Hi Spell,
nein das kann ich eben nicht eingrenzen. Das Eingrenzen macht Liebe und Sexualität in meinen Augen schon wieder kaputt. Solche Empfindungen entsteht aus der Freiheit, aus dem Fehlen von Grenzen. Ich neige ja auch zum Kategorisieren, aber indem fall kann ich nichtmal wenn ich es möchte.
Was sind denn deine Anziehungspunkte? Hast du da eine rote Linie gefunden?
Ich habe einfach nur mal alles aufgezählt, was mich bisher in einen Bann ziehen konnte. Es war nie abhängig von Geschlechtsrollen höchstens vom Geschlecht Mann, Biologischen Faktoren, Äußerlichkeiten, sondern immer von inneren Fähigkeiten auf emotionaler, energetischer und intellektueller Ebene. Man sucht sich ja Partner die einen selbst spiegeln. Ich selbst bin ja auch ein Luft und Wasser Typ. Also muss der Partner mir das Spiegeln können.
Obwohl eine Sache die sich immer wieder wiederholt ist: Ich suche immer zuerst nach einer tiefsinnigen beziehunsgebene, bevor Lust auf Sexualität aufkommt. Das macht es natürlich sehr schwer überhaupt jemanden zu finden, weil man sehr lange braucht, um jemanden wirklich kennen zu lernen.
Ich habe es auch auch nie als stringent erfahren, so dass ich mal sagen könnte, ich stehe auf den Typen von Menschen. Meine Vorstellung wurde dann immer wieder von einer neuen Überraschung zerstört. Liebe und Sexualität kann genauso eine Dekonstruktion sein, wie der Verstand Anhaftungen zerstört. Das Herz macht bei mir was es will und der Verstand muss dann damit klar kommen, das zu akzeptieren.
Da ist völlige Kontrolllosigkeit. Ich bin auch ein paar mal dem Herzen gefolgt um den Verstand und zu dekonstruieren. Ich habe also entgegen aller Vernunft und Logik gehandelt, bin dem Herzen ins Unbekannte gefolgt und es war richtig. Zb bei einem Partner der 30 Jahre älter war als ich. Das hat mir sehr viel Freiheit gebracht, mich einzulassen auf Menschen die ich vom Verstand aus nie als Partner in Betracht gezogen hätte. Aber im Innen war er eben perfekt. Wenn ich jemanden für seine Inneren Werte liebe, in dem Moment liebe ich auch sein Äußeres. Ich liebe dann auch all die Fehler und Unzulänglichkeiten die ein Mensch hat.
Ich glaube auch dass Projektionen eine sehr entscheidenden Rolle spielen. Projektionen im Sinne von, dass bin ich und möchte es im Außen als Spiegel erfahren, um mich selbst dafür lieben zu können was ich bin. Und das bin ich, aber ich habe es noch gar nicht in mir entdeckt, möchte es aber durch ein Gegenüber entwickeln.
Ich glaube dass aus absoluter Perspektive Liebe und Sexualität dazu dienen, stabile Beziehungen zu erschaffen, in denen man sich am Gegenüber weiter entwickelt und das Beziehungen sich auflösen, wenn die Entwicklung mit diesem Menschen abgeschlossen ist.
Das ist natürlich sehr unromantisch, weil diese Sichtweise die Vorstellungen von Liebe und Sexualität, von Geschlechtsrollen und Familiengründungen aufhebelt. Früher habe ich mich immer nach dem perfekten Partner gesehnt der mich glücklich macht, aber ich glaube das ist ein Trugschluss. Man muss selbst glücklich sein, dann findet man auch Glück in der Partnerschaft. Man muss selbst im Frieden mit seiner eigenen Sexualität sein, dann findet man auch eine gute Sexualität mit einem Partner.
Für mich geht es im Leben darum die Liebe in mir selbst zu finden und unabhängig zu werden von den Projektionen auf meine Partner. Sollte das gelingen, kann es sogar sein das die Partnerwahl noch beliebiger wird, weil dann die Notwendigkeit der Projektion ausfällt. Vielleicht braucht man dann niemanden mehr oder aber man kann alle Menschen gleichzeitig liebenswert und sexuell Attraktiv finden. Je nach dem wie man es lieber mag.
Was mich auch dazu veranlasst hat Sexualität aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, war meine Beschäftigung mit Tantra. Dort habe ich gelernt, dass sexuelle Gefühle völlig unabhängig von körperlichen Eigenschaften entstehen können und dass Sex auf einer emotional, energetisch, intellektuellen Ebene stattfinden kann, jenseits des Körpers. Ja sogar jenseits des Tuns, kann ein Ganzkörper Orgasmus entstehen nur indem man nach Innen fühlt, ohne dass das im Außen mit sexuellen Handlungen zu tun hätte. Es kann reichen, sich in einem Moment Hinzugeben. Normalerweise ist unsere Sexualität aktiv nach Außen gerichtet, aber Sexualität kann auch passiv und nach Innen gerichtet sein. Das ist das Geheimnis des tantrischen Sex.
Was ich da an Intensität erlebt habe war weitaus umfangreicher, als alles was auch bisher auf körperlicher Ebene erfahren durfte. Zb einen Orgasmus der eine halbe Stunde dauert und so stark energetisiert dass man schon von einem gemeinsamen Samadhi sprechen kann. Das war so energetisch wie eine Klare Licht Erfahrung im Traum, wo man noch den ganzen Tag darauf kaum auf der Erde steht.
Das kann man nur erreichen, wenn man die rein körperlichen Begierden zurück stellen kann und tiefer nach Innen spürt. Auch das war ein Grund warum ich die normativen Vorstellungen über Sexualität über Board geworfen habe. Das genaueste was ich über Liebe und Sexualität sagen könnte, wäre wohl ich weiß es nicht und ich habe keiner Kontrolle. Das ist ja gerade das schöne an dieser Erfahrung. Im Fehlen der Kontrolle, kann man das Herz und die Hingabe an einen Menschen ganz besonders spüren.
Hier mal ein Beispiel aus einem Buch über tantrische Sexualität. Sowas ähnliches wie in diesem Text beschrieben, habe ich mit Menschen ganz ohne körperliche Begegnung also telepathisch in gemeinsamer Meditation erfahren. Wie soll ich dann noch glauben, es bräuchte diese ganzen Ideen, Mann – Frau- Körper, Biologie? Ich denke eher dass das Ablenkungen von einer noch ein viel tieferen Sexualität und Liebe sind.
Allerdings brauche ich noch ein Gegenüber auf das ich mich beziehen kann. Selbst das ist letztlich eine Idee, denn wenn das Ich wegfällt ist da uch keine Beziehung mehr zu einem Gegenüber. Ich glaube es braucht letztlich gar nichts. Aber da bin ich noch nicht. Im Buddhistischen Tantra wird auch das Verschmelzen nur mit dem Geist des Meisters gelehrt. Wenn sich dann alle Chakren öffen und mit dem Gegenüber verbinden, ist das die erfüllendste Form der Sexualität die ich je kennen gelernt habe. Bisher brauchte ich dazu immer noch eine reale Person, die an der telepatischen Verschmelzung Interesse hatte. Ich glaube selbst diese Idee wird irgenwann noch zerfallen. Solche Erfahrungen jenseits des weltlichen, crashend eben auch das Weltbild. Aus diesen Gründen kann ich mich mit meinen Vorlieben nicht in eine genormte Schublade quetschen, weil ich diesbezühlich in einer anderen Realität lebe.
Ich glaube der Text war aus einem Buch von
Diana Richardson. Sie hat sehr viele Bücher über Slow Sex geschrieben, eine sehr sanfte tantrische Methode, die keinen konzeptuellen Bezug zur Spiritualität hat. Es gibt andere Arten von Tantra, die sich sehr stark auf spirituelle Ziele ausrichten und viel aktiver und riualisierter sind. zb Margot Anand. Ich weiß aber nicht mehr genau aus welchem Buch von ihr das war. Evtl. „Männliche Sexualität.“
Zitat:Erfahrungsbericht von einem Ganzkörper-Orgasmus
„Dies ist die Geschichte, wie ich zum ersten Mal eine andere Art von Orgasmus erlebt habe: Ich bin in Indien im Jahre 1993. Ich bin seit über einem Monat hier und habe jeden Tag intensiv meditiert. Plötzlich verliebe ich mich. Es geschieht in einem kurzen Augenblick – einfach dadurch, dass ich die Frau anschaue. Wir begegnen uns am ersten Tag einer meditativen Therapiegruppe, die drei Wochen dauert. Und nach einigen Wochen Verliebtheit und Turteln treffen wir uns bei ihr zu Hause und machen Liebe.
Nach einem langen Vorspiel kommen wir zum eigentlichen Akt. Seit ich in Indien angekommen war, hatte ich keinen sexuellen Kontakt mit einer Frau gehabt. Ich bin in einem Freudentaumel, dass ich nun mit der Frau Liebe mache, die ich am meisten auf der ganzen Welt begehre. Doch ich habe auch Angst – die klassische Angst des Mannes, die manchmal als „Leistungsdruck“ bezeichnet wird, die mir Gedanken durch den Kopf schießen lässt, wie: „Ich habe seit langem keinen Sex gehabt, hoffentlich komme ich nicht sofort!“
Für mich war die erste sexuelle Begegnung mit einer Frau immer so etwas wie ein Test: Wenn das Gefühl echt ist, geht alles gut, und auch auf der körperlichen Ebene ist die Erfahrung für beide Partner befriedigend. Wenn es kein echtes, energetisches Gefühl ist, sondern der Verstand dazwischen kommt, dann ist die Erfahrung nicht befriedigend. Und heute Abend sind die besten Bedingungen vorhanden. Das Herz ist da, unsere Körper mögen sich, und – was sehr wichtig ist – wir beide meditieren regelmäßig. Ich bin schon immer ein sensibler Mann gewesen, doch der heutige Abend ist pure Magie.
Ich kann fühlen, was sie fühlt, und ich weiß genau, wo, wie und wann ich sie berühren soll. Ich habe wirklich das Gefühl eins mit ihr zu sein. Und die Umarmung dauert sehr lange, alle ängstlichen Gedanken sind völlig verschwunden, und ich bin vollkommen entspannt. Und dann kommt der Moment, in dem sie zum Orgasmus gelangt. Ich bin ebenso gefangen von der Steigerung der Lust, die oft zu dem kurzen, kleinen Abspritzen führt, das wir normalerweise als den „männlichen Orgasmus“ bezeichnen. Diesmal ist es jedoch anders: Am Anfang geht alles wie immer, die Energie konzentriert sich auf den Penis und ist bereit, sich nach außen zu verstreuen.
Doch diesmal geht die Energie nicht nach außen, sondern fließt nach oben durch den ganzen Körper und nimmt die Form von starken Wellen an, die mich erbeben lassen. Ich kann dieses Phänomen als ein Zittern beschreiben, mein Körper kann nicht mehr still halten, Hitze, eine Art von innerem Kribbeln, überall Wellen der Lust – vielleicht können Frauen verstehen, was ich meine… Diese Wellen sind nicht mehr auf den Penis beschränkt, sondern gehen durch den ganzen Körper bis hinauf in den Kopf. Es ist eine ganz andere Erfahrung als der normale männliche Orgasmus.
Dieser ist ähnlich, allerdings nur auf die paar Zentimeter konzentriert, die von der Basis bis zur Spitze des Penis reichen. Es findet keine Ejakulation statt, dafür kommen lange Wellen der Lust. Am Anfang kommen sie mit nur wenigen Sekunden Pause dazwischen, dann kommen sie seltener, mit längeren Pausen. Und ich spüre, wie die Energie durch meinen Körper geht und von mir zu ihr fließt, durch ihren Körper fließt und durch den Kontakt von Penis und Vagina von ihr in meinen Körper zurückfließt. Ich merke, dass durch einen leichten Kontakt mit unseren Zungen die Wellen noch viel leichter von meinem Körper in ihren Körper fließen und so einen „Engelskreis“ erzeugen, der noch lange andauert und schließlich ganz langsam abklingt…
Und es ist wundervoll, zusammen zu liegen, uns zu umarmen und das Beben der Körper zu beobachten, wie die Energiewellen durch das Rückgrat hinauf und hinab fließen und wir diesen Zustand der Ekstase austauschen und uns unzählige Male gegenseitig aufladen. Und als sich die Wellen beruhigen und mein Ozean wieder still wird, habe ich die Symptome wie nach einem normalen Orgasmus: der Penis wird wieder weich und alle meine Glieder sind entspannt.
Nach diesem ersten Mal ist dasselbe immer wieder geschehen, doch nicht immer. Diese Art von Orgasmus, der sogenannte „Tal-Orgasmus“, geschieht einfach ganz von selbst; ich kann nichts dafür tun. Ich kann nur ermöglichen, dass es geschieht, indem ich entspannt bin. Der größte Unterschied zu einem traditionellen Orgasmus besteht darin, dass ich nach dem Liebesakt weniger Zeit brauche, um wieder bereit zu sein. Ich habe keine Energie verschwendet – stattdessen habe ich Energie gewonnen, und das Lustgefühl ist unverändert da. Und nach einer Nacht mit solchen Orgasmen brauche ich nur wenige Stunden Schlaf; nach zwei Stunden – das heißt viel weniger als normal – fühle ich mich richtig gut und stehe vollkommen erfrischt wieder auf. Und wenn ich nicht ejakuliere, kann ich viele Stunden lang Liebe machen. Natürlich meine ich damit nicht das langweilige „Rein und Raus“, das wir normalerweise als den Liebesakt ansehen… Ich meine damit, dass ich der Energie folge und mich von ihr leiten lasse: Wenn die Energie meine Bewegungen nach oben und unten gehen lässt, gut; wenn sie mich langsamer werden lässt, bis ich mich fast nicht mehr bewege, gut; wenn sie mich aufhören lässt, dann höre ich auf, warte still ab, fühle, was in meinem Körper oder im Körper meiner Partnerin geschieht, spüre den Austausch der Energie, die durch meinen Penis geht.
Am wichtigsten sind für mich die folgenden Dinge: Als erstes ist es wichtig entspannt zu sein; wenn ich spüre, dass die Lust sehr intensiv wird, erinnere ich mich daran, mich zu entspannen – anstatt mich anzuspannen, wie ich es normalerweise getan hätte. Besonders wichtig ist es, dass ich den Analbereich entspanne. Dadurch kann die Energie frei fließen – anstatt dort blockiert zu werden. Das Zweite, was sehr wichtig ist, ist Meditation: Ich habe bemerkt, dass es viel wahrscheinlicher ist, einen solchen Orgasmus zu haben, wenn ich regelmäßig meditiere – doch das ist keine Regel. Und ich glaube nicht, dass es wichtig ist, Tantratechniken zu kennen. Damals im Jahr 1993 hatte ich keine Ahnung von dieser Fähigkeit in mir; ich war selbst überrascht, völlig verwundert! Was geschieht mit mir? Es macht ja wirklich Spaß – doch bin ich vielleicht krank?
Es dauerte mehrere Jahre, bis ich euch beiden im Jahr 2000 begegnete, um etwas über den Energiekreislauf im männlichen und weiblichen Körper zu lernen. Seitdem hat sich auch mein Verstand entspannt.“