, dass durch die geplante Handlung ein Mensch stirbt, doch irgendwie ein mulmiges Gefühl verschafft.
Bei der Frage, ob ich es denn nun wirklich für richtig halte, einen Suizidalen mit dieser Wahrheit zu konfrontieren, möchte ich eine Fallunterscheidung treffen:
- liegt eine psychische Erkrankung vor oder besteht zumindest diesbezüglicher Verdacht:
Dann auf keinen Fall!
- handelt es sich dagegen um einen geplanten sog. Bilanzsuizid:
dann möglicherweise schon, da man beim Erstellen solch einer Lebensbilanz ehrlich sein und auch unangenehm klingende Wahrheiten nicht unter den Teppich kehren sollte.