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Und? heute schon gebetet?

Re: Und? heute schon gebetet?
#46
05.11.2007, 23:56
Irgendwie krieg ich nix ordentliches raus wenn ich irgendwas zum Thema Philosophie schreiben will oder drüber nachdenke... fehlt einfach ein fixer Punkt. Läuft irgendwie auf depressiv werden, sich selbst was vormachen oder das Thema ignorieren/verdrängen hinaus.
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Re: Und? heute schon gebetet?
#47
14.11.2007, 16:34
Hallo zusammen,

ist mein erstes Posting in diesem Forum. Mir gefällt's hier, schöne Themen habt ihr. :-)

Zuerst einmal möchte ich Bezug nehmen auf die Aussage:


Zitat:Ein Gott macht für mich nur wirklich Sinn, wenn er sich im hier und jetzt real manifestiert und mit den Menschen (die es scheinbar wirklich nötig haben) in Wechselwirkung tritt


Damit würde der Sinn eines Gottes in Wahrheit widerlegt. Wäre "Gott" ein real existentes Wesen, verlöre er damit den Aspekt, der ihm seine (von den Menschen zugesprochene) Allmacht verleiht: Man könnte nicht mehr *glauben*.
Hoffen und Glauben sind essentielle Bestandteile der menschlichen Psyche und gehören mit zu den stärksten Kräften. Ein Mensch, der hofft, ein anderer Mensch könne sich in ihn verlieben, kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Das ist Hoffnung. Die aber würde einem genommen, wenn Gott jemals irgendwo erschiene und den Menschen tatsächlich helfen würde.
Denn dann hätte er eine Verpflichtung, aufzutauchen. Keine Mutter würde mehr beten, dass ihre todkranke Tochter wieder gesund wird - denn Gott hat schon einmal bewiesen, dass er existiert, und wenn er jetzt nicht zur Hilfe eilt und die Tochter stirbt ... nun, das könnte sich Gott nicht erlauben. Innerhalb von 24 Stunden würde keiner mehr an ihn glauben, außer, er hilft tatsächlich *allen*. Darauf die ernsthafte Schlussfolgerung: Wo wäre der Sinn des Lebens, wenn ein Gott einem aus jeder Situation zuverlässig heraus helfen würde? Würde sich überhaupt noch jemand anstrengen, irgendetwas zu erreichen? Wohl kaum.

Deshalb *könnte* Gott sich gar nicht manifestieren und den Menschen helfen. Es würde kein Ende nehmen. Er muss dem Glauben vorbehalten sein, denn die Mutter, die ihre erste Tochter durch eine Krankheit verloren hat, obwohl sie zu Gott betete, wird bei der nächsten Gelegenheit höchstwahrscheinlich trotzdem wieder beten und hoffen.


Ich selbst glaube nicht an Gott (oder etwas Ähnliches), denn ich brauche ihn nicht, um mich in dieser Welt wohl zu fühlen. Ich habe zum Beispiel keine Angst davor, zu sterben. Ich bin SEHR daran interessiert, so lange wie möglich zu leben, aber wenn es denn morgen soweit sein sollte, dass ich sterbe, ist das auch OK. Denn sterben muss ich - der Tod gehört zum Leben dazu. Die Frage: Möchtest du gern leben? muss beantwortet werden mit: "Dann wirst du auch sterben."

Natürlich möchte ich gern leben, und deshalb akzeptiere ich auch, dass ich sterbe. Ob etwas danach kommt? Ich persönlich glaube es nicht. Ich denke, dass man vom Nachher genauso wenig mitbekommt wie von der Zeit vor seiner Geburt. Was ich nicht als schlecht empfinde. Jedenfalls bin ich kein bißchen traurig darüber, dass es mich vor meiner Geburt noch nicht gab und ich keine Erinnerungen an ein Leben davor habe. Wieso also Angst haben vor genau derselben Sache, nur andersherum?

Die Menschen schufen sich ihre Götter schon immer als Erklärungs-Objekt für alles, das sie nicht verstehen konnten:

Früher gab es einen Gott des Blitzes, einen des Donners, einen der für dieses verantwortlich war, einen für jenes. Und je weiter der Mensch sich entwickelte, desto mehr verstand er all diese Dinge, und mit diesem Wissen verschwanden die Götter.
Das letzte echte Mysterium ist nun der Tod, also haben alle großen Religionen und Götter der letzten Jahrtausende noch genau eine Fähigkeit: Sie geben uns eine Erklärung für das, was danach kommt. Die einzige Sache, von der wir nichts wissen bzw. die wir nicht wissenschaftlich erforschen können.

Aber ich käme nie auf die Idee, jemanden, der an Gott glaubt, umzustimmen. Jeder Mensch ist anders, und jeder hat andere Ängste und Strategien, diese zu bewältigen. Wenn ein Mensch ein glückliches und zufriedenes Leben lebt, weil er an Gott glaubt, ist das doch toll. Wenn ein Chirurg ein Glücks-Kopftuch hat, das er bei allen Operationen auf hat und mit dem er besser operiert (seiner Meinung nach), dann wäre es blöd, ihm dieses Kopftuch zu nehmen. Der menschliche Geist funktioniert eben auto-suggestiv, und was wir für gut halten, ist auch gut für uns.

Würde man diese Welt (theoretischerweise) mit einem Schlag von allen Religionen und Göttern säubern, würden sich die Menschen innerhalb kurzer Zeit ins Nirvana bomben.

Fazit: Ich glaube nicht an einen Gott aber bin froh, dass viele andere Menschen es tun, die mich ansonsten vielleicht einfach abstechen würden, weil sie keinen Leitfaden haben und keinen Sinn im Leben sehen ...
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Re: Und? heute schon gebetet?
#48
14.11.2007, 17:26

Zitat:Arathas schrieb am 14.11.2007 16:34 Uhr:
Deshalb *könnte* Gott sich gar nicht manifestieren und den Menschen helfen. Es würde kein Ende nehmen.


Gehen wir mal von christlichen Glauben aus, einfach damit wir wissen wovon wir reden, wenn wir "Gott" sagen. Dann kann ich deine Argumentation nicht nachvollziehen, denn genau das glaubt ein Christ doch. Dass Gott sich diverse Male manifestiert hat um den Menschen zu helfen. Obwohl die Christen das glauben und obwohl sie sehen, dass Gott nicht ständig allen hilft, scheint das für sie kein Hindernis zu sein, an ihren Gott zu glauben. Also scheint an deiner Logik irgendwo was nicht zu stimmen.


Zitat:Er muss dem Glauben vorbehalten sein, denn die Mutter, die ihre erste Tochter durch eine Krankheit verloren hat, obwohl sie zu Gott betete, wird bei der nächsten Gelegenheit höchstwahrscheinlich trotzdem wieder beten und hoffen.


Wieso? Oft sind es genau solche Ereignisse, die Gläubige dazu bringen, ihrem Gott abzuschwören. Weil sie darauf vertrauten, dass er ihnen beistehen würde, dann aber sehen, dass dies nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Sie schliessen daraus: entweder es gibt meinen Gott nicht, oder er hilft mir nicht.


Zitat:Das letzte echte Mysterium ist nun der Tod, also haben alle großen Religionen und Götter der letzten Jahrtausende noch genau eine Fähigkeit: Sie geben uns eine Erklärung für das, was danach kommt. Die einzige Sache, von der wir nichts wissen bzw. die wir nicht wissenschaftlich erforschen können.


Gewagte Behauptung! Ich würde sagen es gibt noch eine Menge anderer Dinge, zu denen die Wissenschaft nicht allzuviel sagen kann. Zum Beispiel "Was ist Bewusstsein?". Oder "Wie entsteht Leben?" Das sind mindestens so grosse Rätsel wie die Frage, ob und was nach dem Tod kommt.


Zitat:Würde man diese Welt (theoretischerweise) mit einem Schlag von allen Religionen und Göttern säubern, würden sich die Menschen innerhalb kurzer Zeit ins Nirvana bomben.


Warum, es gäbe doch direkt einen Grund weniger, sich die Köpfe einzuschlagen. Wieso meinst du, dass du der einzige (oder einer von wenigen) bist, der ein vernünftiges Leben führen kann, ohne an Gott glauben zu müssen?

Tschüss,
Riky
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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Re: Und? heute schon gebetet?
#49
15.11.2007, 00:31

Zitat:ricky_ho schrieb am 14.11.2007 17:26 Uhr:
Wieso? Oft sind es genau solche Ereignisse, die Gläubige dazu bringen, ihrem Gott abzuschwören. Weil sie darauf vertrauten, dass er ihnen beistehen würde, dann aber sehen, dass dies nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Sie schliessen daraus: entweder es gibt meinen Gott nicht, oder er hilft mir nicht.


Oder:

Es gibt meinen Gott, und er hilft mir noch nicht.

Oder:

Es gibt meinen Gott, Und er hat mir helfen wollen, aber ich habe es nicht bemerkt.
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Re: Und? heute schon gebetet?
#50
15.11.2007, 08:56

Zitat:Gehen wir mal von christlichen Glauben aus, einfach damit wir wissen wovon wir reden, wenn wir "Gott" sagen.


Nein, auf den christlichen Glauben möchte ich mich überhaupt nicht beschränken, wenn ich von Gott spreche. Wieso auch? Gott ist ganz sicher nicht dem Christentum vorbehalten, und im Grunde - abgesehen vom Buddhismus vielleicht - ist Gott im großen und ganzen in jeder Religion dasselbe. Klar unterscheiden sich die Gottesbücher, die Regeln und alle möglichen Dinge, aber es geht um Monotheismus und vor allem das Leben nach dem Tod.



Zitat:Also scheint an deiner Logik irgendwo was nicht zu stimmen.


Ich tippe eher darauf, dass an der Logik einiger Christen was nicht stimmt. :-)


Zitat:Wieso? Oft sind es genau solche Ereignisse, die Gläubige dazu bringen, ihrem Gott abzuschwören.


Leid schafft Glauben. Das ist so, und das ist auch ganz normal. Nimm ein Land, in dem es keinen Krieg gibt und das demokratisch regiert wird, in dem die Menschen freie Marktwirtschaft haben und denen es im allgemeinen gut geht. So ein Land hat einen bestimmten Prozentsatz gläubiger Menschen.
Jetzt stürz das Land in einen Krieg. Zerbombe die Häuser und ersetze Demokratie durch Anarchie. Lass sich Menschen wegen einer Konservendose abgelaufener Bohnen gegenseitig erschießen, nimm ihnen ihre Häuser und mach sie krank.
Dann guck noch mal auf den Prozentsatz gläubiger Menschen. Der wird - das glaube ich jedenfalls - immens nach oben geschnellt sein. IMMENS.

Menschen glauben nicht an Gott, wenn es ihnen an nichts mangelt und gut geht. Leid ist der echte Antrieb für die meisten -> Leid, aus dem man selbst nicht mehr herauskommt, wo es nur noch Hoffnung gibt und sonst gar nichts.

@alle Gläubigen: Bitte die nächsten Zeilen nicht wirklich ernst nehmen und nicht aufregen, dankeschön. wink4

[Ketzerei]
Ich möchte nämlich beinahe behaupten, dass, wenn es tatsächlich einen Gott gibt, er sich für all die Kriege und all das Schlechte im Menschen verantwortlich zeichnet. Wäre doch logisch: Wenn Menschen, denen es schlecht geht, zu glauben beginnen, dann wäre das beste, was ein Gott tun kann, für Kriege, Mord und Totschlag zu sorgen ...
[/Ketzerei]



Zitat:Gewagte Behauptung! Ich würde sagen es gibt noch eine Menge anderer Dinge, zu denen die Wissenschaft nicht allzuviel sagen kann. Zum Beispiel "Was ist Bewusstsein?". Oder "Wie entsteht Leben?"


Ja, aber das sind keine Dinge, vor denen der Mensch sich fürchtet, also zählen sie in dieser Hinsicht nicht. Wenn sich damit keine Angst einjagen lässt, bringt es wenig, um Menschen damit in Schach zu halten. wink4
Oder klingt der Satz: "Wenn du meine 10 Gebote nicht befolgst, dann werde ich spontan Leben entstehen lassen!!" besonders ehrfurchtseinflößend für dich? Da ist doch "Wenn du meine 10 Gebote nicht befolgst, schmorst du für die Unendlichkeit in der Hölle." schon besser. :-)


Zitat:Warum, es gäbe doch direkt einen Grund weniger, sich die Köpfe einzuschlagen. Wieso meinst du, dass du der einzige (oder einer von wenigen) bist, der ein vernünftiges Leben führen kann, ohne an Gott glauben zu müssen?


Glaube ich gar nicht. Aber ich glaube, dass mehr als 50 % der Menschen nicht ohne ihren Glauben zurecht kämen. Es gäbe vielleicht einen Grund weniger, sich die Köpfe einzuschlagen, aber einhundert Gründe mehr, einfach zu tun und zu lassen, was man will - wenn man sowieso nicht dafür bestraft wird dafür nach seinem Tod.
Das ist doch das Schöne am Glauben: Er bewahrt die meisten Menschen davor, sich *richtig* in die Scheiße zu reiten, weil viele eben doch glauben, dass sie für ihre Sünden von Gott bestraft werden, und deshalb lassen sie's.

Gott gibt sehr vielen Menschen Halt und Kraft und Mut und wasweißich noch alles - ich hab keine Ahnung wieso und warum, ich bin mir schließlich sicher, dass es ihn nicht gibt. Aber man muss die Leute nur beobachten, um zu wissen, dass vielen ihr Gott gut tut. Und dass sie ohne Glauben "schlechtere" Menschen wären. Wobei letztere Behauptung natürlich sinnfrei ist, denn was ist schon "schlecht"? Ich könnt's nicht entscheiden.
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Re: Und? heute schon gebetet?
#51
15.11.2007, 15:29

Zitat:Arathas schrieb am 15.11.2007 08:56 Uhr:
@alle Gläubigen: Bitte die nächsten Zeilen nicht wirklich ernst nehmen und nicht aufregen, dankeschön. wink4

[Ketzerei]
Ich möchte nämlich beinahe behaupten, dass, wenn es tatsächlich einen Gott gibt, er sich für all die Kriege und all das Schlechte im Menschen verantwortlich zeichnet. Wäre doch logisch: Wenn Menschen, denen es schlecht geht, zu glauben beginnen, dann wäre das beste, was ein Gott tun kann, für Kriege, Mord und Totschlag zu sorgen ...
[/Ketzerei]


Ich rege mich nicht auf, aber ich schreib trotzdem mal was dazu:

Nein! Gott ist nicht für das Böse verantwortlich. Er lässt es (noch) zu, aber verantwortlich sind die Bösen selbst. Sie können sich für oder gegen Gott entscheiden, da sie (zumindest thoretisch) einen freien Willen haben.* Wer sich wirklich für Gott entscheidet, lehnt alles Böse ab.


__________________________________________________________
*Bitte keine Diskussionen über den freien Willen hier, das dürfte in einem anderen Thread besprochen sein.
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Re: Und? heute schon gebetet?
#52
15.11.2007, 16:00
@Ennoinzichprodaktschens:

Hast völlig recht (mit dem vorletzten Posting...), dass sind dann aber die Fälle, die trotz so eines Unglücks nicht vom Glauben abfallen. Ich meinte ja jetzt die anderen.


Zitat:Arathas schrieb am 15.11.2007 08:56 Uhr:
Nein, auf den christlichen Glauben möchte ich mich überhaupt nicht beschränken, wenn ich von Gott spreche. [...] aber es geht um Monotheismus und vor allem das Leben nach dem Tod.


Wir müssen uns nicht auf den christlichen beschränken, wir können uns auch drauf einigen dass wir über den Gott der monotheistischen Religionen reden, kein Problem. Mir ist nur wichtig dass wir uns halbwegs einig sind, wovon wir reden wenn wir "Gott" sagen, denn man kann damit ja auch was anderes meinen.

Entscheidend ist, dass dieser "Gott" sich nach den Dogmen der diversen Religionen ja manifestiert hat, den Menschen geholfen hat. Beim Christentum zum Beispiel durch Jesus. D.h. diese Menschen glauben an einen Gott, der sich offenbaren, manifestieren, in die weltlichen Dinge eingreifen kann.

Nun frage ich mich, wieso dann "innerhalb von 24 Stunden" keiner mehr daran glauben sollte, wenn dies tatsächlich passieren sollte? Wenn zum Beispiel der Messiahs erschiene, Wunder vollbrächte und so weiter - warum sollte dann auf einmal keiner mehr daran glauben? Das wird mir aus deiner Argumentation nicht klar, ich hab das Gefühl du setzt einfach zu viele Vorannahmen von dir über den Gott, an den du nicht, aber andere glauben, als gegeben voraus.

Zum Beispiel "...denn dann hätte er eine Verpflichtung..." oder "das könnte er sich nicht erlauben..." - das sind Vermutungen von dir. Ich glaube viele Gläubigen würden das etwas anders sehen und da liegt dein Irrtum. Es ist doch Fakt, dass die feste Überzeugung, dass Gott sich offenbart hat, offensichtlich die Gläubigen nicht daran hindert, an Gott zu glauben. Und das sind teilweise sehr kluge Menschen, die sich schon ihre Gedanken gemacht haben, nicht alles nur dumme Mitläufer oder Leute, die rein aus psychologischen Bedürfnissen heraus "glauben wollen".


Zitat:
Zitat:Wieso? Oft sind es genau solche Ereignisse, die Gläubige dazu bringen, ihrem Gott abzuschwören.


Leid schafft Glauben. Das ist so, und das ist auch ganz normal. Nimm ein Land, in dem es keinen Krieg [...] Dann guck noch mal auf den Prozentsatz gläubiger Menschen. Der wird - das glaube ich jedenfalls - immens nach oben geschnellt sein. IMMENS.


Du wechselst jetzt aber von der Betrachtung eines Einzelfalls zu soziologischen, nur statistisch zu betrachtenden Phänomenen.

Hierzu ist zu sagen, dass ich mich frage, wie du den Prozentsatz der Gläubigen in einem Land misst? (Rhetorische Frage...)

Klar ist, dass Menschen in Krisenzeiten Zusammenhalt und Gruppengefühl suchen. Dieses Bedürfnis kann durch Glauben/Religion, aber genauso auch durch anderes, z.B. Ideologien, erfüllt werden. Beispiele gibts genug, man kann z.B. genauso Zulauf zu politischen Extremen feststellen. Der Knackpunkt ist, dass in der Regel das Angebot angenommen wird, das vorhanden ist. In manchen Gesellschaften flüchtet man sich in jenseitige Heilsversprechungen, in anderen aber auch in rein materialistische Vorstellungen. Beides kann tröstlich sein, beides erfüllt dann eben diesen Zweck. Kommt es zur Krise, wenden sich die Menschen dem zu, der am lautesten schreit.

So kann man Statistiken auch interpretieren und man sieht, sie beweisen letzlich nicht viel. Man stellt fest, dass es bestimmte Korrelationen gibt, aber man darf diese nicht einfach so als kausale Zusammenhänge interpretieren.


Zitat:Menschen glauben nicht an Gott, wenn es ihnen an nichts mangelt und gut geht.


Das ist so pauschal formuliert einfach falsch. Aber du musst es so pauschal sagen, denn wenn du zugestehen würdest, dass es auf der Welt viele intelligente Menschen gibt, denen es gut geht und die trotzdem an Gott glauben, hast du ein Problem in deiner Argumentation :-)
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Re: Und? heute schon gebetet?
#53
15.11.2007, 16:03

Zitat:Ja, aber das sind keine Dinge, vor denen der Mensch sich fürchtet,...


Stimmt, aber darum gings doch gar nicht, sondern darum dass die Menschen Gott für alles nehmen, was sie nicht verstehen, und mit der Vermehrung des Wissens Gott immer unnötiger wird. Und da meintest du, heute wäre das einzige, wo man Gott noch bräuchte, weil die Wissenschaft was nicht weiss, der Tod...


Zitat:Aber ich glaube, dass mehr als 50 % der Menschen nicht ohne ihren Glauben zurecht kämen.


Aber das ist eine Feststellung in einer Welt, die nun mal sehr von religiösen Wertvorstellungen geprägt ist. Wenn du aber dich selbst als ein Beispiel für jemanden ansiehst, der auch ohne religiöse Wertvorstellungen leben kann, warum sollten dann andere Menschen dies nicht können? Du machst das ja jetzt an den Menschen fest, die schon durch die Religion konditioniert und sozialisiert sind, verwechselst also irgendwo Ursache und Wirkung. Es ist klar, dass so ein Mensch, der sein Leben bisher auf diesem Wertsystem aufgebaut hat, Probleme bekommt, wenn man es ihm wegnimmt. Aber was, wenn die menschliche Gesellschaft nicht von religiösen, sondern sagen wir von humanistischen Werten der Aufklärung geprägt wären? Warum sollte das ein Problem sein, wenn es eigentlich gar keinen Gott gibt?


Zitat:Das ist doch das Schöne am Glauben: Er bewahrt die meisten Menschen davor, sich *richtig* in die Scheiße zu reiten, weil viele eben doch glauben, dass sie für ihre Sünden von Gott bestraft werden, und deshalb lassen sie's.


Ja, aber wie gesagt, diese Menschen sind in einer religös geprägten Gesellschaft aufgewachsen. Ihr Verhalten sagt also relativ wenig aus über Menschen, die in einer Gesellschaft aufwachsen, die frei von Religion ist.

Ich finde diese Argumentation vergleichbar z.B. mit einem 40-jährigen Erwachsenen, der noch mit Stützrädern am Fahrrad fahren muss und wo dann argumentiert wird, die Stützräder seien doch gut und sollten auf keinen Fall wegfallen, da sie doch verhindern dass der Mann mit seinem Fahrrad umfällt. Also sind die Stützen nötig und gut.


Zitat:Gott gibt sehr vielen Menschen Halt und Kraft und Mut [...] Ich könnt's nicht entscheiden.


Ich hab mit dieser Ansicht zwei Probleme. Erstens reicht mir das alleine als Begründung für Toleranz gegenüber (Anders-)Gläubigen nicht aus. Es ist natürlich völlig richtig, dass es in den meisten Fällen falsch wäre, jemandem den Glauben wegzunehmen, für den dieser Glauben eine grosse seelische Stütze ist. Aber ein viel wichtigerer Grund für Toleranz ist doch, sich darüber bewusst zu werden, dass man sich auch täuschen könnte. Dass man genausowenig im Besitz der absoluten Wahrheit ist wie der andere. Das Atheismus genauso eine seelische Stütze sein kann und Religiösität auch seelische Qualen verursachen kann. Dass all diese leicht gönnerhaften, psychologischen Begründungen für den Irrglauben der anderen sich jederzeit auch umdrehen lassen. Und es darum jedem Menschen selbst überlassen sein sollte, welches Glaubenssystem er sich zusammenbastelt und in welchem er sich am wohlsten fühlt.

Zweitens glaube ich, dass es eben genau das Fehlen dieser Einsicht ist, die zu Gewalt, Krieg und Leid führt und nicht die Frage, ob jemand jetzt an Gott glaubt oder nicht. Oder woran jemand generell glaubt. Was du beschreibst hört sich so ein bischen nach "Schönwetter-Toleranz" an. Hier in Deutschland kann man sich so eine Einstellung natürlich leicht angewöhnen. "Ach, sie sind zwar im Irrtum, aber es ist schon ok. Wir alle fahren ja ganz gut damit." Schön und gut, aber was ist, wenn sich die Verhältnisse mal ändern? Wenn es auch bei uns eine Radikalisierung der Religion kommt (kann man ja schon beobachten)? Dann fahren wir auf einmal mit der "Seelenstütze Glauben" doch nicht mehr so gut, was dann? Werden Andersgläubige dann immer noch toleriert? Ich befürchte nein, dann ists ganz schnell vorbei damit und alle Seiten, die sich im momentanten Frieden gegenseitig tolerieren, radikalisieren sich, die verschiedenen Religionen und auch die atheistischen Richtungen. Und dann schlägt man sich wieder gegenseitig die Köpfe ein, weil jeder meint, im Besitz der absoluten Wahrheit - und somit im Recht - zu sein. Übrigens beobachte ich momentan schon parallel zum Zulauf zur Religion eine Radikalisierung auf Seiten der Atheisten, die Fronten scheinen sich wieder zu verschärfen ("Spaghettimonster", "Gotteswahn", usw...).

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Re: Und? heute schon gebetet?
#54
15.11.2007, 16:04
Das liegt meiner Meinung nach daran, dass diese Art von Toleranz, die letztlich trotzdem noch davon überzeugt ist, dem anderen überlegen (weil im Recht) zu sein, die Wahrheit zu kennen, nicht lange hält. Eben eine "Schönwetter"-Toleranz, wo es allen gut geht und man somit dem jeweilig anderen seine Spinnereien ruhig lassen kann. Aber sobald die Lage sich ändert, wenn es zu schlimmen Dingen kommt, für die man einen Sündenbock benötigt, beginnt man sich dann doch wieder zur eigenen Gruppe (d.h. die die dieselben Überzeugungen vertritt, ob religiös oder wie auch immer) zu bekennen und mit ihr verstärkt zu solidarisieren und im Gegenzug verstärkt Aussenseiter auszuschliessen.

(So, diesmal in drei Teilen, die 5000 Zeichen Begränzung ist echt ein bischen pingelig)

Tschüss,
Riky
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Re: Und? heute schon gebetet?
#55
01.01.2008, 17:35
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass es eine höhere Macht gibt.
Der Glaube, die Religion, Gott - diese Dinge werden von uns Menschen so dermaßen vergewaltigt, dass ich wirklich nicht ohne schlechtes Gewissen daran >>glauben<< kann. Wenn es jedoch Menschen durch ihren Glauben (und um genau das geht es, daran glauben) besser geht , wieso sollte man sie dann als naiv bezeichnen oder sie verurteilen. Falls es wirkllich etwas in diese Richtung geben sollte, dann mmn ein/e höher entwickelte/s Spezies/Wesen welches möglw. nichteinmal irdisch ist. Es (schwierig dafür eine Bezeichnung zu finden) hat es sich vvl zur Aufgabe gemacht uns dummen Menschen zu helfen. Falls ja wie macht sich das dann bemerkbar?

Letztendlich werden wir alle sterben ohne Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen des Lebens gefunden zu haben.
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Re: Und? heute schon gebetet?
#56
01.01.2008, 18:41

Zitat:Letztendlich werden wir alle sterben ohne Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen des Lebens gefunden zu haben.

versteh' ich nich' - was für wichtige fragen? wieso wichtig?? wir können doch auch ohne ihre klärung leben..
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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Re: Und? heute schon gebetet?
#57
01.01.2008, 21:52
Was ist Sinn des Lebens?
Gibt es Gott?
...

Sind diese Fragen deiner Meinung nach unwichtig? ( oder >wirklich< unwichtig )

Es sind die Fragen, welche die Menschheit, insbesondere die Philosophie, schon seit der Entstehung jener interessieren.

Naturlich können wir auch ohne die Klärung dieser Fragen leben.

Ein Leben das sogar relativ erfüllt ist, dennoch finde ich dieses Thema sehr interessant und keinesfalls unwichtig!
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Re: Und? heute schon gebetet?
#58
01.01.2008, 22:12
zur begruendung auf autoritaet und tradition verweisen, ja das ist wahrlich religioeses verhalten!
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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Re: Und? heute schon gebetet?
#59
02.01.2008, 05:30
Ich glaube daran das wir ebenso in einem Traum in der Wachwelt existieren der durch unseren Geist erschaffen wurde.
Ich würde es einen Kollektivtraum nennen. Unser Geist hat im Leibe (der ebenso Illusion wie Realität ist) gelernt wie ein Mensch zu leben, zu handeln und zu kommunizieren. Dennoch ist die materielle Welt ebenso eine Schimäre / Trugbild wie sowohl
real erfahrbar wie ein Traum/Klartraum. Das ist mein Glaube.
Wie auch immer man Ihn nennen mag. Vom Dharma also Buddhas Lehre und seiner Klarheit bin ich immer wieder fasziniert. Und da hier ja auch viele meditieren, sollten schone einige erkannt haben, was der Geist für ein Wesen besitzt. Auch wenn hier die Sprache endet.

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Re: Und? heute schon gebetet?
#60
02.01.2008, 09:20

Zitat:Thunderbird schrieb am 01.01.2008 21:52 Uhr:
Was ist Sinn des Lebens?
Gibt es Gott?


Ich denke schon, dass man diese Fragen beantworten kann. Ich für meinen Teil kann (für mich) zumindest die erste beantworten:

Glücklich werden/sein/bleiben.

Wie man das anstellt, bleibt zum Glück jedem selbst überlassen, aber da man sowieso stirbt und alles, was man so erreicht hat, irgendwann eh vergangen ist, kann man ebensogut versuchen, glücklich zu sein und die Dinge zu tun, die einen zufrieden machen. Ist, glaube ich, das Sinnvollste, was man so mit seiner Zeit hier anstellen kann.
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