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Wie entscheidet ihr euch?

Re: Wie entscheidet ihr euch?
#31
09.06.2008, 13:26
Ich bin mir sicher, dass die meisten Leute, die sich hier über diese Frage aufregen bzw. diskutieren trotz allem eine Antwort im Kopf haben, die sie (verständlich) nicht ausprechen/hinschreiben wollen. Vorallem solche Sachen wie, "garnichts" oder "mit allen dreien im Feuer verbrennen" sind doch irgendwo schon Lügen an sich selbst.
Die (nicht ganz ehrliche) Antwort von mir wäre, dass ich das dann entscheide, weil ich keine Lust habe mich mit sowas auseinander zu setzen...
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#32
09.06.2008, 14:10
Also in der anfänglichen Frage steht nirgends, dass Vater oder Mutter bei dem Schuss sterben müssen.
Ich würde mich für einen Schuss ins Bein meines Vaters entscheiden da er doch deutlich abgehärteter ist als meine Mutter und dann gehen wir zu dritt ins Krankenhaus biggrin
nicht schön aber auch nicht so tragisch
Carpe Noctem
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#33
09.06.2008, 19:34
Rhetor...

Das Kind zu retten, welches man als erstes auffindet, ist wohl in der Tat der praktisch warscheinlichste Ausgang so einer Situation. Aber um wieder auf den eigentlichen Sinn der Frage zurückzukommen: Du magst dich vielleicht nicht festlegen... ich bin mir für meine Person jedenfalls ziemlich sicher, dass ich das Kind retten würde, welches mir am liebsten ist.

Selbst wenn man noch die Umsicht haben würde, über das entscheidende Kriterium nachzudenken - denn darüber sagt der Test in der Tat nichts aus, das stimmt - mag es ungerecht erscheinen, aber welche anderen Varianten wären denn gerechter? Ich halte dies eigentlich sogar noch für die eindeutig fairste Variante... von vielen schlechten Möglichkeiten noch die am wenigsten schlechte, weshalb ich mich auch schon am Anfang des Threads dafür entscheiden habe.

Das erste Kind, was du auffindest, hat einfach Glück, dass es näher an der Tür liegt. Was können die anderen dafür, eben woanders im Haus oder weiter vom Brandherd weg gespielt zu haben? Das jüngste Kind zu retten ist auch ziemlich ungerecht, denn was können die anderen dafür, früher geboren zu sein. Und so weiter. Ich finde nichts davon gerecht, es gibt in so einer Situation keine "Gerechtigkeit"... was wohl auch ein Grund mit dafür ist, warum es Leuten schwer fällt so eine Frage eindeutig zu beantworten. Viele möchten gern gerecht und weise sein und so eine Situation moralisch gut und im Einklang mit dem Gewissen lösen. Wenn klar ist, dass dies nicht möglich ist, gerade wenn dann auch noch nahestehende Personen involviert sind, wird dann jedoch lieber ein Rückzieher gemacht à la "Ich muss darüber nicht nachdenken, denn die Situation ist ja nur erfunden" oder es werden eben Schwachstellen in der Formulierung der Fragestellung gesucht.

Das, finde ich, hat schon Kritik verdient (zusätzlich zur schon oben angesprochenen sozialen Komponente).

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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#34
09.06.2008, 20:46

Zitat:owa schrieb am 09.06.2008 19:34 Uhr:
Viele möchten gern gerecht und weise sein und so eine Situation moralisch gut und im Einklang mit dem Gewissen lösen. Wenn klar ist, dass dies nicht möglich ist, gerade wenn dann auch noch nahestehende Personen involviert sind, wird dann jedoch lieber ein Rückzieher gemacht à la "Ich muss darüber nicht nachdenken, denn die Situation ist ja nur erfunden" oder es werden eben Schwachstellen in der Formulierung der Fragestellung gesucht.

Das, finde ich, hat schon Kritik verdient (zusätzlich zur schon oben angesprochenen sozialen Komponente).


also im Einklang mit meinem Gewissen wäre zunächst einmal JEDE der angeführten Möglichkeiten - ja, sogar die, einfach in Panik davonzulaufen. Rational betrachtet würde ich nicht von mir verlangen, in ein brennendes Haus hineinzulaufen. Dass hinterher ein Teil von mir trotzdem ein schlechtes Gewissen hätte, ist eine andere Sache. (Das ist wieder die gleiche Diskrepanz, die der Kernpunkt meines letzten Beitrags war.)

Dass ich intensiv darüber nachgedacht habe, obwohl die Situation frei erfunden ist, muss ich nach meinem letzten Posting hoffentlich nicht noch extra betonen augenroll

Dir erscheint eines ungerecht, mir etwas anderes. Wir müssen nicht den gleichen Gerechtigkeitssinn haben, oder?
Wir sind doch keine Kabinettsmitglieder die sich auf eine Vorlage für das neue Kinder-aus-Feuersbrünsten-Rettungsgesetz einigen müssen bigwink

Ok, auf jeden Fall also sollte die Antwort beginnen mit:

"Von meiner jetzigen Warte aus halte ich für am Gerechtesten/ für noch am ehesten gerecht/sinnvoll/richtig ..."

Einfach zu behaupten, "Ich würde dieses und jenes tun" halte ich - wie im letzten Posting ausführlich begründet - für hochgradig anmaßend.

Schwachstellen in der Formulierung aufzuzeigen, empfinde ich hingegen nicht als kritikwürdig. Immerhin ist es ja eine Fragestellung, mit der ICH getestet werden soll.
Und wer einen testen will, der soll gefälligst selbst seine Hausaufgaben gemacht haben.
Andernfalls müsste man sich ja vorwerfen lassen, nicht richtig über die Situation NACHGEDACHT zu haben, da man nicht mal die Schlupflöcher in der Formulierung erkannt hat tongue bigwink
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#35
10.06.2008, 01:42
Gerade die Zeilen die du von mir zitiert hast waren ganz und gar nicht als Kritik an dich gerichtet gewesen, sondern an diejenigen, die sich, wenn sie mit so einer Frage konfrontiert werden, mit den genannten Ausreden behelfen. Dass du nicht dazu gehörst, dachte ich kann man schon am Verlauf der Diskussion sehen. Ich finde es immerhin schonmal gut, dass du es über vier lange Postings mit mir aushältst. bigwink Die meisten überstehen nicht mal zwei, lol.


Zitat:Ok, auf jeden Fall also sollte die Antwort beginnen mit:

"Von meiner jetzigen Warte aus halte ich für am Gerechtesten/ für noch am ehesten gerecht/sinnvoll/richtig ..."

Einfach zu behaupten, "Ich würde dieses und jenes tun" halte ich - wie im letzten Posting ausführlich begründet - für hochgradig anmaßend.


In deinem letzten Posting hast du lediglich mehrere Entscheidungsmöglichkeiten aufgezeigt und begründet, warum diese auftreten _könnten_, was für Einflüsse hierbei mit hineinspielen könnten. Du hast nichts dazu gesagt und auch nicht begründet, warum ein mögliches Verhaltensmuster zB gar nicht auftreten kann.
Du hast gesagt, so wie ich mich entscheiden würde würdest du es als ungerecht empfinden, dem habe ich sogar zugestimmt. Wie gesagt... es gibt keine Gerechtigkeit in so einer konstruierten Situation. Ich kann nicht leugnen, dass die Situation genau dahingehend konstruiert ist. "Zerbricht" man an diesem moralischen Dilemma oder kann man Verantwortung übernehmen für eine ungerechte Entscheidung. Das hört sich hier jetzt wieder unglaublich hochtrabend an, so pseudo-weise, ist es aber ganz und gar nicht. Ich finde es nur äußerst bemerkenswert, dass sich bei solchen Fragen immer der Großteil der antwortenden Personen nicht dem eigentlichen Problem stellt und die Frage nicht ernst nimmt.

Anmaßend ist es schon gar nicht, denn ich habe nicht verlangt, dass sich jeder gefälligst genauso zu entscheiden hat wie ich... nur dass es mir so am fairsten erscheint.


Zitat:Schwachstellen in der Formulierung aufzuzeigen, empfinde ich hingegen nicht als kritikwürdig. Immerhin ist es ja eine Fragestellung, mit der ICH getestet werden soll.
Und wer einen testen will, der soll gefälligst selbst seine Hausaufgaben gemacht haben.
Andernfalls müsste man sich ja vorwerfen lassen, nicht richtig über die Situation NACHGEDACHT zu haben, da man nicht mal die Schlupflöcher in der Formulierung erkannt hat


Nein, hier wieder ganz eindeutiger Widerspruch. Kritikwürdig ist dass man bei sowas nur gründlich darüber nachdenkt, wie man die Frage so gut wie möglich "beantworten" kann, ohne die Frage zu beantworten. Das eigentliche Problem, das worauf die Frage abzielt, wird scheu-kreativ umgangen (wohl aus den nun schon oft von mir angeführten Gründen).

Vielleicht ein Vergleich: Es gibt in der Rechts-(*hust*)-"wissenschaft" die sogenannte teleologische Auslegung eines Gesetzes. Damit ist gemeint, dass das Gesetz seinem Sinn und Zweck entsprechend ausgelegt wird, dahingehend was der Gesetzgeber mit der Einführung des Gesetzes erreichen wollte, und nicht anhand von dem was der Gesetzestext wörtlich sagt. ( http://www.uni-muenster.de/Jura.deu/bina...legung.pdf und etwas tiefer betrachtet http://www.recht-und-sprache.de/lecture_...ture19.htm ). Genau diese Betrachtungsweise ist es, die bei diesen Fragen allein Sinn macht.
Meine Frage zielte darauf hin für welches deiner Kinder du dich entscheidest, wenn du nur eines rausholen kannst. Die Ausgangsfrage des Threads zielte darauf hin, für welches Elternteil man sich am ehesten entscheiden würde, wenn wirklich nur eines zur Auswahl steht. Du wolltest dich nicht festlegen. Ich sage, es wird das sein, welches ich am liebsten mag. Daraufhin ein kleiner Schwenk hin zur Gerechtigkeit, womit wir aber immer noch bei der Zielsetzung der Frage geblieben sind.
Das Umgehen dieser Zielsetzung mit Hilfe der wörtlichen Formulierung ist nicht der Sinn solcher Fragen wie ich sie gestellt habe, oder auch die mit der der Thread begonnen wurde, denn wie gesagt, ansonsten bräuchte man sie gar nicht stellen, sondern könnte stattdessen beispielsweise nur sagen: "Dein Haus brennt und deine Kinder sind eingeschlossen. Was könnte man alles (mit den unendlichen Möglichkeiten, die das Leben bietet) nun tun?" oder so.


Ich weiß ja nicht wie das bei anderen so ist, aber ich habe durchaus schon Situationen erlebt, die (zwar nicht auf Leben-und-Tod-Niveau) weder erfunden noch absurd waren, wo ich mich jedoch einer Entscheidung beziehungsweise ihren mir bekannten Konsequenzen nicht entziehen konnte. Als weiteres (nun wirklich sehr lebensnahes) Beispiel würde mir einfallen: Wie entscheidet sich ein Kind oder Jugendlicher, dessen Eltern sich gegenseitig nicht mehr mögen, bei welchem Elternteil er/sie in Zukunft wohnen will, wenn ihm/ihr die Entscheidung überlassen wird.


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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#36
10.06.2008, 09:39

Zitat:owa schrieb am 10.06.2008 01:42 Uhr:
Anmaßend ist es schon gar nicht, denn ich habe nicht verlangt, dass sich jeder gefälligst genauso zu entscheiden hat wie ich... nur dass es mir so am fairsten erscheint.


Das hatte ich auch gar nicht impliziert.

Z.B. hatte Schlafmütze den Fall "ich verbrenne mit allen Kindern zusammen, weil ich keines zurücklassen kann" als unglaubwürdig kritisiert.
Diese Kritik war insofern unberechtigt, als ich niemals behauptet hatte, dass ICH mich so ENTSCHEIDEN würde.
Ich hatte lediglich in Betracht gezogen, dass ES passieren könnte, und dafür auch gegebenenfalls dann dafür verantwortliche, in tieferliegenden Hirnregionen angesiedelte Instinkte angeführt.

Als anmaßend empfinde ich, was die Einschätzung des eigenen (!) Verhaltens angeht, jegliche strikte Behauptung dahingehend, dass die Entscheidung die man für den betreffenden Fall am Schreibtisch fällt, man auch im Ernstfall in die Tat umsetzen würde - außer wenn man dahingehend schon Erfahrung hat:
Wer schon einmal in ein brennendes Haus zurückgelaufen ist um evtl. noch jemanden zu retten, der darf das meinetwegen als Behauptung formulieren: "ich würde ...". Aber ansonsten ...

"Wenn bis zu drei nicht allzu kräftige, unbewaffnete Neonazis einen Afrikaner bedrohen, dann gehe ich dazwischen" = anmaßend bigsad

" Ich HOFFE, dass ich in diesem Fall den Mumm hätte, dazwischenzugehen" = besser big


Zitat:owa schrieb am 10.06.2008 01:42 Uhr:
Nein, hier wieder ganz eindeutiger Widerspruch. Kritikwürdig ist dass man bei sowas nur gründlich darüber nachdenkt, wie man die Frage so gut wie möglich "beantworten" kann, ohne die Frage zu beantworten. Das eigentliche Problem, das worauf die Frage abzielt, wird scheu-kreativ umgangen (wohl aus den nun schon oft von mir angeführten Gründen).


Alles schön und gut.
Trotzdem sollte man ZUNÄCHST mal die Schlupflöcher stopfen.
(Edit: DANN sollte es sinnvollerweise schon ans Eingemachte gehen, da stimme ich Dir zu - solange ich niemanden erschießen soll, wie gesagt bigwink )

Gezwungen zu werden, eine schlampig formulierte Frage teleologisch auslegen zu müssen, geht schon fast wieder in Richtung Angriff auf die Menschenwürde bigwink
(Und wenn Gesetze wirklich immer teleologisch ausgelegt würden/werden müssten, wären tausende von Juristen schlagartig arbeitslos, oder nicht?)

Hast Du eigentlich bemerkt, dass ich das Schlupfloch in Deiner Feuerfrage sogar selbst gestopft habe, indem ich mir den Arm brach? biggrin
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#37
11.06.2008, 00:24

Zitat:Rhetor schrieb

Als anmaßend empfinde ich, was die Einschätzung des eigenen (!) Verhaltens angeht, jegliche strikte Behauptung dahingehend, dass die Entscheidung die man für den betreffenden Fall am Schreibtisch fällt, man auch im Ernstfall in die Tat umsetzen würde - außer wenn man dahingehend schon Erfahrung hat:
Wer schon einmal in ein brennendes Haus zurückgelaufen ist um evtl. noch jemanden zu retten, der darf das meinetwegen als Behauptung formulieren: "ich würde ...". Aber ansonsten ...

"Wenn bis zu drei nicht allzu kräftige, unbewaffnete Neonazis einen Afrikaner bedrohen, dann gehe ich dazwischen" = anmaßend

" Ich HOFFE, dass ich in diesem Fall den Mumm hätte, dazwischenzugehen" = besser


Hier ist noch Klärungsbedarf, bevor ich angemessen antworten will:

Du würdest also auch in einer Vorhersage wie...

- (bezogen auf dein Nazi-Beispiel) "Ich würde schnell das Weite suchen, da ich Angst habe und nicht involviert werden will",

- (bezogen auf meine Feuerfrage) "Ich würde ein für mich komplett unfaires Kriterium zur Entscheidung heranziehen"

...eine Anmaßung sehen und sie deswegen ebenfalls als negativ und verwerflich bewerten?



Zitat:Alles schön und gut.
Trotzdem sollte man ZUNÄCHST mal die Schlupflöcher stopfen.
(Edit: DANN sollte es sinnvollerweise schon ans Eingemachte gehen, da stimme ich Dir zu - solange ich niemanden erschießen soll, wie gesagt)

Gezwungen zu werden, eine schlampig formulierte Frage teleologisch auslegen zu müssen, geht schon fast wieder in Richtung Angriff auf die Menschenwürde
(Und wenn Gesetze wirklich immer teleologisch ausgelegt würden/werden müssten, wären tausende von Juristen schlagartig arbeitslos, oder nicht?)


Dies wiederum hatte ich nicht damit aussagen wollen. Der Hinweis auf die Teleologie sollte als Vergleich dienen.
"Gezwungen" wird auch bei mir niemand, die Frage teleologisch auszulegen. Ich habe bei meiner Frage jedoch mehr oder weniger darum gebeten, es so auszulegen. Ich wollte begründen, warum Moral-Dilemma-Fragen wie meine oder die am Anfang des Threads nur mit dieser Auslegung ernsthaft diskutiert werden können. Und schließlich wollte ich herausfinden, was Gründe dafür sein könnten, dass die meisten Leute diese Auslegung und die ernsthafte Auseinandersetzung damit eben vermeiden.


Zitat:Hast Du eigentlich bemerkt, dass ich das Schlupfloch in Deiner Feuerfrage sogar selbst gestopft habe, indem ich mir den Arm brach?


Haha, ja, dass du sie ergänzt hast und damit die Situation in der Tat ein Stück glaubwürdiger gemacht hast, habe ich gemerkt. Jedoch war dies in Anbetracht des Halbsatzes "...aber (du) kannst nur eines deiner Kinder gleichzeitig tragen" eigentlich nicht zwingend notwendig. bigwink


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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#38
11.06.2008, 10:33

Zitat:owa schrieb am 11.06.2008 00:24 Uhr:
Hier ist noch Klärungsbedarf, bevor ich angemessen antworten will:

Du würdest also auch in einer Vorhersage wie...

- (bezogen auf dein Nazi-Beispiel) "Ich würde schnell das Weite suchen, da ich Angst habe und nicht involviert werden will",

- (bezogen auf meine Feuerfrage) "Ich würde ein für mich komplett unfaires Kriterium zur Entscheidung heranziehen"

...eine Anmaßung sehen und sie deswegen ebenfalls als negativ und verwerflich bewerten?


Es ist das unrelativierte "ich würde", das ich als anmaßend empfinde, da es den Satz zu einer uneingeschränkten Behauptung macht, wo es angemessener wäre, lediglich Absicht und Vermutung (Hoffnung, Befürchtung) auszudrücken.

Für Dein erstes Beispiel ist die Sache somit klar:

Anmaßung, da der Sprecher nur vermuten kann, dass er sich so verhalten wird; er nicht garantieren kann, dass nicht doch plötzlich etwas in ihm (aus seinem Unterbewusstsein) durchbricht, das ihn den Helden spielen lässt. Ob er das nun begrüßen würde oder nicht, und ob er sich dadurch in ein besseres oder schlechteres Licht rücken würde, hat mit dem Punkt nichts zu tun.

Beim zweiten Beispiel wird es dagegen nicht auf den ersten Blick klar.

Schließlich klingt es ja zunächst wie eine Tautologie, da alle Kriterien unfair sind (=Dilemma), also lehnt sich der Sprecher mit dieser Behauptung scheinbar nicht weit aus dem Fenster.

In Wirklichkeit impliziert aber sein Satz auf jeden Fall auch:
"ICH würde ein KRITERIUM zur ENTSCHEIDUNG heranziehen." - fettgedruckt habe ich hier die Begriffe, die üblicherweise auf cortikaler Ebene zur Anwendung kommen.

Der Sprecher behauptet also uneingeschränkt, dass das, was er tun wird, in Abstimmung mit seinem Bewusstsein und seinem Verstand geschehen wird (Triebe und Instinkte bezeichnet man üblicherweise nicht als Kriterien oder Entscheidungen)

Und darin liegt die Anmaßung.
Natürlich ist es eine berechtigte Hoffnung, auch in einem solchen Extremfall noch soweit das Bewusstsein und den Verstand mit einbeziehen zu können, dass man zumindest das Gefühl hat, selbst eine Entscheidung getroffen zu haben (eine ungerechte, aber zumindest in Übereinstimmung von Bewusstsein und Unterbewusstsein, von Cortex, Mittel- und Stammhirn getroffene).

Aber, wie gesagt, der springende Punkt: "Ich würde ..." ist nicht das gleiche wie "Ich beabsichtige/vermute/hoffe/befürchte ..."

Anmaßung sollte man nach Möglichkeit vermeiden.
"verwerflich", "verachtenswert" - solcherlei Ausdrücke dagegen hebe ich mir lieber für weit Schlimmeres auf.

P.S.: Hab nochmal nachgelesen, stimmt, den gebrochenen Arm zu ergänzen, war wohl eher ein Fall von persönlicher Eitelkeit, sorry biggrin
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#39
11.06.2008, 20:05

Zitat:Z.B. hatte Schlafmütze den Fall "ich verbrenne mit allen Kindern zusammen, weil ich keines zurücklassen kann" als unglaubwürdig kritisiert.
Diese Kritik war insofern unberechtigt, als ich niemals behauptet hatte, dass ICH mich so ENTSCHEIDEN würde.
Ich hatte lediglich in Betracht gezogen, dass ES passieren könnte, und dafür auch gegebenenfalls dann dafür verantwortliche, in tieferliegenden Hirnregionen angesiedelte Instinkte angeführt.

okay, deine Antwort aus dem Zusammenhang zu ziehen war wohl ein wenig ungeschickt biggrin
Achja zur Anfangsfrage: Ich würde wohl jmd. erschießen und mich aus Gewissensgründen/Feigheit nie wieder sehen lassen skeptic
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#40
12.06.2008, 22:10

Rhetor...

Ich sehe es so, dass die beiden Fragen gar nicht vergleichbar sind auf dieser Ebene.
Wenn man deiner Argumentation folgen würde, dann ist nämlich auch feststellbar, dass mit zunehmender Berücksichtigung von Trieben und Instikten wieder der Dilemma-Charakter der Frage verloren geht, was ich vermeiden möchte. Je mehr man Trieben und Instinkten folgt ohne zu reflektieren, desto weniger Moral-Dilemma kann einen verfolgen (im Vorfeld, während und im Nachgang der Situation gleichermaßen).
Mit anderen Worten, man hebelt wieder den Sinn der Frage aus.

Deine Nazi-Frage hätte zB lauten können "Welchen der drei Nazis greifst du als erstes an, wenn du weißt, dass du es mit ihnen aufnehmen kannst, und dem Afrikaner beistehen willst?" oder "Vor welchem der drei Nazis hast du am meisten Angst?" damit sie mit meiner oder der Anfangsfrage des Threads überhaupt vergleichbar ist.

Der Unterschied wäre dann lediglich darin zu finden, dass meine Frage auf moralischer Ebene die Entscheidung herbeiführen will (und deswegen unbequem ist, da alle Entscheidungen unfair sind) und diese korrigierte Fassung deiner Frage lediglich auf einer praktischen Ebene.

Wenn ich jetzt diese Frage beantworten würde mit "Den kleinsten der drei." würdest du wieder eine Anmaßung darin sehen. Ich verstehe deine Argumentation, die dahinter steht, wir können uns auch darauf einigen, dass sie begründet und zutreffend ist, doch ich finde dieser Punkt ist vernachlässigbar.
Das Verhaltensschema was für mich kritikwürdig ist (und was ich auch nun schon oft begründet habe), ist eine Beantwortung à la "In meiner Stadt gibts keine Nazis" und nicht "Den kleinsten der drei" oder "Warscheinlich den kleinsten der drei".

Du hast mir sogar einen weiteren Grund für meine Kritik geliefert, denn wenn der Begriff Anmaßung tatsächlich so ausgelegt würde wie du es in deinem Posting vom 10.06. um 9:39 Uhr definiert hast, dann ist die Beantwortung in der eben zuerst genannten Art und Weise _nicht_ anmaßend.
Das wäre ein weiteres Ruhekissen, um sich nicht - wie du es genannt hast - dem "Eingemachten" der Frage zu stellen, was du doch sogar auch selbst kritisiert hast.


Zitat:Rhetor schrieb

Anmaßung sollte man nach Möglichkeit vermeiden.


...sagen christlich geprägte Moralvorstellungen? Alles austauschbar.
Ich bin zwar nicht unfehlbar, aber ich bin immerhin derjenige der meine eigene Gedanken- und Gefühlswelt am besten kennt und daher noch am ehesten eine zutreffende Vorhersage zu meiner Entscheidung machen kann (solange ich ehrlich bin). Sich selbst so gut wie möglich zu kennen, kommt jedenfalls meinen Vorstellungen am nächsten...



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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#41
13.06.2008, 11:42

Zitat:owa schrieb am 12.06.2008 22:10 Uhr:
Du hast mir sogar einen weiteren Grund für meine Kritik geliefert, denn wenn der Begriff Anmaßung tatsächlich so ausgelegt würde wie du es in deinem Posting vom 10.06. um 9:39 Uhr definiert hast, dann ist die Beantwortung in der eben zuerst genannten Art und Weise _nicht_ anmaßend.
Das wäre ein weiteres Ruhekissen, um sich nicht - wie du es genannt hast - dem "Eingemachten" der Frage zu stellen, was du doch sogar auch selbst kritisiert hast.


Hmm, owa, da möchte ich Dich jetzt aber doch an etwas erinnern, was ich von Dir schon mindestens einmal in der gleichen Form sinngemäß gelesen habe:

Rhetor kritisiert anmaßende Anworten.

Die Antwort xy ist nach Rhetors Definition nicht anmaßend.

"=>" Rhetor hat an der Antwort xy nichts auszusetzen.

Hans mag keine Horrorfilme.

Der Film xy ist kein Horrorfilm.

"=>" Hans mag ihn auf jeden Fall

Ich hätte jetzt auch einfach schreiben können: "deshalb, weil sie nach meiner Definition nicht anmaßend ist, heißt das noch lange nicht, dass ich nichts daran auszusetzen habe, wenn man auf sie als Ruhekissen ausweicht."
(Davon abgesehen ist die Antwort "in meiner Stadt gibt es keine Nazis" natürlich - leider - sehr wohl anmaßend, weil wieder etwas unrelativiert behauptet wird, was man höchstens hoffen und vermuten könnte, solange man nicht alle Einwohner seiner Stadt sehr genau persönlich kennt.)


Abgesehen davon habe ich an Deinem letzten Beitrag kaum etwas zu widersprechen.

Anmaßung zu vermeiden oder nicht? - geschenkt.
Ich wollte mir nur nicht in den Mund legen lassen, dass ich sie für "verwerflich" halte. (Sie als "verwerflich" anzuprangern wäre nämlich ganz schon pharisäisch von mir - ups, schon wieder so ein christlich geprägter Begriff, sorry bigwink )

Was die Triebe und Instinkte angeht - man könnte auch dieses "Schlupfloch" einfach verschließen durch Ergänzung jeglicher solcher Dilemma-Frage mit:

"... unter der Annahme, dass sie trotz der extremen Stress-Situation noch in der Lage sind "eine kühlen Kopf zu bewahren", eine Entscheidung im Einklang mit ihrem Bewusstsein und ihrer Vernunft zu treffen."

Nur hoffe ich sehr, dass die Auswerter dieser Fragen, dann auch vor diesem Hintergrund die Antworten nicht zu hoch hängen.
Triebe, Instinkte - alle entwicklungsgeschichtlichen älteren Mechanismen sind eine Tatsache, die unter den Teppich zu kehren fatale Folgen haben kann.

Das wäre somit auch die schlimmere Anmaßung:
Eine erwünschte Antwort auf so eine Frage als Garantie für eine gute Entscheidungsfähigkeit im Ernstfall anzusehen.


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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#42
14.06.2008, 01:15

Hört sich nach einem Kompromiss an. big

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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#43
15.06.2008, 21:10
Jo, finde auch, dass wir lange genug herumdiskutiert haben big

Schauen wir uns lieber mal an, wie jemand mit WIRKLICHEN Führungsqualitäten mit so einem Problem umgeht biggrin bigwink


Zitat:Russ Cargill: Mr. President, you chose me, Russ Cargill, most successful man in America, to head the EPA, the least successful organization. That's why I've narrowed your choices down to five unthinkable options.
[spreads the files on the President's desk]
Russ Cargill: Each one will cause untold misery and...
President Schwarzenegger: [points to File #3] I pick Number Three!
Russ Cargill: Really? You don't want to read them first?
President Schwarzenegger: I was elected to *lead*, not to *read*. Number Three!


(Den Film finde ich auch sonst richtig gut pleased )

Edit: Quelle
(Auch wenn's eigentlich Allgemeinbildung sein sollte bigwink )
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Re: Wie entscheidet ihr euch?
#44
18.08.2008, 15:02
solche frage gibt es schon ewig.... schon als ich ganz klein war.
ich habe meiner mom solche fragen früher auch gestellt.
z.B.: wen von uns kindern würdest du erschießen wenn davon das wohl der anderen abhinge?"
solche fragen führen ins nichts und lösen schlussendlich nur disskusionen über unverständnis und spott aus. ich hab keine frage auf die antwort weil es mich einfach nicht interessiert. und wenn jeder der hier gepostet hat, in diese situation käme, ich bin mir sicher, dann würde er sich anders entscheiden XDD
»Some people have vivid imagination, some not so vivid, but everybody has vivid dreams.«

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RE: Wie entscheidet ihr euch?
#45
23.10.2010, 11:14 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.10.2010, 11:37 von Attila.)
Hi,

Also davon ausgehend, dass man die Frage so beantworten muss, dass es wirklich keinen Ausweg gibt, würden mir noch zwei Möglichkeiten einfallen:

1. Wenn man sich dem moralischen Druck entziehen will und keinen der beiden Eltern bevorzugen will, könnte man die Augen schließen und die Waffe hin und herzielen. Dann macht man die Augen wieder auf und erschießt den so zufällig ausgewählten.
2. Meiner Meinung nach wäre es auch vertretbar, sich selbst zu erschießen, denn immerhin muss dann keiner mehr leiden, weil die Eltern dann auch erschossen werden.
Die Jugend ist doch was Schönes
eine große Macht
Ohne Ihre Träume gäbe es
keine Sterne
keine Sonne
keine Welt
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