Re: Der eingesperrte Träumer
31.08.2006, 04:09
es ist mueßig darueber zu reden..
allein die fragestellung leitet einen schon in eine ganz spezielle richtung. man koennte sagen, leroy, du hast die frage so gestellt, dass manche weltbilder von vornerein nicht mitreden koennen bzw. sollen. bzw. dass in der frage schon eine antwort liegt.
denn was ist z.b. "das ganze leben"? - gehoeren traeume also nicht dazu?
und was ist "die welt"? - gibt es diese ueberhaupt, wenn sie nicht wahrgenommen wird?
was ist in dem fall diese "person"? ..
es ist als wuerde ich fragen: "kann ich tanzen, wenn ich tanzen kann?"
es glaubt wohl fast jeder an die wachwelt und den wachkoerper als grundlage der traeume und damit auch an die these, dass wir den informationen einer "wirklichen" umwelt ausgesetzt sind und diese im traum (und im wachen eigentlich auch) verarbeiten, indem wir eine "virtuelle" umwelt erschaffen, die auf der realen beruhen soll. sodass bilder in der vorstellung nur die reproduktion und umsortierung der bereits erhaltenen informationen seien.
eigentlich unfug, an so etwas zu glauben. zumindest mit vehemenz. denn es ist eine weltsicht, die man durch nichts beweisen kann (das liegt daran, dass man seine weltsicht als grundlage aller beweise nimmt). genausogut koennte man also auch etwas anderes glauben.
ein problem jedenfalls ergibt sich bei diesem "kritischen" realismus: wie unterscheidet man die virtuelle von der wirklichen welt? die eindruecke, die wir erhalten, sind niemals identisch mit ihrem gegenstand "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Ding_an_sich">an sich</a>". d.h. wir sehen immer nur bilder von den dingen, niemals die dinge selbst. auch im wachleben. also koennen wir auch niemals sagen ob wir gerade traeumen oder nicht. was fuer einen sinn macht es da eigentlich noch, das traeumen und das wachen als verschiedene zustaende zu definieren?
da man eh nie weiss, in welchem zustand man gerade ist. und da es vielleicht einen der beiden zustaende garnicht gibt oder beide gleich sind. da stellt sich doch fuer wissenschaftler hier die frage: was ist mit dem <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser">rasiermesser</a>? ich finde die these, es gaebe eine art "wachwelt" im gegensatz zu den traumwelten, unnoetig kompliziert. darum wuerde ich den rasierern doch lieber empfehlen, nur noch von erscheinungen zu sprechen, anstatt von hypothetischen "wirklichen dingen" oder einer "wirklichen welt".
ich glaube also nicht an irgend eine spezielle grundlage der erscheinungen.
ja, wer hier konsequent denkt, kann dann auch fragen: "du glaubst also nicht einmal an ursache und wirkung?" - richtig.
und so beruht also auch nichts auf erinnerungen.
es gibt nur die erscheinungen; vielleicht so wie es arepo ausgedrueckt hat.
wir sind nunmal auch endliche und wahrnehmende wesen. wir koennen nicht etwas begreifen, das garnicht greifbar ist. und man kann nicht das wahrnehmen, was ueber der wahrnehmung steht (sie also erst bedingt)..
so kann sein:
a) alles was wir wahrnehmen, ist virtuell, bzw. eine "rekonstruktion des bereits bekannten" - nichts neues also. (das erleben von fremden orten im wachleben ist im prinzip nicht das erleben von etwas fremden, sondern von etwas das bereits in uns ist. was also auch im traum moeglich ist.)
b) alles hat eine wirkliche grundlage. und das wuerde heissen, immer und ueberall kommen neue informationen auf uns zu, welche die erscheinungen bilden. es gibt keine virtualitaet. alles ist neu. (man kann also von fremden orten traeumen, bzw. man traeumt immer von fremden orten)
c) (wie die meisten glauben): nur manches hat eine wirkliche grundlage, anderes sei bloß virtuell. aber wie gezeigt, kann man beides nicht voneinander unterscheiden, sodass wir konsequenterweise staendig in erwaegung ziehen muessen, das gerade erlebte ist entweder virtuell oder wirklich. jederzeit und ueberall koennte es genauso gut das eine wie das andere sein. (man kann nicht von fremden orten traeumen, aber man kann sie im wachen besuchen. doch wir wissen niemals, ob wir traeumen oder wachen, also koennten wir prinzipiell doch jederzeit fremde orte auffinden.)
ich kann nicht sagen, wovon jemand traeumt. prinzipiell sage ich, man kann von allem traeumen. (aber was ist das.. "alles"?). es gibt auch letztendlich keine kriterien zur bestimmung von wirkungen (weil es ja keine auch ursachen gibt).
ich sagte ja, das thema ist mueßig. hoffentlich sind meine einwaende zur allgemeinen weltsicht irgendwie nachvollziehbar. hoffentlich gibt sich ueberhaupt wer die muehe, es zu verstehen. denn wenn man einfach nur meine sicht der dinge liest, dann nutzt das nicht viel. "postet eure meinung" ist zu wenig fuer ein philosophieforum. es sollten schon anstoeße, einwaende, etc. geben. und man sollte schon aufeinander eingehen. sonst ist das, wie wenn man darueber "diskutiert", welche frucht am leckersten schmeckt. oder sowas..
..wahrnehmung ist wahrsetzung.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner