Sicht im Traum, aber restlichen Sinne schon in der Wachwelt

[Beni]

Hallo!
Ich hatte ein Erlebnis, das ich im IRC angesprochen habe; ich dachte mir, es ist vielleicht von größerem Interesse, darum Poste ich einfach mal.

Einige von euch wissen, dass ich Speläologe bin. Vergangenes Wochenende war ich auf einer dreitätigen Expedition bei der ich in Nacht 2 ein wirklich seltsames Erlebnis hatte.
Üblicherweise schlafen wir, wenn keine Neulinge dabei sind, ohne Licht (was bei dieser Forschungstour der Fall war). Das hat logischerweise absolute Dunkelheit als Folge.

Ich träumte in Nacht 2 davon, dass wir zu dritt in einem zerklüfteten Gang unterwegs waren. Der Fels formte sehr bizzarre Gebilde, wie ich sie aus einem anderen Höhlenteil gut kenne. Ich stand etwas abseits der beiden anderen Forscher und hatte mein Licht ausgeschalten, das bedeutet, wenn die beiden nicht zu mir herleuchteten, stand ich komplett im dunkeln. Dadurch ergibt sich (auch in der Wachwelt) ein interessantes Licht- und Schattenspiel.

Ich wurde real wach, machte aber keinen RC. Ich wusste aber, dass ich wach war (ok, trügerisch, ich weiß). Trotzdem hielt die "Sicht" weiterhin gleichbleibend stabil und klar an. ich konnte sogar beeinflussen, wohin die beiden anderen Forscher als nächstes leuchten.
Wie gesagt, war ich wach; ich spürte meinen Schlafsack, wusste genau, dass ich im Biwak lag und das nur Halluzinationen sind.
Ich konnte die Szenerie aufrecht erhalten, nach kurzer Zeit (ca. eine Minute?) verblasste sie aber und ich war endgültig im "hier" angekommen.
Alle Sinne, bis auf den Sehsinn waren schon in der Realität angekommen. Das war höchst interessant. Ich wusste dabei genau, dass es nur Halluzinationen sind, ich kann es nicht erklären, aber da war eine Art "harte Grenze", über die die restlichen Sinne schon übergetreten waren. Deshalb spürte ich den deutlichen Unterschied zwischen Wachwelt und Traumillusion.

Nach dem Verblassen der Szene schaltete die Sicht fließend auf das "hier" um, es war kein Übergang wie beim Aufwachen.
Vergleichbar ist das mit dem nachziehen des Gehörs - gerade in der Höhle beim aufwachen fällt mir immer wieder auf, dass die Sinne schon hochgefahren sind, während das Gehör sich erst noch "dazuschaltet". Man ist wach, das geräusch der nahen Wasserstelle bahnt sich aber erst kurze Zeit später ins Bewusstsein, so als ob jemand den Lautstärkeregler schnell von 0 auf 100 hochdreht. Dann ist man komplett da; und genauso fühlte es sich beim Sehsinn an.

[Ennoinzichprodaktschens]

So eine Vermischung von hypnagogen/hypnopomben Bildern, Traum und Realität hatte ich in meinem letzten WILD auch. Ich zitiere mal:

Auch wenn ich hier nichts über den Trauminhalt schreiben werde (zu privat), kann ich doch sagen, dass das das interessanteste, klarste Erlebnis seit Langem war. Ich beschreibe es mal als eine Art Mischung aus hypnagogen Halluzinationen, imaginärem Träumen und durchweg SEHR hoher Klarheit. Auch wenn die Sicht nicht die Beste war (manchmal trüb, farblos und verwaschen, manchmal einfach gar nicht da), konnte ich mit großer, nennen wir es, "KT-Macht" agieren. Ich konnte meine Freunde, die da vorkamen, steuern, sie etwas sagen lassen, und mit einer Person sogar einen Ortswechsel durchführen, wenn auch mit geringem Widerstand (durch eine Wand aus meterhohem Gras). Die Teile des Traums, in denen ich gar nichts sehen konnte, musste ich durch meine "imaginär träumen"-Technik überbrücken, was sehr gut gelang.

Das war ein sehr interessantes Erlebnis!

[Schlafmütze]

Warst du bei den Pseudohalluzinationen in der Schlafstarre oder hast du dich auch bewegt?

[fiodra]

Hallo Beni, ich kenne die Situation aus einigen luziden Träumen auch. Einerseits bin ich voll im Traumgeschehen, andererseits spüre ich meinen Körper genau im Bett, die Bettdecke etc. Dabei bin auch recht wach (und habe einen Wach- oder eben Klartraum). Verblasst das Traumgeschehen, gibt es kein Erwachen, sondern blos eine Verschiebung des Aufmerksamkeitsfocus.

Das beste illustrierende Beispiel dazu ist, wenn man liest und ganz in der gelesenen Geschichte versunken ist, dann hört man nach einem Kapitel auf und legt das Buch auf die Seite, um sich wieder in der physischen Realität zu orientieren. Auch hier giebt es kein Aufwachen, sondern nur eine Verschiebung der Aufmerksamkeit und eine kurze Reorientierung.

Das interessante nun ist, dass wir offenbar in der Lage sind, uns gleichzeitig in zwei verschiedenen Erlebniswelten zu fokusieren. Das ist ein Balanceakt, der häufig auf die eine oder andere Seite kippt. Mit Übung sollte aber auch das zu bewerkstelligen sein.

[Beni]

@Schlafmütze: Gute Frage. Bewegt habe ich mich einfach nicht (wollte das ja auskosten und stabil halten), mir wäre aber nicht aufgefallen, dass ich gelähmt gewesen wäre - und nach allem, was ich bisher selber in Bezug auf Schlafstarre erlebt und hier gelesen habe, bin ich sicher, ich hätte es gemerkt, wenn ich eine Starre gehabt hätte.

@fiodra: Das Ende deines gründen Texts (erster Absatz) beschreibt die Endphase des von mir erlebten recht treffend.
Ich hatte allerdings keine Reorientierung, wie du sie im zweiten Absatz beschreibst - ich wusste schon vorher genau wo ich war und was passierte.