Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5

Deus ex machina

Re: Deus ex machina
#46
03.05.2005, 12:19
Wie ich grade zu meiner eigenen Belustigung entdecke, habe ich ja trotz meines philosophischen Desinteresses Anteil am Entstehen dieser Diskussion, durch den Literaturhinweis auf Tipler biggrin biggrin biggrin

Deshalb möchte ich mich noch einmal einmischen, ohne selbst etwas sagen zu müssen tongue Googelt mal unter "David Bohm", wer Lust hat und den Namen noch nicht gehört hat. Vielleicht mit einem zweiten Suchwort dazu wie "Sinn" oder "Bewusstsein". biggrin Das ist jetzt nicht als Namedropping gemeint, sondern der passt als Anregung hier sehr gut hinein, finde ich jedenfalls. Nicht, dass wir bei der Frage nach der Seele am Ende noch bei Virchows Antwort landen bigwink

Im Übrigen stimme ich allen zu und bin auch eurer Meinung - soweit ich sie verstehe.
Erwachen ist zum Lachen.
Zitieren
Re: Deus ex machina
#47
04.05.2005, 11:12
@phönix

Wohl wahr!

Nichtsdestotrotz ist die Auftrennung von Erfahrungen in "subjekt"- und "objekt"ive Erfahrungen ja grad die Erfolgsgeschichte welche die Menschheit in den letzten 3000 Jahren durchgemacht hat.

MfG
pu

P.S.: Das mit der Erfolgsgeschichte muss sich natürlich erst noch rausstellen bigwink
Zitieren
Re: Deus ex machina
#48
04.05.2005, 12:34
Hi pu,

Ich denke, und darauf möchte ja wohl auch Sabine hinweisen,
(ich hab ein ganz kleines bischen unter David Blom gegoogelt).
dass sich die Subjekt/Objekt-Seele/Materie-Ketchup oder Mayonaise Disskusion als Scheinproblem entlarven ließe, wenn wir einige Denkgewohnheiten hinter uns lassen könnten.

Ich möchte, zur eigenen Befriedigung, die Chance nutzen, um nochmals mein Denken zu verdeutlichen:

Aufgund der der oben angedeuteten alternativen Denkmöglichkeiten bestürzt es mich festzustellen, dass naturwissenschaftliche Veröffentlichungen, nicht selten, eine ontologische, d. h. ja dann auch metaphysische, Gültigkeit für sich beanspruchen dürfen.

Wenn der öffentliche Raum Gesinnungen wie, Bewusstsein sei N U R neuronale Aktivität, in sich aufnimmt, dann stört mich nicht die wissenschaftliche Beobachtung, sondern die Formulierung, Ästhetik und Wirkung die von einer solchen Rede ausgeht.

Sind diese typischen NUR-Aussagen tatsächlich auf ein armseliges rein mechanisches Vorstellungsvermögen zurückzuführen?
(So nach dem Motto: Jetzt habe ich drei Stunden lang dieses Gehirn in dünne Scheiben geschnitten und immer noch keinen Gedanken gefunden.)

Naja, bis dann
p.

Zitieren
Re: Deus ex machina
#49
06.05.2005, 13:18
Hallo phönix,

du störst dich offenbar nur an dem realitätserkärenden Anspruch der Naturwissenschaften. Hab ich dich richtig verstanden? Sonst Posting ignorieren.

Du musst aber auch sehen das die Naturwissenschaften in ihrer Teilmenge der Realität korrekt sind. Wenn man nur diese Teilmenge, ich nenne sie jetzt mal die objektive, als wahr anerkennt dann ist es nicht verwunderlich das manch Antwort als sehr endgültige Antwort gegeben wird. Und Objektivität taucht immer auf wenn mehr als ein Subjekt die Welt betrachtet. Denn wie werden sonst unterschiedliche Erfahrung auf einen Nenner gebracht?

Ich bestreite gar nicht dass Subjektivität eine Rolle spielt, sie erzeugt aber einen Pluralismus (wenn man sie für Erklärungen nutzt), manchmal ohne Schnittmenge zwischen mehreren Subjekten. Du sagtest einmal hier im Forum: 'Wahrnehmung>Interpretation>Zeichensystem>"Wahrheit"'. Gut, diese Wahrheit ist relativ, abhängig vom Zeichensystem.
Die Naturwissenschaften können aber für sich in Anspruch nehme gleiche Ergebnisse, unter gleichen Bedingungen, gemacht von unterschiedlichen Subjekten, zuerzeugen. Und dies ist das Ergebniss der Objektivität.

Letztendlich wird man, davon bin ich überzeugt, eines Tages eine naturwissenschaftliche Erklärung für Bewusstsein finden, korrekt in ihrer Objektivität. Was sie subjetkiv aussagt steht aber auf einem anderen Blatt.

MfG
pu
Zitieren
Re: Deus ex machina
#50
06.05.2005, 17:53
Hi, pu

Die von dir beschriebene Objektivität (Schnittmenge usw.) wird auch als
Intersubjektivität bezeichnet, in der Einsicht, das Objektivität unmöglich ist.

Hätte der Mensch kein Zeichensystem könnte er garnicht bewusst wahrnehmen, weil er für sich selbst nichts feststellen könnte.
Feststellung erfolgt ausschließlich mittels Bezeichnung.
Ohne Kodierung gibt es kein Ich das in eine Welt blickt.

Das Zeichensystem ist also Trennung und Weltzugang in einem.
(Dies beschreibt das Bild von dem Menschen der versucht unter das Mikroskop zu kriechen während er gleichzeitig durchschauen will).

Die Erkenntnis, dass für die Existenz ein unmittelbarer und unkodierter (zeichenfreier) Urzustand des Bewusst-Seins, somit die Aufhebung der Subjekt/Objekt Grenze, ursächlich (<<bitte nicht raumzeitlich verstehen)
ist, ist eine mystische Erkenntnis.

Diese Form der Erkenntnis ist umfassend und nicht diskursiv, sie ist vollständig und in sich geschlossen.

Intersubjektiv kontrollierbare und wiederholbare Erfahrungen sind nützlich und fazinierend, doch sie entsprechen dem Prinzip der Trennung von Ich und Welt. Daher bleiben sie, aus emotionaler Sicht, in ihrem Wahrheitsanspruch unvollständig. (Auch wenn ich von Gott spreche, so entspricht dies diesem Trennungszustand. Ich sagte an der anderen Stelle einmal, Gott besteht aus 4 Buchstaben)

Für die Gültigkeit des mystischen Erlebens, ist es unerheblich, ob es als Gehirnzustand oder Verschmelzung mit Gott beschrieben wird.
Ich gebe dir also recht, was den Wahrheitsanspruch der Wissenschaft betrifft, da du ja selbst sie als Teilrealität beschrieben hast.

Das Subjekt ist jedoch Anfang und Ende aller Realität.
Insofern möchte ich hier also, wenn ich dich wiederum richtig verstanden habe wiedersprechen. Denn intersubjektive Fakten entstehen immer dadurch, das e i n e Erfahrung/ Subjekt sich immer wieder bestätigt.











Zitieren
Re: Deus ex machina
#51
06.05.2005, 20:37
Hallo phönix,

ist das aber nicht ein Widerspruch

Zitat:Hätte der Mensch kein Zeichensystem könnte er garnicht bewusst wahrnehmen, weil er für sich selbst nichts feststellen könnte.

und

Zitat:Die Erkenntnis, dass für die Existenz ein unmittelbarer und unkodierter (zeichenfreier) Urzustand des Bewusst-Seins, somit die Aufhebung der Subjekt/Objekt Grenze, ursächlich ist, ist eine mystische Erkenntnis.

oder ist es gerade deswegen mystisch(oder geht es um die Existenz schlechthin)?
Und dies ist für mich

Zitat:Diese Form der Erkenntnis ist umfassend und nicht diskursiv, sie ist vollständig und in sich geschlossen.

mit allem davor gesagtem ein Axiom. Falls ich dich richtig verstanden habe( jaja die Zeichensysteme bigwink ) machst du das selbe wie Naturwissenschaftler nur auf einer anderen Ebene.

Sonst stimme ich mit dir überein, jetzt weiss ich worum es dir ging.

MfG
pu
Zitieren
Re: Deus ex machina
#52
06.09.2005, 22:50

Zitat:Peter schrieb am 25.03.2005 22:49 Uhr:
dass die Evolution des Lebens auf der Erde mit der Hervorbringung von uns Menschen nicht zum Stillstand gekommen ist.


Die biologische Evolution ist selbstverständlich weit davon entfernt, zum Stillstand gekommen zu sein. Im Gegenteil befinden wir uns, bedingt durch das anthropogene massenhafte Artensterben, derzeit in evolutionär besonders "interessanten Zeiten".


Zitat: Die Natur kennt schließlich keine endgültigen Zustände


Doch, jedes geschlossene physikalische System strebt dem Zustand eines thermodynamischen Gleichgewichtes entgegen, was hinsichtlich der langfristigen Aussichten des Lebens in diesem Universum ein ziemlich betrüblicher Sachverhalt ist. Glücklicherweise wird es aber erst in etlichen Milliarden Jahren zu einer ernsthaften kosmischen Energiekrise kommen, unsere Generation ist also davon noch nicht betroffen bigwink.


Zitat: Voraussetzung dazu war, dass bei uns Menschen genügend freie Ressourcen (an Gedächtnis und Verarbeitungsfähigkeit) vorhanden waren.
Betrachtet man die Eckdaten unseres Gehirns in nüchternen informationstechnischen Einheiten, so kommen wir auf eine "Speicherkapazität" ca. 100 Terabyte sowie eine max. Verarbeitungsgeschwindigkeit von etwa 10 Teraflops.


Ich finde es nicht sehr sinnvoll, eine Datenverarbeitungsmaschine durch nur zwei Leistungsparameter zu charakterisieren, insbesondere wenn es sich um eine Maschine handelt, die - wie das bei Gehirnen der Fall ist - für exakt eine Anwendung optimiert ist. Eine biologisch realistische Simulation eines Gehirns braucht vermutlich mehr Rechenleistung als 10 TFLOPS, und auch gewisse andere Anforderungen an die Architektur des verwendeten Rechnersystems (ein über das halbe Sonnensystem verteilter Computer bestehend aus vielen leistungsschwachen Komponenten kann beispielsweise durchaus vielleicht für geeignete Aufgaben 10 TFLOPS erreichen, und wird trotzdem mit Sicherheit für die Simulation eines Gehirns unbrauchbar sein). Es ist wahrscheinlich nicht unplausibel, dass ein passend programmierter Multi-Teraflops-Supercomputer theoretisch für im KI-Sinne interessante Dinge verwendbar wäre (dass man eine KI mit menschenähnlicher Intelligenz, sogar theoretisch, mit verteiltem Rechnen a la Seti@home realisieren könnte, bezweifle ich dagegen), aber aus meiner Sicht ist die Hardware ohnehin nicht das Hauptproblem hier...


Zitat:Und das Moore'sche Gesetz (Markterfahrung, nach der sich alle 18 Monate sowohl Rechenleistung als auch Speichergröße verdoppeln) gilt immer noch...


In der Softwareentwicklung gibt es allerdings kein Pendant zum Moore'schen Gesetz bigwink.
Ich gehe davon aus, dass die Weiterentwicklung freiprogrammierbarer Computer im Laufe dieses Jahrhunderts auf der Hardwareseite an die Grenzen des physikalisch machbaren stossen kann, und die damit erzielbare Rechenleistung würde natürlich für jegliche KI-Ziele bei weitem ausreichen. Dass es damit auch gelingen wird, eine KI mit menschenähnlicher Allgemeinintelligenz tatsächlich zu bauen, finde ich dagegen schon deutlich weniger klar (aber, einen spielstarken künstlichen Go-Gegner hoffe ich noch zu erleben)...

Grüße,
Wintermute
Zitieren
Re: Deus ex machina
#53
02.10.2005, 11:15

Zitat:Peter schrieb am 25.03.2005 22:49 Uhr:
Dann werden wir "der Traum der Maschine" sein.
Die Frage ist nur, ob wir dies dann durch einen RC bemerken können!!!


Krasse Theorie. oO Aber es wird wohl eher schwer fallen, da dieses Ding da (XD) wohl alles so simuliert, wie es war, also ohne irgendwelchen Merkwürdigen Sachen wie verkehrt stehende Häuser oder Hände mit 6 Fingern. Also wird man es wohl eher nicht bemerken können.

Außerdem: Wenn ein Computer mit leerem "Hirn", das der Leistung des menschlichen Hirnes entspricht und eine Lernfähige Software hat, dann könnte es sich nach einigen Jahrzehnten wahrscheinlich auch schon Menschlich verhalten. Doch wie macht man so eine Lernfähige Software? Hmm, man könnte es ja so machen, das es einfach mal alles speichert, was ihm in die Quere kommt....
Naja, ich glaub schon das es sowas irgendwann geben wird, dass maschinen intelligenter und "besser" als Menschen, die sie erschaffen haben werden.

Achja, noch ein kleiner Gedanke: Für diese Maschinen werden wir dann die Erschaffer, also sowas wie Götter. Vielleicht wurden wir auch von etwas fremdem geschaffen? Wer weiß.....
Ich wollte ja ~Einfallslosigkeit~, aber NEEIIN, Sonderzeichen sind ja net erlaubt. >:/
Zitieren
Re: Deus ex machina
#54
02.10.2005, 15:30
Ich glaube kaum das es jemals einen Computer geben wird der so etwas wie ein Bewusstsein hat. Zwar werden Computer sicherlich irgendwann so komplex sein, dass es so wirkt als ob sie eine bewusste Intelligenz hätten, trotzdem werden sie meiner Ansicht nach niemals verstehen, was sie denn tun. Einfach weil ein Computer nur stur einprogrammierte Regeln befolgt. Dazu gibt es ein interessantes Gedankenexperiment, dass sogenannte "chinesische Zimmer":

Stellt euch vor ihr wäret in einem Zimmer und würdet mit der Aussenwelt nur über Briefe kommunizieren. Diese Briefe sind allerdings auf chinesisch geschrieben und ihr könnt kein chinesisch. Allerdings habt ihr einen Satz von vielen Regeln nach denen ihr eure Briefe schreibt.
z.B. "Wenn auf [Zeichen] folgendes Zeichen [Zeichen] folgt, dann schreibt [Zeichen]"
(Natürlich müssten diese Regeln tatsächlich viel komplexer sein, aber im Prinzip wären sie so aufgebaut.)
Da ja hier schon häufiger von lernfähigen Programmen geredet wurde, könnte man ja noch einige Lernregeln hinzufügen. Also das nach bestimmten Regeln der Regelsatz erweitert würde.
Jetzt würdet ihr in diesem Raum sitzen und hereinkommende Briefe erhalten. Nach den Regeln würdet ihr dann neue Briefe zusammenstellen und diese nach draussen schicken.
Bei einer guten Regelbasis würde es einem Chinesen so erscheinen als würdet ihr in diesem Raum seine Briefe lesen, verstehen, und dann darauf antworten.
Aber der Knackpunkt bei der ganzen Sache ist, ihr versteht sie eben nicht! Verständnis oder Bewusstsein darüber was ihr macht ist nicht vorhanden! Tatsächlich befolgt ihr nur stur die vorgegebenen Regeln.

Und das ist genau das Prinzip wie ein Computer arbeitet: Er erhält seinen Input, verarbeitet ihn so wie er programmiert wurde und gibt ihn wieder aus. Aber er versteht ihn nicht und ist sich des Inhalts nicht bewusst.
Da ist der Unterschied zum Menschen der sich tatsächlich bewusst ist was er macht, während der Computer es einfach nur macht.
Ich kann nicht erklären warum der Mensch bewusst ist oder wodurch dieses Bewusstsein entsteht, aber ich glaube nicht das Bewusstsein etwas ist, was auf eine algorithmische Basis gestellt werden könnte.

Für die hier angesprochenen neuronalen Netze gilt dasselbe, da sie zumindest in ihrer simulierten Form am Rechner auch nichts anderes sind als eine Summe von Regeln (Vernetzung, Gewichtung der einzelnen Verbindungen, Schwelle ab wann ein Neuron feuert) und Vorschriften wie diese Werte durch neu eingegangenes Material verändert werden.

In einem der Posts kam auch die Idee auf, ein Gehirn einfach zu scannen und dann im Rechner zu simulieren. Das wird allerdings nicht möglich sein, da ja jedes einzelne Teilchen im Gehirn exakt erkannt müsste. Also Position des Teilchens und Geschwindigkeit. Hier zieht die Heisenbergsche Unschärferelation aber eine prinzipielle Grenze der Messbarkeit, d.h. dass das Gehirn nicht komplett erkannt werden kann.

MfG
BeginningDreamer
Wenn du jetzt keinen RC machst, machst du auch im Traum keinen!
Zitieren
Re: Deus ex machina
#55
02.10.2005, 16:41
Ihr tut gerade alle so als ob Computer einfache Dinger sind und das Menschenhirn etwas endlos komplexes sei. oO Wir menschen haben kein endlos komplexes Gehirn! Das ist es, was solche Computer möglich macht! oO
Ich wollte ja ~Einfallslosigkeit~, aber NEEIIN, Sonderzeichen sind ja net erlaubt. >:/
Zitieren
Re: Deus ex machina
#56
02.10.2005, 22:37
Ich habe überhaupt nicht behauptet dass das menschliche Gehirn endlos komplex sei. Ich habe behauptet dass das Bewusstsein nicht algorithmisch erstellt werden kann. Es ist nunmal so dass ein Computer kein denkendes Etwas ist, sondern nur eine hohe Anzahl an Rechenoperationen ausführen kann.
Bitte erkläre mir dann wo in dem Computer denn Bewusstsein vorhanden sein soll?
Stellen wir uns mal vor es gäbe eine Software die dieses Bewusstsein erzeugen könnte. (Was ich persönlich zwar nicht für möglich halten würde, aber es könnte ja sein)
Diese Software müsste ja nicht zwangsläufig auf einem Computer ausgeführt werden. Rein prinzipiell wäre es möglich diese per Hand durchzugehen. Das würde zwar eine Ewigkeit brauchen, aber am Ende käme aus den Eingangsdaten die ich mit dem Programm bearbeitet hätte, die entsprechenden Ausgangsdaten zurück.
Was hat denn jetzt den Gedanken oder das Bewusstsein gehabt?
Das Papier auf dem diese Rechnungen durchgeführt wurden, hat das jetzt gedacht?
Hat der Stift mit dem ich die Rechnung durchführte gedacht?
Oder da diese Operationen wenn man sie per Hand durchführt wohl mehrere Generationen dauern würden, hätten mehrere Generationen denselben Gedanken gehabt?
Wobei diese Generationen von den ursprünglichen Rechnungen der vorherigen Generationen nur das Ergebnis der jeweiligen Rechenschritte wüssten.
Wo ist für dich ihn diesem Ablauf das Bewusstsein?
Wo wäre für dich im Computer das Bewusstsein?
Wenn du jetzt keinen RC machst, machst du auch im Traum keinen!
Zitieren
Re: Deus ex machina
#57
08.10.2005, 13:22
Gurken Tag,

Ich glaube die Debatte um das was Bewusstsein ist, oder eben nicht ist,
wird, auf eine unkonstruktive Weise, sehr stark von unseren Vorstellungen, die wir von den verwendeten Begriffen haben, geprägt.

Vorstellungen/Bilder (z.B Gehirn = graue schwabbelige Masse, oder: Materie = starr, fest, leblos usw.) werden auf der emotional/sinnlichen Ebene erzeugt. Je unschärfer ein Begriff ist, so wie "Bewusstsein", desto mehr Vorstellungen treffen hier aufeinander. In einer gemeinsamen Unterhaltung können dann sehr unterschiedliche Vorstellungen, je nach individueller Veranlagung, zu sehr unterschiedlichen Reaktionen führen. So ist es, für den Einen kein Problem Bewusstsein auf einer materiellen Ebene zu erklären, während es den Anderen bei dieser Vorstellung gruselt.

Tatsache ist, das wir nicht wissen was etwas i s t , jenseits von Begriff und Logik.
D.h. für mich, wenn wir eines Tages von irgendwelchen aus uns hervorgegangenden Wesen stehen sollten (die uns dann vieleicht nach dem Sinn Ihrer Existenz fragen werden) werden wir immer noch nicht wissen was das ist: Bewusstsein, Geist, Materie, Existenz.

So wie die Endeckung der Elektrizität uns eine Antwort, auf die Frage was Materie ist, nicht näher gebracht hat, so werden wir, in dem oben genannten Since Fiction, auch dann nicht verstehen was Bewusstsein ist. Genausowenig wie wir nicht wissen (obwohl wir irgendwelche Gencodes knacken) was Leben ist.

Es ist für mich plausibel das die Begriffe keine eigene metamäßige
Bedeutung haben. Sondern das sie unsere Werzeuge sind bei dem Versuch ETWAS zu be- greifen.

Ich persönlich möchte es so ausdrücken: Begreifen kann der Mensch, verstanden hat er (noch?) garnichts.
Ich habe auch einen Sincs Fiction, in dem ich mir einen Entwicklungsstand vorstelle, indem die Menschen die Erkenntnis die sie suchen, nicht mehr mit den Begriffen die sie dazu benutzen verwechseln.

Tolle Vorstellung...
Zitieren
Re: Deus ex machina
#58
10.10.2005, 15:30
Hier noch ein interessanter Link der zum Thema passt:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21074/1.html

MfG
pu
Zitieren
Re: Deus ex machina
#59
11.10.2005, 10:22
Ich denke, dass dieser Text eine sehr populistische Stilblüte ist.

Die moderne Diskussion über eine Theorie des Geistes wird leider, hier gibt der Text ja einige Hinweise, nicht fachübergreifend sondern sehr frontal geführt. Es geht nicht, diesen Hinweis kann man unter dem Link zu dem Manifest der Psychologen finden, um Erkenntnisgewinn sondern um Forschungsgelder. Die einzelnen Disziplinen befinden sich in einer mehr oder weniger direkten Konkurrenzsituation zueinander, wenn es um die Vergabe von Forschungsgeldern geht. Die Fortschritte der Hirnforschung sind fast rein technischer Natur (bildgebene Verfahren) und deshalb etwas so Neues, weil es Informationen i n d i e s e r F o r m bislang noch nicht gegeben hat.
Dementsprechend pömpös betreten diese Erkenntnisse dann den öffentlichen Raum.

Mal ehrlich, brauche ich die Hirnforschung, um festzustellen das ich keinen freien Willen habe?
Neu ist an solchen Erkenntnissen ist vieleicht lediglich, das der von mir oben erwähnte "Bilderglauben" dann in einer Art um sich greift, die sogar trockene Juristen befällt.

Ich will die Hirnforschung nicht abwerten, aber ihre Erfolge sind zu einem medieninternen Selbstläufer geworden, der in einer zutiefst wissenschaftsgläubigen Zeit, merkwürdige Entwicklungen anstößt ("Juristenbefall"). Die in dem Text erwähnten Äußerungen von Hirmforschern, zu dem Thema Schuldfähigkeit, wirken auf mich, als seien sie sehr stark aus dem Zusammenhang gerissen worden.
(Denn Libets Willensexperiment ist ja mittlerweile Hirnforschungsgeschichte.)

Ich glaube es waren ja teilweise dieselben Hirnforscher die, aufgrund der irrational gewordenen Medienpräsenz, mittlerweile eine Gefahr für die Seriösität ihrer Diziplin witterten und sich 2004, für das ebenfalls in dem Text verlinkte, Manifest entschieden haben.

Ich möchte mein Gesülze mit einem, sicherlich nicht nur für mich, bedeutsamen Zitat, aus diesem Manifest, beenden.

...Nach welchen Regeln das Gehirn arbeitet; wie es die Welt so abbildet, dass unmittelbare Wahrnehmung und frühere Erfahrung miteinander verschmelzen; wie das innere Tun als "seine" Tätigkeit erlebt wird und wie es zukünftige Aktionen plant, all dies verstehen wir nach wie vor nicht einmal in Ansätzen. Mehr noch: Es ist überhaupt nicht klar, wie man dies mit den heutigen Mitteln erforschen könnte. In dieser Hinsicht befinden wir uns gewissermaßen noch auf dem Stand von Jägern und Sammlern.

Die Beschreibung von Aktivitätszentren mit PET oder fMRI und die Zuordnung dieser Areale zu bestimmten Funktionen oder Tätigkeiten hilft hier kaum weiter. Denn dass sich all das im Gehirn an einer bestimmten Stelle abspielt, stellt noch keine Erklärung im eigentlichen Sinne dar. Denn "wie" das funktioniert, darüber sagen diese Methoden nichts, schließlich messen sie nur sehr indirekt, wo in Haufen von hundert Tausenden von Neuronen etwas mehr Energiebedarf besteht. Das ist in etwa so, als versuchte man die Funktionsweise eines Computers zu ergründen, indem man seinen Stromverbrauch misst, während er verschiedene Aufgaben abarbeitet.
Zitieren
Re: Deus ex machina
#60
11.10.2005, 19:09
Hallo,

Mir fällt jetzt gerade auf, nachdem ich hier noch mal gelesen habe, dass der zweite Absatz des zitierten Auszugs aus dem Manifest, bei dem konkreten Thema dieses Beitrags besonders interessant ist. Demnach sind spezifische Hirntätigaktivitäten mittlerweile gut zu lokalisieren und den Verhaltensweisen und Tätigkeiten zuzuordnen. Was diese Aktivität (nicht philosophisch sondern streng naturwissenschaftlich gefragt) eigentlich ist, bleibt völlig unklar.

Ist unsere, meist intuitive Vorstellung davon, dass diese Aktivität ausschließlich mit Informationsverarbeitung gleichzusetzen ist überhaupt richtig?
Inwieweit ist ein Computer überhaupt auch nur ansatzweise mit einem Gehirn zu vergleichen?
Müssen unsere Hypothesen zur Entwicklung eines künstlichen Bewusstseins nicht vielleicht in eine ganz andere Richtung gehen?

Andere Überlegung:
Was sind Informationen? Gehen wir von dem Prinzip Reiz >> Reaktion aus, dann müssen auf der Reaktionsseite gewisse Strukturen vorhanden sein, die diesen Reiz erst zu einem solchen machen. D.h. die „Reizungsfähigkeit“ ist bereits da, bevor es ihn gibt (philosophisch fraglich ist, ob es ihn überhaupt gibt).
D.h. wenn Bewusstsein (dies ist eine populäre These) aus einer Informationsstruktur besteht, die sich aus niederstufigeren Informationsstrukturen zusammenrepräsentiert hat, dann ist das Potenzial zur Strukturbildung eine Vorraussetzung. Bei diesen Voraussetzungen handelt es sich also um eine Art der „materiellen Lebendigkeit“ die nach wie vor, auch wenn alle Mechanismen geklärt sein sollten, mysteriös ist. Diese Lebendigkeit kann nur teilweise als Ergebnis einer evolutionären Entwicklung verstanden werden, denn sie ist ein Mysterium der Materie an sich.
Zitieren
Gehe zu:
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste

Kontakt | Klartraumforum | Nach oben | Alle Foren als gelesen markieren | Archiv-Modus | RSS-Synchronisation | Impressum | Datenschutz
Forenstyle: