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Tierethik, Vegetarismus, Veganismus

RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
18.02.2013, 00:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.02.2013, 00:45 von spell bound.)
(17.02.2013, 19:08)utteger schrieb: Dass der Wildbestand Pflege und Selektion braucht, damit die Bambis und Häslein gesund und in für alle angemessener Anzahl herumhüpfen, sieht ja keiner.
ich widerspreche dir ja gar nicht. tragischerweise ist die ökologie des waldes in unseren breiten so kaputt dass es ständiger korrekturen bedarf, um sie in irgend einem halbwegs überlebenden zustand zu halten. und mein argument zielte ja auch nur darauf ab, dass die rede von den edlen tieren, oder sogar die vorstellung, ein freundschaftliches verhältnis mit ihnen zu haben, ganz verschiedene dinge legitimieren kann: um die tiere nun um alles in der welt nicht zu essen, oder um sie sogar gerne zu essen. hinter beidem kann ein seltsames freundschaftsverständnis liegen.

ich bin nicht prinzipiell dagegen, seine freunde zu verspeisen. lieber das als leute, bei deren anblick mir schlecht werden würde. (mit dem töten wiederum sieht es anders aus)

aber man kann nun auch nicht so tun, als wären die motive eines jägers in erster linie, den tieren und der umwelt etwas gutes zu tun. diese ganzen nutzen für die wirtschaft und die ökologie und so weiter kommen mir doch eher wie eine gut gelegene rechtfertigung vor für eben das phänomen das ich beschrieb, und das davon ja ganz unberührt bleibt: dass ihnen einer abgeht bei der jagd von etwas "edlem".
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 16:45
(15.02.2013, 15:06)ricky_ho schrieb: @DayKayOne: Ja, das ist ja auch die Aussage des verlinkten Artikels.

Aus ethischer Sicht finde ich ja die aktuellen Ereignisse auch recht interessant. Es ist ein riesiger Skandal, dass nun Pferdefleisch statt Rindfleisch auf den Teller kam. Warum? Mögliche Antworten:

"Ich würde es nicht essen. Das Pferd ist einfach so ein schönes, edles Tier", sagt einer vor der Tür des Pferdemetzgers. Eine andere Passantin erklärt: "In unserer Kultur gilt das Pferd nun mal als Arbeits- oder Haustier."

Aber auch:

"Ich weiß gar nicht, was die Leute hier für einen Wirbel machen. Die sollen mal nach Italien oder Frankreich gehen. Da ist Pferdefleisch ganz normal", sagt eine Frau und packt ihren Einkauf in die Tasche."

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muen...-1.1600175

Oder wenn es um das Klischee vom Verzehr von Hunden und Katzen in Asien geht. Da empören sich die Leute. Oder über Walfang. Aber mit dem Verzehr von Schweinen oder Rindern haben sie keinerlei Problem.
...

Das war auch meine erste Reaktion, also das ziemlich dumm und unnötig zu finden, die Produkte aus dem Verkauf zu nehmen und zu vernichten deswegen, anstatt sie umzudeklarieren. Aber da scheinbar keiner weiß, wo das Pferdefleisch herkommt, ist auch nicht klar, welche Medikamente etc. die Tiere zu Lebzeiten bekommen haben... und unter diesem Gesichtspunkt kann ich es dann wiederum eher verstehen.

Ich persönlich finde, dass es nicht für jeden gleich einfach ist, Vegetarisch/Vegan zu leben, besonders wenn man z.B. mit viel Fleisch aufgewachsen ist, kann es sehr schwer sein, vegetarische/vegane Gerichte zu finden, die einem schmecken bzw. die man nicht eklig findet, vor allem in Mensen und Kantinen, wo die Auswahl dahingehend meist nochmal geringer ist. Wenn man die Zeit hat jeden Tag selbst zu kochen ist das viel einfacher. Deshalb finde ich es immer gut, wenn Leute wenigstens Fleisch nur selten und bewusst konsumieren, d.h. nur wenig Fleisch essen. Da bin ich momentan auch selbst einzuordnen.
Der Blickwinkel ist entscheidend
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 17:23
(20.02.2013, 16:45)Irrreality schrieb: Das war auch meine erste Reaktion, also das ziemlich dumm und unnötig zu finden, die Produkte aus dem Verkauf zu nehmen und zu vernichten deswegen, anstatt sie umzudeklarieren. Aber da scheinbar keiner weiß, wo das Pferdefleisch herkommt, ist auch nicht klar, welche Medikamente etc. die Tiere zu Lebzeiten bekommen haben... und unter diesem Gesichtspunkt kann ich es dann wiederum eher verstehen.

Ja, schon, wobei ich aber schon eher den Eindruck habe, dass der grosse Skandal jetzt ist, dass es eben Pferde sind. Das mit den Medikamenten kam dann irgendwie so hinterher, und ich hatte eher den Eindruck, dass man das noch nachgeschoben hat, um so ein bischen zu rechtfertigen, wieso man jetzt so viel Wind deswegen macht, dass nun eben Pferde geschlachtet wurden und keine Kühe oder Schweine. Abgesehen davon, dass man ja bei Nicht-Pferde-Fleisch auch nicht so sicher sein kann, was da so an Medikamenten alles drin ist... aber ok, da hat auch jeder ne andere Meinung.

Ich glaub eher nicht, dass dieses Pferdefleisch was in den Produkten gefunden wurde irgendwie wesentlich gesundheitsgefährdender ist als das, was da sonst so drin ist. Zumindest denke ich, dass man darüber keine handfesten Aussagen machen kann, was auch nahelegt, dass das "skandalöse" an der Sache in erster Linie die Tatsache ist, dass es sich um Pferde handelt.

Zitat:Ich persönlich finde, dass es nicht für jeden gleich einfach ist, Vegetarisch/Vegan zu leben, besonders wenn man z.B. mit viel Fleisch aufgewachsen ist, kann es sehr schwer sein, vegetarische/vegane Gerichte zu finden, die einem schmecken bzw. die man nicht eklig findet, vor allem in Mensen und Kantinen, wo die Auswahl dahingehend meist nochmal geringer ist. Wenn man die Zeit hat jeden Tag selbst zu kochen ist das viel einfacher. Deshalb finde ich es immer gut, wenn Leute wenigstens Fleisch nur selten und bewusst konsumieren, d.h. nur wenig Fleisch essen. Da bin ich momentan auch selbst einzuordnen.

Seh ich ganz genauso. Wie immer denke ich, dass die Einstellung, die man zu einem Thema hat, das Bewusstsein, viel wichtiger ist als jetzt die konkrete Handlung: ob ich jetzt weniger Fleisch esse, ob ich Vegetarier werde, oder ob ich Veganer werde usw... die Einstellung, die man hat, wird das eigene Handeln, und sei es auch langfristig gesehen, ändern, und sie wirkt auch auf andere, und ich glaube diese Wirkung kann wesentlich "produktiver" sein.

Es kann viele Gründe geben, wieso jemand z.B. nicht direkt zum konsequenten Vegetarier oder Veganer wird. Es muss nicht daran liegen, dass derjenige Massentierhaltung usw... gut findet.

Genauso muss es auch nicht so sein, dass jemand, der Veganer wird, dass wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsänderung wird. Das kann psychologisch gesehen sicher auch ganz andere Gründe haben, und dann kanns mit der Veganer-Laufbahn irgendwann auch wieder vorbei sein.

Jemand, der seinen Fleischkonsum reduziert und/oder einfach bewusster einkauft (auf die Herkunft achtet, nicht nur auf den Preis), Massentierhaltung kritisiert, und Leute, die ganz auf Fleisch verzichten oder gar Veganer werden, respektiert und sich nicht über sie lustig macht, bewirkt wahrscheinlich mindestens genausoviel wenn nicht mehr in Richtung Änderung des öffentlichen Bewusstseins als ein strikter Veganer, der alle, die noch Fleisch essen, und sogar Vegetarier, ständig beschimpft und für alles Übel auf der Welt verantwortlich macht.

Denn das Problem sind meiner Ansicht nach weniger die Leute, die nicht aufs Fleischessen verzichten wollen, obwohl sie das problematisch finden, sondern die, die das problematische daran einfach abstreiten. Die sich eine Rechtfertigung für Massentierhaltung ("Tiere haben kein Bewusstsein, 20cm sind argerecht.") und eine Alternativlosigkeit von Fleischkonsum ("Ohne Fleisch wird man krank!") zusammen rationalisieren und sich über Vegetarier und Veganer lustig machen.

Ich bin überzeugt, mehr Toleranz zwischen den "Lagern" würde viel schneller zu einer Bewusstseinsveränderung insgesamt führen, als das Schüren der Konflikte, was die Kommunikation vergiftet.

Tschö,
Ricky
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 18:38
(20.02.2013, 17:23)ricky_ho schrieb: ... schon eher den Eindruck habe, dass der grosse Skandal jetzt ist, dass es eben Pferde sind. Das mit den Medikamenten kam dann irgendwie so hinterher, und ich hatte eher den Eindruck, dass man das noch nachgeschoben hat, um so ein bischen zu rechtfertigen, wieso man jetzt so viel Wind deswegen macht, dass nun eben Pferde geschlachtet wurden und keine Kühe oder Schweine.
...
...
... was auch nahelegt, dass das "skandalöse" an der Sache in erster Linie die Tatsache ist, dass es sich um Pferde handelt.

Naja, man kann sich natürlich nicht aussuchen welches Fass die Presse aufmacht, d.h. wie es ihr am Reißerischsten erscheint, eine Geschichte aufzuziehen.

Aber was das wirkliche Leben (im Gegensatz zu der von den Medien vorgespiegelten Scheinwelt) betrifft:

Der Pferdemetzger bei uns Mittwochs und Samstags am Wochenmarkt erfreut sich eines konstanten Kundenansturms. Ich habe heute selbst die Leute dort Schlange stehen gesehen. Für die ist es also nach wie vor nicht skandalös, dass Pferde geschlachtet werden.

Tschüss,
Rhetor
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 19:16
Ich verstehe nicht, weshalb seit einer Woche jeden Tag breit über Pferdefleisch berichtet und diskutiert wird, sich aber niemand für die Zustände in Griechenland und Spanien interessiert wo dank deutscher Politik «gespart» wird was das Zeug hält – Rentner hungern, Kranke nicht versorgt werden in unserem ach so modernen Europa. Nein, erst mal ist Pferdefleisch wichtiger. Das Wohlergehen unserer Mitmenschen muß sich hinten anstellen…
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 20:06
Die Presse hat nun mal immer bestimmte Themen, die gerade "in" sind bzw. die dazu geeignet sind, die Auflagen (oder Klicks) in die Höhe zu treiben.

Ich kann nur sagen: Als ich damals als Student noch viel Fleisch aß, da bekam ich bei meinem Nebenjob (hatte Zeitungen ausgetragen) von einem Pferdefleischladen mal eine Pferdewurst geschenkt. Mir wurde so schlecht wie noch nie und sie lag mir so schwer im Magen wie sonst kein anderes Fleischgericht. Pferdefleisch habe ich auch nie gemocht, es war irgendwie immer anders und extrem eklig für mich. Daher meine ich, dass ich einen Pferdefleischanteil in einem Fleischgericht sofort erkennen würde (wenn ich denn noch solches geschummelte Fleisch essen würde).

Ansonsten soll doch jeder essen, was er mag. Die meisten Leute interessieren die Probleme unserer Mutter Erde halt herzlich wenig und die wird man auch nur schwer zu mehr "Awareness" kriegen. Aber mit dem Rest kann man dann schon ganz gut darüber reden. Und dieser Rest weiß vermutlich auch, dass die Herstellung von einem Kilo Fleisch ca. 10000-20000 (!) Liter Wasser verschlingt. Da brauch man gar nicht studiert haben, um zu merken, dass ein genereller Fleischkonsum jedes Erdenbewohners auf Dauer nicht funktionieren kann (aber welcher Prozentsatz der Menschheit in den Industriestaaten macht sich schon über sowas Gedanken?)
Und wir sind nicht mehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein - aus dem vergangenen Tag.
WILDlings klare Momente

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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
20.02.2013, 20:14
(17.02.2013, 19:08)utteger schrieb: Dass der Wildbestand Pflege und Selektion braucht, damit die Bambis und Häslein gesund und in für alle angemessener Anzahl herumhüpfen, sieht ja keiner.

Versteh mich nicht falsch - aber seid Ihr (bzw. etliche Vertreter der Jägerschaft) nicht auch diejenigen, die Wölfe oder Bären abschießen, wenn nach all den Jahren der Verbannung endlich mal wieder ein Tier Vertrauen in unsere Wälder aufgebaut hat und sich zu uns traut? Sind solche Tiere nicht der große Feind (Konkurrent) der Jägeschaft?

Der böse Wolf, genau. Aber ist nicht genau er derjenige, der früher auf natürliche Weise den Wildbestand reguliert hat (als er es noch durfte)?
Und wir sind nicht mehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein - aus dem vergangenen Tag.
WILDlings klare Momente

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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
21.02.2013, 13:50
(20.02.2013, 18:38)Rhetor schrieb: Naja, man kann sich natürlich nicht aussuchen welches Fass die Presse aufmacht, d.h. wie es ihr am Reißerischsten erscheint, eine Geschichte aufzuziehen.

Ich beschreibe es ja nur. Generell sehe ich das wie glasmoon und finde es haarsträubend, dass diesem Thema (und anderen) soviel Platz eingeräumt wird, als wäre das momentan unsere Hauptsorge.

Zitat:Der Pferdemetzger bei uns Mittwochs und Samstags am Wochenmarkt erfreut sich eines konstanten Kundenansturms. Ich habe heute selbst die Leute dort Schlange stehen gesehen. Für die ist es also nach wie vor nicht skandalös, dass Pferde geschlachtet werden.

Aber was sagt das jetzt? Das ist ja nicht so verwunderlich oder unerwartet, dass diejenigen, die sowieso regelmässig Pferdefleisch essen, das jetzt genauso auch weiter tun. Klar ist aber doch, dass das in Deutschland eine absolute Minderheit unter den Fleischessern ist.

Aber ich würde dir auch recht geben, dass das ganze in der Bevölkerung weit weniger Erregung hervorruft, als in den Medien. Darum ja auch meine Einschätzung, dass sie das mit den Medikamenten schnell hinterhergeschoben haben, sozusagen als Rechtfertigung: seht ihr, ist schon wirklich schlimm, das mit dem Pferdefleisch! Los, jetzt regt euch doch mal auf.

Trotzdem lässt sich glaube ich kaum abstreiten, dass es für die meisten Fleischesser durchaus einen Unterschied macht, ob nun eine Kuh oder ein Pferd, oder sagen wir ein Schwein oder ein Hund geschlachtet und verspeist wird. Und dass dieser Unterscheid rein kulturell bedingt ist.

Und dieser Unterschied hat dann letztlich auch zu den skandalträchtigen Schlagzeilen geführt. Wenn das die Bevölkerung jetzt nicht wirklich in grosse Aufregung versetzt hat, dürfte das vor allem daran liegen, dass sich wohl kaum noch jemand, der seine Fleischprodukte ganz normal im Supermarkt kauft, irgendwelche Illusionen darüber macht, was da so drin ist. Das Thema ist irgendwo ausgelutscht.
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
21.02.2013, 16:25
(21.02.2013, 13:50)ricky_ho schrieb: Und dieser Unterschied hat dann letztlich auch zu den skandalträchtigen Schlagzeilen geführt. Wenn das die Bevölkerung jetzt nicht wirklich in grosse Aufregung versetzt hat, dürfte das vor allem daran liegen, dass sich wohl kaum noch jemand, der seine Fleischprodukte ganz normal im Supermarkt kauft, irgendwelche Illusionen darüber macht, was da so drin ist. Das Thema ist irgendwo ausgelutscht.

Vielleicht sind die Leute auch nur langsam "sensibilisiert". Ich mein, man bekommt doch regelmäßig irgendwelche Mega-Skandale vor die Nase geworfen (und ich weiß nicht obs mir nur so vorkommt, aber die letzten paar Jahre ist das mMn echt immer häufiger geworden, ich kann mich aber auch täuschen), das man einfach mit der Zeit immer weniger darauf reagiert.


ricky_ho schrieb:Ich bin überzeugt, mehr Toleranz zwischen den "Lagern" würde viel schneller zu einer Bewusstseinsveränderung insgesamt führen, als das Schüren der Konflikte, was die Kommunikation vergiftet.

Amen!
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
21.02.2013, 17:11
(21.02.2013, 16:25)DaKayOne schrieb:
(21.02.2013, 13:50)ricky_ho schrieb: Und dieser Unterschied hat dann letztlich auch zu den skandalträchtigen Schlagzeilen geführt. Wenn das die Bevölkerung jetzt nicht wirklich in grosse Aufregung versetzt hat, dürfte das vor allem daran liegen, dass sich wohl kaum noch jemand, der seine Fleischprodukte ganz normal im Supermarkt kauft, irgendwelche Illusionen darüber macht, was da so drin ist. Das Thema ist irgendwo ausgelutscht.

Vielleicht sind die Leute auch nur langsam "sensibilisiert". Ich mein, man bekommt doch regelmäßig irgendwelche Mega-Skandale vor die Nase geworfen (und ich weiß nicht obs mir nur so vorkommt, aber die letzten paar Jahre ist das mMn echt immer häufiger geworden, ich kann mich aber auch täuschen), das man einfach mit der Zeit immer weniger darauf reagiert.

Ja, das mein ich ja. Oder ok, sind vielleicht zwei zu unterscheidende Sachen: zum einen eben wie du sagst, dass man in den letzten Jahren so viele Lebensmittelskandale hatte, dass man irgendwann einfach weghört, zum anderen aber auch, dass wohl keiner mehr die Illusion hat, dass das Fleisch einwandfrei ist.

Ich hab da ja mal wieder so ne Verschwörungstheorie: ich gehe davon aus, dass man, wenn man es will, zu jedem beliebigen Zeitpunkt irgendeinen Lebensmittelskandal hervorzaubern kann. Denn irgendwas wird immer sein. Naja, und vielleicht ist halt grad mal wieder so ein Zeitpunkt, wo man lieber sowas in den Schlagzeilen hat, und schwupps, Pferdefleischskandal. Die haben das vielleicht schon auf Vorrat: "Ey, hier, die Lage in Europa und so, irgendwie fangen immer mehr Leute an zu murren... haben wir nicht noch irgendwas wie Gammelfleisch, was man zücken könnte?" - "Hm, wie wärs denn mit dieser Pferdefleischsache, die könnten wir doch jetzt mal bringen, das lenkt die Leute bestimmt total ab, die ahnen doch nicht dass die ganzen Produkte Pferdefleisch enthalten."

Bitte jetzt nicht ganz ernstnehmen, ich denke nicht wirklich, dass "die" da sitzen und das so planen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass ein Körnchen Wahrheit drinsteckt. Dass eben einfach, wenn es der herrschenden Politik nicht so ganz in den Kram passt, wenn bestimmte Themen in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden, solche "Skandale" hervorgeholt werden, die eben im Grunde gar keine sind (weil, da geh ich mal von aus, im Grunde "jeder" wusste, was da im Fleisch ist).

Hm, irgendwie ziemlich offtopic... ich frag mich grad ob ich nicht die gesamte Pferdefleisch-Diskussion in "Was einen grad bewegt" verschieben sollte?
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
21.02.2013, 21:13
Ich kapiere das zitieren nicht, also kopier ich einfach:
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Versteh mich nicht falsch - aber seid Ihr (bzw. etliche Vertreter der Jägerschaft) nicht auch diejenigen, die Wölfe oder Bären abschießen, wenn nach all den Jahren der Verbannung endlich mal wieder ein Tier Vertrauen in unsere Wälder aufgebaut hat und sich zu uns traut? Sind solche Tiere nicht der große Feind (Konkurrent) der Jägeschaft?

Der böse Wolf, genau. Aber ist nicht genau er derjenige, der früher auf natürliche Weise den Wildbestand reguliert hat (als er es noch durfte)?
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Natürlich gibt es diese Jäger, das will ich nicht bestreiten und auch nicht gut heißen. Der Bär, der irgendwo im Gebirgswald erumläuft, ist ja ziemich egal, wenn er dann Wanderwege kreuzt, ist plötzlich Feuer am Dach.
Selbstregulierung funktioniert leider ncht mehr, höchstens abseits der Zivilisation. Luchse und Wölfe sind in meiner Gegend langsam wieder ein Thema, Jäger, die damit ein Problem haben, wird es immer geben. So wie es in jeder Interessensgruppe extreme und gemäßigte gibt.

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Und dieser Rest weiß vermutlich auch, dass die Herstellung von einem Kilo Fleisch ca. 10000-20000 (!) Liter Wasser verschlingt.
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Den Wasserverbrauch (trinken) z.B. eines Schweines bis zum Schlachtgewicht beträgt ca. 6 Liter pro kg, inklusive Schlachtung und Verarbeitung wird bei ca. 20 bis 30 Liter liegen, ich habe das (mästen, schlachten, verarbeiten) lange genug gemacht. Mögen es 50 sein, wär auch nciht viel. Was du meinst, ist der Regen, der auf die vom Schwein gefressene Futterkultur fällt. Wird sehr gerne für Negativdarstellungen herangezogen. In meiner Gegend regnet es 800 Liter pro m² und Jahr, ob auf diesem m² Futtergetreide gebaut wird, Fußballrasen wächst oder Rosen für deine Holde. Böse Rose, böser Fußballrasen, du verbrauchst Unmengen Wasser?
Aber jetz Schluss damit, das bringt nix. Möge jeder seine Meinung dazu haben.

Zum eigentlichen Thema:
Der Kunde will Tiefkühllasagne um € 1,99, der Lebensmittelhändler geht zum Produzenten und will Tiefkühllasagne um € 1,50 damit auch Marge bleibt, der Produzent kauft das billigste Fleisch, die billigsten Eier usw. um zu diesem Preis liefern zu können. Heraus kommt dubioser Fleischmix zwischen den Teigplatten, bis irgendwer kommt und die Verschleierung der Fleischherkunft lüften kann. Das zieht sich durch alle Sparten, siehe das abartige Sozialdumping bei den Frächtern. Wenn jemand, dessen Stimme Gewicht hat, einen Skandal finden will, findet er den auch.

Das soll jetzt nicht heißen, dass der Endkunde an allem Schuld ist, der hat aber über sein Konsumverhalten den größten Einfluss darauf, wo und wie seine Mahlzeit produziert wird.
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
21.02.2013, 21:30
(21.02.2013, 21:13)utteger schrieb: Den Wasserverbrauch (trinken) z.B. eines Schweines bis zum Schlachtgewicht beträgt ca. 6 Liter pro kg, inklusive Schlachtung und Verarbeitung wird bei ca. 20 bis 30 Liter liegen, ich habe das (mästen, schlachten, verarbeiten) lange genug gemacht. Mögen es 50 sein, wär auch nciht viel.

Nur 6 Kilo? Das kommt mir ein bisschen wenig vor - organisches besteht ja zu einem großen Teil nur aus Wasser.
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
22.02.2013, 01:02
Hab grad dieses Interview gefunden, das ziemlich gut hier hin passt:
Interview zur Ethik des Fleisch-Essens
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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
22.02.2013, 10:06
Wollte Dir auch mit meinem Posting nicht unterstellen, dass Du zu der Sorte gehörst, die die natürlichen Jäger in der Natur zum Feind hat. Klar, schwarze Schafe wird es da (bei den Jägern) immer geben.

Da erinnere ich mich auch gerade an einen offenbar geisteskranken Jäger vor etlichen Jahren, der einen Kater auf dem Kieker hatte und ihn "mehrfach gewarnt hatte" (wie soll das bloss gegangen sein?) nicht in die Nähe seines Jagdbezirks zu gehen. Natürlich wusste der arme Kater nicht, was los war und wurde von diesem Jäger irgendwann erschossen. Offenbar, wie ich finde, aus einem Akt tiefer Perversität heraus. Dumm nur, dass das Fernsehen darüber eine große Reportage brachte. Der Jäger war seitdem seines Lebens in diesem Dorf nicht mehr sicher, erhielt viele Morddrohungen und musste letztlich sein Haus dort aufgeben und ganz woanders hinziehen.


(21.02.2013, 21:13)utteger schrieb: Den Wasserverbrauch (trinken) z.B. eines Schweines bis zum Schlachtgewicht beträgt ca. 6 Liter pro kg, inklusive Schlachtung und Verarbeitung wird bei ca. 20 bis 30 Liter liegen, ich habe das (mästen, schlachten, verarbeiten) lange genug gemacht. Mögen es 50 sein, wär auch nciht viel. Was du meinst, ist der Regen, der auf die vom Schwein gefressene Futterkultur fällt. Wird sehr gerne für Negativdarstellungen herangezogen. In meiner Gegend regnet es 800 Liter pro m² und Jahr, ob auf diesem m² Futtergetreide gebaut wird, Fußballrasen wächst oder Rosen für deine Holde. Böse Rose, böser Fußballrasen, du verbrauchst Unmengen Wasser?

Das zeigt mir, wie man sich alles schönreden kann, wenn man es denn nur will. Bestimmt ist der Regen auf die Futterkultur mit in die Rechnung eingeflossen. Aber das ist Ackerland, dass man für keinen anderen Zweck verwenden kann. Genauso das Weideland, auf dem das Vieh (hoffentlich) steht. Dort kann man keine Pflanzen mehr anbauen. Es wäre wesentlich effizienter und billiger, würde viel mehr Menschen satt machen, wenn man dort Pflanzen anbauen könnte. Den anderen Menschen, die weltweit hungern, gehen nämlich diese möglichen Pflanzen verloren, für ein paar Menschen in Industriestaaten, die sich permanent selbst verarschen und für ein paar Cent so viel wie möglich Fleisch kaufen wollen, ob sie sich dabei vergiften oder nicht.

Wenn ich heute Fleisch kaufen würde, dann würde ich nur das beste und hochwertigste kaufen. Dabei einen Schnäppchenpreis anzustreben, macht da überhaupt keinen Sinn. Es ist schließlich das, was zu mir wird, wenn ich es esse.
Und wir sind nicht mehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein - aus dem vergangenen Tag.
WILDlings klare Momente

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RE: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus
22.02.2013, 13:06
(20.02.2013, 17:23)ricky_ho schrieb: Seh ich ganz genauso. Wie immer denke ich, dass die Einstellung, die man zu einem Thema hat, das Bewusstsein, viel wichtiger ist als jetzt die konkrete Handlung: ob ich jetzt weniger Fleisch esse, ob ich Vegetarier werde, oder ob ich Veganer werde usw... die Einstellung, die man hat, wird das eigene Handeln, und sei es auch langfristig gesehen, ändern, und sie wirkt auch auf andere, und ich glaube diese Wirkung kann wesentlich "produktiver" sein.

Jemand, der seinen Fleischkonsum reduziert und/oder einfach bewusster einkauft (auf die Herkunft achtet, nicht nur auf den Preis), Massentierhaltung kritisiert, und Leute, die ganz auf Fleisch verzichten oder gar Veganer werden, respektiert und sich nicht über sie lustig macht, bewirkt wahrscheinlich mindestens genausoviel wenn nicht mehr in Richtung Änderung des öffentlichen Bewusstseins als ein strikter Veganer, der alle, die noch Fleisch essen, und sogar Vegetarier, ständig beschimpft und für alles Übel auf der Welt verantwortlich macht.

(20.02.2013, 17:23)ricky_ho schrieb: Denn das Problem sind meiner Ansicht nach weniger die Leute, die nicht aufs Fleischessen verzichten wollen, obwohl sie das problematisch finden, sondern die, die das problematische daran einfach abstreiten. Die sich eine Rechtfertigung für Massentierhaltung ("Tiere haben kein Bewusstsein, 20cm sind argerecht.") und eine Alternativlosigkeit von Fleischkonsum ("Ohne Fleisch wird man krank!") zusammen rationalisieren und sich über Vegetarier und Veganer lustig machen.

Ich bin überzeugt, mehr Toleranz zwischen den "Lagern" würde viel schneller zu einer Bewusstseinsveränderung insgesamt führen, als das Schüren der Konflikte, was die Kommunikation vergiftet.

Danke, ricky, du hast einige der Gedanken, die mir beim Verfassen meines vorherigen Posts durch den Kopf gingen, die ich aber nicht formulieren konnte, sehr gut auf den Punkt gebracht.

Nochmal ganz kurz zum Pferdefleisch: Ich habe auch das Gefühl, dass die Medien das viel mehr ausschlachten, als nötig wäre und dass die Leute, die ich so kenne, deswegen ihr Konsumverhalten nicht ändern werden und es auch tendenziell eher dumm/heuchlerisch finden, etwas nicht zu essen, nur weil da plötzlich ein anderes Tier drin sein soll... vielleicht bleibt aber doch wenigstens vorübergehend der positive Effekt, dass wieder mehr Leuten bewusst wird, dass Fleisch berechtigterweise nicht so billig sein sollte, zumindest hoffe ich das.
Der Blickwinkel ist entscheidend
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