Re: Und? heute schon gebetet?
02.11.2007, 19:02
Zitat:KraKraRabe schrieb am 02.11.2007 02:20 Uhr:
@DreamOr:
zwei Dinge würden mich hierbei doch näher interressieren: was meinst du mit diesen wesentlichen Grundannahmen die du hier beschreibst?
Mit ersterem meine ich momentan vier Dinge, die in ihrer Gesamtheit ein ganz schön abstraktes Modell meiner Welt ergeben:
<ul>
<li>3 Gleichgewichtssysteme, die miteinander verschränkt sind: a) das zwischen Gleichgewicht und Ungleichgewicht, b) das zwischen den Tendenzstärken zu zwei gegensätzlichen Extremen und c) das zwischen Stillstand und Kontrollverlust.
<li>Impulse: Eine große Ursache hat viele kleine Wirkungen, die ihrerseits viele kleine Ursachen einer großen Wirkung sind, welche wiederum eine große Ursache ... und so weiter. Wobei Ursache und Wirkung eigentlich ein und dasselbe sind, das entweder retro- oder prospektiv betrachtet werden kann. Der Begriff "Impuls" sei das Verschmelzungsprodukt.
<li>Spiegeldualität: Es gibt ein Subjekt (ich) und unendlich viele Objekte, für die sie selbst jeweils Subjekt und ich sowie alle Dritten wiederum Objekte sind. Damit einher geht, dass zwischen der subjektiven und der objektiven Wirklichkeit zu unterscheiden ist. Die subjektive Wirklichkeit ist das Bild des Subjekts (= eines immerfort durch Impulse verformten Spiegels) von der objektiven Wirklichkeit.
<li>Strukturalität: Jedes körperliche lebende/tote und jedes abstrakte Etwas besteht durch den Zusammenhang der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen seinen Teilen/Elementen, und besitzt als Ganzes wiederum Gemeinsamkeiten mit sowie Unterschiede zu jedem anderen Etwas und ist indessen wiederum Teil von etwas Größerem.
</ul>
Zitat:Und was meinst du mit dem "psychischen sich Daran-Festklammern" im Glauben?
Mit "Glaube" verbinde ich eine gewisse Beständigkeit und Sicherheit für den Gläubigen. Er wird wie ein Schatz vor schädlichen Einflüssen und Raub geschützt, als hinge das eigene Leben davon ab, und viele Gläubige versuchen zudem, ihren Schatz zu vermehren, auszubreiten über die Welt. Denn die Verbreitung zieht auch eine Zunahme von Beständigkeit und Sicherheit nach sich.
Eine Weltanschauung dagegen kann von ihrem "Besitzer" als etwas Dynamisches, Veränderliches angesehen werden. Genauso wie sich der Besitzer im Leben fortwährend verändert. Eine Weltanschauung kann leicht(er als der Glaube) etwas ganz Privates sein, braucht also keine Außenpolitik.
Insofern ist es mir auch eigentlich egal, ob man meine Weltanschauung versteht oder nicht. Bastele sich doch jeder seine eigene und inspiriere sich jeder von anderen in dem Maße znd der Weise, wie er es für richtig hält.
Hierbei besteht noch immer die große Gefahr, dass jemand seine Weltanschauung zu einer Religion erhebt, d.h. ihr den Anspruch auf Universalität und Beständigkeit verleiht. Dies heißt nicht, dass seine Weltanschauung richtiger ist als die jedes Anderen. Es heißt nur, dass er sich nach Macht und Sicherheit sehnt.
-- Dream0r.