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Perfektion» Lebt man für die Perfektion?

Perfektion
#1
08.11.2009, 00:27
Hallo, ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken über das Leben. Fragen die sicher schon mal alle gehabt hatten. Ich bin zum Schluss gekommen das man nach der Perfektion lebt. Man wacht jeden Tag auf um es besser als gestern zu machen, um sich zu übertreffen und aus den Erfahrungen schlau zu werden. Man will im Job besser werden und einen hohen Rang haben, will in seinen Hobbys der Beste sein und beste Leistungen erzielen. Man will unendlich viel erreichen und strebt immer nach einem Ziel. Man wird immer einen Traum haben und diesen auch erreichen wollen. Blendet uns das? Bedeutet höchste Klarheit Vollkommenheit? Ist es die menschliche Natur nach etwas höherem zu streben? Und was passiert wenn man diese Vollkommenheit/Perfektion erreicht hat? Geistiger Stillstand?

Ich würde eure Meinung gerne dazu hören, ist das erste Mal das ich ein Thema über meine Gedanken eröffne.
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RE: Perfektion
#2
08.11.2009, 00:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.11.2009, 01:05 von Don Rinatos.)
Hallo SurviveX,

vllcht muss man zuerst klären was Perfektion überhaupt ist?
Was ihr Wesen, ihre Wurzel, ihr Stamm, ihre Äste und ihre Früchte sind?

Die Wurzel der Perfektion stecken in der tiefen Angst nicht genug, nicht genügend zu sein, nicht von der Umwelt geliebt zu sein.

Ihr Stamm ist aber eine intensive Arbeit, die als etwas Gutes dargestellt wird.

Ihre Äste sind langanhaltend und berühren fast den Boden des Problems, denn

die Früchte der Perfektion sind giftig!

Die Perzeption der Augenblicke geht verloren!



Drum ist Perfektion eine Diktatur des VA (Verwaltungsapparates)!


LG,
Don
Alles begann mit einem Tod


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RE: Perfektion
#3
08.11.2009, 01:25
ich bin der meinung, dass man erkennt was wichtig ist, wenn man betrunken ist. so richtig. nämlich, dass man in der gegenwart lebt, nirgends wo anders, und dass man leute braucht, die zu einem halten. nicht einmal freunde, nur leute, die dir sagen dass du nicht allein bist. dann is dir perfektion egal, dann weißt du dass dus schaffst bis in die nächste gegenwart.
Banner von Administration entfernt
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RE: Perfektion
#4
08.11.2009, 11:12 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.11.2009, 12:33 von shivesh.)
…für mich bedeutet Perfektion nichts weiter als Harmonie, eine Stimmigkeit im Ganzen… vielleicht ist der Sinn der Perfektion das Spiel des „Verwaltungsapparates“ ab absurdum zu führen – ihn so mit sich selbst beschäftigen zu lassen, dass er den Blick frei für den Augenblick gibt – ich denke da zum Beispiel an Zen in einer Richtung, in einer anderen an Kunst – ihre Wurzel ist das Schöpferische, ihr Stamm das Handwerkliche, ihre Krone das Berührende – Kunst bringt viele Früchte hervor – ich liebe Musik zum Beispiel und bin froh, dass es Künstler gibt, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und in ihrer Musik völlig aufgehen können – und einen offenen Hörer an dem, was sich durch sie ausdrückt teilnehmen lassen…

…es geht nicht um Leistung – es geht drum zur richtigen Zeit am richtigen Ort das richtige tun – Vollkommenheit ist ein Ideal, eine Richtung, ein Augenblick und ein Traum…
In Lak’ech a Lak En
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RE: Perfektion
#5
08.11.2009, 12:26
Das große Problem bei der Perfektion ist, dass man schnell auf die Idee kommen kann, sie anzustreben, also immer und immer wieder zu optimieren, bis man (irgendwann, so hofft man) das perfekte (End)ergebnis erreicht hat.

Viele Menschen verbringen ihr ganzes Leben damit.

Anstatt die Perfektion des Augenblicks zu erkennen.
Und wir sind nicht mehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein - aus dem vergangenen Tag.
WILDlings klare Momente

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RE: Perfektion
#6
08.11.2009, 12:53
Zitat:Anstatt die Perfektion des Augenblicks zu erkennen.

Lustig, dass das jetzt kommt, hab gestern eine Stunde mit einem Christen diskutiert, der meinte, dass etwas nur sinnvoll sein könne, wenn es irgendwie zur Ewigkeit führe. Und ich bin dann irgendwie darauf gekommen, zu sagen, dass Zeit nur Illusion ist.biggrin

Naja, Perfektion als etwas hinzustellen, nach dem man streben soll, ist für mich ziemlich problematisch. Perfekt heißt nicht gut, und heißt auch nicht, dass das, was am Ende der Arbeit perfekt ist, letztlich dann auch etwas bringt.
Und ob es sowas überhaupt gibt?

Der umgekehrte Weg, also in dem, was schon da ist, nach dem Perfekten, Wahren, Richtigen, Hier-Superlativ-einsetzen suchen, finde ich auch sinnvoller.

Und niemand hindert einen daran, es trotzdem besser zu machen, wenn man grad drauf lustig ist.
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Perfektion
#7
08.11.2009, 13:47 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.11.2009, 13:53 von Bookster_II.)
Ich meine, daß alles Streben darauf gerichtet ist, wieder zur Quelle zurückzukommen.
Weil wir aber unsere Quelle nicht kennen, versuchen wir durch Streben in der Außenwelt das Ziel zu erreichen.
Und obwohl wir jeden abend die Erfolglosigkeit unseres Strebens fühlen und zu unserer Quelle zurückzukehren, versuchen wir es am nächsten Tag mit umso größerer Entschlossenheit.

Alltagspraktisch halte ich das Streben nach Perfektion für einen großen Irrtum.
Viel wichtiger ist, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren, und bei allem Bemühen bei kleinen Fehlern auch einmal über sich selbst schmunzeln zu können.

Wenn man bedenkt, daß alle Erscheinung auch als Abweichung vom Nichts aufgefasst werden kann, und Evolution nur durch Mutationen (Abweichungen von der Perfektion der Wiedergabe) erfolgt, wird Perfektion geradezu zu einem Sinnbild der Erstarrung, zu einem lebensfeindlichen Konstrukt.
[Bild: pasteurzitat.jpg]




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RE: Perfektion
#8
08.11.2009, 17:25
(08.11.2009, 00:27)SurviveX schrieb: Ich bin zum Schluss gekommen, dass man nach der Perfektion lebt. Man wacht jeden Tag auf um es besser als gestern zu machen, um sich zu übertreffen und aus den Erfahrungen schlau zu werden.

"Perfektion" heißt auf Deutsch "Vollendung" - ist also genau der Zustand, in dem keine Verbesserung mehr möglich ist.

Somit sind "Streben nach Verbesserung" als Lebensinhalt und das Ideal der "Perfektion" auch zwei ganz unterschiedliche Begriffe, die man sauber trennen sollte.

Ein Leichtathlet kann vielleicht seine Technik zur Perfektion bringen.
Vermutlich wird aber - falls es sie überhaupt gibt - die perfekte Technik nur ein Mittel zum Zweck sein, um seine Leistung zu verbessern.

Eine Perfektion der Leistung dagegen ist auf diesem und vielen anderen Gebieten logisch unmöglich - es geht theoretisch immer noch einen Tick "höher, schneller, weiter".
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RE: Perfektion
#9
08.11.2009, 17:59
Was ist denn Perfektion überhaupt? Stell dir mal vor du schreibst einen Roman. In der Geschichte selber müssen die Charaktere Fehler machen. Wenn es keine Fehler gibt, alles perfekt läuft, dann ist das Buch selbst nicht einmal gut, weit entfernt von Perfekt.

idin:
Zitat:Wenn man bedenkt, daß alle Erscheinung auch als Abweichung vom Nichts aufgefasst werden kann, [...] wird Perfektion geradezu zu einem Sinnbild der Erstarrung, zu einem lebensfeindlichen Konstrukt.
Genau das wollte ich auch schreiben biggrin
Eine kleine Ergänzung: Man könnte auch sagen, wenn Alle Materie absolut gleichmäßig verteilt wäre, maximale Entropie, das wäre perfekt, das wäre das absolute Sein. Hegel: "Das reine Sein und das reine Nichts ist also dasselbe." Reinheit ist die Abwesenheit von Unterschieden, also die Abwesenheit von Leben.
Leben ist die Unvollkommenheit.
Nichts ist perfekt.

Mein Bruder hat mich heute auf den Gedanken gebracht, dass alles was wir machen immer besser ist als das Vorhergehende, sonst hätte das Tun an Sich keinen Sinn.
Das ist aber ein Wunschdenken, viele Leute machen Tag für Tag das selbe ohne irgendetwas zu verbessern.

Nochmal was von Hegel: "Wer etwas Großes will, der muß sich, wie Goethe sagt, zu beschränken wissen. Wer dagegen alles will, der will in der Tat nichts und bringt es zu nichts."
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RE: Perfektion
#10
10.11.2009, 17:50
Vielen Dank für die tollen Antworten. Ich habe mir zu euren Aspekten viele Gedanken gemacht ^^ Ihr habt mich zu dieser Ansicht ein Stückchen weit gebracht ^^
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RE: Perfektion
#11
20.11.2009, 16:32
(08.11.2009, 17:25)Rhetor schrieb: "Perfektion" heißt auf Deutsch "Vollendung" - ist also genau der Zustand, in dem keine Verbesserung mehr möglich ist.

ja, da steckt das -ende schon mit drin: stillstand. aber es gibt ja keinen, sondern alles ist immer in bewegung. perfektion ist ein verstandes-konstrukt im engeren wie im weiteren sinn. grenzen zu sehen ist meines erachtens sinnvoller. jedenfalls in der hinsicht, wie das wort hier angedacht ist: als perfektes handeln. da ist dann das scheitern schon mit inbegriffen (wohl auch gewollt), und also das leiden. in dieser hinsicht sind leistungssportler leiden wollende. wozu übrigens auch fußball-bundesliga-torwarte zählen. perfektion ist ein begriff der leistungsgesellschaft, die sich orientiert am mehr: mehr haben.

maxsensei
offene weite - nichts von heilig
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RE: Perfektion
#12
03.04.2013, 13:43
Warum Perfektion? Das frage ich mich immer wieder, nichts ist perfekt, selbst die Natur ist nicht perfekt!
2013 ist Movie Year:augenroll

Mein Blog
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RE: Perfektion
#13
03.04.2013, 13:56
Ich glaube das jeder Mensch bei einer Sache immer die Perfektion anstrebt, aber sie nie zu seiner best möglichen Perfektion bringt.
Das machen nur die wenigsten, etwas solange Anstreben das es aus mancher Ansicht perfekt aussieht/ist.
Disziplin ist da wohl der Schlüssel.
Ich bin meiner Zeit nicht vorraus, nein ich bin Zeitlos.
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RE: Perfektion
#14
03.04.2013, 14:35
Ich denke, der Schlüsselbegriff, der hier auch von einigen schon genannt wurde, ist der des "Ideals". Perfektion ist ein Ideal, und über den gesunden oder auch nicht so gesunden Umgang mit derartigen Idealen kann man viel kluges in diesem vor kurzem hier irgendwo geposteten Video hören. Wurde teilweise auch im Thread schon angesprochen, aber da das Video sehr gut passt wollte ich an dieser Stelle nochmal drauf hinweisen.
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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RE: Perfektion
#15
03.04.2013, 19:25
Ich denke moralische Perfektion ist wohl die Anstrebenswerteste da ich denke das es auf dem Gebiet soetwas wie eine objektive Ebene begeben kann (bei bekanntsein aller Faktoren).
Darunter ordnet sich für mich auch was man überhaupt als erfolgreich ansehen kann.
Das Wort Genauigkeit find ich in diesem Zusammenhang auch wichtig. Denn jemand kann ja sehr genau nach seinem guten Gewissen gehandelt haben und von einer Sache, welche seine Tat unter ein anderes Vorzeichen stellt (also z.B. Heil in Unheil verwandelt) nichts gewusst haben.

Bei Fragen der Ästhetik bleibt Perfektion ja überwiegend eine subjektive Sache. Bei der Ästhetik macht Ungenauigkeit ein Ding mitunter gerade erst spannend.
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