Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5

Katathymes Bilderleben

Re: Katathymes Bilderleben
#16
11.02.2009, 20:40
mit "vorne" meine ich das blickfeld, ob die augen zu sind oder offen. wir sind uns da völlig einig, kann ja auch nicht unterschiedlich sein: gleiche physiologie. die räumlichen zuordnungen sind etwas schwierig, ich weiß, weil "vorne" eigentlich hinten ist, weil die netzhaut ja hinten im auge liegt. vorne ist bei geöffneten augen außen.
innen ist hinten, also wo du bei geöffneten augen "nichts" siehst. (deshalb ist das vogel-erlebnis so interessant, weil die ja 360 grad sehen - augen an der seite. du kannst es imaginieren.)
du beschreibst das "zurückziehen" genauso, wie ich es auch erlebe. hab das wohl ein wenig vermischt im text, weil ich immer denke, ich schreibe zuviel big

während du dich zurückziehst kommt es zu anderen phänomenen (einfach nochmal aufmerksam verlangsamen), bis dir dann deine imagination, die ganz woanders offensichtlich verortet ist zeigt, was du als bilder erlebst. in der entspannung (zeerox schreibt von autogenem training, das ist entspannung - zunächst) kannst du auch bilder induzieren, entweder selbst, weil mit deinem verstand bist du ja auf du, oder du sprichst sie auf band oder läßt sie dir vorlesen, egal. also ich habe das mal mit der leunerschen wiese probiert und sie sieht so aus, wie die, in der frodo beutlin zu anfang des ersten teils von "herr der ringe" sitzend, gandalf singend näherkommen hört... big

du kannst dann zum bach gehen und ihm folgen. das ist spannend, weil das geschehen immer deutlicher wird. schätze mal, es ist so ähnlich wie "wild" und dergleichen techniken. ich habe gemerkt, wenn ich liege (im bett z.b.) schlafe ich immer gleich ein, auch wenn ich nachts erwacht bin. deshalb sitze ich. hellwach und erlebe innenwelt und gebe nur selten impulse, denn die ereignisse kommen auch ohne mein eingreifen. das ist, was ich als "hinten" erlebe, oder als rundherum räumlich.

jedenfalls etwas anderes, als wenn ich die netzhautphänomene betrachte (obwohl da auch stärkere ereignisse möglich sind). freud kannte das auch und natürlich c.g. jung.

Leuner beschreibt es ab seite 41, "Psychologische Grundlagen";

"Der Betreffende beschreibt etwa das Auftauchen abstrakter Muster, zunächst vielleicht nur ganz zarter Gebilde, wie Kreise, Kugeln oder Stäbchen, die sich zu geometrischen Figuren zusammenschließen. Anfangs stehen sie nur schwarz-weiß, später auch farbig VOR Augen." also ich sehe das immer farbig und es pulsiert; wahrscheinlich tatsächlich als folge des pulsschlags. ich bemerke dann ein nach-hinten-wandern der erscheinungen (kann es nicht anders sagen; - du sagst "...direkt aus der schädelmitte heraus...") diese schwingungen, wenn man die imagination (will es nicht "sehen" nennen) nach hinten bewegt, kenne ich gut, vielleicht passiert etwas mit dem gleichgewichtssinn? allerdings bemerke ich auch die tätigkeit der augenmuskeln. - das trancegefühl geht noch höher und entfernt sich von den imaginationen (aber nicht zum sehen hin, sondern von den gegenständen weg.)

m.a.w. wir reden über das gleiche und wissen es jetzt big

im moment gefällt es mir ganz gut, mit den hobbits in der landschaft herumzulaufen, ich nenne sie eben phantasien, nicht auenland.

zu zeerox: da wir gesund sind (soweit das in dieser unbehaglichen kultur möglich ist...), können wir es selber, oder du machst es mit jemandem anderes, dem du deine erlebnisse erzählst und der dir vielleicht ein paar kreative anregungen gibt; - "ist denn da wirklich kein weg den berg hinauf?" - biggrin

ein weites feld, schön, -
lieber gruß,
banzai!
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#17
12.02.2009, 20:00

Zitat:banzai! schrieb am 11.02.2009 20:40 Uhr:
mit "vorne" meine ich das blickfeld, ob die augen zu sind oder offen.
...
vorne ist bei geöffneten augen außen.


eine sehr schöne Übung, die ich schon oft gemacht habe, ist das geistige Sehen bei offenen Augen. Also ich nenn das für mich so, weil ich das Gefühl habe, dieses geistige Auge liegt extra(in der Kopfmitte). Angefangen hab ich neugierigerweise abends vorm Einschlafen, einfach statt Augen zu Augen offen lassen und sich imaginär bewegen, in anderes Umfeld und Abläufe versetzen usw. Mit der Zeit klappte das dann auch am hellen Tag immer besser und das Faszinierende daran war, dass diese imaginäre Umgebung immer klarer zu werden schien. ich meine, die Abläufe, Bilder wurden schärfer mit offenen physischen Augen als bei geschlossenen. So ist das auch heute noch. Ich kanns mir eigentlich nicht erklären, aber finde es toll, dass es so ist.

Versuch mal, dir diese Leunersche Wiese usw. bei offenen physischen Augen vorzustellen bzw. damit zu interagieren. Ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, weil ja die phys. Sichteindrücke von uns zuoberst gestellt werden. Aber man kann das phys. Sehen wunderbar ausblenden und auf rein geistiges/imaginäres Sehen umschalten!


Zitat:innen ist hinten, also wo du bei geöffneten augen "nichts" siehst. (deshalb ist das vogel-erlebnis so interessant, weil die ja 360 grad sehen - augen an der seite. du kannst es imaginieren.)


welches innen oder hinten meinst du hier, das anatomische oder das imaginäre? das Vogelerlebnis habe ich noch nicht verstanden, es besteht einfach nur daraus, sich eine 360°-Sicht vorzustellen?


Zitat:während du dich zurückziehst kommt es zu anderen phänomenen (einfach nochmal aufmerksam verlangsamen), bis dir dann deine imagination, die ganz woanders offensichtlich verortet ist zeigt, was du als bilder erlebst. in der entspannung (zeerox schreibt von autogenem training, das ist entspannung - zunächst) kannst du auch bilder induzieren


ja, ich lass das nochmal langsamer ziehen. Bisher habe ich das nicht während Bilderreihen gemacht sondern nur so um die allgemeinen Empfindungen dabei zu erfahren und evtl. Schwingungen zu erreichen


Zitat:also ich sehe das immer farbig und es pulsiert; wahrscheinlich tatsächlich als folge des pulsschlags. ich bemerke dann ein nach-hinten-wandern der erscheinungen (kann es nicht anders sagen; - du sagst "...direkt aus der schädelmitte heraus...") diese schwingungen, wenn man die imagination (will es nicht "sehen" nennen) nach hinten bewegt, kenne ich gut, vielleicht passiert etwas mit dem gleichgewichtssinn? allerdings bemerke ich auch die tätigkeit der augenmuskeln. -


ja die wandern teils bei mir auch nach hinten. Meist jedoch schalte ich den Blick einfach selber nach hinten, damit richtige Bilder losgehen bigwink
denn beim Beobachten von Bildern hab ich bemerkt, dass sehr oft zuerst eine oberflächliche Schicht auftaucht, das sind Bilder, die aus dem letzten Tag stammen oder aus zuletzt gesehenen Filmen, was bewusst in Bezug zum Alltag stehendes. Diese schieb ich immer weg, weil die mir nicht so "bedeutungsecht" erscheinen. Erst wenn dann Bilder auftauchen, die ich nicht in Zusammenhang bringen kann, Neuland, Unverständliches usw., dann beginne ich zu beobachten. ich nenne das dann die zweite oder tiefere Bilderschicht(so für mich halt)

Die Tätigkeit der Augenmuskeln bemerke ich nicht, kann aber gut deshalb sein, weil ich eh meist die Aufmerksamkeit vom phys. Körper weglenke. die Pulsationen sind bei mir um einige Male schneller als der Puls, weshalb ich den Puls als Ursprung für mich schon ausgeschlossen habe. Die sind so geschätzt vllt. 10mal schneller und das ist diesselbe Frequenz, die auch beim Schwingen des Traumkörpers auftritt, so kurz vorm Einschlafen

So, genug geschrieben biggrin
ich wünsch uns schöne Klare,
LG Laura
Klarträumer sind Stehaufmännchen
Wahrer Reichtum liegt in der lebendigen Praxis der Anerkennung des freien Willens
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#18
13.02.2009, 11:02
hej,
damit es nicht undurchsichtig wird, antworte ich einfach im zusammenhang (wiederholungen klären ja).

ja klar, kenne ich sehr gut, das tagträumen mit geöffneten augen. induziert zum beispiel "stellt euch eine zitrone vor. - - ihr könnt dabei die augen offen lassen. - stellt euch die leicht glänzende oberfläche vor mit den vielen kleinen grübchen. riecht daran. die farbe ist ein schönes, leicht grünliches gelb. ihr seht licht und schatten, d.h. das gelb ist auf der fensterseite heller als zum raum hin. die form ist leicht oval, zwei nippel: auf der einen seite der stengelansatz, auf der andern eine verdickung, wo die blüte war. versucht es ganz klar zu sehen. nehmt ein messer und schneidet die zitrone durch. - läuft euch das wasser im munde zusammen? sehr euch die beiden schnittseiten an...aber was ist das? - ein kleines männlein kommt heraus und schreit mit lauter hoher stimme "Du hast mein Haus kaputt gemacht!"...

ja, und das wurde dann gezeichnet big

bilderleben mit offenen augen: es kann sein, daß die augeneindrücke (also die nervensensationen) das sehzentrum schon so stimuliert haben, daß es den bildern leichter gelingt, zum phantasiebereich umzuschalten, bzw verbindungen zu erschaffen. man sagt ja rechtshemisphärisch sei das bilderzentrum (kommt mir fragwürdig vor, aber wenn der glaube nützt, ist das sehr in der ordnung). (aber nicht beim autofahren machen! bigwink

räumliche zuordnungen - oben - unten - rechts - links - vorne - hinten sind vorstellungen, ich kann da gar nicht trennen zwischen anatomisch und imaginär (weil ich ja immer alles konstruiere; - tholey nennt das schlicht und treffend "phänomenal"). kleiner versuch, wie phänomenal die wirklichkeit "ist": tippe mal leicht an die seite eines auges, sodaß es sich leicht verschiebt - aber ganz vorsichtig!
ich erlebe ähnliche phänomene, wenn ich am mausrad drehe und es bewegt sich nichts, ich rechnete aber damit: auch ein kurzer schwindel-rückkoppler. gibt erweiterte versuche dazu, las das mal bei spiegel-online-wissenschaft...wir halten die welt "draußen" ja immer für sehr fest und so-seiend. das ist natürlich eine illusion (aber sie funktioniert bigwink

zum vogelflug: klar, sofort bin ich der albatross und schwebe 200 m über meinem haus (weil ich mich verirrt habe gerade, normalerweise gehöre ich auf die südhalbkugel...ich sehe mich im mittelpunkt einer kugel, die die welt ist, vorne etwas gelber schnabel, hinter mir die flügel; aber meine vorstellung blendet sie aus. von hinten kommen die mövenkumpane..."hej, zeigt ihr mir den weg nach galappagos, kumpel?"

zu netzhauteindrücken (bilderchen, bilderreihen) nochmal: es können auch ganz wilde chaotische, rasend schnelle bilderfolgen sein (zeitraffer, einzelbilder, keine "filme" - da fällt mir ein, wir sehen ja auch mit offenen augen filme und nehmen es für wirklich), meistens nach dem erwachen und noch dämmern, sehr plasisch und farbig oder am anfang der meditation, gesichter z.b., aber nur im zentrum des netzhautbildes und rötlich flackernd.

ja, frequenz des pulsierens muß ich noch erforschen...aber das einschlafpulsieren kenne ich auch, obwohl ich dann immer wegkippe big bei mir fängt es dann auch sofort an zu träumen und weil ich so nahe am wachen noch bin, sind sie sehr lebhaft oder ich wache wieder auf. daher weiß ich das. wahrscheinlich geht es dann erst in den tiefen schlaf.

ich denke, ich setze doch nochmal ein/zwei fallgeschichten von leuner hierher. wobei ich las (hab ja erst die hälfte), daß seine patienten auch zuhause "bild-erleben" betreiben und die schriftlichen aufzeichnungen dann zur nächsten "stunde" mitbringen.

hehe, du bist schon viel weiter als ich biggrin

schaunwirmal, lieber gruß

banzai!
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#19
13.02.2009, 11:25
kata1, a.a.O., S.55f

zunächst erläutert er (Leuner), daß die patienten in einer besinnungspause nach der sitzung im wartezimmer, diese klärung auch in form von notizen mit nach hause tragen und dort ein protokoll anfertigen, oder zeichnungen machen.

"Fortsetzung des Protokolls (die Vp hat sich seitlich auf die Couch gesetzt, und ich bitte sie, über ihr Erleben zu berichten):
«Ja, das war sehr eigentümlich. Ich war relativ schnell gut entspannt. Darin hatte ich gar keine Schwierigkeiten. Es erinnerte mich an die Situation, wenn ich abends einschlafe, ich meine, wenn ich mir vornehme einzuschlafen. Das grüne Gras kam ganz von selbst vor die Augen. Einige Mühe hatte ich freilich, es nachher auszuweiten zu einer Wiese. An dieser Stelle stockte es etwas, ich hatte auch einen gewissen Unwillen, vielleicht hätte ich mir viel lieber etwas anderes vorgestellt16. Dann folgte ich aber Ihren Empfehlungen. Das übrige habe ich geschildert. Die Deutlichkeit der Bilder hat mich überrascht. Als die Wiese ganz aufgetaucht war, wurden die Bilder immer deutlicher. Schließlich standen die Farben ganz klar vor Augen. Ich hatte alles um mich herum nach einiger Zeit völlig vergessen. Ich war ganz in dieser Landschaft. Das kühle Wasser spürte ich deutlich, hörte die Insekten summen. Für mich war das Ganze ein äußerst angenehmes Erleben. Ich war davon erfüllt. Noch jetzt fühle ich mich beruhigt. Auch die Kühe habe ich sehr deutlich gesehen, wie sie träge dalagen und vor sich hinmalmten. Das Ganze war ein friedliches und sich weit in die Landschaft hinaus erstreckendes Bild.»
(«Die Wiese war nach dem Trunk weiter, hat es Sie nicht überrascht? Die anfangliche Begrenzung durch den Wald war weggefallen?» Frage des Therapeuten)
«Ja, das stimmt. Nach dem, was Sie gesagt hatten, war ich aber auf solche Überraschun­gen eingestellt. Ich muß sogar noch sagen, daß ich zunächst etwas viel Phantastischeres erwartet hatte. Wenn das Ganze nicht so deutlich und lebendig gewesen wäre, wäre ich vielleicht ein wenig enttäuscht gewesen, daß ich gewissermaßen eine so alltägliche und der Wirklichkeit ähnliche Situation erlebte. Ich hatte mich viel mehr auf symbolische Gestal­ten oder irgendetwas Traumhaftes eingestellt.»

Kommentar: Zu der letzten Bemerkung der Vp ist festzustellen, daß es sich nicht um das Panorama eines Patienten handelt. Es findet sich kaum Konflikt­stoff. Vielmehr ist es ein Seminarteilnehmer, der sich freundlicherweise zur Ver-fügung gestellt und möglicherweise situativ bedingt das Aufkommen problema­tischer Inhalte unbewußt zum eigenen Schutz abgewehrt hat." (...)
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#20
13.02.2009, 11:34
(...) fortsetzung, Leuner, S. 56

"Das Stimmungsmoment der Wiese ist gekennzeichnet durch Friedlichkeit, Ruhe, warmen Sommer und anfänglich eine gewisse Einengung der Landschaft. Die Vp kann sich dem hingeben und gibt einen klaren Bericht über das kardi­nale Motiv der Wiese, wie es beim Gesunden erwartet werden kann. Etwas Spezifisches bedeutet aber offenbar die Ausweitung der Wiese als ein Wand­lungsphänomen, nachdem sich die Vp am Wasser gelabt hat. Bei diesem Vor­gang, der recht lebendig geschildert wird, geschieht etwas Bestimmtes. Bedenkt man, daß die zwar quasi-realistisch erscheinenden szenischen Inhalte des KB zugleich immer symbolische Bedeutung haben, sind noch weitere Gesichts­punkte zu bedenken. Von der Bewußtseinsebene des Traumes und der damit verbundenen Traumarbeit im Sinne von freud (1900) ausgehend, ist z.B. die Labung am Bach insofern nicht nur ein tief empfundenes Erlebnis körperlicher Erfrischung, sondern rührt an die Thematik des oralen, frühkindlichen Ver­sorgtwerdens als Befriedigung eines elementaren menschlichen Bedürfnisses. Die sich anschließende Wandlung des Wiesenmotives deutet darauf hin, daß diese orale Befriedigung einer inneren, unbewußten Bedürfnisspannung ent­spricht (die Vp hat Durst) im Sinne ihrer Herabsetzung. Der Wandel der Land­schaft wird positiv signalisiert, sozusagen eine Ausweitung des innerseelischen Raumes. Die Erweiterung der Wiese verweist jetzt auf einen größeren Freiheits­grad. Die Präsenz der mütterlich-nährenden Welt wird in den auftauchenden Kühen und Kälbern deutlich und als angenehm empfunden.

An einer Stelle jedoch, nämlich bei dem unruhig stampfenden Stier im Hin­tergrund (in einer vorigen stunde...anm. von mir, banzai!), wird die Stimmung dieses Themas durch ein anderes Stilelement durchbrochen, das die männlich-väterliche Welt andeutet.

Ich glaube, der Leser hat einen ersten Eindruck von der Einleitung des KB und der Erlebnisweise des Symboldramas bei einem unneurotischen Menschen er­halten. Konflikthafte Projektionen sind nur andeutungsweise aufgetreten. Deut­lich wird die Einheit von der Stimmung des Bildes mit der eigenen Gestimmtheit der Vp. Deutlich wird ferner die therapeutisch wichtige emotionale Intensität des Erlebens. Sie entlockt der Vp den spontanen Ausspruch: «Das ist ja ganz wundervoll, was Sie hier mit mir machen.» Mehr am Rande sei schon an dieser Stelle vermerkt, daß die Vp mit dieser Formulierung ihre Gefühlsübertragung auf mich als Therapeut signalisiert. Sie erlebt mich als einen, der etwas «mit ihr macht» - nicht eigentlich, daß diese Gestaltung des Wiesenmotives aus ihr selbst kommt als Ausdruck ihrer eigenen unbewußten, d. h. momentanen Sehnsucht nach Ruhe, Erholung und Sicherheit. Wir nehmen diese Beobachtung zunächst einfach zur Kenntnis und würden sie auch, wenn es sich um einen Patienten handelte - außer einer freundlichen Bestätigung - erst im Rahmen der weiteren Behandlung näher ansprechen. Auf keinen Fall würden wir auf der Grundstufe zu irgendwelchen Interpretationen der Inhalte schreiten. Dazu wird später noch mehr zu sagen sein. Trotzdem sammelt der Therapeut alle die Daten für sich, um ein immer dichter werdendes Mosaik der Antriebs- und Abwehrstruktur des Patienten zusammensetzen zu können."

nun gut, leuner ist freudianer. das soll hier nicht kritisiert werden, weil es die deutungsebene betrifft, während ich die technik vorstellen will.
ich will auch dazu sagen, daß es bei mir sehr viel heftiger abgeht, weil ich ein normal-neurotiker bin bigwink

lg
banzai!
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#21
13.02.2009, 16:27

Danke für die Normalbeispiele big



Zitat:banzai! schrieb am 13.02.2009 11:25 Uhr:
Es findet sich kaum Konflikt­stoff. Vielmehr ist es ein Seminarteilnehmer, der sich freundlicherweise zur Ver-fügung gestellt und möglicherweise situativ bedingt das Aufkommen problema­tischer Inhalte unbewußt zum eigenen Schutz abgewehrt hat." (...)


1) Wie umgeht man diese Abwehr?
2) Kannst du mal ein -kurzes- Beispiel für ein Patientenerlebnis(also nicht normal) beschreiben, nur zum Vergleich

schönen Gruß
Laura
happy
Klarträumer sind Stehaufmännchen
Wahrer Reichtum liegt in der lebendigen Praxis der Anerkennung des freien Willens
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#22
14.02.2009, 07:56
2 zuerst, zum komplex der emotionalen ergriffenheit:

Leuner, a.a.O., S. 123ff. :
"1.5.2. Vergegenwärtigung und Vergegenständlichung der Bilder und des begleitenden Gefühlstones

Mit Vergegenwärtigung meine ich, daß der Patient nicht, wie es von leistungsbe­tonten Patienten oder Therapeuten intendiert wird, die Imaginationen allein nach Art eines zu erledigenden Vollzuges «abspult». Vielmehr ist es für die the­rapeutische Wirkung und für ein bewußtseinszentriertes «Innehaben» der Ima­ginationen von Bedeutung, daß sie in kontemplativer Ruhe und Versenkung wahr- und aufgenommen werden. Das kann sich z. B. still, aber schlicht an der Sinnhaftigkeit und sinnenhaften Wahrnehmung der optisch imaginierten Szene-rie vollziehen, der Vergegenwärtigung im Sinne des «Innehabens» (a). Es kann sich aber auch zugleich in Form eines stärkeren emotionalen Engagements aktualisieren (b). Manche unserer Patienten, besonders, wenn sie stärker zwang­haft strukturiert sind, lernen auf diese Weise überhaupt erst, sich feineren Regungen gegenüber zu öffnen und andrängender Emotionen bewußt zu wer­den.
Ich möchte diese beiden Komponenten (a + b) und den Unterschied zwischen ihnen an einem Beispiel verdeutlichen." (...)
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#23
14.02.2009, 07:57
(...)
"Beispiel
Ein etwa 40jähriger Patient in einer ihn stark fordernden Position und stolz darauf, daß er gelernt hat, sich zur Meisterung seiner Aufgaben rational sehr gut zu steuern, erlebt folgen­des: Im KB wird das Motiv eines alleinstehenden Baumes eingestellt. Er beschreibt einen großen, exotischen Nadelbaum. Mit Hingabe zeichnet er ihn in allen seinen Details. Dabei streicht er spontan fast wie zärtlich über die Nadeln eines Astes. Er ist davon in einer stillen Weise beeindruckt und hat sich mit seiner verbalen Schilderung seinen sehr hohen, nicht näher aufgeschlüsselten Bedeutungsgehalt vergegenwärtigt (a). Die Szene wechselt dann, und ein kleines, etwa fünfjähriges, schwarzhaariges Mädchen taucht auf, das voller Freude und Lebenslust nur so sprüht. Statt sich um die in der Szene ebenfalls auftauchen­den Erwachsenengestalten zu kümmern, ist der Patient ganz dem kleinen, lustigen Mäd­chen zugewandt und gefühlsmäßig engagiert an dessen fröhliche, unbekümmerte Heiter­keit. Der Patient geht gewissermaßen «voll mit», freut sich, ohne eigentlich zu wissen, warum, an diesem kindlichen Frohsinn. Er ergreift ihn schließlich ebenfalls (was bei dem sich rational gesteuert gebenden Mann zunächst überrascht). Darin liegt das besprochene emotionale Engagement des «Innehabens» (b). Im weiteren Verlauf kippt das Bild dann plötzlich um, und er bricht in mühsam verhaltene Tränen aus (Abreaktion). Aus seiner anschließend dazu gemachten Bemerkung über eine überaus freudlose Jugend wird deut­lich, daß das kleine Mädchen für ihn zunächst als ein Teil seines «ungelebten Lebens» erscheint, dessen Erfüllung er jetzt identifikatorisch bei seiner kleinen Tochter nachholend zu vollziehen versucht." (...)
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#24
14.02.2009, 08:13
(...)
"Nun zum Begriff der «Vergegenständlichung». Sie betrifft nicht nur die emo­tionale Seite, sondern auch das imaginierte Bild und die Szenerie selbst. Das kontemplative Sich-Öffnen ihnen gegenüber hat wohl deshalb besonderen Wert, weil sich die imaginierte Szenerie als ein «anderer Aggregatzustand» des Ge­fühlshaften darstellt. Gefühle erleben wir in der Regel relativ vage, dumpf, und sie sind verbal schwer auszudrücken. Die Imaginationen des KB hingegen zeich­nen sich in ihren vielfältigen Einzelheiten durch einen hohen Grad an Prägnanz aus, allein als Phänomen betrachtet. Insofern stellt das katathyme Bild eine hoch strukturierte Vergegenständlichung einer in dieser Form sonst niemals wahrnehmbaren emotionalen Konstellation dar. So aus der psychischen Latenz (Unbewußtes) hervorgehoben, wird die Konfliktlage als Faktum «sichtbar» gemacht, «herausgestellt», «freigesetzt» und von der Person gewissermaßen als Gegenstand der Wahrnehmung als ein Objekt abgetrennt."

ich denke, hier ist zu sehen, was man auch selber machen kann, wenn es nicht nur um das ereignis als solches geht, sondern um genaues wahrnehmen, um lernprozeß und probehandeln und dann natürlich um selbsterkenntnis.

hm...ich verstehe ja, daß dich der sportive teil in tholeys buch nicht interessiert zunächst; aber da wird die ursprüngliche intention (probehandeln) deutlich, ganz praktische anwendungsmöglichkeiten zu erproben. praxis meint tätiges leben.

zu 1)
die abwehr zeigt sich in stereotypen wiederholungen, die nach Leuner sich über mehrere sitzungen erstrecken können (oder aber sich als unauflösbar erweisen). der therapeut versucht dann den patienten zu varianten zu ermutigen. ich stelle dafür auch noch ein beispiel ein. etwas geduld biggrin

hierfür gilt natürlich, - denke, das sollte klar sein, der folgende hinweis big
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:H...eitsthemen

lieber gruß
banzai!
offene weite - nichts von heilig
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#25
14.02.2009, 12:26

Zitat:Laura schrieb am 11.02.2009 14:43 Uhr:
Was ich immer faszinierend fand, war den Blick "zurückzuziehen", also so eine Bewegung des Sehens, als würdest du zuerst direkt hinter den Augen wahrnehmen und dann entlang der Sehnerven dein Sehen immer weiter nach hinten verlagern, bis du direkt aus der Schädelmitte heraus siehst - und ziehst du den Blick noch weiter zurück, kann es zu schwingungsähnlichen Erlebnissen kommen, Schwindel- oder Trancegefühl

Ich behaupte mal einfach, dass das daher kommt, weil man nach dieser Anleitung unterbewusst zu schielen anfängt. Zumindest ging es mir gerade so. bigundecided

Übrigens schlage ich als Unparteiischer einen Tag lang Waffenstillstand vor, damit ich in Ruhe nachlesen kann, was ihr so schreibt. Überfliegen bringt nämlich nichts.
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#26
14.02.2009, 12:55
Das mit dem "nach hinten blicken" hatte ich gestern vorm einschlafen mal ausprobiert. Erstaunlicherweise erschien direkt ein hypnagoges Bild(ein Gesicht), obwohl ich zu denen gehöre, die so gut wie nie hypnagoge Bilder sehen. Interessante Idee, danke Laura ^^
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#27
14.02.2009, 14:45
Dass hypnagoge Bilder irgendwie "hinten" sind, ist definitiv etwas, das man irgendwo festpinnen sollte, finde ich. Das erleichtert bei mir sogar das Einschlafen allgemein, mit dem ich gelegentlich zu kämpfen habe. Was wir sehen, wird dabei durch die Bewegung zu unwichtig erklärt, dadurch werden auch die Gedanken weniger, und ganz allgemein ruhiger.

Ich denke seit ein paar Tagen darüber nach, inwiefern wir eigentlich ganz alltäglich mit solchen Bildern zu tun haben, sie aktiv benutzen, ohne sie wahrzunehmen.
Wenn ich jemanden anlächle, habe ich sofort im Kopf die Vorstellung davon, wie mein Lächeln aussehen soll, und zwar ziemlich präzise; aus Erfahrungen mit Spiegeln und der Mimik anderer Personen abgeleitet.

Ich werde wohl bei meinen nächsten Zugfahrten wieder damit experimentieren; ich finde es faszinierend, wenn nach einer Weile mit geschlossenen Augen die Umgebung nachgebildet wird, man sieht zwar nicht direkt, verfügt aber dennoch über ein räumliches Modell.
...in einer anderen Herde. pink
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#28
14.02.2009, 17:35

Zitat:gnutl schrieb am 14.02.2009 14:45 Uhr:
Dass hypnagoge Bilder irgendwie "hinten" sind, ist definitiv etwas, das man irgendwo festpinnen sollte, finde ich. Das erleichtert bei mir sogar das Einschlafen allgemein, mit dem ich gelegentlich zu kämpfen habe. Was wir sehen, wird dabei durch die Bewegung zu unwichtig erklärt, dadurch werden auch die Gedanken weniger, und ganz allgemein ruhiger.

Dann aber bitte, dass hypnagoge Bilder nicht vorne sind. Halte ich für sinnvoller, weil für mich klar ist, dass unsere Imagination ortlos ist. Ich wette, dass viele mit "hinten" noch Probleme hätten. Ich glaube, ich eröffne doch mal den Thread, den ich schon seit langem im Herzen trage.
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#29
14.02.2009, 17:41

Zitat:Zett Zelett schrieb am 14.02.2009 12:26 Uhr:
Ich behaupte mal einfach, dass das daher kommt, weil man nach dieser Anleitung unterbewusst zu schielen anfängt. Zumindest ging es mir gerade so. bigundecided

Übrigens schlage ich als Unparteiischer einen Tag lang Waffenstillstand vor, damit ich in Ruhe nachlesen kann, was ihr so schreibt. Überfliegen bringt nämlich nichts.


biggrin biggrin nein, schielen solltest du nicht dabei - das muss auch ohne gehen, probiers mal mit offenen Augen, den Wahrnehmungspunkt empfindungsmäßig auf die Schädelmitte zu verlagern, Augen geradeaus glare happy


@orochimaru: Keine Ursache happy Normalerweise gehts mir wie gnutl das schon andeutet, sind Gedanken da, sind auch Bilder dazu da. Nur die zu "finden", also wahrzunehmen als das erfordert auch eine gewisse Aufmerksamkeit. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass manche Leute keine hypnagogen Bilder sehen bzw. ihnen Gedanken durch den Kopf gehen und keine Bilder dazu erscheinen. Gedanken ohne Bilder? Geht das? glare

@banzai!: Auch ich brauch etwas länger um deine Beiträge genau zu lesen - danke erstmal dafür



edit @ Zett: Was für einen Thread planst du, klingt interessant


Klarträumer sind Stehaufmännchen
Wahrer Reichtum liegt in der lebendigen Praxis der Anerkennung des freien Willens
Zitieren
Re: Katathymes Bilderleben
#30
14.02.2009, 18:11

Zitat:Laura schrieb am 14.02.2009 17:41 Uhr:
edit @ Zett: Was für einen Thread planst du, klingt interessant

Tja, ich plane einen Thread, ... einen THREAD DER WEISHEITEN</b>!

Check it out, may be cool. 8)
Beispielsweise dieses hypnagogische "Hinten" wäre einen Fall für den Thread. Aber erst mal sollte der sorgfältig geplant und organisiert werden.
Zitieren
Gehe zu:
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt | Klartraumforum | Nach oben | Alle Foren als gelesen markieren | Archiv-Modus | RSS-Synchronisation | Impressum | Datenschutz
Forenstyle: