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Klarträumen als therapeutisches Werkzeug» Führen Klarträume zu mehr Selbstwirksamkeit?

Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#1
13.05.2024, 16:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.05.2024, 16:44 von ichbinmehr.)
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Klarträumen als therapeutisches Werkzeug: Ein Weg zur psychologischen Selbstbestimmung.

Frage: Könnte Klarträumen eine Möglichkeit für Menschen bieten, die im Wachleben das Gefühl haben, wenig Kontrolle über ihr Leben zu haben, eine Referenzerfahrung von Kontrolle zu machen?


Zitat:Chat GPT sagt dazu: Klarträumen könnte tatsächlich für Menschen, die im Wachleben das Gefühl haben, wenig Kontrolle über ihr Leben zu besitzen, eine wertvolle Erfahrung von Kontrolle und Selbstwirksamkeit darstellen.

Im Zustand des Klarträumens sind die Träumenden sich bewusst, dass sie träumen, und haben oft die Fähigkeit, den Verlauf und Inhalt ihrer Träume zu beeinflussen.

Diese Erfahrung der Kontrolle im Traum kann das Selbstvertrauen stärken und möglicherweise dazu beitragen, auch im Wachleben ein Gefühl der Kontrolle zu entwickeln oder wiederzugewinnen (ganz wichtig bei traumatsierten Menschen).

Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass das Klarträumen therapeutische Vorteile haben kann, etwa bei der Bewältigung von Albträumen oder der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen.

Hier sind einige Beispiele:

    Therapeutische Anwendung bei Albträumen: Eine Studie von Krakow und Kollegen (2001) zeigte, dass das Training im Klarträumen dazu beitragen kann, die Häufigkeit und Intensität von Albträumen zu reduzieren. Patienten, die an chronischen Albträumen litten, lernten durch Klartraumtechniken, ihre Träume zu kontrollieren und erlebten eine signifikante Verbesserung ihrer Schlafqualität.

  Verarbeitung von Traumata: Forschungen, die von Ursula Voss und Kollegen durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass Klarträumen genutzt werden könnte, um Traumaerlebnisse im Traum zu rekonfigurieren und zu verarbeiten. Diese Ansätze sind besonders interessant für die Behandlung von PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung), wo Klarträumen helfen könnte, belastende Erinnerungen zu modifizieren und neu zu bewerten.

    Förderung der Kreativität: Eine Studie von Stumbrys et al. (2012) fand heraus, dass Personen, die regelmäßig klarträumen, auch in Wachzuständen tendenziell kreativer sind. Dies wird darauf zurückgeführt, dass das bewusste Erfahren und Manipulieren von Trauminhalten kreative Denkprozesse anregt.

    Einfluss auf das Wohlbefinden: Schredl und Erlacher (2004) untersuchten den Zusammenhang zwischen Klarträumen und psychologischem Wohlbefinden. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Menschen, die häufiger klarträumen, von einem höheren Maß an Reflexivität im Wachleben und einer besseren emotionalen Bewältigungsfähigkeit berichten.

Auch wenn noch mehr Forschung benötigt wird, um diese Verbindungen umfassend zu verstehen, bietet der Ansatz, den du ansprichst, eine faszinierende Perspektive auf die potenziellen psychologischen Vorteile des Klarträumens.

Fragen:

Gibt es eurer Erfahrung nach einen Zusammenhang zwischen eurer Traumkontrolle und dem Grad der Selbstwirksamkeit, die ihr im Wachbewusstsein erlebt?

Welche Methoden verwendet  Ihr, um eure Traumkontrolle zu verbessern?

Führt mehr Selbstwirksamkeit im Wachbewustsein zu mehr Klarträumen?
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#2
15.05.2024, 08:49
[+] 2 User sagen Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Nein .

Keine.

Nein.

Klarträume sind letztenendes auch nur Träume, und Träume sind ziemlich unvorhersagbar und unbeeinflussbar. Eine Ausnahme stellen Inkubationsträume dar (Stichwort: Senoi) , die aber nur dann funktionieren, wenn man sich allzu weit von den Themen entfernt, die man sowieso schon immer träumt. 

Ich habe mal meine Traumarbeit gebeten mir mehr soziale Erfahrungen in Träumen zu ermöglichen. Dadurch hat sich die Zahl meiner Träume in denen ich soziale Erfahrungen machte etwas erhöht. Was aber die meisten vielleicht mehr interessieren wird: ich hatte dadurch eine Zunahme von Klarträumen, und dies völlig unerwartet. Das bedeutet also: wenn man sich dafür interessiert was man träumt und sich vornimmt therapeutisch sinnvoll zu träumen, dann können sich infolge dessen auch mehr Klarträume einstellen, die dann aber - nach meiner Erfahrung - therapeutisch nicht "sinnvoller" sind als inkubierte Träume, oder sogar "sinnloser", weil man gar nicht in der Lage ist die Situation  auf die Schnelle "therapeutisch" zu nutzen. 

Noch mal zur Erinnerung: Inkubieren kann man nur Vorhaben oder Themen, die therapeutisch sinnvoll sind (die Inkubation gewisser Vergnügungen scheiterte bei mir). Und wenn man keine Therapie braucht? Dann könnte man der Traumarbeit vielleicht irgendeine andere sinnvolle Aufgabe geben, sofern es eine gibt. So könnte jemand, der Yoga macht die Traumarbeit bitten mehr Träume zu erzeugen, in denen Yoga praktiziert oder gelehrt wird. 

Meine Erfahrungen deuten also darauf hin, dass die Traumarbeit weiß was sie tut. Da scheint eine Intelligenz am Werk zu sein, die völlig autonom arbeitet, so ähnlich wie ein "persönlicher Gott" oder "Höheres Selbst".
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#3
15.05.2024, 13:31
[+] 4 User sagen Danke! Raipat für diesen Beitrag
likeplacid, ich bitte Dich, deine persönliche Sicht nicht zu verallgemeinern. Deinen Betrag möchte ich verstanden wissen als "So sieht likeplacid die Welt, weil er sich seinen Wahrnehmungsfilter so gesetzt hat". Diese Weltsich ist weder absolut, noch allgemeingültig, noch stimmt sie mit meiner überein.

Was aber allgemein gilt: Wir haben zwei Mechanismen in der Psyche, den Denker und den Beweisführer.
Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen, indem er Beispiele und Erlebnisse sucht und herbeiführt, die die Ansicht des Denkers bestätigen und alle Beispiele und Erlebnisse filtert und vermeidet, die die Ansicht des Denkers widerlegen würden.
Am konkreten Beispiel bedeutet das, dass wenn der Denker denkt, dass Klarträume und Selbstwirksamkeit nichts miteinander zu tun haben, das eben auch nicht so sein wird. Würde man das Gegenteil annehmen, funktioniert es genauso
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#4
15.05.2024, 20:30 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.05.2024, 22:43 von ichbinmehr.)
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Zitat:Würde man das Gegenteil annehmen, funktioniert es genauso

Ja genau.

Es ist interessant, mit Glaubenssätzen zu experimentieren, indem man testweise an etwas glaubt, das man eigentlich nicht glaubt, um zu sehen, ob dieser temporäre Glaube die Wahrnehmung der Realität verändert.
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#5
31.05.2024, 14:43
Man scheint mich nicht verstehen zu wollen, oder zu können. Daher sage ich Tschüss.
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#6
31.05.2024, 21:38 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.05.2024, 21:50 von Likeplacid.)
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Psychotherapie ist hier das Thema und nicht Selbstmanagment. In KT-Büchern geht es meist nur um Selbstmanagment. Die Frage ist, ob Selbstmanagment nicht auch ohne KT möglich wäre.

Warum sollen Klarträume selbstwirksamer sein als andere Formen der "Selbststeuerung"? Vom Klarträumen scheint eine ungeheure Macht auszugehen, die aber niemals wissenschaftlich untersucht wurde. Außerdem habe ich das Gefühl, dass nur solche Leute einen ordentlichen Klartraum hinbekommen, die sich immer genau an die Regeln halten.
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#7
01.06.2024, 14:40
[+] 2 User sagen Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Ich hab vergessen, dass es solchen Selbsthilfe-Klarträumen häufig aus einem Albtraum heraus entstehen, der durch den Dialog mit der Traumfigur (oder irgendeine andere "wirksames" Veralten) bewältigt wird, d.h. er kehrt nicht mehr zurück. Nur wiederkehrende und häufige Albträume sind ja ein echtes Problem. Es mag sein, dass das Klarträumen bei der Bewältigung von wiederkehrenden Albträumen eine der besten Methoden ist. Es gibt aber auch noch andere, wobei vor allem die Methode des Aufschreibens und "ein anderes Ende ausdenken" hervorzuheben ist.
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#8
04.06.2024, 14:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.06.2024, 14:16 von Likeplacid.)
@ An die drei Leute, die sich für Beitrag #3 bedankt haben

Danke an euch. Das war ein ziemlicher Schlag in die Fresse für mich. Ich hoffe das tut euch jetzt gut.

@ ich bin mehr
Du bedankst dich für Beitrag #7  via Danke - Taste. ...
Mehr hast du dazu nicht zu sagen, bloß Danke? Das entttäuscht mich bei einer Vielschreiberin wie dir schon sehr.

Ich weiß übrigens auch nicht, warum die Konfrontation suche, statt einfach vor mich hinzuleben und gelegentlich auf irgendeinen Knopf zu drücken.

Was ich auch tun könnte, statt Konfrontation zu suchen: ins Fitness-Studio gehen. Aber da war ich ja erst gestern.
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#9
04.06.2024, 15:03
[+] 3 User sagen Danke! glider für diesen Beitrag
Endlich fand ich Zeit, um über diese drei interessanten Fragen nachzudenken:
Zitat:Fragen:

Gibt es eurer Erfahrung nach einen Zusammenhang zwischen eurer Traumkontrolle und dem Grad der Selbstwirksamkeit, die ihr im Wachbewusstsein erlebt?

Welche Methoden verwendet  Ihr, um eure Traumkontrolle zu verbessern?

Führt mehr Selbstwirksamkeit im Wachbewustsein zu mehr Klarträumen?

1. Ja, für mich gibt es einen Zusammenhang zwischen meiner Traumkontrolle und dem Grad der Selbstwirksamkeit, den ich mir im KT zutraue. Habe ich zu wenig Selbstvertrauen,  besteht die Gefahr eines luziden Albtraums, den ich aber im Bewusstsein meiner Selbstwirksamkeit im eigenen Traum wieder auflösen kann. Luzides Träumen stärkt meine Selbstwirksamkeit. Vielleicht bin ich darum fasziniert davon.

2. Hohe Luzidität steigert meine Traumkontrolle, Angst und niedrige Klarheit führen bei mir zu Zweifeln an meiner Selbstwirksamkeit und führen zu einer niedrigen Traumkontrolle. Das würde heissen, dass ich meine Selbstwirksamkeit steigern sollte, um bessere Traumkontrolle zu erhalten wink4

3. Diese Frage würde ich umkehren: Führt selbstwirksames Handeln in Klarträumen zu mehr Selbstwirksamkeit im Wachbewusstsein? Ja, Klarträumen stärkt meiner Meinung nach mein Selbstvertrauen und stärkt meine Selbstwirksamkeit  normal
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#10
04.06.2024, 16:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.06.2024, 16:17 von ichbinmehr.)
Ich höre du suchst die Konfrontation mit mir. Ok.

Ich glaube du suchst Kontakt, denkst aber vielleicht, dass das nur über den Weg der Konfontation gelingt.

Ist das so?
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#11
13.06.2024, 07:10
[+] 1 User sagt Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Konfrontation ist nicht weit hergeholt bei dem Thema. In Klartraumbüchern geht der psychotherapeutische Effekt eines Klartraums häufig von einer aggressiven Traumfigur aus, mit der man sich einigt (Frieden schließt).

Falls du diesen Gedanken gut findest, dann schreib was dazu. Falls du ihn nicht gut findest, dann auch.

Wir sind hier keine Akademiker, wir müssen hier keine Doktorarbeit schreiben, also nur keine Scheu.

Ich habe ein Buch über Psychotherapie geschrieben (nicht veröffentlicht). Es ist ziemlich kritisch. Man könnte auch sagen, es sucht die Konfrontation. Ich finde dieses Buch nicht grade toll, so wie ich auch mein kritisches Buch übers Klarträumen nicht grade toll finde. Man soll ja konstruktiv sein. Daher halte ich es noch zurück. Möglicherweise mache ich damit das ganze Klarträumen kaputt. 

Klarträumen wird als unkomplizierte Sache gepriesen, aber wenn man sich darauf einlässt merkt man, dass es alles nicht so einfach ist. Dieses Forum hat insofern sein Gutes, dass man nicht allein ist mit seinem Gefühl "es nicht zu schaffen".
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#12
13.06.2024, 14:53
[+] 2 User sagen Danke! Hans Alfson für diesen Beitrag
Hallo Likeplacid,

(13.06.2024, 07:10)Likeplacid schrieb: ….. In Klartraumbüchern geht der psychotherapeutische Effekt eines Klartraums häufig von einer aggressiven Traumfigur aus, mit der man sich einigt (Frieden schließt).
Zu den psychotherapeutischen Effekten eines Klartraums kann ich aus eigener Erfahrung nichts beitragen. Meine Traumfiguren sind eher hilfsbereit und freundlich. Nur einmal gab es eine Figur, die war im wahrsten Sinn des Wortes so anhänglich, dass es mir lästig geworden ist.

(13.06.2024, 07:10)Likeplacid schrieb: Wir sind hier keine Akademiker, wir müssen hier keine Doktorarbeit schreiben, also nur keine Scheu. …. Ich habe ein Buch über Psychotherapie geschrieben (nicht veröffentlicht). ….. Ich finde dieses Buch nicht grade toll, so wie ich auch mein kritisches Buch übers Klarträumen nicht grade toll finde. …..
Trau dich! Ein Buch zu veröffentlichen ist dank Internet nicht schwer. Es ist nicht besonders kompliziert und kostet nichts. Allerdings ist es mit etwas Arbeit verbunden. Toll oder nicht toll, das entscheiden dann die Leser.

(13.06.2024, 07:10)Likeplacid schrieb: Daher halte ich es noch zurück. Möglicherweise mache ich damit das ganze Klarträumen kaputt. 
Ich glaube nicht, dass irgendetwas das Klarträumen kaputtmachen kann. Es scheint ein angeborenes Talent zu sein. Kleine Kinder können es von ganz alleine, ebenso wie sehr alte Menschen. Nur dazwischen gerät es bei den Allermeisten in Vergessenheit. Wenn du alt genug wirst, dann kommt es von ganz alleine zu dir zurück.

(13.06.2024, 07:10)Likeplacid schrieb: Klarträumen wird als unkomplizierte Sache gepriesen…..
Ist es auch! Wenn es dein sehnlichster Wunsch ist, einen Klartraum zu erleben, und wenn dieser Wunsch von deinem Un(ter)bewusstsein mitgetragen wird, dann geschieht es auch. Wenn dies nicht der Fall ist, dann hilft auch keine Klartraumtechnik. So zumindest meine persönliche Erfahrung.

LG
Hans
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#13
13.06.2024, 23:11 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.06.2024, 07:17 von ichbinmehr.)
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Eine differenzierte Betrachtung

Ich möchte meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema Klarträume teilen. Während ich die kritische Sichtweise auf das Klarträumen durchaus verstehe und teile, bin ich gleichzeitig von dieser Praxis begeistert. Ich trage tatsächlich beide Seiten in mir.

Ich denke, dass es eine gesunde Entwicklung ist, beide Seiten der Medaille kennenzulernen: die Begeisterung und Idealisierung, aber auch die Ernüchterung und Überwindung etwas erreichen zu müssen.

Mir ist bewusst, welche Rolle die Idealisierung für die menschliche Psyche spielt. Idealisierung kann ein Mittel sein, sich von grundlegenden Konditionierungen abzugrenzen und persönliche Entwicklungen zu fördern. In der Vergangenheit habe ich oft Menschen und Wege idealisiert, was mir half, mich von den elterlichen Vorstellungen zu distanzieren. Ideale dienten zur Abgrenzung und Identitätsfindung.

Lange Zeit war ich von der Idee des Klarträumens begeistert und habe diese Begeisterung auch in Form eines Kinderbuchs über Klarträume zum Ausdruck gebracht. Dieses Buch entstand aus meiner Erfahrung als Erzieherin im Kindergarten, wo viele Kinder von Albträumen geplagt waren. Ich wollte mit dem Buch zeigen, wie Eltern und Kinder durch liebevolle und empathische Gespräche eine Verbindung zu ihren Träumen aufbauen können und dem entgegenwirken, dass wir in unser Traumleben abspalten. Obwohl ich das Buch noch nicht veröffentlicht habe, ist es für mich ein Ausdruck meiner Begeisterung für das Klarträumen und meiner Überzeugung, dass jeder Mensch Zugang zu diesem Thema haben sollte.

Das war jedoch eine Überzeugung, die mich vor fast 15 Jahren ergriffen hatte und ich habe inzwischen erkannt, dass das Klarträumen nicht für jeden Menschen in jeder Lebensphase geeignet ist. Ein zu intensives Klartraumtraining, kann bei Menschen, deren Persönlichkeitsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, deren Persönlichkeit instabil ist, zu schweren psychischen Problemen führen.

Und gleichzeitig (wieder ein Sowohl-als-auch) ist dieser Weg manchmal für einen Menschen vorherbestimmt, manchmal ist das der einzige Weg, der überhaupt noch funktioniert. So war das auch für mich. Der Klartraum hat mich nach Innen (zur Introspektion) geführt, und mein Ego begann auf diesem Weg zu zerbrechen.

Auch wenn ich heute viele andere und aus heutiger Sicht zum Teil besser passende Techniken in meinem Methodenkoffer habe, so verdanke ich dem Klartraum sehr viel. Und mit zunehmender Stabilität und Integrationsarbeit fühle ich mich auch wieder gewachsen, nächtliche Ausflüge via Klartraum zu machen.
Und gleichzeitig gibt es Menschen, die in ungesunde Kompensationshandlungen oder Krisen geraten, weil sie zu wenige andere Wege kennen oder auf einem instabilen Untergrund zu viel von sich abverlangen.

Gerade schwerst traumatisierte Menschen sind sehr sensitiv, und besonders empfänglich, kennen ihre Grenzen oft gar nicht, weil sie ihre gesunden Ich Grenzen nie entwickeln durften. Das ist aber auch ein Problem auf allen anderen Selbsterkenntnispfaden, von Buddhismus, über Advaita Vedanta und was es da sonst noch alles gibt. Das ist nicht Klartraum-spezifisch.

Es ist für traumatisierte Menschen sehr schwer, eine gesunde Grenze zu ziehen. Das ist nämlich genau das was vielen traumatisierten Menschen in der Kindheit systematisch aberzogen wurde und was ihnen auf vielen Selbsterkenntniswegen zum Verhängnis wird. Und deshalb denke ich, müssten wir die Fähigkeit der Selbstbegrenzung und der Selbstführsorge viel stärker betonen, denn diese ist gerade für instabile Menschen eine besondere Gefahr und Herausforderung.

Im vergangenen Jahr habe ich im Forum versucht, auf diese Schattenseite des Klarträumens aufmerksam zu machen, insbesondere nachdem ein Anfänger mit psychischen Problemen berichtete, dass er sich durch das Klarträumen überfordert fühlte. Es war erschreckend zu sehen, wie leichtfertig manche mit diesem Thema umgehen, obwohl die Problematik bekannt sein sollte.

Ich erkläre mir diese Abwehr, meiner Bedenken, eben auf Grund dieser Idealisierung. So als ob man nicht kritisch auf den Klartraum schauen dürfte, weil man jemanden der gerade auf der Begeisterungswelle surft, damit die Welle kaputt macht. Aber ich denke, dass das gar nicht so sein müsste.

Zb. gibt es ja auch Regeln für Substanzkonsum (Dosis, Set und Setting) die Psychonauten, einen sicheren Gebrauch ermöglichen. Und ein LSD Trip ist nicht weniger psychedelisch, nur weil ich auf Dosis und Setting achte. Im Gegenteil, ich kann mich viel tiefer fallen lassen, und ernte nachhaltige und transformierende Erfahrungen, wenn ich bestimmte Vorkehrungen treffe, die mir ermöglichen mich ohne Gefahr tiefer fallen zu lassen.

Und so ähnlich stelle ich mir vor, müsste auch auch solche Sicherheitshinweise im Bezug auf jegliche Art von Meditation oder Klarträumen, geben. Ich wusste damals nicht wie tief man fallen kann und vielleicht hätte ich mich Rücksichtsvoller verhalten, wenn ich gewusst hätte, dass es auch ein zu viel der Hingabe gibt.

Ich schätze eine differnzierte und integrale Denkweise, die sowohl die positiven als auch die kritischen Aspekte eines Themas betrachtet. Leider stoße ich da oft auf Widerstand, wenn ich diese differenzierte Sichtweise gegenüber Praktiziernden äußere, da viele Menschen sich in einem Zustand der Idealisierung und Begeisterung befinden. Diese Menschen brauchen scheinbar ihr Ideal als feste Orientierung und sind daher oft nicht offen für Kritik.

Ich frage mich oft, wie man Menschen über die Gefahren aufklären kann, ohne ihre notwendigen Idealisierungen und Begeisterung zu zerstören? Es ist eine Herausforderung, die ich nicht nur beim Thema Klarträumen erlebe, sondern auch in anderen Bereichen verschiedener Selbsterkenntniswege.

Die Worte von C.G. Jung sind in diesem Zusammenhang sehr treffend: Wenn Menschen nicht an Gott glauben, schaffen sie sich andere Götter (Ideale). Gott, wenn man ihn nicht religiös betrachtet, sondern als eine archetypische (moralische) Instanz in sich selbst, die man über sich stellt, hat auch eine stellvertretende Funktion für die Beziehung zu den eigenen Eltern.

Wo auch immer man dieses höchste Ideal hinprojiziert – ob das die Eltern sind, Gott, ein geliebter Fußballverein, eine politische Partei, die Wissenschaft, ein Selbsterkenntnisweg, ein Partner oder das Klarträumen – ist völlig gleichgültig. Diese Ideale dienen als Orientierungspunkte und Ressourcen, bis ein Mensch in der Lage ist, auf eigenen Beinen zu stehen.

Und Menschen verteidigen diese Ideale bis aufs äußerste, so wie ihre Eltern. Ich habe noch nie erlebt, dass ich gegen das gottgleiche Ideal, egal was das im Leben eines Menschen darstellt, mit logischen Argumenten angekommen bin. Das macht mich an der Stelle sehr ohnmächtig.

Unabhängigkeit (Objektivität) ist nur dann möglich, wenn man keine Ideale mehr hat – doch das ist nahezu eine Utopie, da fast jeder Mensch irgendetwas idealisiert. Wirklich freie und unabhängige Menschen sind selten. Ich wünsche mir mehr Menschen, die in der Lage sind, offen und ohne starre Idealisierungen über Themen zu sprechen.

Es ist eine Frage der Reife und inneren Stabilität. Und ich selbst habe diese Reife erst in den letzten Jahren zunehmend entwickelt und weiß, dass ich früher ebenfalls auf absolutistische Idealisierungen angewiesen war, um erwachsen zu werden.

Deshalb habe ich Verständnis für Menschen, die in dieser Phase sind, und berechtigte Kritik abwehren, auch wenn ich mich manchmal einsam und hilflos fühle, mit meiner differenzierten Sichtweise und diese Haltung der einseitigen Idealisierung für einige Menschen schwerwiegende Folgen hat.

Ich wünsche mir mehr Menschen, die in völliger Offenheit über Themen sprechen können, ohne die Notwendigkeit der Idealisierung. Aber das ist wohl wieder eine Idealvorstellung. Haha.  normal 

Abschließend möchte ich sagen, dass ich trotz meiner kritischen Sichtweise und meines Wunsches nach Offenheit und Tiefe Verständnis für diejenigen habe, die noch Zuflucht in Idealisierungen suchen. Zuflucht ist ein Wort, dass ich aus dem Buddhismus entnommen habe und in seiner vollen Bedeutung dort nachzulesen.

Es ist ein Teil des menschlichen Entwicklungsprozesses, und ich hoffe, dass wir alle Wege finden, miteinander in Kontakt zu treten und voneinander zu lernen. Ich hoffe das keine Sichtweise ausgeschlossen wird, aber ich weiß darum, dass das eine Utopie ist. Der Mensch kann nicht anders.



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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#14
14.06.2024, 10:56
[+] 2 User sagen Danke! Schuhbewegtsich für diesen Beitrag
(13.06.2024, 23:11)ichbinmehr schrieb: Im vergangenen Jahr habe ich im Forum versucht, auf diese Schattenseite des Klarträumens aufmerksam zu machen, insbesondere nachdem ein Anfänger mit psychischen Problemen berichtete, dass er sich durch das Klarträumen überfordert fühlte. Es war erschreckend zu sehen, wie leichtfertig manche mit diesem Thema umgehen, obwohl die Problematik bekannt sein sollte.

Ich erkläre mir diese Abwehr, meiner Bedenken, eben auf Grund dieser Idealisierung. So als ob man nicht kritisch auf den Klartraum schauen dürfte, weil man jemanden der gerade auf der Begeisterungswelle surft, damit die Welle kaputt macht...


@Steffi, wenn jemand krank ist, behandelt diese Person ihre Krankheit oder lässt sie behandeln. Wenn ich mir das Bein gebrochen habe liegt es in Gips und ich fahre nicht Auto. Eine psychische Krankheit ist genauso ernst und dramatisch zu nehmen, wie eine physische, da würdest du mir sicher zustimmen. Also lasse ich die Krankheit ebenso behandeln, oder mache mich selbst an die Arbeit. Außerdem bin ich vorsichtig mit Klarträumen und Meditieren, und „Spirituellem“ zum Beispiel, wie ich beim Beinbruch eben nicht Auto fahre. Das meiste gehe ich sogar von mir aus gar nicht erst an, weil ich es gar nicht mehr schaffen würde.

Ich glaube, du verwechselst bei der ganzen Fragestellung das „Klarträumen auch kritisch zu sehen“ – immer noch Ursache und Wirkung bei deiner Beschreibung. Wie andere Leute gerne Opfer und Täter umkehren, machst du das hier ebenso. Ich habe eine Sozialphobie, treffe einen Menschen, kriege eine Panikattacke, Herzrasen, Schweißausbrüche, dieser Mensch kennt mich gar nicht, ich habe eine PTBS. Soll ich diesen Menschen darum als bedenklich oder gar als gefährlich einstufen? Oder überhaupt alle anderen Menschen in die Kritik nehmen, weil ich Probleme wegen meiner Sozialphobie habe? Ich habe eine Agoraphobie und Panik vor der Grünen Wiese vor meinen Augen. Ist die Wiese dran schuld? Für psychisch Kranke wirkt sehr vieles als Gefahrenquelle, selbst die schlichte Meditation kann massive Probleme bereiten. Den Punkt hast du auch erwähnt. Für manche von uns läuft es auf ein sehr reduziertes, fast ungelebtes Leben hinaus, weil psychische Probleme eine immens große Belastung sind, die sehr viel Raum einnehmen und schon die ganze Lebenskraft kosten, die durch Aktivitäten nur wieder noch mehr angezapft würde. Ich kenne das selbst. Nur, wenn jemand, so wie auch ich das tue, das Klarträumen (oder die Meditation, oder, oder) nicht als Ursache für die Probleme versteht, hat das nichts mit „Idealisieren“ einer vermeintlich kritischen Gefahrenquelle zu tun.

Der Hinweis, Klarträumen ist nach allem was bekannt ist völlig ungefährlich, mit dem Zusatz, bei einer psychischen Erkrankung und ihrer besonders sensiblen Reaktionsbereitschaft, ist eine therapeutische Unterstützung zu Beginn ratsam, etwas in die Richtung, ist ja auch in den Fachbüchern enthalten – und darin müsste deine Forderung nach kritischer Sichtweise auch bereits gut aufgehoben sein. Und diesen Punkt haben wir im letzten Jahr im Gespräch auch herausgehoben. Hilfestellungen sind dann sicher auch wieder etwas sehr Individuelles. Du selbst hast nichts anderes gemacht, als an dir gearbeitet, wie es für dich am besten ist, und kannst jetzt wieder klarträumen. Auch deine spirituellen Interessen kannst du so langsam wieder aufnehmen. In der Praxis scheinst du diese Umkehrung nicht vorzunehmen. 

Ich fände es auch besser, du würdest erst mal davon ausgehen, wenn du keine Zustimmung erhältst, dass dir die anderen aus durchaus reflektierten Gründen widersprochen haben – statt, dass du dir vorstellst, die sind irgendwie psychisch verdreht. So wie du jetzt urteilst, sie wären doch nur auf „leichtsinnigem“ Idealisierungskurs unterwegs, und wehren dich darum auch nur ab. So etwas kann man doch gar nicht wissen, welche Menschenkenntnis geht aus der Ferne schon so tief? Ich stehe zum Beispiel gar nicht auf Idealisierungen, selbst wenn ich verliebt war in meinem Leben, habe ich das kritisch gesehen. Wie willst du das von mir wissen, was ich darüber weiß und in mir selbst kenne oder auch nicht? Besser sich auseinandersetzen und ernst nehmen!
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RE: Klarträumen als therapeutisches Werkzeug
#15
15.06.2024, 13:16 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.06.2024, 14:04 von ichbinmehr.)
[+] 3 User sagen Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Hey,

Ja, ein guter Vergleich mit dem gebrochenen Bein. Wenn ich sehe, dass jemand ein gebrochenes Bein hat und das selbst nicht bemerkt, weil (aus irgenwelchen Gründen) kein gesundes Gefühl für Selbstschutz vorhanden ist, und diese Person dann jetzt auch noch Ski fahren will, am steilsten Abhang, würde ich als verantwortungsvoller und bewusster Mensch dieser Person raten, erst einmal das Bein zu kurieren.

Oft ist es so, dass Menschen mit psychischen Problemen selbst noch gar nicht wissen, worauf sich ihre Probleme stützen. Das war bei mir auch so. Während meiner Astralreise-Praktiken hatte ich das erste Mal existenzielle Angstzustände, wusste aber gar nicht, warum, und fand keine Erklärung. Erst nach Jahren der Therapie bekam ich dann eine Diagnose, die das Ganze erklären konnte, nämlich Entwicklungstrauma und komplexe posttraumatische Belastungsstörung. Und das ist eben häufig so, dass Menschen zb Ängste haben aber noch gar nicht in psychologischer Behandlung sind.

Nun ist es aber auch so, dass wir alle, auch wenn wir psychologische Laien sind, manchmal ganz grundsätzlich schon irgendwie wahrnehmen können, dass, wenn Menschen von Angstzuständen und Kontrollverlust-Erfahrungen während des Klartraumtrainings berichten, wir hellhörig sein könnten. Zumindest könnten wir mal im Hinterkopf haben, dass da etwas vorliegen könnte.

Angstzustände und Kontrollverlusterfahrungen sind ganz typische Symptome einer psychischen Erkrankung oder vielleicht noch im Unbewussten liegender Traumatisierungen. Man kann diese Symptome auch als Warnung verstehen, die auftreten, wenn eine Praxis zu intensiv wird. Meiner Meinung nach sollten wir davon Abstand nehmen, die Meinung zu vertreten, dass Klarträumen immer und für alle Menschen ungefährlich ist. Gerade wenn solche Symptome (Angst und Kontrollverlust) auftreten, sollten wir alarmiert sein.

In letzter Zeit wurde ja viel über die Nebenwirkung von Cannabis in der Öffentlichkeit gesprochen. Ich denke dass wir das durchaus vergleichen können. Es gibt Menschen, die noch keine ausgereifte stabile Persönlichkeit haben, die zb. Psychosen oder "Hallucinogen Persisting Perception Disorder" (HPPD) neigen.
Eine intensives Klartraumtraining kann ähnlich intensive Auswirkungen haben, wenn dieses nicht auf einen gefestigten Untergrund trifft.

Wer sich mit viel viel Hingabe in das Klarträumtraining stürzt, braucht eine gefestigte Persönlichkeit. Menschen mit Traumata haben oft selbst kein Gefühl für ihre eigenen Grenzen. Sie haben kein Gefühl für Selbstschutz. Sie merken nicht wann eine Pause angemessen wäre.

Sie gehen weiter, obwohl da schon diese Angst oder Überderung ist. Sie gehen weiter, immer weiter, weil sie das nicht kennen, dass sie stoppen können, ja mal eine Pause mache dürfen. Sie sind getrieben von starken Erlösungswünschen, denn ihr Leben ist leidvoll und sie wollen endlich Befreiung.

Sie haben das nie erfahren, dass sie jemand liebevoll begrenzt hat und oft fehlen eben auch andere Selbstregulative Fähigkeiten. Sie erleben dann häufig Angstzustände oder erfahren eine Ich-Auflösung, massive Todesängste die nicht mehr stoppen, Dissoziation, Psychosen oder Depersonalisation, die sich gar nicht gut, sondern ängstlich und überfordernd anfühlt. Ganz im Gegensatz zu einer gesunden spirituellen Erfahrung und Ich - Auflösung, die sich äußerst angenehm anfühlt.

Gleichzeitig denke ich auch, dass es bestimmte Ängste gibt, die man Klarträumenden durch Aufklärung nehmen kann. Nehmen wir zum Beispiel das Phänomen der Schlafparalyse, der Hypnagogie oder dem Hüter der Schwelle. Hier kann Aufklärung zur Auflösung der Ängste beitragen und so können wir einen Umgang mit diesen Phänomenen finden.

Ich denke, wir brauchen eine gewisse Feinfühligkeit und Differenzierungsfähigkeit, um zu entscheiden, ob man jemanden, der gerade das Klarträumen lernen möchte, bestärkt oder vielleicht auch mal bremst.

Zum Bremsen kann auch gehören, dass wir jemandem ein zusätzliches Standbein anraten. Wenn ich Menschen sehe, die mit großer Hingabe etwas Spirituelles praktizieren und gleichzeitig psychisch instabil wirken, rate ich diesen Menschen manchmal, sich zusätzlich mit den psychologischen Hintergründen ihrer Instabilität auseinanderzusetzen. Also stabilisierende Ressourcen stärken, damit man den Weg doch gehen kann. Manchmal fehlt ja nur etwas Grounding oder Selbstfürsorge.

Manchmal ist es ganz simpel, und ein Mensch hat nur nicht gelernt, mal eine Pause zu machen, um das Erlebte zu integrieren. Manchmal hat ein Mensch nicht gelernt, auf Symptome der Überforderung zu achten, weil er in der Kindheit ständig Überfoderung erlebt hat und das immer aushalten musste. So jemand überfordert sich dann auch mit seiner sprituellen Praxis. Es geht ja nicht darum Menschen vom Klarträumen auszuschließen sondern, darum zu sehen was ein Mensch gerade braucht, um seinen Weg auch wirklich gehen zu können.

Es ist eine typische Traumafolge, dass Menschen kein Gefühl für Grenzen und Pausen haben und mit voller Hingabe etwas tun, dabei aber über das Ziel hinausschießen. Ich finde, wir sollten ein Auge darauf haben.

Es würde mich interessieren, ob hier im Forum jemand dieses zu viel Praktizieren kennt.

Ich gebe mal Beispiele aus meiner Vergangenheit:

Beispiel 1: Ich arbeite mit den Gateway CDs. Ich höre drei Folgen pro Tag. Das sind dann so 1,5 bis 2 Stunden Meditation pro Tag. Ich ziehe das gesamte Programm innerhalb von drei Wochen durch. Ich mache jede Nacht eine Klartraumübung (WBTB+WILD). Nach drei Wochen habe ich plötzlich alle paar Tage eine Astralreise. Im Wachzustand beginnt mein Körpergefühl plötzlich auseinanderzufallen. Ich steuere auf eine Ich-Auflösung zu, die ich gar nicht verarbeiten kann. Ich habe Angstzustände und bitte um Hilfe.

Was ich damals gebraucht hätte: Einen Rat bezüglich der Intensität meiner Praxis. Du mutest dir sehr viel zu. Ein Hinweis: Man muss solche Erfahrungen integrieren. Ein Rat: Lass dir mal mehr Zeit. Reduziere dein Klartraum-Astraltraining so weit, dass die Angstzustände aufhören. Ein Hinweis darauf, dass ein zu intensives Training irgendwann nicht mehr integriert werden kann. Es ist dann einfach zu viel auf einmal.

Beispiel 2: Ich meditiere auf meine Chakren und meditiere jeden Tag ca 2 Stunden über ca. 1,5 Jahre. Ich meditiere mit anderen Leuten zusammen, was meine Energie noch höher schwingen lässt. Ich berichte von Energieerfahrungen, die mir Angst machen. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper verbrennt. Ich erlebe Überforderungsgefühle. Als ich sehr intensiv auf mein Herz-Chakra meditiere, erfahre ich, dass die Wachrealität nicht mehr konstant ist. Ich fühle mich mit der Erfahrung vollkommen überfordert. Ich rutsche in psychotische Bereiche. Dennoch mache ich weiter mit der Meditation. Ich hatte ja die Idee, das man das mit vollster Hingabe machen muss, wenn man Erleuchtung finden möchte.

Was ich damals gebraucht hätte: Den Rat, dass ich diese Erfahrung erst einmal integrieren muss, weil es eben nicht darum geht, die Energie nach oben zu lenken, sondern auch darum die hohen Energien wieder in sein menschliches Sein, zu integrieren. Vor allem alles, was mir Angst macht und psychotisch anmutet, kann man durch Selbstreflexion ins Ich integrieren. Bevor keine Integration stattgefunden hat, sollte die Praxis pausieren oder so verändert werden, dass die Stabilität wiederhergestellt wird. Der Rat wäre hilfreich gewesen, dass ein Mensch, der sein Ich auflösen weil er befreiung sucht möchte, erst einmal ein ganz stabiles, geerdetes Ich haben muss.

Leider fehlt diese Information in fast jedem spirituellen Buch, und auch innerhalb solcher Communities wird wenig darüber gesprochen. Dies wird Menschen, die im Hintergrund eine psychische Erkrankung oder Traumatisierung haben, dann leider oft zum Verhängnis, und es entstehen oft schwerwiegende Krisen und psychische Zusammenbrüche.

Für einen Menschen mit einer stabilen Persönlichkeit ist Klartraumtraining sicher nicht gefährlich, aber wer eine instabile Persönlichkeit hat, weiß das ja selten. Wenn man das aber schon ein paar Mal durch sein Umfeld erlebt hat, dass Menschen ziemlich abstürzen können, dann kann man dafür etwas mehr Feingefühl und Achtsamkeit entwickeln und vielleicht so manchen Unfall verhindern. Ich glaube auch nicht, dass man mir das Klarträumen hätte ausreden können, aber der Hinweis auf eine Pause, auf ein zweites Standbein, etwas, wo ich meine Stabilität mit trainieren hätte können, das hätte ich vielleicht annehmen können.

Zitat:Soll ich diese Menschen darum als bedenklich oder gar als gefährlich einstufen? Oder überhaupt alle anderen Menschen in die Kritik nehmen, weil ich Probleme wegen meiner Sozialphobie habe?

Nein, aber du kannst Menschen über deine Sozialphobie aufklären und hoffen, dass sie in Zukunft etwas achtsamer darauf achten, ob diese im Hintergrund liegen könnte. Mein Wunsch ist, für mehr Achtsamkeit zu werben. Dass hier jemand ausgeschlossen oder kritisiert werden sollte, davon habe ich nicht gesprochen.

Zitat:Ich habe eine Agoraphobie und Panik vor der grünen Wiese vor meinen Augen. Ist die Wiese daran schuld?

Es geht nicht um Schuld. Wenn ich darüber aufgeklärt bin, kann ich eventuell regulierend eingreifen.

In erster Linie ist es für Betroffene wichtig, offen über ihre psychischen Probleme oder Traumata sprechen zu dürfen und damit ernst genommen zu werden.


Leider fühle ich mich an diesem Punkt immer noch so, dass ich mit meinem Anliegen nicht immer ernst genommen werde. Jetzt kann ich das mittlerweile irgendwie aushalten, und für mich alleine stehen, aber ich weiß, wie lange ich darum gerungen habe, in diesem Punkt mal ernst genommen und gehört zu werden und wie sehr mich das getroffen hat, dass Menschen meine Geschichte immer wieder ignorieren.

Sich als betroffener mitzuteilen, wäre der erste Schritt, damit so etwas wie Aufklärung über solche Erkrankungen und Traumatisierungen innerhalb der Gesellschaft stattfindet. Das wäre für alle Betroffenen ein Schritt nach vorne, dass ihre Erfahrungen anerkennt werden und die Schlußfolgerungen die sie daraus gezogen haben, becahtet werden. Wenn man aber pauschal auf Ablehnung, Abwehr und Desinteresse stößt, und immer wieder erfährt, dass Menschen kein Verständnis für den besonderen Schutzbedarf traumatisierter Menschen haben, dann führt das häufig zu erneuten Retraumatisierungen. Und das ist es, was mir hier damals geschah. Ich erlebte eine Retraumatisierung, weil ich in Not war und nicht ernst genommen wurde mit der Intensität meiner Symptome.

Mir geht es aber überhaupt nicht um Schuld. Ich möchte aufklären und hoffe weiterhin, dass ich viele Menschen damit erreiche, dass Menschen mit besonderen biografischen Voraussetzungen, oft kein Gefühl für ihre eigenen Grenzen und Schutzbedürfnisse haben und sich deshalb schnell in eine Überforderung hinein katapultieren. Traumatisierte Menschen haben häufig kein Gefühl für Selbstschutz, weshalb sie dazu neigen sich mit Bewusstseins- Techniken massiv zu überfordern.

Ich fände es schön, wenn mehr Menschen ein Bewusstsein dafür hätten, dass das passieren kann. Dann könnten wir noch differenzierter und umsichtiger auf Menschen eingehen, die hier auftauchen und von Symptomen und Ängsten berichten. Dann würden wir die Idee, dass Klarträumen für alle Menschen immer der richtige Weg ist, vielleicht aufgeben müssen und noch viel differnzierter hinschauen. Dann würden wir manchen Menschen raten, dass sie ein stabiles Ich benötigen, um ihren Weg fortzusetzten.

Bei manchen Menschen erledigt das das Unbewusste, indem das Klarträumen einfach blockiert wird. Wenn man aber vor Hingabe brennt, dann findet man auch Wege diese Barriere zu durchbrechen. Ich konnte immer alle inneren Barrieren einreißen, hatte aber gar kein Bewusstsein, für den Sinn einer solchen Barriere. Es ist ja auch so, dass gar nicht alle Menschen so intensiv praktizieren wie ich das getan habe. Bei manchen Menschen stellt sich ein natürlicher Pausenmodus ein. Man hat dann zum Beispiel einfach keine Lust, keine Energie, keine Traumerinnerung. Das ist ein Zeichen dass die Schutzstratgien funktionieren. Bei mir gab es so eine Schutz nicht.

Weil gerade Menschen mit Traumafolgestörungen nie so etwas wie schützende Grenzen haben durften, gibt es bei ihnen diese gesunde Lustlosigkeit und Halbherzigkeit nicht. Bei manchen Menschen gibt es immer nur Übererregung und volle Konzentration auf das Ziel. Manche Menschen geben lieber 150 Prozenzt als über einen längeren Zeitraum mal nur 50% zu geben. Während manchen Menschen die Hingabe fehlt, besitzen traumatisierte Menschen manchmal ein Zuviel an Hingabe und Leistungsbereitschaft. Und damit schießt man irgendwann unweigerlich über die eigenen Ich-Grenzen hinaus. Wenn dann aber vorher keine stabile Persönlichkeit entwickelt wurde, führt das zu Problemen.

Man braucht also beides Hingabe und Selbstfürsorge, wozu auch gesunde Grenzen gehören. Eine stabile Persönlichkeit ist eine Voraussetzung für jede tiefgreifende Bewusstseinsveränderung.

Und nochmal, mir geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Aufklärung, eine feinere Differenzierung und das ist ein ganz anderer Anspruch.



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