RE: Was ist Wahrheit?
11.10.2012, 11:36
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.10.2012, 11:37 von Glassmoon.)
Wenn Moral und Ethik Wahrheit sind,
Moral und Ethik dem Wandel der Zeit unterliegen,
ist Wahrheit wandelbar.
Da Aussagenlogik Wahrheit ist,
ist Aussagenlogik wandelbar. Widerspruch!
Umgekehrt müßte es gesicherte Axiome für Moral und Ethik geben, wofür die Geschichte oder bloß Auseinandersetzungen in diesem Forum ausreichend Gegenbeispiele liefern.
Angenommen es gäbe ®Die Wahrheit™ und die Menschheit würde sie entdecken – hätten wir die totale, homogene Gesellschaft? Sind demnach rechte Strömungen, welche weg von Pluralismus und «gesellschaftlicher Überfremdung» streben auf dem Weg der Wahrheit? Sie selbst sind davon zumindest überzeugt…
Wahrheit ist ein selbstreferentielles Konstrukt. Ein Konstrukt, daß nicht ohne die Annahme von grundsätzlichen Wahrheiten auskommt. Diese Grundannahmen sollten möglichst intuitiv begreifbar sein (e + X = X Beispielsweise für e als das neutrale Element der Addition; sprich Null) wo die Krux auch liegt. Intuition leitet sich aus unserer Erfahrungswelt ab, deren Beschränktheit sich immer wieder offenbart, wenn Neues entdeckt wird. Neu ist im Prinzip alles, was der Intuition widerspricht. Es braucht immer jemanden, der um die Ecke denkt, logische Annahmen über den Haufen wirft und es mal anders versucht. Manche Grunddannahme erweist sich als längerfristig nützlich, manch andere wiederum nicht.
Demnach ist Wahrheit eher eine Art Label für Konsens, den bitteschön alle Mitmenschen mitzutragen und nicht anzuzweifeln haben:
Mensch braucht Geld, um einzukaufen. Wer ohne Geld Waren aus einem Laden mitnimmt, wird zum Kriminellen erklärt. Damit wird die «Wahrheit», daß Waren Geld kosten, wenn nötig sogar mit letaler Gewalt verteidigt. Intersubjektive Wahrheiten, die nur an die Menschen mit dieser «Wahrheit» in ihren Köpfen, nicht an die Waren selbst gebunden sind. In einer Schenk-Ökonomie sehen diese Wahrheiten ganz anders aus als in der Marktwirtschaft.
Logik ist quasi ein Werkzeug, um (inter)subjektive «Wahrheit» zu vermehren: Ich nehme mir ein paar «wahre» Grundannahmen(A, B) und prüfe (und konstruiere) damit logisch eine neue «Wahrheit»(C), die wiederum zur weiteren Konstruktion zur Verfügung steht. Voneinander verschiedene Grundannahmen konstruieren voneinander verschiedene Wahrheiten.
*brabbel*
Glass