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Das Bild vom Traum

Das Bild vom Traum
#1
30.10.2006, 19:08
Vorhin habe ich mich eine Weile hingelegt, da ich mal wieder Kopfschmerzen hatte. Ob ich schlafen würde, wusste ich noch nicht und wagte es nicht zu hoffen. Am Ende kam es mir vor, als wäre ich die ganze Zeit wach gewesen - aber die Uhr leugnete es, und mein Kopfweh war auch weg. Zurück blieb ein Bild, das schwer zu beschreiben ist, doch ich will es trotzdem versuchen:

Stell Dir eine Wasseroberfläche vor.

Nicht das klare, weiße oder graue Wasser, das aus der Leitung kommt. Nein, Wasser mit einem goldenen Schimmer. Wie Wasser in einer Messingschüssel. Klar und sanft schimmernd. Nicht metallisch, nur von einem leichten goldenen Schimmer.

Die Oberfläche braucht keinen Rand, und auch keine Schüssel. Und es ist unwichtig, ob sie senkrecht steht oder unter Dir liegt. Sie ist einfach da, ruhig und doch leicht bewegt, ein wenig spiegelnd und doch nichts zeigend als die eigene Reflexion; transparent aber ohne durchscheinend zu sein.

Stell Dir vor, Du bist wie ein Tropfen. Ein Tropfen, der in das Wasser fällt.

Du berührst die Oberfläche, tauchst ein in das golden schimmernde Wasser und bist im selben Moment das Wasser, wie der Tropfen, der im Augenblick des Auftreffens im Wasser vergeht.

Manchmal wird der Tropfen wieder "zurückgeschleudert". Wenn sich das Bewusstsein wieder sammelt, sich aus dem Wasser zurückzieht...

Dann bist Du wieder wie ein Tropfen, der auf das Wasser zufällt...
The Science of Sleep
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Re: Das Bild vom Traum
#2
30.10.2006, 21:38
sehr wunderbar. mir wurde ganz glücklich, als ich es las und das bild sich verdeutlichte. - danke dir big

edit: reines loben war mir denn doch noch zu wenig bigwink , ich nehme an dir auch, deshalb mag dir der hinweis auf jorge luis borges gefallen, das der schreiber und der leser mehr oder weniger identische persönlichkeiten werden in der art literatur, die er (borges) schreibt. darin trifft er sich sicher mit anderen, mit pynchon z.b. auch mit schea und wilson, die du sicher kennst (illuminatus!) und die sich wiederum ausdrücklich auf pynchons "enden der parabel" beziehen, wie auch auf umberto eco (in der name der rose, die konstruktion der bibliothek geht auf borges zurück, im foucaultschen pendel sind mannigfache bezüge zur von mimesis befreiten literatur zu finden usw. und vor allem (was ich dir ja auch schon sagte und wo wir uns ja einig waren...): "Das Wichtigste für Borges sind die Vorstellungskraft (imaginación) und der Traum (sueño). Auf die Frage, was er davon halte, daß die Funktion eines Schriftstellers nach Arthur Machen die sei, eine unheimliche bzw. wundersame Geschichte zu erfinden, und diese auf eine unheimliche bzw. wundersame Weise zu erzählen, antwortet Borges (1985: 17) mit der Feststellung, daß ehrlich träumen das Wichtigste sei, daß Literatur ohne Träume unmöglich wäre, und daß er immer einen Traum erlebe, bevor er schreibe (1985: 17)."

lg
sensei bigwink
offene weite - nichts von heilig
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