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Franz Kafka

Franz Kafka
#1
31.01.2007, 13:02
Hallo,

gestern hab ich mir den Film "Der Prozess" angeguckt, der nach dem Roman von Franz Kafka gedreht wurde. Von Anfang an viel mir dabei auf, dass der Film sehr stark an einen typischen Traum erinnert. Zum Beispiel gibt es plötzliche Ortswechsel, Herr K. verlässt den Gerichtssaal und im Nebenraum ist sein Büro u.ä. Auch die auftretenden Figuren, die Dialoge, die Handlung sowieso, alles ist wie ein Traum.

Ich hab 2, 3 Erzählungen von Kafka gelesen, u.a. "Die Verwandlung". Das ist die Story in der der Protagonist morgens aufwacht und feststellt dass er sich in eine Schabe verwandelt hat.

Da ich auch das im 2001 Verlag erschienene Gesamtwerk von Kafka im Schrank stehen hab, holte ich es mal hervor und muss sagen, ich staunte nicht schlecht. Da gibts es einige sehr kurze Erzählungen, die nur eine viertel oder eine dritte Seite füllen. Ich hab sie gelesen und würde sie eindeutig als reine Traumberichte bezeichnen. Die könnten teilweise 1:1 aus meinen Traumtagebuch übernommen sein (natürlich abgesehen von der sprachlichen Qualität).

Hab jetzt grad mal bei Projekt Gutenberg geguckt aber die beiden Erzählungen die ich konkret meine nicht gefunden. In die Richtung geht aber z.B. folgende:

http://gutenberg.spiegel.de/kafka/erzaeh...m#fahrgast

Auf Gutenberg hab ich dann auch eine Story gefunden die einfach "Ein Traum" heisst:

http://gutenberg.spiegel.de/kafka/erzaehlg/eintraum.htm

Für mich ist es eindeutig, dass Kafka einen grossen Teil seiner Ideen aus seine Träumen bezog, wenn nicht sogar alles, wobei das offenbar keine so bahnbrechende Entdeckung ist:

"Seine literarischen Werke haben sich häufig aus Träumen und Dämmerzuständen entwickelt, die sich seinem Willen und seinem intellektuellen Zugriff entzogen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Traum

Wenn Interesse besteht kann ich die beiden kurzen Erzähungen die ich meine noch mal suchen oder abtippen (bin grad nicht zuhause happy )

Tschüss,
Riky
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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Re: Franz Kafka
#2
06.03.2007, 18:19

Zitat:Wenn Interesse besteht kann ich die beiden kurzen Erzähungen die ich meine noch mal suchen oder abtippen


Interesse.
Gar nichts...
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Re: Franz Kafka
#3
08.03.2007, 12:18 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.03.2010, 17:01 von ricky_ho.)
Hi,

ok hier ein paar Beispiele:

Der Aufbruch

Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: "Wohin reitet der Herr?" "Ich weiss es nicht", sagte ich, "nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, so kann ich mein Ziel erreichen." "Du kennst also dein Ziel", fragte er. "Ja", antwortet ich, "ich sagte es doch. Weg von hier - das ist mein Ziel."

Gibs auf!

Es war sehr früh am Morgen, die Strassen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meine Uhr verglich, sah ich, dass es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung liess mich im Weg unsicher werden., ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: "Von mir willst du den Weg erfahren?" "Ja", sagte ich, "da ich ihn selbst nicht finden kann." "Gibs auf, gibs auf", sagte er und wandte sich mit einem grossen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.

Der Fahrgast

Ich stehe auf der Plattform des elektrischen Wagens und bin vollständig unsicher in Rücksicht meiner Stellung in dieser Welt, in dieser Stadt, in meiner Familie. Auch nicht beiläufig könnte ich angeben, welche Ansprüche ich in irgendeiner Richtung mit Recht vorbringen könnte. Ich kann es gar nicht verteidigen, daß ich auf dieser Plattform stehe, mich an dieser Schlinge halte, von diesem Wagen mich tragen lasse, daß Leute dem Wagen ausweichen oder still gehn, oder vor den Schaufenstern ruhn. — Niemand verlangt es ja von mir, aber das ist gleichgültig.

Der Wagen nähert sich einer Haltestelle, ein Mädchen stellt sich nahe den Stufen, zum Aussteigen bereit. Sie erscheint mir so deutlich, als ob ich sie betastet hätte. Sie ist schwarz gekleidet, die Rockfalten bewegen sich fast nicht, die Bluse ist knapp und hat einen Kragen aus weißer kleinmaschiger Spitze, die linke Hand hält sie flach an die Wand, der Schirm in ihrer Rechten steht auf der zweitobersten Stufe. Ihr Gesicht ist braun, die Nase, an den Seiten schwach gepreßt, schließt rund und breit ab. Sie hat viel braunes Haar und verwehte Härchen an der rechten Schläfe. Ihr kleines Ohr liegt eng an, doch sehe ich, da ich nahe stehe, den ganzen Rücken der rechten Ohrmuschel und den Schatten an der Wurzel.

Ich fragte mich damals: Wieso kommt es, daß sie nicht über sich verwundert ist, daß sie den Mund geschlossen hält und nichts dergleichen sagt?


Diese Text hab ich hier gefunden:
http://www.textlog.de/kafka-erzaehlungen.html

Das waren jetzt alles vollständige Erzählungen. Hier mal noch ein paar Auszüge, aber diese Geschichten sind so 1-2 Seiten lang und das will ich jetzt nicht alles abtippen, evtl. findet ihr die Storys im Netz. Ich finde gerade von der Erzählweise her die Ähnlichkeit zu Traumberichten frappierend:

Der Schlag ans Hoftor

Es war im Sommer, ein heisser Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiss nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder aus Zerstreutheut oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht. Hunderte Schritte an der nach links sich wendenden Landstrasse begann das Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich nach dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend...

Eine Kreuzung

Ich habe ein eigentümliches Tier, halb Kätzchen, halb Lamm. Es ist ein Erbstück aus meines Vaters Besitz. Entwickelt hat es sich aber doch erst in meiner Zeit, früher war es viel mehr Lamm als Kätzchen. Jetzt aber hat es von beiden wohl gleich viel...

Fürsprecher

Es war sehr unsicher, ob ich Fürsprecher hatte, ich konnte nichts Genaues darüber erfahren, alle Gesichter waren abweisend, die meisten Leute, die mir entgegenkamen, und die ich wieder und wieder auf den Gängen traf, sahen wie alte dicke Frauen aus, sie hatten grosse, den ganzen Körper bedeckende, dunkelblau und weiss gestreifte Schürzen, strichen sich den Bauch und drehten sich schwerfällig hin und her...

Tja das ist doch irgendwie sehr inspirierend fürs eigene Traumtagebuch, oder?

Tschüss,
Riky
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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