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Angst

Angst
#1
22.04.2008, 19:07
zunächst: er-leben.

ich war "schlecht" in der schule, vielleicht auch faul; - jedenfalls lustlos und bekam also ein "schlechtes" zeugnis. ich legte es meinem vater hin und versuchte, mich unsichtbar zu machen. mein vater war immer ein einser-schüler gewesen - abitur mit auszeichnung. (in dem buch, das er dafür bekam, griechische heldensagen, so als lob und für den tollen, vielversprechenden mensch, waren hinten 8 blankseiten, es fehlte text. später sagte ich mir: typisch, fehldruck.)
er rief mich. holte mich streng mit dem zeigefinger heran. "komm mal her!" ich war 10 und hatte angst. als er mich packte (ganz kalt, ganz sachlich, auf dem sofa sitzend) und übers knie legte um mir aufs gesäß zu schlagen (kräftiger mann, sportler) hatte ich todesangst und glaubte zu ersticken. es tat sehr weh. meine mutter in der tür, leise: "nicht so doll...mein gott nicht so doll..." ich konnte dann weinen. weniger vor schmerz, als vor scham. ich schämte mich für ihn. - das war angst von außen.

dann: träumen.

es klopft und es ist draußen ganz dunkel. ich kann nichts sehen durch die türscheiben. mein herz beginnt zu klopfen und ich will erwachen, kann aber nicht, den "es" hat die tür geöffnet und hält mich am bein fest. ungeheures, panisches entsetzen. ich höre mich schreien. ich schreie tatsächlich und erwache schweißgebadet. ich versuche sofort, wieder kontakt zu dem traum aufzunehmen, aber mir sträuben sich alle haare, ich bekomme gänsehaut (selbst jetzt, beim aufschreiben). im traum war es zunächst zappelig, dann hastig, dann unkoordinierte bewegung, dann schreien und verzweifelte anstrengung gegen etwas unheimliches. "weg! nichts wie weg!" - dies war angst von innen.

lg
banzai!



offene weite - nichts von heilig
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Re: Angst
#2
22.04.2008, 20:06
Ja, klassischer Fall eines Ödipus-Komplexes: Du stehst total auf deine Mutter.
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Re: Angst
#3
22.04.2008, 20:11

ich bin mit meinem kleinen Sohn auf einem Waldweg unterwegs. Er fährt auf einem Elektro-Motorrad, wird immer schneller und der Abstand zwischen uns wächst. Was soll schon passieren, denke ich, wir haben eine Gerade vor uns, ich kann ihn gut im Auge behalten.

Rechts und links des Weges ist Dickicht, zwei, drei Meter rein sehe ich herrliche große Beeren am Strauch. Ob ich mal schnell da rein springe und ein paar hole? Schon bin ich einige Schritte vom Weg ab als mich ein unheimliches Angstgefühl überfällt. Ich stocke, bleibe vor Angst wie gelähmt stehen, kann sie nicht erklären...folge der Angst und gehe zurück auf den Weg.

Hole mein Kind schnell ein und drehe mich dann nochmal um. Zigmal bin ich diesen Weg gelaufen, noch nie gabs Anlass zur Furcht. als ich mich jetzt aber umdrehe sehe ich einen Mann im Dickicht stehen. Reglos, er starrt mich an, soll das ein Scherz sein? Mir ist nicht nach scherzen zumute, ich beachte ihn nicht länger, überspiele die innere Spannung, wir gehen weiter.

Aber ich habe große Angst, dieser Mann könnte keinen Scherz beabsichtigen sondern psych. krank sein. Ich weiß, dass ich weiter unten um die Kurve und auf dem Parallelweg erneut an dieser Waldstelle vorbei muss. Meine Angst wächst ins Unermessliche, da taucht wie auf Bestellung eine ältere Frau aus der Gegenrichtung auf. Wir gehen zurück zum Parkplatz. Als ich das besagte Waldstück wieder passiere, steht der Mann noch immer reglos da...er ist komisch bekleidet, wie mit einem langen hellen Nachthemd.

Traumartig, das ganze Erlebnis, aber ich werds nie vergessen, wie mich aus heiterem Himmel die Angst überfiel nicht in dieses Dickicht zu steigen, Angst als Warnung.

Klarträumer sind Stehaufmännchen
Du kannst Krieg führen.
Oder Probleme lösen.
Lasst uns Frieden machen.
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Re: Angst
#4
16.05.2008, 11:21
innen: angst vor dem schatten. aus werner zurfluh, quellen der nacht, s. 239 ff. (c ansata verlag, interlaken, schweiz, 1983)

"In einem kleinen unterirdischen Zimmer sitze ich mit dem Rücken zur Wand auf einem Stuhl — und bin mir mit aller nur wünschenswer¬ten Deutlichkeit bewußt, im Traumzustand und nicht im Alltag zu sein. Außerdem weiß ich intuitiv, daß hinter mir an der Wand ein Spiegel hängt.
«Spiegel sind unerbittlich, weil sie nur das reflektieren, was man selbst ist», denke ich. Soll ich mich also umdrehen} Mit größter Wahrscheinlichkeit werde ich doch nur ein Gesicht sehen, das meinen Schatten widerspiegelt. Weshalb dieser Wahrheit ins A uge blicken} Schließlich bin ich luzid und könnte die unangenehme Konfrontation ohne weiteres vermeiden: einfach aufstehen, weggehen und irgendetwas anderes tun — oder wieder im Bett aufwachen! — Doch wird eine derart günstige Gelegenheit ein zweites Mal kommen! Ich darf mir keine Illusionen machen: das eigene Schattenbild in konzentrierter Form wird immer schwer zu ertragen sein. Einmal werde ich mich damit auseinandersetzen müssen. Warum nicht gerade jetzt!!
Ich will nichts überstürzen, um nicht vor lauter Schreck mein Ich-Bewußtsein zu verlieren. Es wird deshalb am besten sein, wenn ich mich nur ein bißchen umdrehe. Auf diese Weise werde ich nur den Rand des Spiegelbildes sehen und mich daran gewöhnen können und mich dann erst ein Stückchen weiterdrehen und der brutalen Wahrheit Schritt für Schritt annähern. Aber mache ich mir nicht unnötig Sorgen! Mein Schattenbild kann doch gar nicht so schlimm sein — und ich habe mich intensiv auf diese Begegnung vorbereitet.
Kaum habe ich mich so weit umgedreht, daß ein kleiner Randstreifen meines Spiegelbildes zu sehen ist, erkenne ich schlagartig, daß sogar meine schlimmsten Befürchtungen bei weitem übertroffen werden. Was ich da sehe, ist die ungeschminkte Wahrheit in vollkommener Verdichtung und lebendiger Plastizität. Es ist unerträglich. Ich muß mich abwenden und meine Fassung wiedergewinnen. Dann drehe ich mich ein zweites Mal um — etwas stärker als beim ersten Mal. Ich will es immer noch nicht glauben, denn dieses Bild beinhaltet einfach alles, was an mir überhaupt schattenhaft sein kann. Vom Denken her ist dieser Anblick relativ leicht zu ertragen, aber gefühlsmäßig bin ich überfordert. Nach langem Zögern erst schaffe ich es, mich ganz umzudrehen und frontal in den Spiegel zu blicken. Es ist immer noch nicht zu fassen. Ich glaube, in meinem ganzen Leben bin ich noch niemals so erschüttert gewesen wie jetzt. Das soll ein Wesensbestandteil meiner selbst sein! Entsetzlich!
Zunächst bin ich wie gelähmt und unfähig, das Gesicht etwas distanzierter zu betrachten — und ich habe Mühe, mich daran zu hindern, bewußtlos zu werden. Es wäre das einfachste gewesen. — Es dauert ziemlich lange, bis ich endlich in der Lage bin, mein eigenes Gegenüber ein bißchen zu <objektivieren>. Ich versuche es differenzierter zu betrachten, um dem Gesamteindruck durch eine gewisse Gliederung die emotionale Spitze zu nehmen. Nach etlichen Anlaufschwierigkeiten gelingt es mir, einzelne Aspekte in Worte zu fassen, und bald schon fällt es mir leichter, das Gesicht ganz genau anzuschauen, obwohl dabei nichts von seiner Affektivität verlorengeht. Mein Schattenbruder! Nur mir selbst und sonst niemandem sagt er etwas. In seinen Gesichtszügen sind bis ins feinste Detail meine persönlichen Schattenkomponenten eingegraben. Aber da ist noch mehr, denn auch alle familiären und sogar die kollektiven Schattenwürfe sind zu erkennen. Wenn es nicht mich selbst betreffen würde, es wäre direkt faszinierend, die vollkommene Darstellung der Schatten-Physignomik zu studieren. Aber so!
Je mehr ich mich mit meinem Spiegelbild, dem Schattenbruder, auseinandersetze, desto mehr schwindet meine Angst. Schließlich fürchte ich mich nicht mehr vor ihm, sondern bin von einem echten Mitgefühl erfüllt, denn diese Gestalt ist ja auch ein Produkt meines Tuns. Ich bin bereit, neu zu beginnen und mit meinem Bruder zusammenzuarbeiten.
Im Verlaufe meiner Überlegungen und genauen Beobachtung und Beschreibung der Gesichtszüge des Schattenbildes verändert sich das Antlitz im Spiegel. Es entwickelt ein von mir unabhängiges Eigenleben. Mich verblüfft diese Verselbständigung, die teilweise eigenständig und paradoxerweise gleichzeitig in Abhängigkeit von meinem eigenen Einstellungswandel geschieht. — Der freundlich gewordene Schattenbruder winkt mich zu sich hinüber und wendet sich vom Spiegel ab, als wäre die versilberte Glasfläche bloß ein Fenster gewesen. Ich komme seiner Aufforderung nach und gehe durch eine Tür links vom <Spiegel>." (fortsetzung =>)


offene weite - nichts von heilig
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Re: Angst
#5
16.05.2008, 11:29
(...fortsetzung) "Auf der anderen Seite erwartet mich der Schattenmann, der nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit mir hat, und sagt: «Dank deiner Auseinandersetzung mit dem Spiegelbild bin ich zu dem geworden, der ich jetzt bin. Nun werde ich dir jeden einzelnen Schattenaspekt in seinen Auswirkungen zeigen, indem wir ihn gemeinsam durchspielen und dabei herausarbeiten, welche Bedeutung er hat.» — Und dann beginnt eine lange Reise, bei der mindestens ein Dutzend Abarten des Schattens bis in die kleinsten Verästelungen hinein dargestellt werden: Szenen, in denen ich meine eigene und die Schattenhaftigkeit anderer ausbeute und mißbrauche, schließlich zur Einsicht komme und den Schatten als eigenständigen Faktor in die Beziehungen einfließen lasse, worauf sich erst sein positiver Einfluß entfaltet. Teilweise kommt es zu erstaunlichen Lösungen, die sich dadurch auszeichnen, daß sie ganz auf die persönliche Situation der an der Wechselwirkung Beteiligten zugeschnitten sind.
30.7.1974"

das persönliche hatte ich schon oben geschrieben. dies ein beispiel für das erforschen der angst im klartraum. ein ganz anderes beispiel malte rené magritte. vermutlich ist es bekannt...

http://psyc.queensu.ca/~psyc382/magritte-notrepro.jpg

lg
banzai!
offene weite - nichts von heilig
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RE: Angst
#6
23.09.2010, 09:49
hmm, vielleicht sollte man das thema nicht einfach "umkommen" lassen (man wird sehen). deshalb wieder aus den tiefen des forums heraufgeholt, weil ich in den letzten tagen, als ich mich etwas näher mit den texten hier befaßte, öfter das wort "Angst" las.

angst wäre vielleicht abzugrenzen gegen ärger, gegen den zorn, gegen bloße furcht und gegen den schmerz.
"Bekanntlich ist Angst in unserm Jahrhundert ein Lieblingsthema der öffentlichen Diskussion geworden, ausgehend von Philosophen (Kierkegaard, Heidegger) und Medizinern (Freud, Goldstein)..." (Hermann Schmitz, Die Gegenwart; in seinem "System der Philosophie").

mancheine/r kann sie nicht aushalten und bringt sich aus dieser angsatmosphäre ins "Nichts" (was sicher ein weiteres thema wäre, anschließend an "Sinn" und "Sein").

ich weiß, daß das alles schwierig ist, also hier unter dem strengen blick der ollen philosophen sich zu outen; aber ich hab ja selber angst (vorm sterben beispielsweise) und gehe es, wie oben schon begonnen, eigentlich immer gerne praktisch an (das zitat ist nur für die profis, um auch sie anzulocken ;D )

also, ihr dürft angst haben, sie zeigen und gerne darüber (im weitesten sinne) andern mit-teilen big

lieber gruß
maxsensei
offene weite - nichts von heilig
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