Re: Todestag
17.02.2008, 16:30
eine bedeutende frage hinter diesen ansonsten unsinnigen spekulationen ist doch:
inwiefern hat das wissen um den tod einfluss auf unsere lebensgestaltung?
wenn wir naemlich einen genauen todeszeitpunkt wuessten, wuerden wir, wenn er nahe gekommen ist, anfangen unser leben sinnvoll nutzen zu wollen - so zumindest aus einigen eurer antworten ersichtlich.
fuer mich bedeutet das, dass die meisten wohl so leben, als wuerden sie ewig leben, bzw. zumindest sehr lange noch. dabei ist das doch voellig unsicher! sie streichen den tod weitgehend aus ihrem alltagsbewusstsein und leben so in den tag hinein, was ihnen dann aber auch nicht genuegend motivation gibt, mehr aus dem leben zu machen.
durch den gedanken an den tod erscheint einigen wohl viel eher das leben, in jedem augenblick, wertvoll zu sein. man beginnt es dann nicht nur mehr zu schaetzen, sondern man beginnt sich darauf zu besinnen, was einem denn im leben eigentlich wichtig ist, und man versucht es eher, zu erreichen, solange man noch kann.
da wir aber meist nicht wissen, wann wir sterben werden, ist die eingangsfrage doch irgendwo truegerisch: erinnert sie uns einerseits an den wert des lebens, laesst ihn aber im naechsten moment schon wieder vergessen, da wir ja den moment des todes nicht wissen, sondern nur fuer kurze zeit des spekulierens so getan haben als wuessten wir ihn. wir sind also nur waehrend des so-tuns an den wert des lebens erinnert.
was ich deshalb fuer viel sinnvoller halte, sind verschiedene uebungen, oder auch experimente:
stellt euch doch mal in eurem alltag und eurer lebensgestaltung eine zeit lang (intensiv) vor, dass ihr z.b. naechstes jahr tot sein koenntet. oder auch z.b. am naechsten tag. also nicht bloß in gedanken aufsagen, sondern richtig mal so tun als ob es wahr waere. es koennte ja auch wahr sein...
man kann das verschieden variieren, wie einem gefaellt. ich stelle mir allgemein oft einfach gerne vor, dass ich jederzeit sterben koennte. zu anderen zeiten stelle ich mir gar vor, dass ich bereits am sterben, oder schon tot bin.
diese betrachtungsweise gibt mir jedenfalls immer wieder besinnung auf das, was ich als wesentlich im leben erachte: ich hoere auf mit unsinnigen dingen, lebe mehr so wie es mir gefaellt, riskiere auch mehr fuer meine werte, und wenn es mir mal schlecht geht, fuehlt man sich dadurch auch besser. immerhin wird durch den tod doch so gut wie jedes problem relativiert und erscheint nichtig und laecherlich.
fuer die todesbegeisterten gibt es noch einen zusatz: der gedanke, jederzeit sterben zu koennen, ist doch auch manchmal ein gewisser trost...
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner