RE: Aufruf für eine Theorie der Klarträume und eine Klartraumdidaktik
03.05.2015, 00:50
Grundlagen
wenn man mit dem fahrrad backflips durch feuerreifen auf einem seil lernen möchte, muss man vorher vieles andere erstmal lernen. vielleicht ist es mit klarträumen ähnlich, zumindest mit dem regelmäßigen und häufigen klarträumen. grundlagen sind nicht grundübungen.
grundlagen sind dinge, die man in einem anderen kontext tun kann. ganz normales fahrradfahren wäre ein beispiel. da ist man nicht auf dem seil, man hat keine brennenden feuerreifen, man hat kein spezialfahrrad, man hat keine zuschauer, man hat kein zirkuszelt, aber man kann trotzdem spaß dran haben und es gut oder nicht gut können. oder auf dem seil laufen können. ohne fahrrad, ohne brenndende reifen. oder simple akrobatik. usw....
mich interessieren keine techniken, wenn ich über grundlagen rede. sondern über vereinfachte bedingungen fürs lernen und ausüben von ähnlichen fertigkeiten.
lasst uns doch mal sammeln.
luzides denken
ein punkt, der mir gerade am ende meiner meditation auffiel, könnte "luzides denken" genannt werden. oft genug laufen übliche gedanken am tag unbewusst ab, wir vergessen sie wieder, wir werden von ihnen in wirre richtungen gelenkt, sie überfordern uns durch ihre vielfalt. klarheit der gedanken heißt, gedanken beobachten, bewusst wahrnehmen wie einer auf den anderen folgt und wodurch sie ausgelöst werden. es heißt, fokussieren üben. von all den vielen und abdriftenden gedanken immer wieder zur mitte zurückzukehren oder sie lernen zu beruhigen. das könnte man "kontrolle" nennen. schließlich kann man lernen, das zu denken, was man denken möchte! genauer gesagt: woran möchte ich denken? welches thema möchte ich durchdringen? und es dann durchdringen, ohne sich ablenken zu lassen. aber man kann auch lernen, den unbewussten gedankenstrom zu verstehen. schließlich heißt fokussieren nicht zerstören. der fokus des bewusstseins bündet die aufmerksamkeit in eine richtung, doch die impulse im innern bleiben bestehen, bis sie zu wort kommen und sich ausleben konnten. also heißt bewusstes denken auch, den sinn der gedanken zu verstehen, zu ergründen.
wer schon im wachen sehr schnell gedanklich abschweift oder kein interesse für seine gedanken aufbringt, wird mühe haben, dasselbe im traum zu tun, der noch um einiges wilder ist, oder auch nur im hypnagogen bereich.
das führt mich zum zweiten punkt.
luzide hypnagogien
selbsterklärender begriff. man könnte sagen, eine stufe tiefer als luzides denken. auch visualisieren zu lernen kann hier dazu gezählt werden, denn wie das gut funktioniert, sehr realistische eindrücke gibt, das kann man von den hypnagogien lernen und man kann in den hypnagogien schließlich auch so bewusst werden, dass man sie lenken kann, fokussieren, und damit ist man wieder nahe einer art von visualisieren.
luzide sinneswahrnehmungen
wird manchmal auch gegenwärtigkeit genannt. ist aber nur ein teil davon, sozusagen der äußere teil. aber ein interessanter. meist nehmen wir die dinge nur wahr insofern sie bedeutung für uns haben, irgend einen zweck. wir nehmen daher symbole wahr, begriffe, aber die direkten sinneseindrücke treten in den unbewussten hintergrund. oder wir nehmen einzelheiten wahr, aber nicht den gesamteindruck, der gerade auf uns wirkt. das kann man üben, indem man sich darauf konzentriert. natürlich kann man aber auch begriffe und symbole bewusst wahrnehmen.
luzide emotionen
sind unweigerlich verbunden mit dem denken und den sinneswahrnehmungen, man kann sie aber auch soweit in den vordergrund (fokus) treten lassen, dass man diese primär beobachtet. sehr ergiebig zur selbsterkenntnis.
luzides bewusstseinsübergänge
von einem zustand in den anderen gehen, das kann man immer wieder wiederholen. z.b. vom meditativen dasitzen zum wachen dasitzen, dann zum rumlaufen, dann wieder zum meditativen dasitzen... beim wechsel darauf achten, den übergang bewusst miterleben und die erlebnisse aus dem einen bewusstseinszustand auch im anderen zu erinnern.
in geringerer form passiert dasselbe schon, wenn man durch türen geht. nicht nur in träumen ist das so. geht man durch eine tür, in einen anderen raum, vollzieht sich auch im bewusstsein oft ein übergang in eine andere situation, einen anderen kontext mit anderen zielen und überlegungen, den man meist gar nicht bemerkt.
in größerer form passiert das ständig. es gibt so viele verschiedenen kontexte, die wir im laufe des tages durchlaufen, und selten halten wir dabei inne, sondern folgen station auf station wie ferngesteuert.
luzide gespräche
wurde auch mal shared waking genannt. gespräche verlaufen sehr oft sehr schnell auf plänkelnder ebene, v.a. wenn mehr als 3 leute beteiligt sind. die themen bleiben dann oft an der oberfläche und man hüpft von einem thema zum nächsten, und wenn man sich dann später fragt wie man dorthin kam, weiß man es nicht mehr - ebensowenig wie man weiß, was man jetzt aus dem gespräch eigentlich gelernt hat oder was es in der beziehung oder für die beteiligten veränderte. bewusste gespräche führen heißt erstmal öfter inne zu halten und zu bemerken, worüber man redet, wohin das thema driftet, was die gesprächsinteressen aller beteiligten sind (inklusive von einem selbst), wenn man gut ist, kann man auch darauf achten, was die unausgesprochenen gesprächsinteressen der beteiligten sind. man kann weiterhin beachten, wie es von einem thema aufs nächste geht, und wo die themen noch nicht abgeschlossen sind. so wird man irgendwann in der lage sein, zu den themen zurück zu kommen, kreise zu schließen, aus abschweifungen exkursionen zu machen, und letztlich, v.a. wenn die anderen beteiligten mitmachen, kann man das gespräch bewusst steuern! man weiß, was man redet, warum man es redet, man kann unausgesprochenes sehen und artikulieren und man weiß, was man reden möchte und kann es dann auch gleich in die tat umsetzen, für alle beteiligten! eine sehr lohnenswerte fähigkeit.
luzides leben
was möchte man im leben eigentlich machen, so allgemein? und was heute an diesem tag? und was jetzt in dieser stunde? man kann lernen, darauf zu achten, sodass man plötzlich die erkenntnis erlangt: ich lebe ja gerade! und dann kann man beobachten, wohin das leben einen treibt und warum das so ist, man kann rausfinden was man im leben möchte und kann es sogleich angehen!
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner