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Schattenbegegnungen

Schattenbegegnungen
#1
16.11.2022, 22:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.11.2022, 23:13 von ichbinmehr.)
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Schattenbegegnungen

Ich möchte euch eine Übung zur Schattenarbeit vorstellen. Ich werde euch Beispiele zeigen, in denen Schattenarbeit mit feindlichen und mit lichten Traumfiguren mache. Vielleicht habt ihr Lust diese Übung einmal selbst für euch auszuprobieren?

Ihr könnt eure Übung gerne unten im Beitrag posten, wenn ihr eure Erkenntnis teilen möchtet. Nicht jeder jedoch mag es anderen Menschen gleich seine innersten Prozesse zu offenbaren. Ihr könnt die Übung deshalb auch erstmal im im Stillen für euch alleine vollziehen und wenn ihr mögt vielleicht nur ein Feedback zur Übung posten, ohne gleich den Inhalt eurer Auseinandersetzung mitzuteilen.

Mich würde interessieren, ob die Übung für euch funktioniert hat? Ich würde gerne wissen, ob die Übung euch zu einer neuen Erkenntnis, einem neuen Verständnis bzgl. einer Situation oder eines Menschen gebracht hat? Mich würden auch eure Fragen oder Schwierigkeiten mit der Übung interessieren. Mich interessiert, ob die Übung eure Perspektive erweitern konnte oder ihr Mitgefühl für einen Menschen gefunden habt, den ihr verurteilt habt. Vielleicht hat euch die Übung aber auch dazu verholfen, einen Zugang zu euren lichten Schattenanteilen zu finden. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen oder Fragen. 

Die erste Übung heißt: Die feindliche Traumfigur

Ego und Beobachter

Ich unterscheide zwischen meinem Beobachterbewusstsein und meinem Ego. Der Beobachter schaut aus einer größeren Überblickperspektive, während das Ego an der Erfüllung seiner Bedürfnisse interessiert ist.

Ich sage das völlig wertfrei. Ich habe nicht die Auffassung, dass das Ego losgelassen werden müsste. Ich wertschätze das Ego sehr. Ich denke jedoch, dass sich unser Bewusstsein erweitern lässt, wenn wir unser Ego aus dem Beobachter-Modus betrachten können und glaube uns dieser Perspektivwechsel ab und zu gut tut. 

Aus meinem Ego heraus, bewerte ich die Welt auf Grund meiner Erfahrungen und Bedürfnisse. Aus der Beobachter-Perspektive bin ich von diesen Bewertungen ein Stück weit befreit. Diese Übung hat das Ziel, über sein Ego hinaus blicken zu können, eine Erkenntnis zu gewinnen und diese dann ins Ego zu integrieren.

Ich beginne die Übung mit einer Traumfigur, die mein Ego als feindlich betrachtet, weil ich eklatante Wertekonflikte mit dieser Person habe. Später werde ich noch Beispiele mit anderen Personen aufzeigen und die Übung etwas abwandeln.

Der Schatten besteht aus Dunkelheit und aus Licht. Deshalb können wir diese Übungen mit unterschiedlichsten Personen machen. Personen die wir ablehnen, können genauso interessant sein, wie Personen die wir idealisieren.


Die Traumfigur: Donald Trump

Donald Trump ist für meine Egoperspektive sehr negativ besetzt. Wenn ich mein Ego sprechen lassen würde, dann sagt es über Trump abfällig:

„Er ist ein Riesenbaby. Er ist dumm, unreif und gefährlich. Es macht mir Angst, dass so ein Mensch Macht hat. Noch mehr Angst, macht mir allerdings, dass so viele Menschen ihn gewählt haben und so viele Menschen seine Werte teilen.“

Dass ist meine Ego Sicht. Jetzt gehe ich mal temporär in einen Abstand zu meinem Ego und mache die Schattenübung. Dazu stelle stelle mir gezielt Fragen zu der Person Donald Trump:


1. Frage: Was genau stört dich an dieser Person am aller meisten?

Mich stört am aller meisten, dass er eine populistische Rhetorik benutzt. Er sagt zb. so Sachen wie: Man kann sich doch einfach Desinfektionsmittel gegen Corona spritzen. Das ist mehr als dumm. Er vereinfacht komplexe Themen und gibt vor einfache Lösungen zu haben. Das sind aber keine Lösungen.

Es gibt Leute die das glauben wollen und ihm folgen. Die Leute die das glauben, die wünschen sich eine einfache Lösung. Sie haben Trump gewählt, weil sie sich einen starken Anführer wünschen, der ihnen einfache Lösungen präsentiert.

Ich glaube, sie tun dass, weil sie die Komplexität der Welt ebenfalls nicht anerkennen können. Sie wollen die Komplexität der Welt nicht anerkennen, weil sie das sehr ohnmächtig machen oder schwer enttäuschen würde. Sowohl Trump als auch seine Wähler, wehren das Gefühl der Ohnmacht und Enttäuschung und Unsicherheit ab, indem sie so einem Populisten Macht geben. Sie idealisieren Trump, weil das ihre eigene Ohnmacht abwehrt. Sie fühlen sich sicher, indem sie seinen populistischen Phrasen glauben.


2. Frage: Und was hat das mit dir zu tun Steffi?
Wo ist das was du in Donald Trump beobachtest, auch in dir zu finden?


Jetzt kommt es darauf an, ob ihr eher rational analytisch arbeiten wollt oder eher um eine intuitive Antwort bitten wollt. Beides ist möglich. Nicht immer kann ich direkt den Zusammenhang zwischen meiner Projektion und mir Selbst erkennen. Selbsterkenntnis ist manchmal ein Prozess.

Ein nützliches Ritual zur bewusstwerdung kann sein, dass man zb ein Symbol aufstellt mit der Intention: Zeige mir wo ich wie Donald Trump bin. Ich stelle solche Symbole manchmal auf meinen Schrank, der so ein magischer Altar ist und lasse diese Intention wirken.

Ich muss nicht sofort eine Antwort hören. Ich lasse die Antwort zu mir kommen. Unter Umständen ist das auch ein längerer Prozess. Das Unterbewusstsein wird auf diese Anfrage reagieren.

Oft spreche ich meine Intention auch als Bitte aus oder schreibe sie auf. Zum Beispiel: Ich wünsche mir eine Antwort. Wo ist das was ich bei Trump ablehne, auch in mir? Und dann lasse ich der Frage etwas Raum. Sehr oft kommt dann nach einer Weile eine Antwort zu mir.

Wer ein analytisches Konzept wie das das Tarot oder das Enneagramm beherrscht, kann sich auch auf diese Weise mit der Thematik des Schattens verbinden und sich fragen, welchen Archetypen Trump darstellt. Beim Tarot würde ich jetzt intuitiv einen Narren wählen, der allerdings noch ein sehr unreifer Narr ist. Genauso gut könte ich den Turm wählen, weil der Mann sehr in sich eingekapselt ist. Je nach dem wie ich die Person sehe.

Im Enneagramm würde ich Trump als 8 oder 3 einstufen und mich dann mit diesen Typen befassen und eine Integration dieser Typen anstreben. Ich kann die Karte des Narren oder eine Karte mit dem Enneagramm Typen auf meinen Altar stellen und abwarten was passiert. Damit habe ich eine Intension gesetzt. So eine Intention hat eine Wirkung.

Wer diese Übung schon oft gemacht hat, verinnerlicht diese rituellen Schritte immer mehr und  kann die Spiegelung im Schattenwesens immer schneller und immer intuitiver erkennen. Magische Rituale oder Analytische Prozesse verkürzen sich dann oder werden gänzlich überflüssig. Er reicht dann oft, sich einfach nur vor den Spiegel zu stellen und sich innerlich zu fragen: Wo bin ich wie er?


3. Was der Spiegel antwortet

Ich habe sehr überrascht erkannt, dass ich auch manchmal einen inneren Populisten in mir trage.
Ich habe eine ganz andere politische Gesinnung als Trump. Ich habe ganz andere persönliche Werte und deshalb erkannte, ich es nicht gleich. Trump ist ja keine 1:1 Spiegelung von mir. Ich bin keineswegs wie Trump, aber es gibt den Nagel in mir, an dem sich die Projektion auf aufhängt.

Manchmal denke ich auch, dass es für Probleme einfache Lösungen gäbe. Eigentlich ist das ein Wunschdenken. Zum Beispiel bin ich ein großer Verfechter der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens. Manchmal denke ich, wenn wir ein Grundeinkommen hätten, würde das so viele strukturelle Probleme in unserem Land lösen. Manchmal bin ich eine spirituelle Populistin. Ich mache es mir manchmal zu einfach, wenn ich denke, dieser Mensche muss nur xy verstehen. Ich negiere manchmal dass Selbsterkenntnis ein langer und hingebungsvoller Prozess sein kann.

Indem ich denke " es wäre ja so einfach wenn ..." leugne, dass die Welt sehr komplex ist und es vielleicht gar keine einfachen und eindeutigen Lösungen gibt. Ich leuge manchmal dass eine Persönlichkeitsentwicklung lange dauert und es eine komplexe und vielschichte Angelegenheit ist Selbstheilung und Selbsterkenntnis zu erlangen. 


4. Wer wärest du ohne diese Eigenschaft? Welche Funktion hat diese Eigenschaft?

Die Funktion meines inneren Populisten dient der Abwehr von Ohnmachtsgefühlen, Enttäuschung,  Ungeduld und Wut.


5. Die auftretenden Emotionen fühlen

Oft reicht es nicht, wenn wir uns einem Schattenanteil rein kognitiv bewusst machen. Um den Schatten vollständig zu transformieren, müssen wir dem Gefühl, welches wir abgewehrt haben, auch emotional  begegnen.

Es ist nicht nötig mit dem Gefühl etwas zu machen. Es reicht das Gefühl, in meinem individuellen Fall der Ohnmacht, der Enttäuschung, der Ungeduld und derWut einmal kurz da sein zu lassen. Das gelingt am besten, wenn man ein stabiles Beobachter Bewusstsein hat und Emotionen regulieren kann. Es ist nicht Sinn der Sache sich von einer Emotion gänzlich überfluten zu lassen und sich zu überfordern. Es ist aber notwendig sich von einer Emotion berühren zu lassen. Nur so können wir die Abwehr der Schattenprojektion ganz durchbrechen.


Selbstregulation und Beobachterfähigkeiten: Es gibt Methoden die das Beobachter Bewusstsein stärken können, falls du hier noch nicht im Kontakt mit dem Gefühl sein kannst.

A) Der psychologische Weg

Das sind einmal alle therapeutischen Methoden die uns zur Selbstregulation befähigen. Zwei Methoden die ich an der Stelle erwähnen möchte, sind die Innere Kind Arbeit und Somatic Experiencing. Man kann diese Techniken erlernen und erhält dadurch die Fähigkeit sich durch schwierige Emotionen zu begleiten.

B Der meditative Weg

Zweitens sind es alle meditativen Methoden, die dich dazu befähigen, ein Gefühl einfach nur zu beobachten, ohne das du dadurch aus der Ruhe gebracht wirst.

Auch die Kombination aus psychologischen und meditativen Kompetenzen sind möglich. ES geht darum sich trotz emotionaler Berührtheit sicher zu fühlen. Sollte es dir noch nicht möglich sein, in einer ruhigen und sicheren Beobachter Perspektive im Gefühl zu verweilen, versuche dir so eine Kompetenz anzueignen.

Dieser Part des bewussten Fühlens ist vermutlich das Schwerste und es ist völlig ok, wenn du erstmal nur bei der kognitiven Einsicht bzgl. deines Schattens bleibst. Deine Fähigkeit in der Emotion zu verweilen, wird sich mit dem Training der erwähnten Methoden steigern lassen, so dass du eines Tages stark genug sein wirst, deine abgewehrten Emotionen vollständig zu zulassen.

Sollte Punkt 5 dich derzeit noch überfordern, überspringe ihn erstmal. Punkt 5 wird dann sozusagen nachreifen. Wisse nur, dass die volle Schattenintegration nicht alleine auf kognitivem Wege zu bewältigen ist. Erst wenn du in der Lage bist, die dazu gehörigen Emotionen durchzufühlen, erlöst sich das Thema ganz. Oft geschieht dass erst, wenn die Selbstregulationsfähigkeiten stabil genug sind.


6. Die Integration ins Selbst

Die Integration ins Selbst gelingt erst vollständig, wenn du Punkt 5 gemeistert hast. Es kann aber auch schon eine Teil-Integration eine positive Veränderung in deinem Leben bewirken. Eine vollständige Integration bedeutet, ich habe Mitgefühl mit Donald Trump und mit allen Menschen die ihn wählen, als auch mit mir selbst und allen Menschen, die ein ähnliches Verhalten zeigen.

Ich verurteile ihn, andere Menschen und mich selbst nicht mehr, für die Neigung populistisch und idealistisch zu denken, denn ich weiß hinter dieser Anhaftung liegt eine große Verletzlichkeit. Dort liegen Ohnmacht, Enttäuschung, Ungeduld und Wut. Diese Gefühle scheinen Menschen derzeit noch zu überfordern.

Weil ich durch eigene das Fühlen dieser Emotionen selbst erfahren habe, wie schwer es ist diese Gefühle zu ertragen, kann ich verstehen und mitfühlen, warum andere Menschen diese Gefühle durch eine Ideologie oder eine Vereinfachung abwehren.

Und plötzlich ist Donald Trump den mein Ego eigentlich ablehnt, mir zum Lehrer geworden. Auf diese Weise kann ich jeden Menschen zu meinem Lehrer machen, um eine tiefere Selbsterkenntnis zu finden. 


Das Verstehen kommt vor dem (Be)greifen

Das kognitive Verstehen kommt vor dem emotionalen (Be)greifen: Verstehen und Mitgefühl ist noch nicht das Selbe. Kognitive Perspektivenübernahme und Empathie ist nicht das Selbe. Es dauert oft lange bis die Erkenntnis auch ins Herz sinkt.

Das Verstehen bereitet das vollständige Begreifen vor. Unser Verstand kann Erkenntnisse meist sehr schnell vollziehen. Der Verstand ist unglaublich beweglich, denn er hat ja keine Massenträgheit. Die Schwingung in der sich der Verstand bewegt, ist nicht materiell. Der Verstand kann sich in Lichtgeschwindigkeit bewegen. Kognitive Erkenntnisse können daher sehr schnell fallen.

Unser Körper und unsere Emotionen, haben eine andere Schwingungsdichte. Sie sind viel materieller und benötigen für einen transformativen Prozess viel länger als der Verstand. Deshalb kann es sein, dass dein Verstand etwas versteht, während sich dein Ego sich weiterhin gegen eine Person wie Trump positionieren möchte.

In dem Fall bleibe ich bei meinem Ego. Mein Ego ist weise. Meine Gefühl sind weise. Ich vertraue meinem Gefühl, habe aber im Hinterkopf, dass ich nach einer emotionalen Erlösung suche. Meinen emotionalen Widerstand gegen Trump den Behalte ich erstmal, solange er besteht. Ich übergehe mein Ego nicht. Ich nehme meinen emotionalen Widerstand an, bis er sich von selbst erlöst.

Ich habe durch den Wunsch Frieden zu finden mit Trump, jedoch eine Intension gesetzt. Mein Ziel ist nicht mehr Selbstbestätigung, sondern Selbsterkenntnis und Erlösung vom Unfrieden mit der Welt.


7. Angst vor Schattenarbeit

Manchmal lehnen Menschen Schattenarbeit ab. Das kann mehrere Gründe haben.

A) Ein Mensch befindet sich gerade in der Phase Selbstmitgefühl zu entwickeln. Wenn ich mit Trump dann auch noch Mitgefühl haben soll, komme ich evtl mit meinem Wunsch mehr Mitgefühl mit mir Selbst zu haben durcheinander. In dem Fall kann es richtig sein, zu sagen: Ich möchte gar kein Verständnis oder gar Mitgefühl für Trump haben. Dann ist man noch nicht bereit für Schattenarbeit. Im Grunde kann man sagen, erst sollte man die Phase von Psychotherapie bewältigt haben und und erst dann kann man mit dem Schatten arbeiten.

B) Ein Mensch lernt noch was ethisch richtig und falsch ist. Wenn ich noch lernen müsste, was zb kritisches Denken ist, oder Empathie, oder Nachhaltigkeit, dann würde Trump eine Irritation für meine eigene Entwicklung darstellen. Auch in dem Fall ist es richtig zu sagen, Schattenarbeit ist gerade nicht mein Thema. Ich habe gerade nicht das Bedürfnis Trump verstehen zu wollen. Schattenarbeit ist für Menschen gedacht, die schon sehr weit in ihrer Selbsterkenntnis entwickelt sind.

C) Die Sorge seine eigene Integrität und Werte zu verlieren und der Gewinn

Ich sagte ja anfangs, dass mein Ego Trump ablehnt. Ich kann euch sagen, dass hat sich nicht geändert. Ich würde einen Menschen wie Trump nie wählen. Ich hoffe weiterhin dass die Demokraten in den USA die Mehrheit erhalten. Die Integrität meines Egos hat sich nicht aufgelöst durch das Mitgefühl, welches ich für Trump, seine Anhänger oder für mich selbst gewonnen habe.

Aber ich kann euch sagen, ich kann meinen Freund X der ein Trump Fan ist, seitdem besser verstehen. Es macht mich nicht mehr so wütend, wenn er Trumpf idealisiert, denn ich sehe sein emotionales Bedürfnis nach Sicherheit, welches er auf Trump projiziert, jetzt sehr viel klarer.

Gleichzeitig bin ich mir selbst gegenüber achtsamer geworden, wo ich Menschen oder Konzepte idealisiere, um eine Ohnmacht oder Enttäuschung, Ungeduld oder Wut abzuwehren. Ich habe mich selbst tiefer kennen gelernt. Ich habe einen kleinen Teil meines Egos erlöst.

Meine Begeisterung für das Bedingungslose Grundeinkommen, wird durch die Enttäuschung, der ich ins Auge gesehen habe, nicht gemindert. Im Gegenteil, ich bin jetzt durch Kritiker am Grundeinkommen nicht mehr zu erschüttern und kann mich so viel souveräner für das Thema einsetzen. Kritik triggert mich nicht mehr so. Ich habe nichts verloren. Ich habe einen größeren Überblick und emotionale Flexibilität gewonnen.

Mein Versuch Menschen für Bewusstseinserweiterung zu begeistern, ist nicht verloren gegangen. Im Gegenteil. Ich habe verstanden, dass ich noch viel geduldiger und achtsamer werden muss, um schwierige Innere Prozesse nicht all zu Stark zu vereinfachen. Ich musste auch abtrauern, dass es gar nicht so viele Menschen gibt, die mit voller Hingabe nach Selbsterkenntnis suchen. Das hat mich aber insgesamt nur bewusster und klarer gemacht und mich ermuntert noch differenzierter hinzuschauen, wo eine Mensch gerade steht.


Eine zweite Runde

Jetzt stört mich an Trump ja nicht nur sein Hang zum Populismus. In dieser Person verdichten sich eine ganze Menge an Eigenschaften, die ich persönlich (also aus meinem Ego heraus) ablehne. So könnte ich mich nun weiter fragen, welche Eigenschaften lehne ich außerdem an Trump ab und dann gehe ich wieder durch den Prozess, um mir selbst zu begegnen.


Erste Aufgabe:

Ich weiß, dass das Beispiel Donald Trump sehr polarisierend war. Vielleicht hat euch dieses Beispiel sogar vor den Kopf gestoßen. Es gibt Leute, die hassen ihn und vielleicht auch Leute die idealisieren ihn und mögen ihn gar nicht dekonstuieren.

Ich habe mit purer Absicht so eine polarisierende und viele Leute triggernde Person ausgewählt, damit ihr versteht, dass man diese Übung mit jedem Menschen machen kann. Ganz gleich wie blöd man die Person findet.

Es kann aber auch sein, dass es gerade mit so einer Person noch sehr schwieig ist sich für den emotionalen Prozess zu öffnen. Sagen wir mal so: Den Schatten einer Person zu betrachten, die das eigene Ego ablehnt, ist der Endgegner, das ist die Meisterschaft in Schattenarbeit. Dieses Beispiel diente zum Verständnis der Übung.

Im nächsten Post werde ich eine einfachere Herangehensweise erklären, in der sich vermutlich mehr Menschen wieder finden können, weil es etwas spielerischer und weniger hart ist. Ich persönlich wähle oft so eine harte Konfrontation mit meinem Ego, weil die Überraschung dass ich diese Eigenschaften in mir trage, und zu meinem eigenen Erstaunen (etwas) Frieden mit meiner Umwelt finden kann, mich immer wieder sehr erstauen lässt.

Die Unerschrockenen von euch, können mal versuchen mit dieser Übung zu arbeiten. Sucht euch jemanden aus, der euch sehr triggert. Das kann ein Familienmitglied, ein Bekannter, eine Arbeitskollegin, ein Forentroll, ein Politiker oder eine Fernsehmoderatorin sein. Jemand den ihr wirklich blöd findet.


Vorausschau

Beim nächsten Mal wird es etwas spielerischer und weniger hart. Wem diese Übung zu krass war, er findet vielleicht beim nächsten Mal einen Zugang. Ich werde auch noch ein Beispiel für den Lichten Schatten bringen, weil wir auch unsere positiven Eigenschaften abspalten und projizieren und gar nicht sehen wie schön und grandios wir sind. Es lohnt sich deshalb auch hier hin zu schauen.
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RE: Schattenbegegnungen
#2
16.11.2022, 22:54
[+] 1 User sagt Danke! Laura für diesen Beitrag
Zitat:Ich weiß, dass das Beispiel Donald Trump sehr polarisierend war. Vielleicht hat euch diese beispiel sigar vor den Kopf gestoßen.

Ich musste spontan schmunzeln und dachte nur erstmal: Wieso grade diese Auswahl? Da hat sich Steffi ja was vorgenommen...
Ich empfands schon als besondere Herausforderung.
Klarträumer sind Stehaufmännchen
Wahrer Reichtum liegt in der lebendigen Praxis der Anerkennung des freien Willens
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RE: Schattenbegegnungen
#3
17.11.2022, 02:44 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2022, 03:28 von ichbinmehr.)
Zitat:Ich musste spontan schmunzeln und dachte nur erstmal: Wieso grade diese Auswahl? Da hat sich Steffi ja was vorgenommen... Ich empfands schon als besondere Herausforderung.

Ich neige dazu, mir solche Herausforderungen auszuwählen, weil ich glaube, dass ich meinen Wunsch  Menschenkenntnis zu erlangen, erst dann gemeistert habe, wenn ich Mitgefühl für eine Person haben kann, die mein Ego ablehnt. Ich suche mir oft solche Herausforderungen aus. Ich glaube sogar, dass ich deshalb diese disfunktionalen Eltern hatte. In dem Ausmaße brauche ich mir das hoffendlich nicht noch einmal antun!

Ich habe mir im Kindergarten auch meist die verhaltensauffälligen Kinder für meine Interventionen rausgesucht. Erstens weil es sonst fast niemand tut. Diese Kinder hatten sonst keine Chance. Ich habe gesehen, wie viele meiner Kollegen mit denen umgegangen sind. Sie haben das Kind als Störenfried abgestempelt, aber sie haben sich nie bemüht zu verstehen, warum diese Kinder so sind und was sie eigentlich brauchen. Meistens ist das ja Zuwendung, Aufmerksamkeit, Liebe und einen stabilen Erwachsenen der ihnen authentisch, warmherzig und interessiert begegnet.

Es muss jemanden geben, der auch die bösen Kinder lieb hat. Sie brauchen jemanden, der in der Lage ist, über ihr schlechtes Verhalten hinweg zu sehen und das Gute, das hinter all dem Schlechten verborgen ist, zu erkennen. Das heißt nicht, dass ich jedes Verhalten billige. Ich habe Kinder auch sehr konsequent bestraft, aber ich habe ihnen auch immer wieder eine Chance gegeben, sich in die Gruppe zu integrieren und auf eine positive Weise Aufmerksamkeit zu erhalten. Jeder Mensch braucht Aufmerksamkeit und Kontakt. Manche Menschen wissen gar nicht, wie sie auf eine nette Weise in einen Kontakt treten können.

Es gibt eine Methode in der Pädagogik, die nennt sich differenziertes Verstärken. Verstärken bedeutet Bestätigung geben. Differenziertes Verstärken bedeutet, die Negativität eines Menschen zu ignorieren, es sei denn, es überschreitet eine Grenze, die es aus ethischen, gruppendynamischen oder persönlichen Gründen notwendig macht, einzuschreiten.

Ein Kind, dass mich provozierend anschaut und mit einer Hand eine Gabel vom Tisch schiebt, die dann auf den Boden fällt, kann ich ignorieren. Dann ist halt die Gabel des Kindes dreckig. Ich weiß, dass das Kind das tut, um mich zu provozieren. Das tun oft Kinder, die von ihren Eltern keine positive Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren haben.

Es gibt leider ganz arme, emotional vernachlässigte Kinder, die nur dann eine Beachtung von ihren Eltern bekommen haben, wenn sie Mist machen und sich ungebührlich verhalten haben. Das Kind hat dann gelernt, ich muss Mist machen, dann schimpft wenigstens ein Erwachsener mit mir. Es denkt, besser sie schimpfen mit mir, als dass ich gar keine Aufmerksamkeit bekomme.

Man hat ja mal (ich glaube das war im 18 Jhd. ) Kinder nur funktional mit Essen und Kleidung versorgt, ihnen aber keine Liebe, keine Aufmerksamkeit und keinen Blickkontakt, zukommen lassen. Diese Kinder sind alle gestorben. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, weil die existentiell wichtig ist. Ein Kind das keine Aufmerksamkeit bekommt, würde sterben.

Stell dir mal vor, ein Kind würde lieber Schläge bekommen, als gar keine Aufmerksamkeit. Stell dir vor wie einen Menschen so eine Erfahrung beeinflusst. Manchmal verteidigen Menschen sogar ihre Peiniger, weil sie sonst gar nichts haben, von ihren Eltern. Man kann ihnen nicht mal Liebe geben, weil sie diese nicht annehmen können. So war das bei meiner Mutter. Mich hat das sehr betroffen gemacht und das hat mich intuitiv dazu bewegt, Wege zu suchen, solchen Menschen helfen zu wollen. Wenn ich ihr schon nicht helfen konnte, dann wenigstens anderen Menschen, die das noch zulassen können.

In der KiTa hatte ich Eltern, die haben sich tatsächlich nur um das Kind gekümmert, wenn es schon negativ aufgefallen ist. Ansonsten haben sie dem vierjährigen das Supermario Ding in die hand gedrückt, Was anderes kannte das Kind nicht. Hey immerhin ist es nicht gestorben. Es hat ja zum Glück Mario. Das ist sehr traurig für ein Kind. Es denkt ,wenn ich lieb war, haben sie nicht auf mich geachtet. So kommen dann so Aktion mit der Gabel zu Stande. Es ist ein Hilfeschrei nach emotionaler Nähe und Aufmerksamkeit und gleichzeitig der Ausdruck: Ich weiß gar nicht, wie ich auf positive Weise in Kontakt treten soll. Das Kind kennt das ja nicht.

Auf Grund meiner Ausbildung die mir ermöglicht hat, einen gewissen Abstand zu solchen Situationen zu haben und auf Grund meiner eigenen Betroffenheit in meiner Familie,  empfinde ich solche Menschen nicht grundsätzlich als Störenfriede, viel mehr sehe ich ihre unausgesprochenen Bedürfnisse und möchte ihnen gerne helfen. Es kommt aber auch hinzu, dass ich sehr neugierig bin, wie Menschen so funktionieren, als würde ich sie studieren.

Natürlich ärgert es mich es ein bisschen, dass der Junge aus dem Beispiel seine Gabel extra auf den Boden wirft. Das ist kein gutes Benehmen am Tisch und ich möchte auch nicht, dass diese Idee um sich greift und bald andere Kinder das nach machen. Das ist als die Person, die für eine Gruppe und deren Dynamik verantwortlich ist immer auch ein Abwägen, in wie fern ich ein Verhalten zulassen und aushalten kann. Das hängt ja auch davon ab, wie sehr ich die Kontrolle über eine Situation behalten muss und wie sehr es die anderen Mitglieder der Gruppe negativ beeinflusst. Eine tolle starke Kindergruppe kann auch einzelnen Störer integrieren.

Wenn jetzt alle Kinder ihre Gabeln auf den Boden werfen, dann muss ich mit allen schimpfen oder sie der Konsequenz überlassen und sagen, ihr habt jetzt alle dreckige Gabeln. Wie ekelig. Ich setzte mich mit einer sauberen Gabel ordentlich an den Tisch und esse mein leckeres Essen. Oh - es gibt heute Spaghetti. Lecker. Die großen Kinder können sich eine frische Gabel holen und ordentlich mit mir essen. Die kleinen Babys können mit ihren Gabeln auf den Boden spielen. Selbst wenn es mal eskaliert, hat man ja immer noch Spielräume Situationen zu lenken. Es ist ja nicht gleich ALLES verloren und mit der Zeit  entwickelt sich dann mehr Gelassenheit. Und manchmal muss man Schimpfen und Strafen verteilen, aber das sollte nicht die einzige Option sein. Viel mehr geht es darum ein großes Repertoire an Interventionsmöglichkeiten zu haben. Manchmal muss man auch experimentieren und etwas wagen, ohne dass man weiß wie es ausgeht.

Und so arg läuft es doch oft gar nicht aus dem Ruder. So eine Gruppe reguliert und strukturiert sich auch selbst. Wir sind ja ein Schwarmbewusstein. So habe ich meist doch ein bisschen Spielraum, das Kind mit seinem negativen und provokativen Verhalten einfach zu ignorieren. Das ist allerdings nur die eine Hälfte der Intervention. Zu der anderen Hälfte komme ich noch.

Ich kann das Kind, welches seine Gabel auf den Boden fallen lässt und mich provozierend anschaut, ignorieren, als hätte ich es nicht gesehen. Ich habe es gesehen, aber ich tue so, als hätte ich es nicht gesehen, denn ich möchte das Muster dieses Kindes unterbrechen. Ich netziehe dem Kind die Aufmerksamkeit. Ich möchte nicht, dass das Kind schon wieder Aufmerksamkeit für sein schlechtes Verhalten bekommt, weil jemand mit ihm schimpft. Es möchte nämlich dass ich schimpfe. Manchmal war es schwer, meine Kollegen davon abzuhalten, es zu bestrafen. Es möchte sein Muster weiter führen. So ein Muster wird auch aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus weiter geführt. Das Kind wird irritiert und verunsichert sein, wenn man sich nicht entsprechend verhält. Und manchmal öffnet sich hier ein Fenster für Veränderung und Korrektur der schädlichen Muster. Verhaltensauffällige Kinder können sich in einen liebevollen Umgebung zum Positiven verändern.

Ich möchte das Kind umprogrammieren, damit es sich positiv und konstruktiv verhält, um auf eine für alle anwesenden konstruktive Weise Aufmerksamkeit erhalten zu können. Wenn das gelänge, wäre das eine Bereicherung für alle, für das Kind selbst, für die Gruppe und die Erzieherin. Denn in jedem Kind steckt auch etwas Gutes und es ist das Schönste wenn es einem gelingt so ein Kind erblühen zu lassen. Ja es ist sogar viel nachhaltiger das Kind neu zu programmieren, als jeden Tag schimpfen zu müssen.

Man könnte ja so eine Kind theoretisch auch aus der Gruppe nehmen, aber ich sage dir, es wird ein neuer Störenfried kommen! Unser Schatten holt uns immer ein. Ich habe die Erfahrung gemacht, es ist auch für mich energieeffizienter, mich einmal intensiv um so ein antrengendes Kind zu bemühen, als immer wieder genervt zu sein. Denn es ist ja so, wenn du ein Kind mit so einem Muster umprogrammieren kannst, dann wird es beim nächsten Kind schon viel leichter, weil du weißt wie es geht. Man wird wohl nicht alle Kinder umprogrammieren können. Das ist leider so.

Ob man das schafft, weiß man nie vorher. Der Erzieher hat aber auch ein Muster, zb wie er auf das störende Kind schaut. Erwachsene projzieren ihre eigenen Schatten auch oft auf ein Kind und machen das Kind zum Symptomträger. Man kann mit jedem Menschen eine neue Überraschung erleben. Ich bin ja ein sehr neugieriger Mensch und lasse mich daher auch auf solche sozialen Experimente ein.

Es kann auch vergebliche Mühe sein. Bei Kindern hatte ich eine hohe Erfolgsquote. Mir fallen tatsächlich nur zwei Kinder ein, die ich nicht erreicht habe, mit dieser Methode. In den Fällen, hätte aber die ganze Familie eine Therapie gebraucht. Mit diesem Kind hätte man in einen 1:1 Beziehung sehr eng arbeiten müssen, vermutlich über Jahre. Es gibt auch Menschen, denen kann man einfach nicht helfen. Es gibt Menschen für die funktioniert auch keine Therapie. Das kann sehr traurig sein. Man muss auch seine Grenzen kennen. Das hängt auch von der persönlichen Kraft ab.

Differenziertes Verstärken besteht aus zwei Interventionen. Aufmerksamkeit bei negativem Verhalten entziehen und Aufmerksamkeit für positives Verhalten geben. Es ist quasi eine Gegenkonditionierung zu dem was das Kind in seiner Prägung erfahren hat. Aber es sollte nicht so technisch verlaufen, denn ich denke es ist viel schöner wenn es einem gelingt eine authentische Freundschaft aufzubauen.

Manchmal ist es wirklich schwer in einem sehr destruktiven Menschen das Positive noch sehen zu können. Man hat den Menschen oft ja schon innerlich abgestempelt, weil dieser sich ja permanent negativ zeigt. Und nun soll man in diesem Menschen etwas Positives sehen. Das ist gar nicht so leicht.

Manchmal habe ich Kinder lange beobachten müssen um etwas Positives zu entdecken. Ich habe dann nach einer Fähigkeit gesucht, wo das Kind ein Talent oder eine besondere Gabe hat, selbst wenn der Rest der Persönlichkeit eine Katastropge zu sein scheint. Diese positive Fähigkeit habe ich dann gefördert und hervorgehoben. So habe ich dem Kind ermöglicht, in einem positiven Licht zu erscheinen.

Anfangs ist das wichtig, dass man dem Kind hilft positiv gesehen zu werden. Das kennt das Kind unter Umständen gar nicht. Vielleicht kann es Nettigkeiten auch nicht erwiedern. Trauma macht Menschen kaputt.

Außerdem muss man mit dem Kind am besten in eine authentische Beziehung treten. Die meisten dieser Kinder, kennen es nicht, dass ich jemand für sie interessiert. Es kann sein, dass sie direkt darauf abfahren, dann hat man sie.

Es kann aber auch sein, und das ist bei älteren Kindern oft der Fall, dass sie gar kein Vertrauen mehr zu Menschen aufbringen können. Dann sagst du ihnen was nettes, aber sie können das gar nicht annehmen. Manchmal ist es dann wirklich hoffnungslos und vergeblich. Aber auch da, ist es für mich ein Unterschied, ob ich mit Mitgefühl, Betroffenheit und Bedauern auf diesen Menschen schauen kann, ohne ob ich ihn verachte für sein Verhalten. Es ist für mich selbst ein Unterschied, denn mein Groll stört meinen Inneren Frieden.

Als ich mit meiner Inneren Kind Arbeit angefangen habe, hat das sehr lange gedauert, bis mein Inneres Kind Vertrauen zu mir aufbauen konnte. Ich habe das Kind ja so lange allein gelassen. Man muss sich manchmal um so ein vernachlässigtes inneres oder äußeres Kind erst sehr bemühen.

Manchmal schafft man es sogar, ein Kind wo die ganze Gruppe schon upgefucked ist, weil das Kind nur haut und schlägt, in die Gruppe zu reintegrieren, so dass die Gruppe auch erkennen kann, das dieses Kind auch liebenswert oder begabt ist.

Bei Kindern ist das noch relativ einfach, weil das Ego eines Kindes noch beweglich ist. Man kann Kinder relativ schnell beeinflussen. Um so älter das Kind wird, um so länger diese destruktiven Erfahrungen der Gewalt oder Zurückweisungen auf das Kind eingewirkt haben, um so schwieriger wird es, da noch mal das Ruder herumzureißen. Man kann das aber manchmal schaffen, wenn man eine Beziehung zu dem Kind aufbaut. Die Beziehungsarbeit ist Grundlage zu jeder pädagogischen Intervention. Erziehung ist Beziehungsarbeit. Jede gute Therapie baut auf der Beziehung zwischen Therapeut und Klient auf. Manchmal ist nur eine Freundschaft nötig, damit ein Mensch einmal erfährt, dass er etwas Wert ist. Manchmal wenn man etwas Enernie übrig hat, kann man einem anderen Menschen so ein Geschenk machen, aber man muss gut abwägen, wie viel Energie für seinen Selbst kosten darf.

Ich muss gerade nochmal an den Jungen mit der Gabel denken, den den gab es wirklich. Manchmal habe ich den ganzen Tag nur darauf gewartet, dass er sich zufällig mal positiv verhält und etwas richtig macht. Das kann auch eine kleine Sache sein. Zum Beispiel hatte er sich mal ordentlich an den Tisch gesetzt. Genau in dem Moment gibt man dem Kind seine Aufmerksamkeit. Es kann sein, dass man es schafft, das Muster des Kindes durch differenziertes Verstärken zu verändern. Dann haben alle Glück. Dann ist der Dämon gebannt und die ganze Gemeinschaft steigt energetisch auf.

Ich kann dir sagen, meine Fähigkeit mit Schattenwesen umzugehen, hat sehr viel mit meinen Erfahrungen als Erzieherin im Kindergarten zu tun. Denn ich habe das fast 20 Jahre geübt. Immer wieder hatte ich solche Kinder in der Gruppe und war sehr bemührt, gerade denjenigen zu helfen, die alle anderen schon aufgegeben hatten. Ich war eine Art Auffangstation für verhaltensauffällige Kinder.

Der Umgang mit Dämonen ist nicht alleine auf einem kognitiven Schattenarbeitskonzet erwachsen, welches ich in einem Buch gefunden habe. Es ist ein Erfahrungswert. Diesen Erfahrungswert den habe ich allerdings nur mit Kindern und nicht mit Erwachsenen. Ob das mit Erwachsenen auch möglich ist, ist eine gute Frage. Ich habe es schon geschafft, aber das gelingt nicht immer. Ich würde da auch eher forschend und experimentell herangehen und mich nicht zu sehr damit beschweren, dass so eine Interaktion gelingen muss. Ich bevorzuge hier eine spielerische und neugierige Herangehensweise. Ganz egal ob ich die andere Person verändern kann, sie hat immer ein Geschenk dabei, nämlich mir selbst zu ermöglichen meinen eigenen Schatten, in ihr zu erkennen.

Ich suche mir schon mein ganzes Leben lang solche Aufgaben aus. Meine Eltern waren auch so vernachlässigte Kinder. Ich glaube das hat mich auch im Herzen dazu bewegt. Und ich selbst war auch so ein vernachlässigtes Kind, auf das die Umwelt ihre Symptome projiziert hatte. Ich wollte nie so sein wie meine Mutter, wie diese Menschen, die immer nur das Negative in mir gesehen haben. Ich wollte die Verantwortung für meinen Schatten übernehmen, wenn ich ihm begegne. Also gucke ich hin, wenn ich jemanden sehe, der mir erstmal gegen den Strich geht. Ich weiß nie, wohin so einen Begegnung mit einem Dämon führt. Ich lasse mich in die Begegnung fallen und hoffe dass das irgenwo hin führt. Zu seinem Wohle oder zu meinem Wohle oder zu unserem Wohle.

Als ich 15 Jahre alt war, sah ich eine Frau im TV, die hieß Jane Eillot. Jane Elliott (* 27. Mai 1933 in Riceville, Iowa) ist eine amerikanische Lehrerin, die als Antirassismus-Aktivistin bekannt ist.

Da habe ich das erste Mal gesehen, dass eine Pädagogin Menschen zum positiven hin beeinflusst hat. Und dann bin ich Erzieherin geworden, in Ermangelung dessen, dass ich nicht Psychologie studieren konnte, weil ich spürte dass ich das auch in mir habe, diesen Wunsch Menschen zu verstehen. Ich wollte in der Welt etwas verändern und Menschen in einer ganz besonderen Tiefe verstehen. Ich möchte Menschen bewegen, verändern, erreichen und lerne immer wieder, wie man das macht. Dabei begegnet ich mir selbst durch jede Person, die mir den Spiegel vorhält.

Und interessanter Weise, interessieren mich gerade diejenigen Menschen, die alle anderen schon aufgegeben haben. Bestimmt ist das so, weil ich meine Mutter aufgeben musste und weil ich meine bösen Schatten abgespalten habe. Und so hat sich immer eines zum Nächsten entwickelt. Es ist zwar ein Unterschied, ob ich pädagogisch an KiTa Kindern interveniere oder Schattenarbeit machen, aber die Fähigkeit mit Dämonen zu verhandeln, braucht man für beides. Ich profitiere an der Stelle, von meiner Arbeit als Pädagogin und das hilft mir auch, mit meinen Inneren Dämonen, Schatten oder kindlichen Anteilen einen Umgang zu finden. Es kann sein, dass ich mich manchmal zu sehr in dieser Aufgabe verliere. Ja das kann sein. Ich versuche darauf zu achten.

Und so ein Donald Trump, der ja auch irgendwie ein Troll ist (für mein Ego zumindest), der ist halt da. Der ist in der Welt. Wenn ich Frieden finden will, mit der ganzen Welt, dann muss ich mich auch bemühen eine Lösung für solche Leute zu finden. Ihn nur scheiße zu finden, das kann ja auch erstmal eine temporäre Lösung sein, weil es der Inneren Abgrenzung dient, aber damit ist das Problem ja nicht aus der Welt. Es geht ja nicht nur um Trump, sondern die Menschen in meinem Umfeld, die ich erreichen kann, weil ich mich in sie einfühlen kann.

Ich möchte Erleuchtung finden und deshalb muss ich es irgendwie schaffen Frieden mit der ganzen Welt zu finden. Ja ich glaube ich bin die Ganze welt und auch alle Störenfriede und Trumps der Welt. Gleichzeitig darf ich mit meinem Entwicklungstrauma auch immer wieder hinschauen, ob ich mein Ego auch ausreichend beschütze. Ich arbeite an beiden Seiten. Mal hier, mal da.

Ich will Trump auch keines Falls in Schutz nehmen. Seine demokratiefeindliche Haltung finde ich gefährlich, und ich hoffe dass der nicht nochmal gewählt wird. Vor allem, ich will es mir gar nicht vorstellen, dass an dem einem roten Knopf Trump und an dem anderen roten Knopf Putin sitzen. Ich habe echt Angst davor und ich wünsche mir, dass die beiden jemand stoppt, bevor etwas schlimmes passiert (bzw. etwas noch Schlimmeres). Die Weltlage ist ja schon schlimm derzeit. Und ich frage mich auch, wenn ich Bewusstsein bin, kann ich dann von Innen her Einfluß nehmen auf den Verlauf der Welt?

Ich denke neben der Aufgabe Menschen Grenzen zu setzten, Zivilcourage zu zeigen, für den Frieden einzutreten, unsere Demokratie zu bewahren, haben wir auch die Aufgabe, diese Schattenwesen zu verstehen und die damit verbundenen Anteile, zumindest in uns selbst zu transformieren. Vielleicht tauchen diese Schattenweisen in der Welt auf, damit wir sie erkennen können? Und ja mir kommt da auch manchmal das kalte Gruseln.

Bei der Schattenarbeit geht es ja um meine Inneren Anteile, die ich in mir erstmal annehme. Meine bösen Seiten, sind doch im Vergleich mit den gerade erwähnten Protagonisten, eher in ein homöopathischen Dosis in meiner Ego Persönlichkeit vertreten. Aber in meiner Ganzheit, bin ich das auch. Weißt du was ich von Trump gerne hätte. Er sagt ja immer america first. Ich könnte manchmal 10% mehr Steffi First gebrauchen, das würde mich vermutlich in einen besseren Ausgleich bringen. Und in so einem Moment, habe ich etwas von Trump gelernt, ihn mir zum Lehrer gemacht, obwohl mein Ego ihn für einen Vollidioten hält. Ich hoffe hier sind keine Trump Fans anwesend. Haha. Sonst tuts mir leid. lol
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RE: Schattenbegegnungen
#4
17.11.2022, 18:57 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2022, 02:30 von ichbinmehr.)
Aufgabe 2 – Fiktive Personen aus Unterhaltungsmedien

Suche dir eine fiktive Person aus eine Geschichte aus. Das kann ein archetypisches Märchen, ein Roman, eine Figur aus einer aktuellen TV Serie, einen Film oder einem Videospiel sein.

Frage frage dich:

a) Welche Eigenschaft zeichnet diese Person am meisten aus?
b) Wo finde ich diese Eigenschaft auch in mir?

c) Warum ist die gewählte Eigenschaft gut für die Person?
d) Warum ist die Eigenschaft gut für mich?

e) Was triggert andere Menschen an dieser Figur?
f) Was triggert andere Menschen an mir?


Eine gemeinsame Sprache finden

Ich hatte mal eine Freundschaft zu einer Person, die an solchen Thema sehr interessiert war. Diese Person hatte aber gar keine psychologischen Konzepte. Ich versuchte der Person vom Enneagramm zu erzählen, weil mir diese Konzept so viel an Selbsterkenntnis geschenkt hatte, aber das war irgendwie nicht die richtige Ebene für ihn. Uns fehlte eine gemeinsame Sprache.

Da erinnerte ich mich an meinen spirituellen Lehrer, der mich ganz am Anfang unserer Freundschaft fragte, ob ich Lust hätte mal eine Star Trek Folge mit ihm zu schauen. Es war die Folge „Tuvix“ (Star Trek Voyager, Staffel 2, Folge 24) und der Beginn unseres mehrjähigen Austausches über den Weg der Mitte.

Er hatte ein für mich zugängliches Medium gewählt um mir, den Inhalt seiner Lehre in einer Unterhaltungs Serie zugänglich zu machen, denn es geht in dieser Folge um die Vereinigung von Gegensätzen, was auch der Kern von Buddhas Lehre ist. Ich konnte durch die Serie sofort einen Zugang zum Thema finden, obwohl ich zu der Zeit gerade erst anfing mich mit Innenschau und Konzepten zur Persönlichkeitsanalyse zu beschäftigen.

Mein Freund liebte zufällig genau ich wie Star Trek und dann dachte ich, dass sich die Charaktere in der Serie auch wunderbar dazu eignen, sich gemeinsam mit Archetypen zu beschäftigen. Ich vergleiche die Persönlichkeiten immer mit meinem Enneagrammwissen:

Data und Wesley sind Fünfer, obwohl sie einen unterschiedlichen Subtypen haben. Picard ist eine Acht die im Laufe der Serie warmherziger wird. Worf und Riker sind Einser, obwohl sie unterschiedliche Mems haben. Diana Troy die Empathin ist eine typische Zwei oder auch eine reife Vier. Usw.

Und so konnte ich dann mein archetypisches Wissen in der Sprache von Star Trek mit meinem Freund teilen. So konnte er es an nehmen und mit mir kommunizieren. Dabei habe ich gelernt, dass man manchmal flexible sein muss und ich meine zum Teil etwas verkopfte Liebe zu analytischen Konzepten, auch auf eine spielerische Weise anbieten kann.


Über sich selbst lachen können

Ich bringe natürlich automatisch mein archetypisches Wissen in so eine Serie mit hinein. Das Wissen über Konzepte ist ja Teil meiner Wahrnehmungs Brille geworden, mit der ich die Welt anschaue. So fiel mir schnell auf, das Sheldon Cooper aus der Serie The Big Bang Theorie eine 5 im Enneagramm ist, genau wie ich.

Die 5 ist der Denker. Je nach Ausprägung der 5 (das hängt stark vom Subtypen ab) kann diese auch leicht autistische und egomane Züge annehmen, wie das bei Sheldon ja mit sehr viel Humor dargestellt wird. Ich habe unglaublich viel über mich selbst gelacht, als ich während dem schauen von Big Bang Theorie immer mehr entdeckte, dass ich viele Verhaltensweisen, die zu Sheldons Asperger Autismus und seiner speziellen Art gehören, auch in mir habe. Vielleicht nicht in dem Ausmaß, wie die Verhaltensweisen und Ticks bei Sheldon in überspitzer Form dargestellt werden. Ich erkannte mich aber definitiv in seinem Spiegel. Ich konnte das nur lachend ertragen.  normal

Am meisten musste ich über mich selbst lachen, weil ich auch genau wie Sheldon so einen ultimativen Sitzplatz auf meiner Couch habe. Und genau so reagiere wie er, wenn sich da jemand drauf setzt. Haha.  lol

Damit möchte ich sagen, sich selbst im Spiegel anderer Menschen zu erkennen, kann auch sehr lustig sein, so lange man über sich selbst lachen kann. Man kann seinen Schatten auch mit viel Humor annehmen und liebevoll über sein Ego lachen. Es sollte aber ein liebevolles und verständnisvolles Lachen sein. So eine lustige Serie samt ihrer skurrilen Figuren eignet sich dafür hervorragend. So verbindet man Spielen und Lernen miteinander. Spielend lernt man am Besten.


Ein analytisches Konzept besitzen

Ich weiß aber nicht, ob das Anschauen von Serien so fruchtbar im Sinne des Lernens bei mir gewesen wäre, wenn ich nicht auch gleichzeitig ein analytisches Konzept im Hinterkopf gehabt hätte. Ich glaube ja es braucht beides: Theorie und Praxis.

Ich würde deshalb jedem der sich auf lange Sicht ernsthaft mit Schattenarbeit beschäftigen möchte, dazu raten, mindestens ein Konzept zur Persönlichkeitsanalyse zu erlernen.

Warum ich persönlich so für das Enneagramm schwärme, dass liegt daran, dass das Enneagramm explizit da für da ist, das eigene Ego zu durchschauen. Es begann damit, dass ich mich und andere Menschen analysierte und endete damit, dass ich durch das Enneagramm erkannt habe, dass Ich und die mich umgebende Welt eins sind.

Ich nutze viele Konzepte, weil ich diese auch gerne miteinander kombiniere. Der Philosoph Ken Wilber, der ja auch ein 5 ist, hatte in seinem AQAL Konzept dazu geraten, das Ennagramm und Spiral Dynamics zu kombinieren, weil das eine multidimensionale allumfassende Sicht auf den Menschen ergibt. Dazu sei gesagt, ich kenne Menschen die sich seit 30 Jahren mit dem Enneagramm beschäftigen. Ein gelesenes Buch macht noch keinen Meister. Es geht darum das Wissen zu verinnerlichen und täglich damit zu arbeiten.

Sich für so einen Ansatz zu begeistern, das ist vermutlich eine besondere Leidenschaft des eines Enneagramm 5 Typen, der in solchen abstrakten Theorien mit leuchtenden Augen und Herzen erblüht. Da bin ich halt wie Sheldon. Mein Lehrer hat zu mir immer gesagt, es reicht nicht nur zu meditieren, der Verstand muss auch satt werden.

Es hat mir sehr viel geholfen, zu wissen dass ich ein bisschen wie Sheldon oder Data von Star Trek bin, um zu verstehen, dass andere Menschen meine Leidenschaft nicht unbedingt teilen. Ich habe dadurch mehr Flexibilität gewonnen. Das zu erkennen hat ausgerechnet die sehr überzeichnete Figur Sheldon Coper mir beigebracht. Ich würde sogar sagen, von allen 5er Typen die ich kenne, habe ich den Schatten der 5 durch Sheldon am besten erkannt, eben weil er mit seinem Verhalten so offensichtlich aneckt.

Falls sich jemand für das Enneagramm interessiert, würde ich folgendes Buch für den Einstieg empfehlen: Das Enneagramm von Gabriele Budde. An diesem Buch gefällt mir besonders gut, dass es nicht darum geht das Ego loszuwerden, denn hier werden alle 9 Persönlichkeitstypen sehr positiv dargestellt. Das ist nicht in allen Enneagramm Büchern der Fall.

Ein weiterführendes gutes Buch wäre das von der Maria-Anne Gallen – Das Enneagramm und unser Beziehungen. Verwicklungen, Wechselwirkungen, Entwicklungen. Ebenso Das Enneagramm von Helen Palmer.


Entwicklung von Figuren

Eine Serie die ich zur Analyse von Archetypen sehr gut fand war The Game of Thrones. Da ist mir auch etwas ganz interessantes passiert. Anfangs hatte ich mich sehr mit Ned Stark identifiziert und empfand ihne als Held. Ich fand es schrecklich wie er getötet wurde. Als ich eine ganze Weile später, also nachdem ich mich selbst weiter entwickelt hatte, die Serie noch mal von vorne sah, empfand ich Ned Stark als Märtyrer und konnte fühlen, dass ich selbst nicht mehr so handeln würde. Ich hätte mich beschützt.


Synchronizität

Gerade als ich diesen Text schreibe, ist bei mir zu Hause etwas witziges und synchronistisches passiert. Mein Freund Frank der gerade einen Scheibenwelt Roman "Kleine freie Männer" von Terry Pratchet zu Ende gelesen hatte, meinte ich sollte mal das Buch lesen, weil es von Träumen und Bewusstsein handelt und er hätte durch das Buch  erkannt, dass ich eine Hexe bin oder so. Haha.  happy

So viel zum Erkennen von Archetypen in Geschichten. Ich fragte ihn, ob es nette Hexen sind. Er sagte ja. Puh! Glück gehabt.  normal

Da weiß ich ja was ich lesen muss, um mit Frank über Archetypen zu sprechen.  wink1
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