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das individuum

das individuum
#1
12.11.2006, 08:41
im gegensatz zu dem, was übliche annahme ist, daß der individualismus fortschreitend das übel unserer zeit sei, möchte ich fragen, was macht eigentlich ein unverwechselbares individuum aus? ist es nicht vielmehr so, daß es eine immer geringer werdende anzahl an typen gibt, die innerlich wie äußerlich industriell vorgefertigten ideen entsprechen? wo ist denn nochmal jemand, der so richtig ICH sagen kann, ohne das gleichzeitig sehr viele im selben moment sich ebengenauso fühlen, die gleichen gedanken zur gleichen zeit haben?
mir wird richtig unheimlich bei dem gedanken, daß jetzt gerade jemand dort irgendwo sitzt und dasselbe aufschreibt, wie ich.

was ist noch nicht gesagt, gedacht, gefühlt worden? wobei ich noch gar nicht davon rede, wie sich menschen ständig, ohne es zu wissen, fremddefinieren, d.h. über das, was andere sich für sie ausgedacht haben.

denke einen neuen gedanken...

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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Re: das individuum
#2
12.11.2006, 11:54
sei das individuum ein unteilbares, weil es ein voellig eigenartiges sei, dann sei es das einzige, nicht nur seiner art, sondern das einzig existierende ueberhaupt. denn es gibt keine grenzen, keine teilung. und deshalb gibt es im strengen sinne nur ein individuum.
sei ein individuum aber doch, seines wortes fremd gebraucht, teilbar, endlich, dann sei es immer auch in beziehung mit seiner umwelt; so sei das endliche individuum durch seine grenzen immer auch durch den rest der welt bestimmt. der unterschied zwischen ich und du macht uns dann aus. die allergroeßte einzigartigkeit steckt aber hierin nicht. denn immer noch kann ich und du verfließen, zusammengefasst werden; die grenzen entfernt werden: die grenzen sind ebenso endliche und erdachte grenzen, wie das endliche individuum selbst. es verwischt sich mit der umwelt und es tauscht sich. es gibt keinen festen bestand darin.
aber auf der anderen seite: ist doch jedes einzelne, so aehnlich etwas dem anderen auch ist, immer in irgend einer weise einzigartig, insofern es immer irgendwelche attribute besitzt, die sonst keines besitzt. gaebe es jemanden, der genauso waere wie ich, dann waere das ich. wir wuerden uns nicht unterscheiden, wir waeren also sogar im selben koerper und besaeßen das selbe bewusstsein, wir waeren identisch.

aber worauf laeuft identifizierung eigentlich hinaus? ich bin.. gegenstaende? und wenn nicht, was dann? gedanken? gefuehle? all das ist fremddefinition. und was bleibt unfremd? - hier sollte man eine weile darueber schweigen..

wohin laeuft die zeit? laeuft sie denn ueberhaupt? ich glaube vielmehr an die staendige wiederkehr des immergleichen, und an das ganze das ueberall schon da ist: ja, alle zeiten sind bereits geschehen, und sind noch nicht geschehen. jeder gedanke wurde schon gedacht, und doch noch nicht. jede moeglichkeit ist auch schon realitaet..

wir leben in einer zeit, in der es so und so ist.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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Re: das individuum
#3
12.11.2006, 14:18

Zitat:im gegensatz zu dem, was übliche annahme ist, daß der individualismus fortschreitend das übel unserer zeit sei

Moment,... "übliche Annahme"?!? Und warum ist es plötzlich das Übel unserer Zeit?


Zitat:ist es nicht vielmehr so, daß es eine immer geringer werdende anzahl an typen gibt, die innerlich wie äußerlich industriell vorgefertigten ideen entsprechen?

Nein, ist es nicht, außer wenn du von einer "Idee" gleich auf den gesamten Menschen schließt. Du vergisst, dass du alle Eigenschaften einer Person gar nicht in ihrer Gesamtheit erkennen kannst (vielleicht hast du es auch nicht vergessen, aber dann nicht hingeschrieben so dass ich es jetzt nachholen kann big )
Ob sich jemand jemand anderem gleicht, kann man doch immer nur in Bezug auf bestimmte gerade in welcher Weise auch immer offenbarte Eigenschaften feststellen. Wenn man einen Menschen als Gesamtheit betrachtet wird man immer dazu kommen, dass sie unterschiedlich sind. Abgesehen davon haben wir noch nicht mal den zeitlichen Aspekt berücksichtigt... dass sich Eigenschaften/Meinungen/Vorstellungen auch ändern können.
Das sollte man sich immer klar machen, wenn man im Begriff ist, viele Menschen in eine Schublade zu stecken und so.

Man könnte eventuell sagen:
Jeder Mensch hat eine Vergangenheit - das haben alle gemeinsam. Wie die Vergangenheit aussieht, ist bei jedem individuell.
Jeder Mensch hat Gedanken - nur sind sie bei jedem in ihrer Gesamtheit verschieden. Es ist in der Hinsicht egal, ob bei manchen Menschen EINIGE (mehr oder weniger) wichtige Gedankengänge dieselben sind... individuell sind sie (die Menschen) trotzdem.

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Re: das individuum
#4
12.11.2006, 15:15
Das «Übel der Zeit» bezieht sich wohl auf den Drang in unserer westlichen Welt, sich als Individuum auszeichnen zu müssen. Dieses Betreben nach Individualität der Massen ist denke ich ein recht junges Phänomen. Teils äußert es sich in sehr paradoxen Formen, wenn man mal den Markenwahn betrachtet. Nicht selten begründet sich dieses Bestreben darin, sich bloß vom «Rest» zu unterscheiden als Selbstzweck.

Ob jemand anders verschaltete Synapsen und Fingerabdrücke hat, spielt hier doch keine wesentliche Rolle. Die darüber hinausgehende Zwangs-Individualität läßt sich finde ich in einem Satz ganz gut karikieren:

Denke immer daran, daß Du einzigartig bist – so wie jeder andere auch.

Gruß, Glass
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Re: das individuum
#5
12.11.2006, 23:16
Das, was bei den "Individualität ist der Übel unserer Zeit" als Individualität bezeichnet wird, hat nichts mit Individualität zu tun.

Ach ja, oft wird in solchen blubbereien auch angenommen, Individualität und Kooperation waeren einander ausschliessende Pole. DAS ist Steinzeitdenken. Es ist mindestens genauso schwachsinnig wie der Gedanke, Gefühl und Verstand waehren gegensätzliche pole.

Eindimensionalität ist sowas von von Gestern. Und Schwarz-Weiss denken fühlt sich so an, als würden wir noch immer in der Ursuppe rumschwimmen.

- Lyx
Ich bremse nicht für doofe Menschen.
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