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Depression und Einblick in das Selbst?

Depression und Einblick in das Selbst?
#1
25.04.2007, 20:47
Es müssten nach kurzer Überschlagsrechnung zwei Jahre seit meiner ersten und bisher zum Glück letzten Depressionsphase vergangen sein. Wie ihr hoffentlich wisst, benutze ich den medizinischen Begriff der Depression, ich war also wirklich krank... es ging mir also nicht einfach nur schlecht.

Zunächst einmal eine kleine Einführung. Wie erlebt man eine Depression? Einige von euch wissen das vielleicht, aber für alle anderen versuche ich mal zu spezifizieren, wie sich das bei mir geäußert hat: Es stellt sich eine Art Gefühl der Gefühllosigkeit ein. Das mag widersprüchlich klingen, eine bessere Beschreibung fällt mir aber auch nicht ein. Das ist wirklich furchtbar, denn nichts ergibt mehr wirklich Sinn. Des Leben ist leer und bedeutungslos.

Eines Tages hatte ich dann ein merkwürdiges Erlebnis. Ich habe etwas wahrgenommen, was mir vorher nie aufgefallen war, weil es sich auch zuvor nie veränderte. So blöd das klingt, habe ich eine Aura der "Realitätswahrnehmung" um mich herum bemerkt. Ich kann sogar sagen, wie große die etwa im Normalfall ist: so etwa fünf bis sieben Meter, kugelförmig um meinen Körpermittelpunkt. Alles, was sich innerhalb dieser "Aura" befindet, nehme ich als real wahr, auch ohne es sehen zu können. Selbst, wenn ich vor einer Wand stehe, habe ich einen Eindruck von der Existenz des Raumes hinter der Barriere (um alle Missverständnisse aus zu schließen: ich spreche nicht von übersinnlicher Wahrnehmung oder sowas. Es ist nur ein Gefühl!). Ich meine, im Freien habe ich eine Sicht, die geht weit über fünf Meter hinaus, aber dennoch werden die Objekte erst innerhalb dieser Blase "real"... es ist schwer zu erklären.
Wie auch immer. Diese Blase um mich habe ich erst wahrgenommen, als sie eines Tages plötzlich schrumpfte! Das Schlimme daran ist, dass sich damit mit einem Mal alles um mich hohl und stumpf anfühlte. Es war einfach nichts mehr wirklich da, nicht real und nicht erfüllt von... ja erfüllt von was? Ich habe keine Ahnung big . Diese Aura zog sich immer weiter zusammen, innerhalb von Sekunden. Ich habe den Schrumpfungsprozess gespürt und bekam eine Todesangst. Die ganze Welt schien sich aufzulösen. Irgendwann war diese Kugel nur noch innerhalb meines Körpers und eine irrationale und "unfühlbare" Panik kam auf. Irgendwann "explodierte" die geschrumpfte Kugel dann und blähte sich zu enormer Größe auf. Im Nachhinein würde ich sagen, etwa dreißig Meter. Das war ein wunderbares Gefühl, weil plötzlich alles von Leben und Sinn erfüllt zu sein schien. Ich hatte das Gefühl die Welt spüren zu können.
Ab diesem Zeitpunkt häuften sich die Schwankungen. Die Blase schrumpfte zusammen, blähte sich auf, schrumpfte wieder zusammen und so weiter. Das ganze ging über ein paar Wochen. Irgendwann pendelte sich das natürliche Gleichgewicht wieder ein.

Im Nachhinein war das eine wirklich faszinierende Erfahrung. Nicht, dass ihr mich falsch versteht: Diese Blase oder Aura habe ich rein subjektiv wahrgenommen. Ich gehe nicht davon aus, dass es sich wirklich um ein physisches Phänomen handelt.
Was mich interessiert: Hatte einer von euch vielleicht mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht bin ich ja nicht der einzige, der diese Wahrnehmung hatte... immerhin gibt es ja auch noch mehr Menschen mit Depressionen big .
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Re: Depression und Einblick in das Selbst?
#2
28.04.2007, 14:48
Also zu ziemlich genau der selben Zeit wie Du hatte ich etwas was man medizinisch auch "Depression" nennt. Ich war also auch wirklich krank wink4
Ich habe zwar keine Blase wahrgenommen, aber meine Realitätswahrnehmung hat sich auch sehr geändert. Allerdings kenne ich diesen Zustand wo Du beschreibst dass die Blase nur noch innerhalb des Körpers war. Die ganze Welt, inklusive meiner eigenen Existenz kam mir irreal vor. Der natürlichste Zustand der Welt wäre wenn es keine Welt gäbe. Dies schien mir der einzige logische und nachvollziehbare Zustand einer Welt zu sein: Es gibt nichts!
Allerdings sprach meine eigene Erfahrung gegen dieses Gefühl: Ich sehe/höre/fühle/erinnere... Also irgendwas war da tatsächlich doch.

Dies war der Anfang dafür mich mit Dingen zu beschäftigen die das heute überwiegend materiebasierte biomechanische Weltbild nicht erklären können. Und ich bin froh darüber dass ich diesen neuen Weg eingeschlagen hat. Und das war auch der Sinn und Zweck meiner Krankheit.
(Allerdings hätte ich mir einen Auslöser gewünscht der weniger unangenehm und schmerzhaft ist).

Gruß
Sven
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Re: Depression und Einblick in das Selbst?
#3
28.04.2007, 18:29
Es war für mich in sofern eine "mächtige" Erfahrung, als dass ich festgestellt habe, wie zerbrechlich man doch ist... sogar das was einen im Innersten ausmacht (der Verstand) kann sich völlig ändern. Auf der Anderen Seite habe ich bei all dem Auf und Ab sowas wie eine Konstante wahrgenommen. Sie ist irgendwie sinngebend. Mehr kann ich dazu nicht sagen, außer vielleicht, dass es mir so scheint, als wäre es die bisher bedeutendste Erfahrung meines Lebens gewesen.
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Re: Depression und Einblick in das Selbst?
#4
17.05.2007, 20:32
Also, auch ich habe Depressionen und war auch 2004 10 Wochen lang in einer offenen Station einer Psychiatrie. Während der schlimmsten Phasen kam es vor, dass meine Realität sich arg verzog: z.B. dachte ich, dass meine Füße gar nicht meine sind. Auch Verzerrungen von Raum (zum Glück nicht von Zeit) stellten sich ein: ich sah Sachen enorm weit weg oder enorm nah dran, die ich vorher als ganz normal wahrgenommen habe. Es ist also kein Einzelphänomen. Seit den Depressionen hatte ich auch - das weiß ich heute - Klarträume. Ich hatte enorme Angst am Anfang, weil es mit Schlaflähmung und sehr realistischen, erotischen Träumen begann und ich dachte, dass ich die einzige Frau auf der Welt sei, die sowas erlebt. Inzwischen bin ich schlauer und kann die KTs passieren lassen, auch wenn ich jedesmal danach sehr erschöpft bin und dann erst recht schlafen muß. Soviel erst mal.
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