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Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?» Aja, halt ein paar Worte zum Sonntag.

Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#1
28.02.2021, 16:17
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Ein spontaner Text in Mathchild-Manier. Hat mir, nachdem ich ihn aufgeschrieben und bis zur Öffentlichkeitstauglichkeit geschliffen habe, so gut gefallen, dass ich mich gezwungen sah, ihn zu posten, da ich darüber hinaus auch vermute, die Antwort auf die Frage zu kennen. Viel Spaß!

Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?

Schon komisch. Man hört oft von Menschen, die tendenziell unzufrieden sind mit einer Gesamtsituation und es nicht merken bzw. es ausblenden. Bei mir fühlt sich das eher umgekehrt an.

Wie kann ich sicher sein, ob ich jetzt, in diesem Moment, tatsächlich so zufrieden bin, wie ich es meine zu sein oder sein zu müssen? Herrje, hoffentlich wird das jetzt nicht zu kompliziert...

Wenn ich abends im Bett liege und den Tag überdenke, also das kann auch sonstwie tagsüber sein, könnte ich mir Vorwürfe machen, dieses lieber getan oder jenes lieber gelassen zu haben. Ich könnte aber genauso gut sagen, es war okay, kann man morgen wieder so machen. Die gute alte Entscheidungsfreiheit, sozusagen.

Man könnte vielleicht behaupten, ein "gutes" Leben zu führen, wenn man im Einklang / Gleichklang mit den Gefühlen lebt. Nun, das ist sehr abstrakt und hilft den meisten Leuten vermutlich nicht weiter.

Apropopropos "gutes". In einer Zeit, in der so viele Leute schier süchtig nach Bewertungen sind, kann es schwer sein, etwas bewertungsfrei zu betrachten. Manche sagen sogar, es sei unmöglich.

Eines der wenigen konkreten physischen Indizien für Zufriedenheit ist das Lachen. (Hmm, da sollte es noch mehr geben, mir fällt momentan aber nix weiter ein.) Generelle körperliche Gesundheit ist ein breiter gefasstes Indiz, allerdings auch weniger konkret und nicht unbedingt kausal. Hach, es macht Spaß, solche Begriffe zu verwenden.

Macht Erfahrung und Wissen glücklich / zufrieden, sollte man "glücklich" und "zufrieden" überhaupt so streng getrennt betrachten? Manche der größten Genies und sonstwie gebildeten Menschen litten und leiden unter diversen Zwangsstörungen, und viele der glücklichsten Menschen auf der Welt führen ein "einfaches" Leben, haben nicht viel Besitz. Hier Korrelationen zu suchen, erscheint mir im Allgemeinen wenig sinnvoll.

Aber auch das ist okay, ich arbeite hier nicht primär lösungsorientiert.

So könnte ich den ganzen Tag lang vor dem Ofen sitzen und philosophieren. Dabei kann ich mich zufrieden fühlen und bisweilen mich sogar zum Lachen bringen. Im besten Fall kommen einige verschriftlichte Gedanken dabei heraus. Ich könnte mich aber fragen, ob ich in dieser Zeit nicht tausend andere, sinnvollere Dinge hätte machen können. Das Leben im Konjunktiv ist fürwahr ein Klischee.

Daher diese Zeilen, zwecks Interaktion mit Paralleluniversen. Denn jederfraus und -manns und -*s Gehirn ist wie ein Universum, mit unendlichen Gedankenwelten und so Zeug.


Nun, jetzt wo ich etwas über eine Stunde lang mit dem Philosophieren incl. des Verschriftlichens beschäftigt war, werde ich doch langsam unzufrieden damit noch weiterzumachen und habe Lust, mich etwas anderem zuzuwenden. Inspiration plus korrelierende Aktion = Zufriedenheit lol
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#2
12.03.2021, 07:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.03.2021, 07:04 von Bultungin.)
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(28.02.2021, 16:17)mathchild schrieb: Man könnte vielleicht behaupten, ein "gutes" Leben zu führen, wenn man im Einklang / Gleichklang mit den Gefühlen lebt. Nun, das ist sehr abstrakt und hilft den meisten Leuten vermutlich nicht weiter.

Meiner Erfahrung nach liegt das Zufriedensein darin, zu erkennen und zu leben, was einem selbst entspricht. Führe ich ein Leben in Unstimmigkeit, tue ich Dinge, hinter denen ich nicht stehe usw., empfinde ich sogar Sinnlosigkeit in meinem Tun, dann werde ich unzufrieden. Ich finde es aber definitionsmäßig grundsätzlich schwierig, da Zufriedensein sowieso kein Dauerzustand sein kann - Gefühle sind dynamisch. Für mich zählt eher die Rückschau: Habe ich den Eindruck, wirklich "gelebt" zu haben? Oder habe ich anderen nach dem Mund geredet und meine eigenen Bedürfnisse, Visionen und Überzeugungen stets zurückgestellt?
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#3
14.03.2021, 16:31 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.03.2021, 16:42 von ichbinmehr.)
Danke für deinen Text.

Wie bastelt man sich ein permanentes auf und ab aus Zufriedenheit und Unzufriedenheit?

Zufriedenheit für Leistung ist dabei ein Aspekt, aber diese Form hält bei mir nicht lange an. Meist freue ich mich mehr darüber, dass ich eine Blockade bewältigt habe, etwas erschaffen habe, welches von anderen gewürdigt wird. Manchmal gerate ich durch die positiven Leistungen in ein Hamsterrad, aus Leistung und Abhängigkeit, dass ich nicht stoppen kann, weil ich den Irrtum nicht sehe. Bis ich unter der Last des leisten müssens, wieder zusammenbreche und erneut vor meinen Blockaden stehe, die mich begrenzen.

Wenn ich dann keinen Sinn darin sehe und stattdessen gegen das Versagen kämpfe, ob gegen mich oder gegen andere die mir meinen Wert nehmen zu scheinen, dann bin ich wieder unzufrieden. Das heißt also Zufriedenheit, die über Leistung entsteht ist nur temporär vorhanden, ist aber unbeständig (weil abhängig) und macht nicht wirklich satt. Man kann dann nie loslassen, weil man immer genötigt wird, den Status Quo aufrecht zu erhalten.

Dann gibt es aber noch eine andere Zufriedenheit. Manche nennen sie bedingungslos. Sie kann einen plötzlich ereilen, zb durch Meditation auftreten. Der Verstand hat manchmal keine Erklärung dafür, weil die Bedingungen für Bedingungslosigkeit in unserer Welt so fern sind. Aber ich glaube, dass ist nur dann so, wenn der Verstand diese Form der Zufriedenheit noch nicht ganz in sein Ich integriert hat. Dann ist es eine Gnade, diese bedingungslose Zufriedenheit einfach so erfahren zu dürfen.

Nach der Integration, können wir diese bedingungslose Zufriedenheit jedoch auch mit Worten erklären. Die bedingungslose Zufriedenheit hat nichts mit der Situation an sich zu tun. Normalerweise bewerten wir Situation in günstig und ungünstig. Wir mögen sie und mögen sie nicht. Diese Unterscheidung trifft unser Ego, woraus es sich selbst erschafft.

Wenn wir etwas Negatives erleben … nehmen wir mal Krankheit. Das will nun wirklich kein Ego gerne haben. Und selbst so eine Situation kann Zufriedenheit erzeugen?

Ja wenn wir der Erfahrung einen Sinn und somit eine Würdigung geben. Ich kann die Krankheit zum Beispiel zum Lehrer machen. In dem Moment lassen wir unsere Beurteilungen los und sind frei selbst den Sinn für unsere Erfahrung festzulegen. Ich kann sagen, du scheiss Grippe und im Widerstand sein. Oder ich kann sagen, naja es fühlt sich gar nicht gut an, aber ich bin mal gespannt was ich hier wertvolles über mich selbst lernen kann. Zeig mir doch, was ich hier lernen kann. Und glaubt mir, ich weiß wie schwer das ist, so eine Situation umzudrehen. Ich arbeite seit Jahren an genau diesem Projekt.

Manchmal empfängt man den Sinn auch. Manchmal findet man ihn. Manchmal muss man ihn selbst vergeben. Manchmal muss er einem auch erst einfallen. Ja man muss sich wahrlich manchmal einen Sinn ausdenken, der ganz aus dem eigene Selbst entspringt und frei ist von vorgegebenen Vorstellungen. Manchmal hat man gar keine Idee, welchen positiven Sinn man vergeben könnte. Dann kann man sich einen ausdenken.

Es ist ein Weg. Es ist einfach einem Bus der dir vor der Nase wegfährt, einen Sinn zu geben. Wovor hat mich die Situation womöglich bewahrt? Wollte ich da überhaupt hin? Oder einem Streit. Welchem Teil von mir selbst begegne ich hier gerade? Was wenn diesen Menschen ganz annehmen könnte? Wer wäre ich dann? Würde ich etwas verlieren oder würde ich gar etwas gewinnen, indem ich verliere?

Und was wenn du dein ganzes Leben erleuchten könntest, weil du deinem Leben, egal wie es gerade läuft, immer den höchsten Sinn vergeben könntest?

Zugegeben, das ist keinesfalls immer leicht. Ich übe schon lange. Aber ich glaube für mich geht es nur so. Es gibt einen bekannten Psychologen namens Viktor Frankl, der seiner Erfahrung des Konzentrationslagers einen Sinn gegeben hatte. Manche Menschen haben keine ander Wahl, als nach Innen zu gehen.

Geschieht das Sinnvergeben in so einer Situation nicht aus Not? Ja anfangs ist das so. Aber mit der Zeit wird die eigene Fähigkeit den Sinn in allem zu finden stärker, so dass die Situation an sich immer mehr ihren vordefinierten Wert verliert. Oft kommen wir erst an diesem Punkt, wenn uns alle Wege im Außen abgeschnitten werden. Aber egal wie ohnmächtig dich auch eine Situation machen kann, du hast immer die Macht, ihr einen Sinn zu geben. Natürlich musst du dann mit all deinen alten Vorstellungen die den Wert einer Situation definieren, brechen.

Wenn wir unserer Erfahrung einen Sinn geben können, und sei es für einen Tag, den wir auf der Couch vor dem Fernseher verbracht haben, dann haben wir auch die Macht diese Erfahrung zu würdigen. Das ist ja oft das nächste Problem. Solange wir im Leistungskaroussel gefangen sind, suchen wir immer nach Anerkennung, um uns würdigen zu können. Wir sind abhängig, womöglich von der Würdigung andere Menschen, aber zumindest vom Gelingen unseres Projektes. Unser ganzes Denken und Streben ist auf eine Weise ausgerichtet, die nur nach Außen schaut, anstatt nach Innen, zu uns selbst. Was aber wenn wir die Macht hätten und selbst zu würdigen, gleichgültig, welche Situation in unserem Leben wir erfahren? Was wenn alles was wir erleben, es wert wäre, uns selbst eine Würdigung auszusprechen, bedingungslos?

Immer dann wenn mir das gelingt, weitet sich meine Zufriedenheit auf mein Leben aus und ich sehe den Wert dessen was ich bin und was ich tue. Und natürlich sehe ich auch den Wert der anderen Menschen, dessen Leben und Sein ich einen Sinn geben kann. Zum Beispiel meinen Eltern, die mich traumatisiert haben. Diese Form der Zufriedenheit ist beständig, denn sobald ich den Sinn einmal erkannt habe, kann er mir nicht mehr verloren gehen. Höchstens nochmal transformiert zu einem noch umfassenderen Sinn.

Und manchmal falle ich da wieder raus, weil ich wie ein Esel einer Karotte hinter her renne und den Sinn nicht sehe. Dann leide ich. Und dann leiden auch andere unter mir. Und dann erinnere ich mich und gebe meinem Erleben oder einem Menschen wieder einen Sinn und alles ist wieder gut.

Ich hab immer gedacht Gott hat Jesus auferstehen lassen. Jedes Ostern hab ich gehofft, dass das Leid in meinem Leben ein Ende nimmt. Mag sein, dass das früher so war. Mag sein das das für manche Mems (Bewusstseinsstufen) immer noch so ist. Da haben wir ja auch in einem anderen Zeitalter, in einem anderen Bewusstsein gelebt. Da war Gott noch etwas im Außen. Heutzutage wo wir selbst denken und Gott mein im Innen suchen, muss man das Auferstehen wohl auch selbst machen.

Wie wäre es mit dem Begriff Selbstermächtigung? Man muss ich selbst erheben, sich selbst würdigen unabhängig davon was man für ein Leben führt. In der Psychologie habe ich ein schönes Wort gefunden: Utilisieren (nutzbar machen). Man muss selbst den größten Mist den man erlebt irgenwie nutzbar machen, bis man es schafft, sich selbst zu würdigen. Die Buddhisten sagen: Der Lotus wächst im Schlamm.

Damit erhebt man alle andere Menschen, die im Schlamm sitzen, gleich mit. Wenn du dich selbst würdigst, kann dich nichts und niemand dich erniedrigen, nicht und niemand kann dich entwürdigen, nichts kann dir deinen Selbstwert nehmen. Nur du selbst, wenn du wiedermal vergisst, wer du bist.

[Bild: rabbit-1903016_960_720.jpg]
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#4
14.03.2021, 21:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.03.2021, 22:00 von mathchild. Bearbeitungsgrund: Leerzeichen vergessen )
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Öha! Alldieweil tut sich was big
Vielen Dank für die Antworten.

@ _ Aura
Gute Beobachtung, selbst den Sinn im Tun erkennen zu können ist spezifischer als beispielsweise "seinem Herzen zu folgen" - was wäre, wenn das Herz einen anlügt? Woran würde man das erkennen? Sinnlosigkeit - warten auf die Sinnflut, witzig, ist mir gerade so eingefallen.

Persönliche Freiheiten in einem gewissen Rahmen nutzen zu können, ja, das ist ein relevanter Punkt. Wie eng oder wie weit dieser Rahmen gesteckt ist, hmm, darüber müsste ich noch ein paar Jahre nachdenken schätze ich, und ein paar Sudokus, nein, ich meine Dokus über Nordkorea anschauen.

Zufrieden sein als Dauerzustand ist sicherlich eine Utopie. Manchmal ertappe ich mich durchaus dabei, diese Utopie jagen zu wollen. Aber darin liegt auch ein gewisses Ziel, dem man sich kontinuierlich nähern kann. Es ist im Kern die Strategie, die ich verfolge. Ob Atomkern oder Kirschkern, darüber grübele ich noch.

Die Sache mit der Rückschau geht mir auch oft durch den Kopf: was hätte ich früher besser machen können? Aber erstens wird mir klar, unter den ehemaligen Bedingungen und persönlicher Entwicklung hatte ich weniger Auswahl als es in meiner heuten Macht läge, und zweitens spielt es auch keine Rolle mehr, wichtig ist, was ich heute verändern kann. Ist eine Binsenweisheit, aber manche Leute vergessen das immer wieder. Aber wann genau hat man das Gefühl, zu "Leben"? Guter Punkt, dazu überlege ich mir noch was. Ob ich es veröffentliche, weiß ich noch nicht. Ich habe vor Google viele Geheimnisse. wink1


@ ichbinmehr
Etwas erschaffen, das von anderen gewürdigt wird: das muss man auch erstmal hinbekommen. Mit diesem Thread dachte ich schon, ich hätte wieder mal etwas geschaffen, was niemanden so richtig interessiert - inzwischen hat sich das ja aber geändert big
Habe allerdings schon ein wenig Erfahrung in Dingen, die kaum jemanden interessieren. Ich würde ja Beispiele nennen, aber... wie gesagt.

(14.03.2021, 16:31)ichbinmehr schrieb:
Aber ich glaube, dass ist nur dann so, wenn der Verstand diese Form der Zufriedenheit noch nicht ganz in sein Ich integriert hat. Dann ist es eine Gnade, diese bedingungslose Zufriedenheit einfach so erfahren zu dürfen.

Interessant, das hatte ich so noch nicht auf dem Schirm. Ich fühle, als ob ich nur dann richtig zufrieden sein kann, wenn mein Verstand das "zulässt", quasi die Genehmigung dazu gibt. Ohne diese Zustimmung meines Verstandes finde ich, es wäre nur eine halbgare Zufriedenheit, vielleicht zu naiv oder so. Vakzinierend, äh ich meine faszinierend. Vor lauter Impfdebatten...

Das Positive in einer an sich negativen Situation zu sehen kann bisweilen sehr schwer sein, insofern arbeiten wir am gleichen Projekt. Was man durch bestimmte Veränderungen verliert und was man gewinnt kann auch eine schwierige Abwägungsgeschichte sein. Das mit der eigenen Würdigung ist natürlich wiederum Teil eines größeren Problems: wenn man sich immer nur auf seinen Lorbeeren ausruht und meint, man ist sich selbst genug, kann der Schuss buchstäblich nach hinten losgehen: wenn man in einer Rückschau irgendwann plötzlich meint, zu wenig getan zu haben, kann das im schlimmsten Fall den Rest des Lebens vermiesen. Deswegen muss ich immer wieder evaluieren, was ich noch erreichen will, heute und in ein paar Jahrzehnten, gleichfalls wie ich mich daran erinnern muss, was ich schon alles erreicht habe, der Ausgewogenheit halber. An genau dieser Ausgewogenheit bastele ich nämlich hin und wieder noch rum.
Ich werde mir eine Waage kaufen.

(14.03.2021, 16:31)ichbinmehr schrieb:
Heutzutage wo wir selbst denken und Gott mein im Innen suchen, muss man das Auferstehen wohl auch selbst machen.
Der Satz gefällt mir.


Weil heute Pi-Tag ist, möchte ich auch einen Satz zurückgeben, zwar keiner von mir selbst, aber vielleicht gefällt er euch auch, ein wahrlich magisches "Pi-Mnemonic":
"Sir, I bear a rhyme excelling in mystic force and magic spelling
Celestial spirits elucidate all my own striving can't relate"
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#5
19.03.2021, 05:35 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.03.2021, 05:40 von ichbinmehr.)
Zitat:Interessant, das hatte ich so noch nicht auf dem Schirm. Ich fühle, als ob ich nur dann richtig zufrieden sein kann, wenn mein Verstand das "zulässt", quasi die Genehmigung dazu gibt. Ohne diese Zustimmung meines Verstandes finde ich, es wäre nur eine halbgare Zufriedenheit, vielleicht zu naiv oder so.


Interessant. Warum braucht der Verstand das? Mir geht oft auch so. Hast du ne Idee?

Ich kann manchmal auch schöne Gefühle nicht fühlen, wenn ich alleine damit bin. Das finde ich genauso seltsam. 


Zitat:Das mit der eigenen Würdigung ist natürlich wiederum Teil eines größeren Problems: wenn man sich immer nur auf seinen Lorbeeren ausruht und meint, man ist sich selbst genug, kann der Schuss buchstäblich nach hinten losgehen:


Das stimmt. Aber bei mir ist der Mangel im Selbstwertgefühl so groß, dass mich eher in die Würdigung zum Ausgleich bringt. Andere Menschen dürfen sich gerne mehr in Frage stellen. Stimmt, das hatte ich wieder gar nicht auf den Schirm. Ich habe gerade wieder eine Phase wo ich alles versuche zu würdigen, weil es so heilsam für mich ist, aber ich hatte ganz vergessen, dass das gar nicht für jeden gut ist. Zum Beispiel für Narzissten. Allersing fehlt denen ja auch Selbstwert. Nur deshalb sind sie so. Was wenn Liebe jedem helfen könnte? Vielleicht ist der liegt der Denkfehler wieder im scharf getrennten Entweder oder? Was wenn es immer beides braucht, den Mut zur Einsicht und eine liebevolle Selbstwürdigung? 

Zitat:
wenn man in einer Rückschau irgendwann plötzlich meint, zu wenig getan zu haben, kann das im schlimmsten Fall den Rest des Lebens vermiesen


Ja aber auch umgekehrt, wenn man sich sein ganzes Leben sich lang schwerst verleugnet hat und man sich nichts sehnlicher wünscht, das das bei sich selbst wieder gut zu machen. Mir geht es so.


Zitat:An genau dieser Ausgewogenheit bastele ich nämlich hin und wieder noch rum.
Ich werde mir eine Waage kaufen.


Ja ich auch.  wink1

Zu Pi fällt mir ein toller Song ein, der ist neben dem Zahlenspiel auch spirituell. Oh und wieder hab ich was neues im Song erkannt.  

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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#6
26.03.2021, 22:27
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(19.03.2021, 05:35)ichbinmehr schrieb:
Zitat:Interessant, das hatte ich so noch nicht auf dem Schirm. Ich fühle, als ob ich nur dann richtig zufrieden sein kann, wenn mein Verstand das "zulässt", quasi die Genehmigung dazu gibt. Ohne diese Zustimmung meines Verstandes finde ich, es wäre nur eine halbgare Zufriedenheit, vielleicht zu naiv oder so.


Interessant. Warum braucht der Verstand das? Mir geht oft auch so. Hast du ne Idee?

Ich kann manchmal auch schöne Gefühle nicht fühlen, wenn ich alleine damit bin. Das finde ich genauso seltsam.

Es ist nicht zwingend so, dass der Verstand das bräuchte. Er fungiert als eine Art Rückversicherung, würde ich sagen. Als möglicher Vergleich könnte dienen: man kann ja auch nicht irgendwelche Drogen nehmen, nur um sich gut zu fühlen, ohne die gesundheitlichen Folgen zu spüren. (Es sei denn, man killt sich gleich mit einer Überdosis...)

Ich persönlich habe den Eindruck, dass ich jahrelang geübt habe, schöne Gefühle auch alleine genießen zu können. Das ist auch einer der Gründe, warum ich über meine Zufriedenheit grübele. Nicht, dass ich ständig und mit allem zufrieden wäre - und Herausforderungen bietet das Leben auch genug -, aber wenn ich mich umschaue, habe ich den Eindruck, dass die meisten Leute um mich herum weit weniger zufrieden sind als ich - was ich ihnen ob der aktuellen Situation auch nicht verübeln kann. Die aktuelle Generation hat eine Krise dieses Ausmaßes noch nicht erlebt (während fast jede Generation davor mindestens eine große Krise erlebt hat, Krieg, Hungersnöte, Seuchen... besonders das Europa des 14. Jh. muss in der Beziehung heftig gewesen sein).

Kennst Du das Lied "Alles kommt zu dem, der warten kann" von der Münchener Freiheit? Hört man heutzutage praktisch nicht mehr im Radio, hab's vor zig Jahren auf einer meiner Kassetten wiedergefunden. In diesem Lied steckt viel von meiner Lebensphilosophie drin. Natürlich gibt's da auch Spielraum für Interpretationen, aber vieles von dem, was ich mir als Kind gewünscht habe, ist im Lauf der Zeit und bei passender Gelegenheit wahr geworden. Bei manchen Sachen war es wiederum so, dass ich meine Ansprüche zurückgeschraubt oder mir andere Ziele gesetzt habe. Ein Stück Arbeit steckt also durchaus in meinem aktuellen Gemütszustand.

Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass ich mir viele Zeichentricks anschaue, oder mir manchmal die alten Aufnahmen anhöre, die ich als Kind gemacht habe. Aber es gibt kein Patentrezept, das für jedes Leben passt.


(19.03.2021, 05:35)ichbinmehr schrieb: Was wenn es immer beides braucht, den Mut zur Einsicht und eine liebevolle Selbstwürdigung?

Ich bin überzeugt davon, dass es langfristig beides braucht.



Kate Bush hatte glaube ich mal ein Lied über Pi gesungen, aber das oben verlinkte Pi-Lied kannte ich noch nicht. Interessant, hat irgendwie auch etwas Witziges an sich. Fast kommt es mir vor, als ob Pi da etwas überbewertet wird, es gibt schließlich noch eine Menge anderer wichtiger Naturkonstanten, wie die Eulersche Zahl oder die Gravitationskonstante...
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#7
27.03.2021, 06:43
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(26.03.2021, 22:27)mathchild schrieb: Fast kommt es mir vor, als ob Pi da etwas überbewertet wird, es gibt schließlich noch eine Menge anderer wichtiger Naturkonstanten, wie die Eulersche Zahl oder die Gravitationskonstante...

Es gibt immerhin auch ein Lied, in dem der (vergleichsweise harmlose wink1 ) Satz des Pythagoras zur Anwendung gelangt: "Wie weit ist es bis zum Horizont" von Knorkator.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#8
27.03.2021, 10:14
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(27.03.2021, 06:43)Rhetor schrieb: Es gibt immerhin auch ein Lied, in dem der (vergleichsweise harmlose wink1 ) Satz des Pythagoras zur Anwendung gelangt: "Wie weit ist es bis zum Horizont" von Knorkator.

Das hab ich, soweit ich mich erinnern kann, über dieses Forum kennengelernt, vor etwas über zehn Jahren... normal
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#9
30.03.2021, 00:26 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.03.2021, 00:26 von ichbinmehr.)
Zitat:es gibt schließlich noch eine Menge anderer wichtiger Naturkonstanten, wie die Eulersche Zahl oder die Gravitationskonstante...

 
Ich bin da leider nicht so bewandert. Ich bin froh dass ich Pi kenne. Gerade deshalb finde ich deine Beiträge interessant. Was ich an Mathe schwierig finde ist, dass ich keine Sinn darum fühlen kann. Klar man übt abstraktes denken, aber ich persönlich brauche die direkte Verbindungen zu meinen Gefühlen. Du scheint das alles irgendwie verbinden zu können.
 
Zitat:Es gibt immerhin auch ein Lied, in dem der (vergleichsweise harmlose  ) Satz des Pythagoras zur Anwendung gelangt: "Wie weit ist es bis zum Horizont" von Knorkator.

 
Haha. Das Lied war lustig.  normal

Vielleicht hätte man den Mathematikunterricht für mich singen müssen. Als ich das Video sah, hab ich Gedacht Mathematik ist im Prinzip auch nur ein Erklärungsmodell, eine Sprache, die sich scheinbar großer Beliebtheit erfüllt. Gibt es eigentlich so was wie eine mathematische Weltformel?
 
Die Münchner Freiheit hat vielleicht Recht, wenn es sich um eine heile Welt handeln würde. Aber .. ich bin unter Menschen aufgewachsen, die innerlich erstarrt waren, ich weiß deshalb nicht ob das für alle Menschen gilt, ob alles kommt, ohne dass man es sich holt. Dabei braucht man aber auch Geduld, hab ich fest gestellt.
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RE: Bin ich zufrieden oder tue ich nur so?
#10
03.04.2021, 15:03
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(30.03.2021, 00:26)ichbinmehr schrieb: Was ich an Mathe schwierig finde ist, dass ich keine Sinn darum fühlen kann. Klar man übt abstraktes denken, aber ich persönlich brauche die direkte Verbindungen zu meinen Gefühlen. Du scheint das alles irgendwie verbinden zu können.

[...]

Vielleicht hätte man den Mathematikunterricht für mich singen müssen. Als ich das Video sah, hab ich Gedacht Mathematik ist im Prinzip auch nur ein Erklärungsmodell, eine Sprache, die sich scheinbar großer Beliebtheit erfüllt. Gibt es eigentlich so was wie eine mathematische Weltformel?

Mathe wird oftmals auch nicht so gelehrt, wie es wünschenswert wäre. Viele sehen darin hauptsächlich die abstrakten Zahlenspielereien, die man in nicht enden wollenden Unterrichtsstunden durchexerzieren musste, aber Mathematik dreht sich im Kern vielmehr darum, die Zusammenhänge in der Natur zu ergründen oder Werkzeuge zu schaffen, mit denen man ganz verschiedene Probleme lösen kann. So wurden beispielsweise erst in den vergangenen Jahrzehnten die Algorithmen geschaffen, ohne die wir heute keine Geld- oder andere Geschäfte auf digitalem Weg sicher abwickeln könnten. Oder Kartentricks, einige von denen basieren auch auf mathematischen Zusammenhängen, die für den Betrachter meist verborgen bleiben.

Man sollte Mathematik nutzen, um den Kindern zu erklären, warum ein Vogel in der Luft gleiten kann, oder warum der Himmel blau und ein Regenbogen kein -dreieck ist. Letztlich geht es ja auch immer um Erkenntnisgewinn.

Auch habe ich persönlich festgestellt, dass es viele Leute fasziniert, wie ich zu einem beliebigen Datum den Wochentag im Kopf ausrechnen kann, auch da ist viel Mathematik im Spiel, denn obwohl der gregorianische Kalender erstmal etwas umständlich erscheint, mit unterschiedlichen Monats- und Jahreslängen und so, stecken doch viele Rechenregeln dahinter, auf die man da zurückgreifen kann. Zugegeben, es erfordert etwas Übung, diese Regeln zu lernen und geschickt anwenden zu können normal

Singen mit Mathematik zu verbinden ist an sich eine gute Idee. Musik hat auch viel mit Mathematik zu tun.

Nach der "Weltformel" wird übrigens noch gesucht normal 
Es gibt zwar Formeln, die einen Großteil der Welt in kompakter Form und bis zu einem gewissen Grad erklären können, aber auf den ganz großen Wurf müssen wir da wohl noch etwas warten.
Ich spitze meine Farbstiftmine mit einer Farbstiftspitzmaschine.
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