Re: Perlen aus der Schatzkammer
08.07.2006, 11:55
Fangen wir doch gleich mal mit einem sehr hohen Gipfel an, den man dauerhaft wohl eher in späteren Jahren erreicht, wenn man das überhaupt will.
(Es wird auch der bei weitem längste Text sein, den ich hier poste - bitte um Entschuldigung.)
Es ist ein Auszug aus dem Buch "Pathways to Space" von Franklin Merrell-Wolff, einem amerikanischen Mathematiker der in den 1930er Jahren eine tiefe Erkenntnis durchlebte und ein Buch darüber schrieb.
Ich habe es erstmals mit 16 (auf Englisch) gelesen und war damals tief davon berührt. Es ist bis heute eine meiner wichtigsten Inspirationen auf meinem inneren Weg.
Ein lieber Mensch hat sich die Mühe gemacht,Teile davon auf Deutsch zu übersetzen und es im Netz zu veröffentlichen. (
http://www.wege-zur-erleuchtung.de/erleuchtung_1.htm)
"Wir sind jetzt in der Lage uns der ‘Gegenwärtigung'; zuzuwenden, die sich vor zehn Tagen ereignete. Ich verwende das Wort ‘Gegenwärtigung'; anstatt ‘Erfahrung'; aus einem ganz bestimmten Grunde. Denn es handelte sich weder um ein Wissen durch Erfahrung , welches ein Wissen durch die fünf Sinne ist, seien sie grob oder fein; noch um Wissen durch Deduktion, obwohl beide Methoden, besonders die letztere ersatzweise hilfreich waren. Es war ein Erwachen zu einer Art von Wissen, welches ich am besten als ‘Wissen durch Identität'; benenne und der Prozess - wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Prozess sprechen kann – ist eine ’Gegenwärtigung';.
Ich saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda und las (Paul Deussen: The System of the Vedanta). Dem Abschnitt im Buche vorauseilend, wandte ich mich dem Kapitel, das der "Befreiung" gewidmet ist zu, da ich ein starkes Verlangen danach hatte. Ich arbeitete das Material schnell durch und alles schien sehr klar und befriedigend. Dann, als ich hinterher in Gedanken bei dem gerade gelesenen Thema verweilte, kam mir die Erkenntnis, dass ein verbreiteter Fehler in der Praxis der hohen Meditation – d.h. Meditation zur ‘Befreiung'; – ist, nach einem subtilen Objekt der Erkenntnis zu suchen; in anderen Worten, etwas, das erfahren werden kann.
Natürlich wusste ich schon lange theoretisch, dass die Position falsch war und doch war es mir nicht möglich gewesen sie zu ’gegenwärtigen';. (Hierin liegt eine subtile aber sehr wichtige Unterscheidung.) Sofort gab ich meine Erwartung auf, dass etwas geschehen könnte. Dann, mit offenen Augen und ohne dass ein Sinn aufhörte zu funktionieren – also keine Trance - trennte ich das subjektive Moment – das ‘ich bin'; oder ‘Atman'; Element von der Totalität des Bewusstseins vielfältiger Objekte. Darauf konzentrierte ich mich.
Natürlich fand ich, was vom relativen Gesichtspunkt aus Dunkelheit und Leere ist. Aber ich gegenwärtigte Es als Absolutes Licht und Fülle und, dass ich das war. Natürlich kann ich nicht sagen, was dies Es seiner Natur nach ist. Die Formen des relativen Bewusstsein verzerren unvermeidlich das nicht-relative Bewusstsein. Nicht nur, dass ich es anderen nicht mitteilen kann, ich kann es nicht einmal mit meinem eigenen relativen Bewusstsein, Empfindungen, Gefühlen oder Gedanken erfassen. Jeder metaphysische Denker wird diese Unmöglichkeit sofort erkennen. Ich war sogar darauf gefasst, dass das persönliche Bewusstsein in keiner Form an dieser Gegenwärtigung teilhaben könnte. Aber darin wurde ich glücklicherweise enttäuscht.
Alsbald spürte ich die Ambrosia-Qualität im Atem mit der reinigenden Wohltat, mit der sie die ganze Persönlichkeit überzieht sogar den physischen Körper. Ich befand mich über dem Universum, nicht in dem Sinne, dass ich meinen Körper verlassen hätte und in den Weltraum hinausbefördert worden wäre; sondern in dem Sinne, über Raum, Zeit und Kausalität zu stehen. Mein Karma schien von mir abzufallen als individuelle Verantwortlichkeit.
Ich fühlte mich immateriell und wunderbar frei. Ich hielt dieses Universum und war nicht durch es gebunden. Bedürfnisse und Ambitionen verblassten in zunehmendem Maße. Alle weltliche Ehren waren ohne Macht, mich zu erheben. Physisches Leben erschien nicht wünschenswert. Wiederholt, während der Tage, die folgten, war ich in einem Zustand des tiefen Nachdenkens, folgte Gedanken, die so abstrakt waren, das es keine Konzepte gab um sie auszudrücken. Ich schien eine wahrhaftige Bibliothek des Wissens zu umfassen, alles weniger konkret als die abstrakteste Mathematik.