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Die Sucht und das Suchen» Was passiert bei Zucker-Verzicht?

RE: Die Sucht und das Suchen
#16
07.07.2020, 22:48
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Zitat:Und wenn dem Sportsüchtigen der Sport genommen wird, dann drehen die am Rad. 

Na ja gut, ich glaube, das hat mit Sucht nur bedingt zu tun. Natürlich gibt es das auch als wirkliche Sucht. Aber der menschliche Körper ist theoretisch für so etwa 30 km Gehen täglich gebaut. Ich kann schon mal ein, zwei Tage nur abhängen und psychisch geht's mir prima  Aber mir tut dann alles weh! Nicht jede*r, dem es ohne Bewegung schlecht geht, ist süchtig, neben einem selbstschädigen Verhalten kann es genauso einfach nur ein gesundes Bedürfnis sein, sich ordentlich auszupowern. Die Leute, die ich im Verdacht habe  sportsüchtig zu sein  sind ein winziger Anteil gegenüber denen  die sich durch Bewegungsmangel, sorry  aber vorzeitig ins Grab bringen.
~ Nachad hobi no driabadramd ~


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RE: Die Sucht und das Suchen
#17
08.07.2020, 06:14
[+] 4 User sagen Danke! Gast für diesen Beitrag
(07.07.2020, 22:48)Liri schrieb: Ich kann schon mal ein, zwei Tage nur abhängen und psychisch geht's mir prima  Aber mir tut dann alles weh!

Ich glaube, das ist genau das Unterscheidungskriterium:
Solange man von reduzierter körperlicher Betätigung auch nur körperliche Beschwerden bekommt, ist alles in Ordnung.
Echte Sportsucht erkennt man den psychischen Entzugserscheinungen. Und damit meine ich jetzt nicht etwa "schlechte Laune" oder so – das halte ich immer noch für normal –, sondern massive psychische Störungen wie – aus meinem persönlichen Bekanntenkreis z.B. typischerweise – Bulimie.
Sportsucht kann also gewissermaßen auch eine "Ersatzdroge" sein.
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RE: Die Sucht und das Suchen
#18
08.07.2020, 17:18
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Wenn Sport missbraucht wird um zum Beispiel Essucht zu kompensieren oder den erwünschten Kick zu bringen - klar ist das dann eine Sucht. Genau wie es Smartphone-Sucht, Internet-Sucht etc. gibt. Man lasse das entsprechende kick-erzeugende Verhalten beiseite und beobachte, was es in einem auslöst. Damit ist nicht gemeint, dass man seinen täglichen Spaziergang nicht mehr machen kann, klar fühlt man sich ohne den oder andere regelmäßige Bewegung nicht gut. Handelt es sich um eine Sucht, wird man das spüren. fear Vor allem auch an den Zwangsgedanken die dann aufsteigen.
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RE: Die Sucht und das Suchen
#19
08.07.2020, 18:28 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.07.2020, 18:41 von ichbinmehr.)
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Zitat:Na ja gut, ich glaube, das hat mit Sucht nur bedingt zu tun. Natürlich gibt es das auch als wirkliche Sucht.
Es gibt sozial akzeptierte Sucht, die oft sehr unbewusst verläuft und nicht akzeptierte Sucht, die sofort als Sucht deklariert wird.

Nicht jede*r, dem es ohne Bewegung schlecht geht, ist süchtig, neben einem selbstschädigen Verhalten kann es genauso einfach nur ein gesundes Bedürfnis sein, sich ordentlich auszupowern.

Ja klar, aber vieles davon beruht ja auch nur auf sozial akzeptierten Denkmustern. Auspowern kann auch bedeuten: Ich kann mich nicht aushalten.

Manche Menschen joggen, um vor sich selbst zu fliehen. Nicht immer muss das bis zum totalen körperlichen Verfall führen. Mein Freund zb der war immer sportlich auf eine normale Weise. Sein Körper macht das nun nicht mehr mit, und das hat ihm ziemlich zugesetzt. Ich sag ja auch gar nicht, dass es bei allen Menschen immer so ist, aber das gibt es und zwar häufig. Ich habe eine Arbeitskollegin die ist total daran zerbrochen, dass sie nicht mehr joggen konnte. Ihre Psyche ist total kollabiert, als sie ihre Aggression nicht mehr ausleben konnte.

Und ich spreche auch aus eigener Erfahrung. Ich habe so intensiv Kraftsport gemacht, dass ich meinem Körper arg geschadet habe. Der Schaden den ich mit dabei zugefügt habe, war größer als der, den ich mir durch das Übergewicht zugefügt habe. Aber sowas sieht meist keiner, weil Sport sozial akzeptiert ja sogar sozial erwünscht ist. Wer Sport macht ist Teil des Kollektivs.


Zitat:Die Leute, die ich im Verdacht habe  sportsüchtig zu sein  sind ein winziger Anteil gegenüber denen  die sich durch Bewegungsmangel, sorry  aber vorzeitig ins Grab bringen.

Genau diese einseitige Sichtweise ist das Problem. Ich habe aber selbst lange so gedacht. Eben weil diese Sichtweise kollektiv vertreten wird. Diese Sichtweise hat mich aber auch sehr lange davon abgehalten mich wirklich zu spüren, weil ich immer wieder dachte, ich müsse mich mehr bewegen, obwohl ich fühlte, ich will gar nicht. Ich habe immer gefühlt, ich will nur sitzen. Aber ich habe mir das nicht erlaubt.

Zitat:Echte Sportsucht erkennt man den psychischen Entzugserscheinungen. Und damit meine ich jetzt nicht etwa "schlechte Laune" oder so – das halte ich immer noch für normal –, sondern massive psychische Störungen wie – aus meinem persönlichen Bekanntenkreis z.B. typischerweise – Bulimie.
Sportsucht kann also gewissermaßen auch eine "Ersatzdroge" sein.

Ja genau. So habe ich das auch erlebt, aber weil das bei mir im Außen nie sichtbar war, weil ich immer mehr zum Übergewicht geneigt habe, als zum Untergewicht, blieb mir und anderen meine Sportsucht unbewusst. Ich wurde eben immer muskulöser, nicht dünner.

Ich habe halt 4 Std. am Stück Kraftsport gemacht. 3x die Woche. Vorher war ich nicht zufrieden mit mir. Ich hatte immer Schmerzen. Über 8 Jahre lang, war das mein Leben. Am Wochenende bin ich dann noch gejoggt, weiter als meine Gelenke mich tragen konnten und habe dann noch Yoga gemacht. Manchmal habe ich schon morgens vor der Arbeit Gewichte gestemmt, weil die 3 Fitnesstudio gefühlsmässig nicht reichten. Wir konnten keinen Urlaub mehr buchen, ohne dass es im Hotel ein Fittnesstudio gab.

Ich habe immer das schwerste Gewicht genommen, was ich gerade so halten konnte und habe überhaupt nicht auf die Grenzen meines Körpers geachtet. Gemässigt trainieren wollte ich nie. Auch wenn mein Freund oft meinte, ich würde übertreiben. Ich hatte aber nur im Übertreiben ein Hochgefühl. Ohne Übertreiben, hatte ich gar keine Lust Sport zu machen. Ich brauchte es immer bis zur totalen Erschöpfung, weil ich sonst kein Gefühl der Befriedigung hatte.

Ich bin eine Frau und 1,53 groß. Ich konnte am Ende locker 4 x20 Sätze Bankdrücken mit 50 Kg machen, 150 Liegestützen in drei Sätzen, 70 Kg am Latzug ziehen. 100 Kg pro Bein an der Beinpresse. Unter 4 Sätze habe ich keine Maschine gemacht. Und es war mir nie genug. Ich hatte einfach kein Gefühl von Selbstwertschätzung finden können, obwohl ich immer härter darum gerungen habe. Ich hatte nie das Gefühl, dass es reicht. Erst wenn der Körper total erschöpft war, war es genug für mich. Das habe ich über Jahre gemacht. Es war eine verzweifelte Suche/Sucht nach Anerkennung.

Ich wollte stark sein. Ich habe versucht einem männliches Bild von Erfolg nachzuahmen. Auch wollte ich stark weil ich als Kind geschlagen wurde und mich nicht wehren konnte. Ich habe mir meine Gelenke, Bänder und Sehnen mit meiner Art alles zu übertreiben ziemlich zerschossen. Meine Schulter schmerzt bis heute regelmässig, meine Sehnen sind verkürzt, obwohl ich mich immer sehr ausgiebig gedehnt habe. Aber das was ich mir zugemutet habe, war für den kleinen Körper zu viel. Der übermässige Sport hat mir sehr viel mehr geschadet als mein Übergewicht und das emotionale Essen.

Mein Körper hat dem Ganzen dann einen Riegel vorgeschoben, mir nur noch Krankheiten geliefert bis ich gar nicht mehr trainieren konnte. Schweres Asthma, Depression und ständige Infektionen. Ich konnte 1,5 Jahre fast nur noch im Bett liegen, weil ich so antrieblos war oder von Infektionen geplagt. Nur dadurch weil nix mehr ging, weil ich mit mir sein musste, ohne die Möglichkeit vor mir zu fliehen,  weil ich dieser Ohnmacht in mir begegnen musste, habe ich es überhaupt aus dieser Sucht geschafft.

So richtig verstanden habe ich das aber erst, als ich nach langer Krankheit und allmählicher Besserung immer wieder versuchte, zurück in die Sportlichkeit zu finden. Es wollte einfach nicht gelingen. Sobald ich mehr mache als ne runde Spazieren gehen oder ne kleine Runde Radfahren, hat mein Körper mit neuen Krankheiten gedroht, die plötzlich entstanden sind. Immer wenn ich versuchte mit dem Sport wieder einen Körper herzustellen, der vorzeigbar ist, hat meine Seele eingegriffen und mir neue Krankheitsdämonen (Helfer) geschickt.

Die Gesellschaft sieht oft immer nur bestimmte Süchte als Süchte an, während andere Menschen mit ihren Süchten teilweise noch beklatscht werden, weil sie einen perfekten Körper haben. Aber das sagt nicht aus, dass in so einem Körper auch eine gesunde Seele wohnt. Die Realität ist eben ganz anders als das Sprichwort. Was überhaupt nicht heissen soll, das Sport immer eine Sucht ist. Es fehlt aber häufig die differenzierte Betrachtung, besonders wenn wir etwas als gesund oder wertvoll einschätzen.


Zitat:Man lasse das entsprechende kick-erzeugende Verhalten beiseite und beobachte, was es in einem auslöst.

Genau. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust Sport zu machen, wenn es keinen Kick gibt. Ich habe das nur wegen dem Kick gemacht. Und weil ich wollte, dass ich Anerkennung für meine Muskeln bekomme.

Vielleicht war das auch eine Ablehnung des Weiblichen, weil Kraftsport und Muskelmasse ja eher etwas männlich geprägtes ist. Ich glaube das war auch ein Kampf gegen meine eigenen Sensibilität und Verletzlichkeit, den ich da damals gegen mich selbst geführt hatte. Ich habe nie erfahren, dass meine weibliche Seite in der Gesellschaft Anerkennung gefunden hat. Alle wollen immer starke, leistungsstarke, zielgerichtete, erfolgreiche, klare, glatte Menschen. Die Gesellschaft bestraft Weiblichkeit und deutet diese als Schwäche und Fehlerhaftigkeit. In meiner Prägung war die Frau mit ihren weiblichen Attributen nichts wert. Ich wollte etwas wert sein. Weil ich das als Frau nicht schaffen konnte, wollte ich keine Frau sein. Das wra schon als Kind so.

Mittlerweile sind meine Muskeln kaum noch sichtbar. Mein Körper ist vom Übergewicht gezeichnet, also im Außen überhaupt nicht perfekt. Aber heute hab ich mich lieb so wie ich bin. War ein langer Weg dahin, der sehr viel Zerstörung erzeugt hat, bis ich mich lieb haben konnte, ohne Bedingungen an den Körper zu knüpfen. Weder gutes aussehen, noch Sportlichkeit noch Gesundheit. Den Körper so anzunehmen wie er ist, mit Krankheit und Schwäche, das kann erst zu wahrer Gesundheit führen. Das ist im Grunde eine große Gnade, wenn die Strategien, die ein gutes Körpergefühl erzeugen, alle zum Erliegen kommen, denn erst dann wenn alles tun im Außen, wegfällt, kann man in eine bedingungslosen Kontakt mit dem Innen treten. Das ist natürlich auch sehr traurig, sich so etwas zu zumuten um bedingungslose Liebe für sich selbst entwicklen zu können.

Ich glaube viele Menschen betäuben sich mit anerkannten Aktivitäten, um sich nicht zu spüren. Zb auch Menschen die sehr viel Geld verdienen, und ihren Selbstwert daran binden, die sind häufig auch süchtig nach Erfolg und erleben auch oft einen Fall, der dann erst die Erlösung ist. Solabge man aber noch im Hamsterrad rennt, kann man die Sucht oft gar nicht als Sucht erkennen.
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RE: Die Sucht und das Suchen
#20
08.07.2020, 18:41 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.07.2020, 18:45 von Nuevo.)
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(08.07.2020, 17:18)_ Aura schrieb: ...

Man lasse das entsprechende kick-erzeugende Verhalten beiseite und beobachte, was es in einem auslöst. Damit ist nicht gemeint, dass man seinen täglichen Spaziergang nicht mehr machen kann, klar fühlt man sich ohne den oder andere regelmäßige Bewegung nicht gut. Handelt es sich um eine Sucht, wird man das spüren. fear Vor allem auch an den Zwangsgedanken die dann aufsteigen.


Mhhh, ist Sucht eigentlich immer negativ? Oder spricht man dann von einer "Leidenschaft" die nicht schadet?
Nehmen wir z.B. Künstler, die malen oder schreiben müssen, die nicht anders können. Die mehr einen Rauschzustand verfolgen als einen "Kick". Ich würde das als eine Leidenschaft bezeichnen oder "positive Sucht(?), solange man sich nicht das Ohr abschneidet. bigwink

Interessant ist, Leidenschaft bedeutet leiden, oder?
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Die Sucht und das Suchen
#21
08.07.2020, 18:53
Wichtig für mich ist die Frage, was hat dein Leben für dich gewählt? Willst du ein Leben leben, indem du dich auslebst, oder willst du dein Höheres Selbst in mitten aller Süchte und Leidenschaften (die Buddhisten sagen Begierden, die Psychologie nennt es Bedürfnisse) und Ablenkungen deines wahren Kerns erkennen? Wenn du den Kern dir finden willst, musst du vielleicht erstmal alles durchschauen, was der Verbindung mit deinem Selbst im Weg steht. Aus der Perspektive kann ich alle Verhaltenweisen auch Sucht nennen.

Wenn du aber einfach Leben willst, dann darfst du alles tun was dich glücklich macht. Ich glaube man muss gucken, ob der Nutzen übverwiegt. Deshalb denke ich auch, dass man Sucht nicht verurteilen sollte, weil sie immer eine Funktion hat und etwas kompensiert. Auf der anderen Seite kann auch eine Sucht zum Finden des Kerns führen. Ich glaube es gibt nur individuelle Geschichten und keine allgemeingültigen Wahrheiten. Man neigt dazu Leidenschaften, Süchte nur in Frage zu stellen, wenn diese negative Folgen haben oder sie plötzlich eingeschränkt werden und die Befriedigung ausbleibt. Warum sollte man ein Leben in Frage stellen, das glücklich und erfüllt verläuft?
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RE: Die Sucht und das Suchen
#22
08.07.2020, 19:03
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(08.07.2020, 18:41)Nuevo schrieb: Mhhh, ist Sucht eigentlich immer negativ? Oder spricht man dann von einer "Leidenschaft" die nicht schadet?

Habe mal nach einer Definition von "Sucht" gesucht: https://www.neurologen-und-psychiater-im...ist-sucht/
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RE: Die Sucht und das Suchen
#23
08.07.2020, 19:12 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.07.2020, 19:13 von Nuevo.)
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Ich denke, die Sucht ist das Problem mit dem man zu kämpfen hat. "Besiegen" muss man aber die Ursache.
Wenn ich aus Einsamkeit anfange mich regelmäßig zu betrinken, zu betäuben dann habe ich mit der Alkoholsucht zu kämpfen. Aber selbst wenn ich trocken bin, bleibt eventuell die Einsamkeit. Das macht es so schlimm und so schwierig.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Die Sucht und das Suchen
#24
08.07.2020, 23:33
Ich denke, man kann nichts verallgemeinern. Essen zB ist für mich wichtig, ich mag es beispielsweise, mit der Familie oder Freunden zusammen zu kochen und zu essen.  Andere haben damit ein Suchtproblem. Ich bin eher froh, in einer Gesellschaft und in einem Zeitalter zu leben, wo es mir möglich ist, mein Essen selbst auszuwählen in einer Menge und Art, die mir bekommt und meinen Wertmaßstäben entspricht. Essen empfinde ich auch als Privileg. Es ist immer so interessant, wie Leute damit umgehen. So viele Emotionen sind an dieses einfache lebenswichtige Thema geknüpft. Viel hat davon mit der Kindheit zu tun, mit der eigenen Familie.

Sucht ist für mich immer da, wo es schädliche, krankhafte, quälende Auswirkungen hat. Sport macht mich persönlich glücklich, andere haben damit ein Zwangsproblem. Der Thread hat mich jetzt wirklich fasziniert, weil mir mal wieder klargeworden ist, dass nicht Gewohnheiten und Lebensweisen an sich schädlich sind, sondern die Art, wie damit umgegangen wird, der mindset sozusagen.


Prinzipiell würde ich sagen, die übertriebene Beschäftigung mit der eigenen Befindlichkeit lenkt vom Wesentlichen ab. Es kann auch so eine Art Erleuchtungs-Sucht geben, denke ich.
~ Nachad hobi no driabadramd ~


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RE: Die Sucht und das Suchen
#25
09.07.2020, 11:06
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(08.07.2020, 23:33)Liri schrieb: Es kann auch so eine Art Erleuchtungs-Sucht geben, denke ich.

Definitiv! Oder Optimierungs-Sucht. grin
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RE: Die Sucht und das Suchen
#26
09.07.2020, 11:07
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(08.07.2020, 19:12)Nuevo schrieb: Ich denke, die Sucht ist das Problem mit dem man zu kämpfen hat. "Besiegen" muss man aber die Ursache.
Wenn ich aus Einsamkeit anfange mich regelmäßig zu betrinken, zu betäuben dann habe ich mit der Alkoholsucht zu kämpfen. Aber selbst wenn ich trocken bin, bleibt eventuell die Einsamkeit. Das macht es so schlimm und so schwierig.

Auf den Punkt gebracht. Genau so ist es. thumbsu 

Das ist genau das Schwierige: Abstinenz schaffen plus Abstinenz halten - Tag für Tag. Damit einher geht die große Aufgabe, einen neuen, förderlichen Weg zu finden, mit eigenen Gefühlen umzugehen.
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RE: Die Sucht und das Suchen
#27
10.07.2020, 11:13
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Hey und Hola,
was mir noch auffiel ist, dass man mit einer Sucht oftmals alleine ist. Es bedarf schon einer großen Anstrengung, eine Sucht selbst zu erkennen und sich diese einzugestehen. Es ist aber vergleichbar schwierig, Menschen zu finden, die einen verstehen und unterstützen können. Deshalb sind Selbsthilfegruppen wahrscheinlich ja auch so hilfreich. Ich will damit nicht sagen, dass man immer eine Selbsthilfegruppe benötigt oder gründen muss, wichtig ist aber der Austausch mit anderen Menschen, wenn da jemand ist, der einen "begleitet", vielleicht unterstützen kann oder auch nur zuhört. 
Ich kann aber nachvollziehen, wie schwierig es ist, sich so zu öffnen, sich verletzlich zu zeigen, Menschen zu finden, die einen verstehen und nicht belehren, Menschen zu finden, die da sind. Mir würde das unendlich schwer Fallen, was ich in einem anderen Zusammenhang schon mal so erfahren habe. Denn ich bin ein eher introvertierter Mensch und öffne mich nur ungern, wenn es um mein innerstes Seelenleben geht. Aber es gibt durchaus Wege die einem helfen bigwink
Nun ja, das viel mir dazu noch ein.
LG Nuevo
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Die Sucht und das Suchen
#28
10.07.2020, 19:05
Nuevo, da sagst du was!

Was meine Sucht angeht - puh, ja, ich werde damit nicht wirklich ernst genommen. Bzw. nur in wenigen Fällen. Wenn ich sichtbar übergewichtig wäre, würden die meisten mich vielleicht ernst(er) nehmen. Ein weiteres Problem ist, dass vielen die Erfahrungswerte fehlen - Essen ist für die meisten einfach nur Essen.

Mittlerweile habe ich zwei Menschen in meinem Leben, die mich aus eigener Erfahrung sehr gut nachfühlen - eine Person, die es bereits aus der Sucht rausgeschafft hat und eine weitere Person, die wie ich, noch drinhängt und ebenfalls wie ich nicht nur mit der Sucht an sich kämpft sondern eben auch mit dem Körper, der aus der Sucht heraus entsteht. Es ist natürlich wohltuend mit diesen Menschen darüber zu sprechen und sich auszutauschen.

Dennoch fühle ich mich immer etwas "benachteiligt", "beschwert", "belastet" gegenüber anderen für die Essen eben nur Essen ist. Für mich zeigt die Essproblematik auch ziemlich gut auf, dass Wissen nicht vor Übergewicht (oder Untergewicht) schützt, wenn das Essen selbst an ungesunde Konditionierungen gebunden ist. Nahezu jeder, der ein ungesundes Körpergewicht hat, weiß, warum das so ist und was er oder sie anders machen müsste. Er oder sie macht es aber nicht - DAS ist das Problem.

Aktuell bin ich überzeugt davon, dass eine alkoholabhängige Person niemals "intuitiv" trinken wird - genauso wenig wie eine esssüchtige/zuckersüchtige Person niemals "intuitiv" essen wird. Zumindest nicht in der unbeschwerten Form wie jemand ohne Suchtproblem. Vor zwei Monaten habe ich für 3 Wochen vollständig unverarbeitet gegessen, die Gelüste waren nach ca. 7-10 Tagen erträglich. Nach den drei Wochen habe ich ausprobiert was passiert, wenn ich etwas Verarbeitetes esse mit hohem Zuckergehalt und was soll ich sagen: wieder 7 Tage Cravings. Dann folgte so oder so ein "Rückfall". Mittlerweile versuche ich wieder auf die Bahn zu kommen und es ist sauschwierig. grin

Manchmal denke ich, wenn mir wenigstens mein Aussehen "egaler" wäre, dann könnte ich die Sache etwas entspannter angehen. Es ist auf jeglicher Ebene schwierig und ich denke, dass es das immer sein wird.
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RE: Die Sucht und das Suchen
#29
10.07.2020, 20:30 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.07.2020, 20:31 von Liri.)
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Hm, die Frage ist, ist jemand nur dann schön, wenn er oder sie ideal gewichtig ist? Ich meine nur, weil du schreibst, Aussehen. Das ist ja was anderes als die Gesundheitsfrage. Da mach ich ja ein Faß auf, ich weiß...
~ Nachad hobi no driabadramd ~


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RE: Die Sucht und das Suchen
#30
10.07.2020, 20:43
(10.07.2020, 20:30)Liri schrieb: Hm, die Frage ist, ist jemand nur dann schön, wenn er oder sie ideal gewichtig ist? Ich meine nur, weil du schreibst, Aussehen. Das ist ja was anderes als die Gesundheitsfrage. Da mach ich ja ein Faß auf, ich weiß...

Bei "schön" ist zu differenzieren zwischen normschön und subjektiv schön. Als normschön gilt schlank als schön. Was subjektiv als schön empfunden wird, kann davon abweichen, was als normschön gilt. Was mich angeht bin ich körperlich gesund und habe auch kein ungesundes Gewicht. Worauf wolltest du genau hinaus?
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