Buddhismus und Selbsterkenntnis - Druckversion +- Klartraumforum (https://www.klartraumforum.de/forum) +-- Forum: Community (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=5) +--- Forum: Philosophie und Psychologie (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=20) +--- Thema: Buddhismus und Selbsterkenntnis (/showthread.php?tid=17637) |
RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - ichbinmehr - 23.07.2020 Zur Geduld nochmal: Ich erlebe das auch wenn ich zb einen Text schreibe, ihn abschicke, schneller schreibe als meine Finger Tippen können, weil ich so schreiben möchte wie ich denke, eben ohne Grenzen. Ich hasse es über meine Texte zu gucken und 20 Rechtschreibfehler zu sehen. Ich habe keine Geduld für den äußeren Rahmen. Wenn ich schreibe bin ich im Kreativmodus, da habe ich keien Kapazitäten für die äußere Form. Ich möchte einfach nur mein Inneres im Außen ausdrücken, aber keine neue künstliche Form bedienen. Ich möchte mein Inneres nicht wieder an Regeln anpassen müssen. Ich möchte einfach frei sein. Und deshalb bin ich so ungeduldig wenn ich zb schreibe, so dass ich so viele Fehler mache. Ich hasse dieses Grenzen! Wenn ich mir Musik ausdenke und sie in meinem Kopf schön klingt, dann muss ich erst das Handwerk des Musikers lernen, um die Musik die in meinem Kopf schon fertig und perfekt ist auszudrücken. Aber das habe ich nie auf eine Weise geschafft, dass ich das hätte ausdrücken können, was in meinem Kopf vorgeht. Ich möchte aber jetzt Musik machen. In mir sitzt ein ganz kleines Kind. Wie alt das wohl ist? Es sagt 2 Jahre alt. Doch dieses Handwerk das fällt mir immer so schwer, weil mir da ganz grundlegende Kompetenzen fehlen, und meist die Geduld und Frustrationstoleranz. Handwerk ist das Stichwort. Ich habe eine ganz grundlegende Blockade innerhalb meiner Handlungskompetenz. Alles was ich in die Hand nehme geht schief, bleibt an einer Blockade hängen, so dass sich kein rechter Erfolg einstellt. Ich bin anstatt zur Handlungsfähigkeit systematisch zu Hilflosigkeit erzogen worden. Wie kann man Geduld und Handwerksreife erwerben, wenn da so so viel Frust und Unfähigkeit in einem ist? Wie kann man mit der Materie Freund werden, wenn man immer so fühlt? Ich hasse diese ganzen körperlichen Grenzen, wo ich nie frei sein kann und meine Energie sich in so vielen Fehlern und Missgeschicken ausdrückt. Ich hasse es. Deswegen wurde ich auch Klarträumer, weil ich den Traum komplett mit meinem Geist steuern kann und es keine körperlichen Grenzen gibt. Das ist Freiheit für mich. Ich bin das Grenzenlose, bin aber eingesperrt in einem unfähigen Körper. Ich hasse die Begrenzungen des Körpers. Das wollte ich nocheinmal laut sagen, bevor ich jetzt vielleicht lernen möchte, geduldig zu sein. Ich hasse es. Ich finde es unfair, dass ich es so schwer habe. Es gibt andere Situation da bin ich geduldig. Zum Bespiel kann ich mit Kindern sehr viel Geduld aufbringen. So viel dass mich meine Kollegen um meine Geduld beneiden, weil sie das gar nicht aushalten können, was ich den Kindern gegenüber an Geduld aufbringe. Ich tue das weil ich es mir selbst wünsche. Das ist Projektion. Aber mir mir selbst, bin ich sehr ungeduldig. Ich frage mich, wie lernt denn ein Kind Geduld? Immer wenn ich etwas nicht kann und lernen möchte frage ich mich, wie lernen Kinder das? Das hilft mir immer. Kinder lernen Geduld wenn man sie so sein lässt wie sie sind. Wenn sie spielen dürfen, ohne dass sie etwas erreichen müssen. Wenn man sie nicht überfordert. Wenn man ihnen die Zeit lässt, die sie brauchen. Wenn man den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an ihre Fähigkeiten anpasst. Wenn man sie lobt, sie beglückwünscht und sie sich sicher fühlen können. Kinder suchen sich selbstständig Aufgaben die sie bewältigen wollen, wenn sie eine sichere Bindung zur Bezugsperson haben. Wenn sie in Sicherheit sind. Sie lernen Geduld, wenn sie wissen, dass sie ruhig Fehler machen dürfen und trotzdem geliebt werden. Das muss man ihnen sagen und dass muss man sie spüren lassen. Das alles gebe ich jeden Tag meinen KiTa Kindern, aber mit mir, fällt mir das schwer, weil ich nie die Voraussetzungen hatte. Und daher fällt es mir schwer mir das selbst zu geben. Ich versuche es, aber das ist schwer mit dem Anspruch den man an einen Erwachsenen hat, wenn dieser Teil im Innen erst 2 Jahre alt ist. Und man hat nie Erfolgserlebnisse, weil alle anderen es immer besser können. Wie kann man dann mit sich selbst zu frieden sein? Wenn man aber keien Zufridenheit mit der eigenen Leistung aufbringen kann, dann dreht man sich immer wieder im Kreiskauf der Ungeduld. Kinder lernen ebenfalls Geduld, wenn man ihnen bei schwierigen Aufgaben hilft. Sie etwas hochhebt, damit sie ein schwieriges Ziel erreichen können. Das gibt ihnen Rückhalt. Das gibt ihnen Vertrauen, selbst dann wenn sie selbst noch nicht die Kraft haben, diese Hürde zu meistern. Bei diesem Aspekt schmerzt es mich ganz besonders. Mir wurde in der Kindheit gesagt: Du kannst das nicht. Wenn ich es trotzdem alleine geschafft habe, wurde mir mein Erfolg abgesprochen. Meine narzisstischen Eltern haben meinen Erfolg ignoriert oder mir die Sache, die ich so liebte verboten. Und ich habe es nie erlebt, dass ich auch nur einmal hochgehoben wurde, damit ich ein Erfolgserlebnis hatte. Nein ich wurde sogar noch erniedirgt und runtergedrückt, wenn ich mal etwas geschafft habe. Und vielleicht braucht der Mensch dafür einen Gott, damit der einen mal hochhebt, weil man etwas nicht aus eigener Kraft schafft. Wer soll es sonst tun. Wenn ich mich hochheben könnte, würde ich es tun. Hey Gott bitte heb mich doch jetzt ab und zu mal hoch, wenn ich etwas nicht allein schaffe. Ich muss nicht mehr alles allein schaffen. Bitte hilf mir. Und gleichzeitig sehe ich den never Endung Kreislauf, denn man möchte ja etwas erreichen, um sich geliebt zu fühlen, weil man die Liebe über die Anerkennung für das erreichte Ziel sucht. Nur deshalb strebt man überhaupt nach Erfolg. Ohne das ständige Versagen hätte ich mein Streben nie in Frage gestellt. Ich tat das nur, weil ich keine Wahl hatte und in allem versagt habe. Denn ohne Liebe kann man nicht Erfolgreich sein. Und Ohne Erfolg bekommt man keine Liebe. Und ohne Liebe fällt es uns Menschen sehr schwer uns selbst zu lieben. Ich möchte diesen Kreislauf und was von ihm noch übrig ist jetzt durchschneiden. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Nuevo - 23.07.2020 (22.07.2020, 18:18)ichbinmehr schrieb: ...Ich finde solche Buch-Texte immer sehr schwierig. Daher gehe ich nicht auf alles, in dem Text ein. Aber hier ein paar Anmerkungen, wie ich den Buddhismus verstehe, bzw. das Herz Sutra. Es gibt keinen Beobachter und auch keine Illusion eines Beobachters. Daher stellt sich die Frage des "umbringen" und des identifizieren nicht. Mit Paradoxien umzugehen ist die Herausforderung. Erkennen, dass wir es nicht erkennen und verstehen können, egal wie du es drehst und wendest. Übrigens gibt es Paradoxien auch nicht. Da fand ich diese "Logik" von Nagarjuna ganz treffend. Etwas ist (so) Etwas ist nicht (so) Etwas ist sowohl (so) als auch nicht (so) Etwas ist weder (so) noch nicht (so) Wikipedia Nagarjuna Zum Begriff der Leerheit Den Begriff "Leerheit" oder "leer" finde ich nicht besonders gut, da er etwas suggeriert, nämlich eine Art von "Nichts" oder fehlen von etwas oder rein gar nichts, aber das alles trifft es nicht. Ich weiß aber nicht ob das in Sanskrit (offener Raum), Chinesisch, Japanisch oder in einer anderen Sprache, es besser trifft. Am Ende versagt die Sprache hier, man kann sich mit ihr nur annähern. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Rhetor - 24.07.2020 Ich mag in diesem Zusammenhang ("Leerheit") den Vergleich mit einer Tasse oder Schüssel. Dass es heißt: "Leerheit ist Form und Form ist Leerheit", zeigt ja, dass man Leerheit nicht für sich allein, sondern nur als EINEN Aspekt des Seins betrachten sollte. Eine Schüssel hat zweifellos eine Form. Aber diese Form ist genau so beschaffen, dass sie dadurch auch Leerheit besitzt, oder normaler ausgedrückt: "leer ist". Wenn sie nicht innen leer wäre, hätte sie nicht die Form einer Schüssel. Und wenn sie nicht die Form einer Schüssel hätte, dann gäbe es auch kein "innen" und dann könnte man auch nicht von Leerheit sprechen. Da wäre dann einfach "nichts". Von "Leerheit" lässt sich also nur sprechen, wenn es auch "etwas" gibt. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - ichbinmehr - 24.07.2020 Danke ihr beiden. Ja Rhetor so sehe ich das auch. Selbst die Leere ist eine Form. Dann folgt aber der nächste Schritt. Den zu schauen, der das erkennt. Da ist ja wieder ein Beobachter Ich, welches erkennt, dass Form = Leerheit ist. Meine Frage lautet, wie lässt die Identifikation mit dem Beobachter los der das erkennt? Wie wechseln man in die nächste Schicht, wo auch der Erkennde sich auflöst? Es passiert mir manchmal, aber schwups bin ich wieder drin. Oft schaffe ich loslassen, wenn ich etwas erstmal ganz annehme. Mir hilft da die Frage, wozu hat es mir gedient? Also wozu hat mir der Beobachter gedient? Da kommt mir zb... um zu Unterscheiden, denn nur in der Unterscheidung kann sich das Selbst erkennen. Der Prozess der Differenzierung wird im Erwachen wieder rückgängig gemacht. Wenn das Unterscheiden zur genüge gelebt wurde, fällt der Unterscheider wieder weg. Dann gibt es niemanden mehr der beobachtet, dann ist man das was man ist, weil es kein Bedürfnis mehr gibt zu unterscheiden. Man kennt sich dann ja. Auch wenn das wieder paradox klingt, weil man sich nie kennen kann. Aber wenigstens hat man das dann begriffen und kann aufgeben es zu versuchen. Du hast Recht Nuevo. Es gibt letztlich gar keine Paradoxien. Und doch brauchen wir den Begriff, solange wir Freude am Unterscheiden haben. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Nuevo - 24.07.2020 Hallo zusammen, @Rhetor sehr gut beschrieben. Jedoch würde ich dem Satz "Von "Leerheit" lässt sich also nur sprechen, wenn es auch "etwas" gibt." nur bedingt zustimmen. Wenn wir über die sprachliche Annäherung sprechen, ist das korrekt. Wenn wir über "Leerheit" sprechen, eher nicht, aus meiner Sicht natürlich. (24.07.2020, 10:01)ichbinmehr schrieb: ... @ichbinmehr, ja, meine unbefriedigende Antwort auf die Fragen lautet, es geht nicht, solange man es versucht. Man kann es weder loslassen noch durchdenken noch annehmen oder in eine "Schicht" wechseln. Aber dann ist eine Diskussion darüber auch nur schwer möglich. Von daher, der Beobachter dient dazu, unsere Welt zu erfassen. Eine Welt in der es "Form" und "Leerheit" gibt. Mit Meditation und Klarträumen jedoch, kommt man sicherlich weiter RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Rhetor - 24.07.2020 (24.07.2020, 10:40)Nuevo schrieb: @Rhetor Ich glaube, das hängt hauptsächlich davon ab, was man unter "es gibt" versteht. Ich bin ja ein überzeugter Anhänger des KISS-Budhismus Und als solcher meine ich mit "es gibt" insbesondere alles, was ich so mit meinem normalen verblendeten zerstreuten Alltagsbewusstsein wahrnehmen kann oder was zumindest meinem beschränkten Alltags-Verstand plausibel erscheint (z.B. Radiowellen usw.) – also ganz naiv gesprochen. P.S.: "KISS" = "Keep It Simple, Stupid!" – Natürlich immer nur an einen selbst gerichtet, wenn man z.B. dazu neigt, sich über Paradoxien usw. den Kopf zu zerbrechen, oder in anderem Zusammenhang aus Dingen eine Wissenschaft macht und darüber die Geduld für die eigentliche Praxis verliert. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Liri - 24.07.2020 Ja. Manchmal habe ich den instinktiven Eindruck, all die Paradoxien in diesem Bereich sollen nicht zum Grübeln anregen, sondern dazu zwingen, endlich aufzuhören, es zu tun, und darüber hinauszugehen, in die Unmittelbarkeit =) RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - ichbinmehr - 24.07.2020 Ich glaube, ob man sich lieber den Kopf zerbricht oder in Stille sitzen mag, dass hängt vom jeweiligen Individuum ab und letztlich ist es ganz egal, wie ein Ich sich selbst erkennt/dekonstruiert. Wichtig ist mir, dass man seinen eigenen Weg irgendwann auch mal in Frage stellt, um das Gegenteil anzunehmen, damit die Idee eines Weges samt aller Anhaftungen die noch am Weg kleben, loslässt. Zitat:Denn Buddha sagt: Zitat:Und Liri sagt: Ja, und das kann eben auch der Verstand erkennen. Diese Möglichkeit sollte man nicht ausschließen, nur weil es Leute gibt die das behaupten. Buddha sagte auch, du musst alles selbst prüfen. Ich habe mich durch den Verstand erkannt. Lernt man jetzt Fahrrad fahren besser durch Stützräder oder ohne? Da wird es unterschiedliche Erfahrungen geben und letztlich muss man gucken, womit das eigene Kind praktisch am besten zurecht kommt. Simple oder Kompliziert, hängt ja vom individuellen Bedürfnis einer Person ab. Und wenn 95% der Kinder Fahrrad fahren am besten durchs Laufrad fahren lernen, dann kann es 3 % geben die mit Stützrädern am allerbesten klar kommen, vielleicht weil sie nie ein Laufrad hatten, oder weil es da jemanden gebräucht hätte, der das Rad mal festhält und Halt gibt. Um mal eine etwas andere Perspektive als die buddhistische aufzuzeigen, wo die Erkenntnis über den Weg des Verstandes läuft, hier ein Beispiel aus dem Advaita Vedanta. Dieser Weg hat einen ganz großen Vorteil, nämlich dass der Handelnde der etwas erreichen könnte, ziemlich schnell dekonstruiert wird. So lassen Anhaftungen an den eigenen Weg und das Streben nach Verwirklichung, sehr schnell los. Das ist natürlich schmerzhaft wenn einem alle Vorstellungen genommen werden, aber vielleicht doch liebevoller, als einem Weg zu folgen, den es nicht gibt. Karl Renz - 7 Stufen des Erkennens (4 Minuten) https://www.youtube.com/watch?v=Rd88qOjGLaY&feature=share&fbclid=IwAR0zmwSQKSfeMXbJnqv_jhhZtoSpik3PcNEZvY8JKqHu5DiXlgDMWQekQos Karl Renz - Was schöpft den Schöpfer (12 Minuten) https://www.youtube.com/watch?v=at-FRGfpIbg&feature=share&fbclid=IwAR3AfrmzD9jWh_GPEkmhVhneKvH3_HDKRT5qoF8uMuMTIjDVSgS1VJ_Osso RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - ichbinmehr - 29.07.2020 Zitat:DHARMAS OHNE LOB UND TADEL Seite 46-49 In wie fern beschäftigt ihr euch mit euren Masken? RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - Lucinda - 29.07.2020 (29.07.2020, 15:13)ichbinmehr schrieb: In wie fern beschäftigt ihr euch mit euren Masken? Ich glaube, meine größte Maske ist die der Konfliktvermeidung. Das ist schon anstrengend und herausfordernd. Weil ich mich dann nicht entsprechend für mich und meine Rechte und alles was damit zusammenhängt so richtig einsetze. RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis - ichbinmehr - 29.07.2020 Was mir immer hilft, ist meine Masken wert zu schätzen. Die haben ja ne Funktion. |