Zitat:Polyphonia schrieb am 27.11.2008 15:55 Uhr:
Punkt 2 macht mich in der Tat stutzig... was willst du damit aussagen?
Ich will hier mal nicht übermäßig ausführen, aber mal in Kürze:
Vor noch nicht allzu langer Zeit bestand der Hauptzweck der Ehe darin, die Nachkommenschaft der männlichen Linie zu sichern. Andere, zwischenmenschliche Kontakte waren Tabu.
Auch wenn die Beziehung nach und nach vor die Ehe rückte, blieb es dabei, daß zumindest die Frau ausschließlich Kontakte zum eigenen Geschlecht pflegen sollte, alles andere war unschicklich.
(Manch ein Chauvinist hat auch heute noch dieses antiquierte Beziehungsmodell im Kopf und ergießt sich in Eifersuchtsattacken jeglicher Couleur, sollte sein Weibchen mit einem anderen Mann reden.)
Heute sind sehr viele Menschen noch skeptisch, wenn zwischen Männlein und Weiblein eine enge Freundschaft besteht da muß doch etwas im Busch sein, oder? Wenn zwei Freundinnen sich aneinanderkuscheln, ist das völlig normal. Aber wehe, die Freundin kuschelt mit einem anderen Kerl herum!
Positiverweise wird das in meinem Umfeld weitestgehend lockerer gesehen ... zumindest wenn ich mal wieder knuddelwütig bin, wird das nur selten überinterpretiert
Dann gibt es wieder Individuen, die weiter offene Beziehungen führen mit dem gesellschaftlichen Problem, von der breiten Masse als sexwütige Zweckgemeinschaft stigmatisiert zu werden. Wie liebevoll und selbstlos die Zweierbeziehung der Beteiligten sein mag, interessiert die Wenigsten.
Also:
Was ist nun «richtig»? Jegliche Kontakte außerhalb der Beziehung zu vermeiden? Persönliche Kontakte außerhalb der Beziehung zu vermeiden? Vertrauten Umgang miteinander zu vermeiden? Körperliche Kontakte welchen Grades auch immer zu vermeiden?
Jede dieser Grenzen ist eine willkürlich gewählte. Die Zero-Tolerance-Politik hatte vielleicht vor einem Jahrhundert noch einen selbstverständlichen Sinn gemacht. Der (ungleichförmige) Status Quo hingegen ist irgendwo mittendrin, ohne daß es sich inherent begründen ließe. Jeder hat seine Grenzen persönlich entweder etwas konservativer oder progressiver für sich selbst definiert die Extremfälle mal ausgenommen.
Die diskussionswürdige Frage wäre demnach:
Inwiefern macht es Sinn, sich gegenseitig in einer Beziehungen soziale Beschränkungen aufzuerlegen und Verbote bezüglich Selbstentfaltung aufzuerlegen? Unabhängig davon, ob es um Bedürfnisse nach flüchtigen, privaten, intimen oder gar körperlichen Kontakten geht.
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Zitat:EmoScreamo schrieb am 27.11.2008 15:58 Uhr:
Nur, ich dachte Cannabis wurde verboten, weil es der Baumwollindustrie den Profit abgrub? Naja, egal.
Der Lobbyismus hinter der Sache ist wohl mehr als naheliegend, aber in offiziellen Debatten zur Gesetzesbegründung wirst Du nichts davon finden
Das «Untermenschen»-Argument hingegen schon. Die Zeitungen waren in der Zeit um das Verbot herum auch voll davon.
Glass