Re: was ist geld und wo kommt es her?
16.05.2008, 18:49
Zitat:Rhetor schrieb am 16.05.2008 16:24 Uhr:
Grundsätzlich spannender als über das bestehende System zu diskutieren fände ich es aber, wenn sich jemand zu dem im Film angesprochenen Alternativen äußern würde.
War da was Brauchbares dabei? Ich kann es, wie schon erwähnt nicht beurteilen.
Lutziders Alienfilm zeigt, wie wie das Geldsystem funktionier. Er zeigt, dass die Zinsen die Wurzel allen Übels sind. Diese möglichst auf 0 zu setzen würde dem Kraken das Leben schwer machen. Eine Lösung bietet der Film nicht an.
Spells Money as a dept spricht sich für eine Verstaatlichung der Banken aus. Sie sollen als non-profit-Organisation für das Wohl der Gesellschaft sorgen. Der Staat soll die Banken als Infrastruktur anbieten und könnte dann die Zinsen möglichst gering halten, und dank der restlichen Zinseinnahmen die Steuern senken. Die Kaufkraft bliebe stabil.
Nur ist verstaatlichen hier und heute nicht gerade üblich, wurden doch Post, Bahn, Kommunikation und der Strommarkt erst kürzlich privatisiert. Bei Kommunikation und Strom ist ein dezentraler Aufbau vorteilhaft, weil es damit weniger Manipulierbar ist. Die Qualität einer Dienstleistung einer auf Profit aufbauenden Organisation ist aber nur so gering wie notwendig. Es muß gut genug funktionieren, damit es verkaufbar ist. Eine optimale Versorgung der Gesellschaft ist nicht das Ziel. Sollte es aber.
Zurück zum Geld. Die Banken hätten bestimmt etwas dagegen, sich selbst an den Staat zu verlieren. Und der Staat wird sie in nächster Zeit nicht enteignen können. Aufkaufen kann er sie auch nicht. Dazu müßten die Banken die Kredite bewilligen, die sie selbst vernichten. Das würde ein paar kleinen Banken das Dasein kosten. Danach gäbe es ein paar große Banken, bei denen der Staat noch mehr in der Kreide steht.
Ohne große Revolution ist sowas nicht umzusetzen. Und selbst dann sieht mir die Gesellschaft hier nicht so aus, als würde sie diesen Schritt als dringend empfinden.
Randolphs Texte beziehen auf Schwundgeld. Der Ansatz ist recht einfach. Das Geld verliert innerhalb von einer festlegten Zeit ein paar Prozent an Wert. Bei 3% Verlust pro Jahr würde jedes Riesenvermögen so langsam dahinschmelzen. Arbeitende Personen aber würden von dem Verlustzins kaum betroffen sein. Gibt man das Geld der Bank, würde man mit etwas Glück einen Zins von 0% erhalten und sich nach Jahren glücklich schätzen, die gleiche Geldmenge, ohne Schwund, wieder zurück zu bekommen.
Damit würden die Menschen das Geld ausgeben wollen, und es nicht sparen. Das Kurbelt die Wirtschaft an. Und solche Unsitten wie für sich selbst arbeitendes Geld würden der Vergangenheit angehören.
Klingt doch in allen Punkten recht praktisch. Die soziale Schere würde sich wieder etwas schließen, weil die Reichen nicht vom nichts tun reicher werden (was die Armen verarmen läßt).
Nur wer würde auf den ersten Blick befürworten, das das eigene Geld regelmäßig an Wert verliert?
Den einfachen Leuten wird das nur schwer beizubringen sein, und die Vermögenden würden es, gerade weil sie es verstanden haben, auch nicht wollen.
Der große Haken ist aber noch leicht woanders. So ein System müßte global eingeführt werden. Sonst würde sich der freundliche Millionär A ein Konto in einem anderen Land eröffnen, sein Geld dort deponieren und nur, wenn er etwas braucht, ein bischen Geld in die Landeswährung eintauschen. Damit wäre der Schwund auch wieder leicht zu umgehen.
Das aber Weltrevolutionen noch weniger funktionieren als lokale, hat sich schon beim letzten <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Weltrevolution">Versuch</a> gezeigt und zum Untergang einiger Länder geführt.
Schwundgeld funktioniert auf lokaler Ebene gut. In <a href="http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/schmitt/text6.htm">Wörgl</a> gab es da um 1932 ein prächtig laufendes Experiment. Nur leben wir heute in einer Zeit mit Buchgeld. Es ist heute wesentlich leichter als 1932 mal einfach so Lokalgeld gegen anderes einzutauschen. Gut, man könnte den Tausch mit kräftigen Gebühren belegen, um so den Weg über das Auslandsdepot schwieriger zu machen. Aber ob sich das wirklich EU-weit umsetzen läßt?
Da ist der Ansatz über gemeinnützige Banken noch der Wahrscheinlichere, gibt es solche in <a href="http://novaexpress.wordpress.com/2006/10/13/friedensnobelpreis-fur-muhammad-yunus-und-die-grameen-bank/">Indien </a> doch schon. Banken, deren Ziel es ist, die Gesellschaft mit Geld zu versorgen, und nicht die Teilhaber reich zu machen. Auf jeden Fall ist mir eine Lösung über 30 Jahre, in der die Gegner der Idee aussterben, wesentlich lieber, als eine Hauruckaktion, die Großflächig alles kaputt macht.
Gibt es noch weitere Ansätze?