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Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle» Wie löst man es auf?

Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#1
03.05.2020, 19:24 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.05.2020, 19:29 von ichbinmehr.)
[+] 3 User sagen Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Ich wollte fragen, ob ihr mir helfen könnt ein Thema zu ergründen? Mein aktuelles Thema lautet Mangelbewusstsein.

Ich lebe schon immer in einer Vorstellung, ich hätte einen Mangel erlitten, dadurch dass bestimmte emotionale Bedürfnisse in meiner Kindheit nicht erfüllt waren. Nun das ist ein Aspekt dessen, was ich Realität nenne.

Ich glaube des weiteren, dass ich meine Realität in jedem Moment selbst kreiere, nur wie es scheint, immer wieder aufs Neue aus der alten, verinnerlichten Mangelhaltung heraus. Wie durchbreche ich das?

Es gibt manchmal Zeiten, da kann ich von diesem Mangelbewusstsein ein ganzes Stück befreien und mein Leben veränderte sich kurzzeitig in eine positive Richtung. Ich weiß jedoch nicht, was die Voraussetzungen dazu sind? Dieses bemerke ich daran, dass mir kurzzeitig mehr Energie zur Verfügung steht. Ich schaffe es dann Projekte kurzzeitig umzusetzen. Es geschieht von selbst, und schmeißt mich genauso wieder raus, ohne dass ich greifen kann was dazu führt.

Mein Identifikationsgefühl verschiebt sich regelrecht ins HS, sodass dort die Empfindung von Mangel nicht mehr existiert, weil alles längst vorhanden ist.

Manchmal spielt der Kopf dann noch einen Streich und denkt trennend, aber ich fühle dann, es ist alles längt da. Leider kann ich mich dort noch nicht lange halten. Und manchmal falle ich dann von einem Tag zum anderen wieder aus diesem Zustand heraus, wo alles vorhanden ist, zurück in den Mangel.

Dann fühle ich mich wieder gefangen in meinem kleinen bedürftigen Ich. Für dieses Mangel Ich, ist die Welt in der ich lebe, eine stetige Überforderung, eine stetige Qual.

Die unterschiedliche Empfindung zwischen dem Mangelbewusstsein und dem HS Bewusstsein sind gravierend, fast schon wie eine Bipolarität. Da ich diese Hin und Her der Identifikation aber erst habe, seit mein Höheres Selbst ein Teil von mir ist, denke ich es fehlt da einfach noch etwas Integration, Heilung, Aufarbeitung.

Irgenwie muss man ja daran arbeiten und so begebe ich mich dann mehr unfreiwillig regelmäßig ins Mangelbewusstsein und versuche dieses zu erforschen, um es zu überwinden. Ich möchte verstehen warum mich dieses Muster immer wieder in den Bann zieht und ich dann oft über Tage nicht herausfinde?

Heute sagte zu fällig jemand zu mir, dass Mangel eine Folge von Minderwertigkeitsgefühlen ist.

Bisher dachte ich immer mit hat emotionale Zuwendung gefehlt, Körperkontakt, Nähe, aber vielleicht ist es auch die Erfahrung wertvoll zu sein?

Das würde sehr gut passen, denn ich kämpfe in meinem Leben sehr häufig um meinen Wert. Ich kämpfe um den Wert meiner Arbeit, den Wert meiner individuellen Persönlichkeit, meiner Gedanken, meiner Sichtweisen, meiner Texte. Eigentlich andauernd.

Wenn der Selbstwert die große Bauestelle ist, was kann ich dann für mich selbst tun, um dieses chronische Minderwertigkeitsgefühl zu überwinden?

Mein Ziel ist es eine beständige stabile Realität zu erschaffen, ohne, dass ich immer wieder in diese Mangel Löcher falle.

Mich würde sehr interessieren welche heilenden Erfahrungen ihr mit dem Thema Mangel und Minderwertigkeitsgefühlen gemacht habt? Was hat euch geholfen? Oder ganz allgemein, was fällt euch überhaupt dazu ein?

Ich hoffe auf Inspiration in jegliche Richtung und würde mich sehr gerne mit euch über das Thema unterhalten, falls ihr mögt.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#2
04.05.2020, 10:14
[+] 2 User sagen Danke! Lucinda für diesen Beitrag
Hallo ichbinmehr,
 
ich denke, dass das Thema Selbstwert am stärksten im Existenzwert (Existenzrecht) getroffen wird. In weniger starken Abstufungen beim Leistungswert, wozu geistige und körperliche Leistungsmöglichkeiten bzw. Einschränkungen zählen, über den Status (Anerkennung durch die und Zugehörigkeit zur Gemeinschaft) bis zum Arbeitswert, welches Endgeld die Person für ihre Tätigkeit erlangt und hinnimmt.
 
Entsprechend ihres Status in einer bestimmten Gemeinschaft / Umgebung wird die Person akzeptiert und "behandelt", also insoweit die Person ins Konzept der entsprechenden "Familie" passt.
 
Je nach aufbauenden oder einschränkenden Bewertungen und Selbstkonzepten des Umfeldes werden Stärken oder Schwächen herausgestellt und dementsprechend wohlwollend angenommen oder abgelehnt.
 
Der Ursprung des Minderwertigkeitsgefühls rührt meiner Vermutung nach aus der Angst ums Überleben. Je mehr die Angst ums eigene Überleben dauerhaft und insbesondere in einem sehr jungen Alter angesprochen wird, umso verletzlicher ist das Selbstwertgefühl, da die Person / das Kind voll und ganz von seinen Bezugspersonen abhängig ist.
 
Ich als Erwachsene kann heute unterscheiden zwischen 

a) den eigenen Interessen des Gegenübers und 
b) den daraus folgenden Ansprüchen an mich als Person.

Möchte ich selber den Ansprüchen nachkommen oder warum komme ich den Ansprüchen des Gegenübers an mich überhaupt nach? Welche eigene Motivation steckt dahinter?

Den Forderungen oder Ansprüchen eines Gegenübers nicht nachzukommen, hat Konsequenzen. Es kommt auf die Macht / Position des Gegenübers an, es kommt auf die Folgen für mich an, es kommt auf die Folgen für das Gegenüber an.

Fall 1) Wenn ein Chef einen Mitarbeiter regelmäßig anschreit, weil er sich gerade mal abreagieren möchte und dies unreflektiert als sein gutes Recht ansieht, kann man sich überlegen, ob man den Job wechselt oder rechtliche Mittel einlegt. Da sollte man sich selbst schützen und für sich selbst eintreten. Man wendet sich sich selbst zu.

Fall 2) Wäre es nun das eigene kleine Kind, das gerade mit seiner Situation überfordert ist und deswegen schreit und vielleicht Dinge um sich wirft, so würde man als in sich gefestigter und in sich ruhender Mensch, eher stützend und empathisch auf das Kind eingehen, um es zu beruhigen. Also man wäre mit der eigenen inneren Sicherheit selbst bei dem Kind – ohne sich hier angegriffen zu fühlen und sich verteidigen zu müssen. Hierbei wendet man sich dem Gegenüber zu.
 
Den Ansprüchen und Erwartungen eines Gegenübers nicht Folge zu leisten, kann unterschiedliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Sieht man sich schutzlos einem Gegenüber ausgesetzt, dass unberechenbar explodiert, man keine Möglichkeit hat, dies anderweitig zu kontrollieren, so hat man nur die klassischen Mittel Kampf (Verteidigung), Flucht (Ausweichen) oder Totstellreflex (Resignation) zur Verfügung.

Dies wirkt sich wiederum auf das eigene Selbstwertgefühl aus. 
Hatte man Einfluss, konnte etwas bewirken, für sich eintreten oder musste man stetig resignieren und aushalten, sich schlecht behandeln lassen?  
Also auch Inwiefern ist dies langjährig trainiert und sucht sich unbewusst ähnliche Situationen und Menschen aufgrund des Bekanntheitsgrades?

Konzept der „erlernten Hilflosigkeit“ (Martin Seligman).
Das Konzept ist Dir sicher bekannt.

https://www.youtube.com/watch?v=n7KN_TFKY34

https://www.spektrum.de/lexikon/psycholo...ernte/6552

normal Grüße
Lucinda
 
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#3
04.05.2020, 10:35
[+] 2 User sagen Danke! Bultungin für diesen Beitrag
Mangelbewusstsein entsteht vor allem aus dem Trennungsbewusstsein. Also aus dem Bewusstsein oder Gefühl heraus, getrennt und nicht geliebt zu sein. Dabei ist man sich nicht im Bewusstsein darüber, dass man in sich selbst ganz werden muss, um das Urvertrauen zu erleben. Das ist aber ein schwieriger Weg, denn oft ist man sich diesen Zusammenhängen bewusst, sie gehen aber nicht in den Herzverstand über. Ich glaube, dass es dazu Taten braucht, ganz konkrete Taten und Handlungen, die mich mit mir selbst zusammen bringen.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#4
04.05.2020, 20:24
[+] 2 User sagen Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
@Lucinda

Zitat:Hallo ichbinmehr,  
ich denke, dass das Thema Selbstwert am stärksten im Existenzwert (Existenzrecht) getroffen wird.

Da triffst du schon genau ins Schwarze. Mir wurde in der Kindheit suggeriert, das individuelle ich dürfte nicht existieren. Es wurde als unverschämt angesehen, ein Bedürfnis auszudrücken und eine Erfüllung dessen einzufordern. Mit Ausnahme von Essen.
 
So hatte ich immer das Gefühl, ich dürfte als Mensch mit meinen individuellen und emotionalen Bedürfnissen nicht existieren. Auch erste Entwicklungsschritte zur Selbstständigkeit/Selbstwirksamkeit wurden von Außen unterdrückt. Meine Mutter war ein gehässiger Saboteur. Alles was mir einen eigenen Wert hätte geben können, wurde boykottiert oder selbst wenn ich es erreicht hatte, mir abgesprochen.

Das wirklich fatale ist für mich, dass ich diese Erlebnisse alle internalisiert habe, und mir unbewusst inziniere und dadurch immer wieder in der selben selbstsabotage Schleife hänge, die ich so gerne durchbrechen würde.
  

Zitat:Der Ursprung des Minderwertigkeitsgefühls rührt meiner Vermutung nach aus der Angst ums Überleben. Je mehr die Angst ums eigene Überleben dauerhaft und insbesondere in einem sehr jungen Alter angesprochen wird, umso verletzlicher ist das Selbstwertgefühl, da die Person / das Kind voll und ganz von seinen Bezugspersonen abhängig ist.
 
Ja genau.
 

Zitat:Ich als Erwachsene kann heute unterscheiden zwischen 

a) den eigenen Interessen des Gegenübers und 
b) den daraus folgenden Ansprüchen an mich als Person.

Möchte ich selber den Ansprüchen nachkommen oder warum komme ich den Ansprüchen des Gegenübers an mich überhaupt nach? Welche eigene Motivation steckt dahinter?

 
Ist ein guter Punkt.


Zitat:Den Forderungen oder Ansprüchen eines Gegenübers nicht nachzukommen, hat Konsequenzen. Es kommt auf die Macht / Position des Gegenübers an, es kommt auf die Folgen für mich an, es kommt auf die Folgen für das Gegenüber an.

Die Folgen in meiner Kindheit für Ungehorsam führten jedesmal in existentielle Angst. Ich wurde dann Verlassen und oder bestraft, geschlagen, oder es wurden Verbote ausgesprochen, die sehr hart waren. Es gab überhaupt keine Verhandlungsmöglichkeit. Keine Möglichkeit sich zu erklären. Kein Verständnis.

Meine Mutter musste die Macht um jeden Preis über mich haben. Ich vermute, weil sie selbst ein sehr großes Minderwertigkeitsgefühl in sich trägt, selbst sehr scher traumatisiert ist. Es geschah aus ihrer eigenen Not heraus. Deshalb war ich alleine schon durch meine pure Existenz eine Bedrohung für sie. Das hat sie natürlich nicht zugegeben. 
 

Zitat:Fall 1) Wenn ein Chef einen Mitarbeiter regelmäßig anschreit, weil er sich gerade mal abreagieren möchte und dies unreflektiert als sein gutes Recht ansieht, kann man sich überlegen, ob man den Job wechselt oder rechtliche Mittel einlegt. Da sollte man sich selbst schützen und für sich selbst eintreten. Man wendet sich sich selbst zu.

Fall 2) Wäre es nun das eigene kleine Kind, das gerade mit seiner Situation überfordert ist und deswegen schreit und vielleicht Dinge um sich wirft, so würde man als in sich gefestigter und in sich ruhender Mensch, eher stützend und empathisch auf das Kind eingehen, um es zu beruhigen. Also man wäre mit der eigenen inneren Sicherheit selbst bei dem Kind – ohne sich hier angegriffen zu fühlen und sich verteidigen zu müssen. Hierbei wendet man sich dem Gegenüber zu.

 
Das ist auch interessant. Denn im Fall 1, fühle ich mich nicht in der Lage, mich abzugrenzen. Denn das hätte ja wieder existenzielle Folgen und würde neue Not und Hilflosigkeit hervorbringen. In Fall zwei bin ich die Ruhe selbst, denn ich fühle mich durch ein Kind nicht bedroht, denn ich habe ja Verständnis für sein Verhalten. So habe ich dann aus der Angst vor erneuter Not für den Chef erstmal ne Menge Verständnis. Ich sehe das Kind in ihm, was nicht anders kann. Erst in letzter Zeit schaffe ich ganz zaghaft Schritte in Richtung mehr Abgrenzung, zeige zb Wut anstatt immer ein chronisches Verständnis zu haben.
  

Zitat:Den Ansprüchen und Erwartungen eines Gegenübers nicht Folge zu leisten, kann unterschiedliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Sieht man sich schutzlos einem Gegenüber ausgesetzt, dass unberechenbar explodiert, man keine Möglichkeit hat, dies anderweitig zu kontrollieren, so hat man nur die klassischen Mittel Kampf (Verteidigung), Flucht (Ausweichen) oder Totstellreflex (Resignation) zur Verfügung.

Ich versuche meist immer erst sachlich zu argumentieren. Das ist aber gar nicht immer die richtige Reaktion. Früher folge darauf immer totstellen, resignation, und erneut ins Loch aus Selbstzweifel zu fallen.
Mitlerweile zeige ich auch endlich mal etwas mehr Wutenergie. Aber immer noch mit Angst, diese auszudrücken, weil ja dafür bestraft wurde.


Zitat:Dies wirkt sich wiederum auf das eigene Selbstwertgefühl aus. 

Hatte man Einfluss, konnte etwas bewirken, für sich eintreten oder musste man stetig resignieren und aushalten, sich schlecht behandeln lassen?  

 
Jap musste alles ertragen, denn sonst drohte nochmehr Gewalt, Ärger, Strafe. Liebesentzug. Noch mehr Ohnmacht durch Entzug von Privilegien.


Zitat:Also auch Inwiefern ist dies langjährig trainiert und sucht sich unbewusst ähnliche Situationen und Menschen aufgrund des Bekanntheitsgrades?
 
Ja ich glaube, dass ich mit Menschen die zu solchen Mustern neigen finde, um der Sache bewusst zu begegnen. Ich kann es ja nur überwinden, wenn ich der Situation begegne.

Zitat:Konzept der „erlernten Hilflosigkeit“ (Martin Seligman).
Das Konzept ist Dir sicher bekannt.

 
Danke sehr. Ja das passt alles genau!
 
Einmal das Aushalten müssen der Gewalt und emotionalen Übergriffigkeit meiner Mutter. Zweites auch das ich als Baby vermutlich nicht aufgenommen wurde, Körperkontakt vermisst habe und keine empathische Spiegelung erhalten habe. Ich hatte in der Mediation eine Erinnerung daran, dass ich grundsätzlich nicht geschrien habe, weil ich wusste, das ist nicht erwünscht. Ich galt daher als pflegeleichtes Baby, aber dass ich da schon einen Teil meines Selbst zurück gestellt (abgespalten) hatte, das wurde mir auch erst sehr spät klar. Mich schockt das immer wieder, wenn ich sowas entdecke. Ich erinnere mich auch emotional an diese Zeit, es ist als ob ich überall Schmerzen spüre, aber ohne dass ich überhaupt verstehen konnte was los ist. Ist logisch ich kann damals noch keine Konzepte für das was fehlte. Nur einmal kam die Szene, dass ich in meinem Bettchen liege und mich innerlich vor Schmerz winde, weil die Zuwendung gefehlt hat. Das musste ich sehr lange immer wieder ausfühlen, bis es mal nachließ.
 
Als Kleinkind mit ca. eineinhalb Jahren beginnen die erste bewussten Erinnerungen, die fast immer emotional ablehnend ist. Immer wurde mir suggeriert das mit mir etwas nicht stimmt, zb als ich fremdelte und nicht zur Tante auf den Arm wollte. Es gab nie Verständnis für kindliches Verhalten. Der Tag an dem ich mein Ich entdeckt hatte, empfand ich als schmerzliche Trennung, als Enttäuschung, denn da verstand ich bewusst, meine Mutter hat keine Zeit für mich. Ich war nicht wertvoll genug, dass sie mit mir spielte.
 
Es erklärt die Tendenz zu depressivem Verhalten und dem ständigen Gefühl und Erlebnis von Ohnmacht. Ein Großteil meiner Depression kam aus meinem Burnout, aber ich entdecke auch gerade, dass beginnt in der frühen Kindheit und erklärt auch meine Neigung körperlich passiv zu sein, nicht in Handeln zu kommen, nur noch Beobachter zu sein. Das konnte ich evtl überspielen, weil ich es jahrelang mit anderen Verhaltensweisen kompensieren konnte. Es fiel deshalb nicht so stark auf, bis der Burnout das ganze Dach das das alles gedeckelt hatte weggerissen hatte. Das erklärt vielleicht auch, warum ich noch nicht wieder auf die beiden gekommen bin, obwohl sich vieles an meinem gegenwärtigen leben bereits verändert hat. Manchmal macht mich die Kindheit echt wahnsinnig, ich wäre den Scheiß so gerne los, aber immer wider holt sie mich ein.
 
Es erklärt die Unfähigkeit, negative Situationen oder Menschen eigenständig zu verlassen. Sehr aufschlussreich! Ich kannte den Begriff zwar flüchtig, aber hatte noch nicht näheres darüber gelesen. Oder es hatte bisher noch nicht gepasst, sich damit auseinander zusetzen.

Ich danke dir sehr.
 
@ Mrs. Mortisaga
 

Zitat:Mangelbewusstsein entsteht vor allem aus dem Trennungsbewusstsein.


Ja schon. Ich fühle mich aber schon lange nicht mehr getrennt. Das ist ja immer das was ich nicht verstehe. Ich weiß dies alles hier ist mein Traum den ich selbst (unbewusst) erschaffe: In diesem Selbst ist alles enthalten, auch Fülle, Liebe, Geborgenheit. Aber warum wird mir diese Fülle nicht zu Teil?
Was blockiert das immer noch den Fluss?
 

Zitat:Also aus dem Bewusstsein oder Gefühl heraus, getrennt und nicht geliebt zu sein. 
 
Ja nicht geliebt zu sein. Und wie mir gestren bewusts wurde, nichts wert zu sein. Das war eine Grundprogrammierung die während der ganzen Kindheit immer wieder erfahren wurde. Also versuchte ich mir diese Liebe selbst zu geben. Ich versuchte mir Verständnis entgegen zu bringen und achtsamer mir selbst gegenüber zu sein, herauszufinden wo übergehe ich mich, wo muss ich anders mit mir umgehen.
Was kann ich für mich tun? Aber oft erfahre ich mich da auch wieder als hilflos.

Zitat: 
Dabei ist man sich nicht im Bewusstsein darüber, dass man in sich selbst ganz werden muss, um das Urvertrauen zu erleben.

 
Ja es ist die Erfahrung von Urvertrauen die in ihrer Entwicklung blockiert wurde. Wie erwirbt man nachträglich Urvertrauen? Denn der Erwerb in der Kindheit beruht ja immer darauf, dass man erstmal diese Energie von den Eltern erhält. Man muss sich aufladen können mit Energie, mit Vertrauen.
Wie läd man die Baterien mit diesem gefühl auf?
 

Zitat:Das ist aber ein schwieriger Weg, denn oft ist man sich diesen Zusammenhängen bewusst, sie gehen aber nicht in den Herzverstand über.
 
Ich glaube manchmal fehlen noch einige Aspekte. Vielleicht geht es in den Herzverstand über, wenn alle Puzzleteile gefunden wurden? 
 

Zitat:Ich glaube, dass es dazu Taten braucht, ganz konkrete Taten und Handlungen, die mich mit mir selbst zusammen bringen.
 
Das stimmt. Welche Taten könnten in diesem Fall helfen?
 
 Ich danke dir für deine inspirierenden Gedanken.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#5
05.05.2020, 09:02
[+] 2 User sagen Danke! Bultungin für diesen Beitrag
Vielleicht blockiert dich die Angst, diese Fülle - solltest du sie erstmal leben und ausschöpfen - wieder zu verlieren? Das wäre dann antizipierte Verlustangst und diese ist wiederum Teil des Trennungsbewusstseins.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#6
05.05.2020, 15:28
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Das ist auch ein interessanter Gedanke. Es passiert mir sehr oft dass ich ganz kurz in Fülle eintauche und dann verliere ich es wieder. Es ist aber immer zu kurz um satt zu werden.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#7
05.05.2020, 15:39
[+] 1 User sagt Danke! Bultungin für diesen Beitrag
Dann musst du vielleicht erst das Nicht-satt-Sein annehmen um die Blockade aufzulösen. Nicht satt sein bedeutet auch getrennt sein, nämlich getrennt sein von seiner eigenen, inneren Fülle. Die Wahrnehmung des Getrennt-Seins ist bereits das Geschenk.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#8
05.05.2020, 19:22 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2020, 19:24 von ichbinmehr.)
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Das kann gut sein. Es ist aber schwer für mich. Überhaupt geht man ja meinst so einen Selbsterkenntnisweg, weil man sich irgendeine Erleichterung oder Verbesserung davon verspricht. Man startet die Reise mit einem Gedanken von " wenn ich erst Erleuchtet bin" oder "wenn ich mein Trauma erstmal aufgelöst habe".  

Anfangs hat man dann noch einige Durchbrüche, die Motivation erzeugen. Klarträumen war auch so eine Sache. Es war nur eine Karotte, die das HS dem Esel vor die Nase gebunden hat. Das heisst aber nicht dass das für jeden so ist, aber bei mir war es so. Ich habe trötz größter Mühen am Ende einer "Lektion"  immer nur Dessillusion, Enttäuschung, Verlusst und Ernüchterung gefunden.

Das macht ja auch irgendwie Sinn, dass einem die Vorstellungen und Hoffnungen alle wegbrechen, damit man an den ganz harten Kern des Traumas stößt wo man dieses mit nichts mehr abwehren kann. Es macht Sinn dass alle Denkkonzepte die aus dem Hier und Jetzt wegführen " wenn ich erst x geschafft habe" Auflösung finden.

Aber emotional komme ich damit bisher noch nicht zurecht. Es ist zwar so, dass ich immer gelassener werde, mit dem Unfrieden in meinem Leben, mit Schicksaalschlägen erstaunlich gut loslassen kann, aber die Hoffnung auf Besserung, auf die Dinge die in meinem Leben bisher noch fehlen ganz loslassen, ist irgendwie schwer. Zudem ich auch sehr viele verloren habe auf meinem Weg, Menschen oder Privilegien. Manches scheint unwiederbringlich verloren. Naja und dann steht man da mit diesem Haufen Asche in den Händen und weiß nicht wie es weiter gehen soll.

Es ist schön wenn man noch Ziele hat. Denn Ziele erzeugen Motivationsenergie. Ich vermisse das, obwohl man dadurch fremdbestimmt ner Karotte folgt. Gar keine Energie mehr zu haben, weil alles keinen Sinn mehr macht, ist jedoch nicht gerade erquickend. Ich frage mich, wie ich diesen Missmut über all die Enttäuschungen loslassen kann?
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#9
05.05.2020, 21:06 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.05.2020, 21:07 von Bultungin.)
[+] 1 User sagt Danke! Bultungin für diesen Beitrag
Das sagst du was mit dem "wenn erst... dann..." - ich musste gerade sofort an mich selbst und an meine Versuche der Ernährungsumstellung denken nach dem Motto: Wenn ich erst dünn bin, DANN bin ich motiviert gesund zu essen... etc. Ist natürlich nicht so. Genau wie der Gedanke an finanzielle Freiheit nach dem Motto: Wenn ich erst Freizeit habe, DANN mache ich meine Hobbies und Reisen. Doch was ist das für ein Leben, bei dem man auf eine Veränderung der Umstände wartet, die man nur selbst durch eine Veränderung des eigenen Handelns herbeiführen kann? Ist ein Paradoxon. An dem Punkt hänge ich auch bzw. merke, inwiefern ich da verstrickt bin.
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RE: Mangelbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle
#10
06.05.2020, 19:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.05.2020, 19:39 von ichbinmehr.)
Ja das kenne ich sehr gut. Mit dem emotionalem Essen habe ich ja auch mein Thema. Dazu habe ich eine Geschichte. Ich habe letztens ein Experiment gemacht, mit einer Substanz namens Iboga. Iboga ist eine afrikanische Wurzel, die in hoher Dosis halluzinogen wirkt und auch relativ gefährlich ist. Deshalb rate ich von Selbstversuch ab, es sei denn ein Mensch ist reif genug um mit der Gefahr umzugehen. Dazu sollte man sich im Vorfeld eingehend über die Verwendung und mögliche Risiken infomieren. Iboga ist zur Zeit legal. Normale Dosen sollten jedoch nicht ohne einen Schamanen benutzt werden, der mit dieser Pflanze Erfahrung hat. Anders als bei anderen halluzinugenen Psychedelika, kann Iboga mitunter tötlich wirken.

Ich habe die Substanz allerdings auch nur in einer Micro Dosierung verwendet, die nicht halluzinogen wirkt, also unter der Wirkschwelle lag, und so nur sehr subtil das Bewusstsein schärft. Iboga ist dafür bekannt gerade suchtkranken Menschen eine Einsicht in ihr Suchtverhalten zu geben, und soll selbst schwerstabhängigen zb Heroinsüchtigen helfen können, die Sucht stark einzudämmen oder sogar zu beenden.

Eigenlich war ich total davon ab, überhaupt noch Substanzen zu konsumieren, weil mir die Fähigkeit eines Verstandes Einsicht zu gewinnen, ohne Hilfmittel sehr wichtig ist. Ich war der Meinung mann braucht nur Meditation und Psychologie. Aber dann geschah etwas seltsames. Ich traf einen Menschen der eine unglaubliche Achtsamkeit ausstrahlte, die mich sehr beeindruckt hatte. Es war so als ob sich in seiner Gegenwart alles verlangsamen würde und alles was er sagte war von einer unglaublichen Sorgfalt und Liebe getragen. Er sagte einen Satz, aber in diesen einen Satz konnte ich so unglaublich tief eintauchen.

Am nächsten Tag sprach ich mit ihm über meine Empfindung und er erzählte mir er hätte Iboga im micro Dosing benutzt. Micro Dosing ist die Methode eine sehr kleine Dosis zu nehmen, die unter der Schwelle dessen liegt, was wahrnehmbar ist. Indem Moment wusste ich, dass will ich auch. Und das hatte mich sehr gewundert, denn ich hatte die Möglichkeit Substanzen für Bewussteinsgewinnung zu benutzen, die letzten Jahre völlig ausgeschlossen.  Ich rang mit mir, ob ich das wirklich machen sollte, aber es war dann als wäre ich zu dieser Pflanze hingeführt worden. Also habe ich mich führen lassen. Dann las ich dass sich die Pflanze für Menschen eignet die unter Süchten leiden. Dann dachte ich ok, es sollte zu mir kommen.

Als ich Iboga dann verwendete, spürte ich plötzlich dass ich ein anderes Körpergefühl hatte. Es war als sei die Innere Spaltung zwischen Körper und Geist aufgehoben. Ich war plötzlich in meinem Körper, was ich sonst nicht bin, da ich immer ein wenig dissoziiert lebe. Das war ein gutes Gefühl, ein ganzheitliches Gefühl. Ein heilsames Gefühl. Mein Bewusstsein war fast wie immer, wach, klar und ich konnte noch alles normal machen, ohne eintrübung. Ich war ein ganz klein wenig müde, oder war das mehr Entspannung? Es gab den ganzen Tag so ein Gefühl, als ob ich mich aus Genuß räkeln wollte. Also es war körperlich sehr angenehm irgenwie. Auch spürte ich die spontanen Impulse der Körpers, die ich nicht immer wahrnehme, viel stärker als ich es sonst spüre. Es war ein Gefühl von im Hier und jetzt sein, aber mehr körperlich.

Jedenfalls zum Thema Essen. Ich widmete dieses Exeriment dem Thema Essen. Denn durch meine Esseverhalaten zeigt sich meine Sucht am besten. Es war also kein Spaßkonsum, sondern hatte ein Setting, welches der Heilung dessen dienen sollte, welches ich aus meinem sonstigen Bewusstsein heraus nicht verstand, wo ich sonst nicht weiter komme.

Ich aß an diesem Tag eine Suppe. Ich löffelte die Suppe mit einem Löffel. Bei einem Drittel der Suppenschüssel bemerkte ich schon ein Sättigungsgefühl. Normalerweise hätte ich die ganze Schüssel gegessen. Das Sättigungsgefühl hätte ich sonst gar nicht bewusst bemerkt. Ich kenne dieses aber schon aus Zuständen wo ich total high war, da hatte ich auch plötzlich ein anderes Essverhalten weil dann alle emotionalen Gründe um zu essen, abfallen. Dann isst man nur noch um sich zu ernähen. Und dann braucht man weniger als die Hälfte, während der Genuß vielfach gesteigert ist. Im Normalmodus komme ich da aber nicht hin.

Ich schaute mir das an. Fragte mich ok was nun, höre ich auf zu essen, oder esse ich weiter? Ich war der Beobachter, Steffi entschied weiter zu essen. Also sagte ich ok und sah nur zu. Ich bewertete es nicht. Das Iboga hilft einen starken Beobachter zu halten, der nicht wertet und daher unterstützend wirkt um eine Situation analysieren zu können.

Plötzlich war mir als ob meine interalisierte Mutter mich füttern würde. Es war als ob sie sagt ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa, usw.. Dabei lächtelte sie, jedoch ging es in Wirklichkeit um Macht. Sie wollte bestimmen wieviel das Kind isst. Das Kind hätte nicht sein sagen dürfen. Und weil das Kind die Mutter lieb hatte, trotz ihrer Gewalt, sagte das Kind ok Mama für dich esse ich weiter. Damit morgen das Wetter schön wird, damit Mama mich lieb hat. Ein Gefühl für Sättigung war mir systematisch aberzogen worden.

Der umami Geschmack der Suppe, lösste Assoziation an positive Gefühle aus. So sah ich auch wie Geschmacksassoziationen mit Gefühlen verknüpft sind. Positive Spiegelung habe ich in meiner Familie nicht erhalten, aber es gab Essen.

Jeder Mensch braucht eine gewisse Menge an Freude, Geborgenheit, Liebe oder auch Macht im Leben. Ich sah plötzlich dass ich absolut unschuldig bin, dass ich emotional esse und als Folge dessen Übergewichtig bin, weil das Essen für mich eine funktional Aufgabe hat. Gerade dadurch dass ich selbst wählen kann was ich esse, fühle ich mich mächig, selbst über meine Gefühle zu entscheiden. Etwas was mich sonst im Leben sehr fehlt. Ich sah die notwenigkeit des emotionalen Essens für meine Psyche. 

Es kompensiert bisher fehlende Gefühle, die aber notwenig sind. Man erinnere sich an die Kinder aus dem Experiment, die ohne Liebe und Zuwendung aufwuchsen. Diese Kinder starben weil Zuwendung exitentiell ist. So ist es dann besser ein Mensch entwicklet eine Sucht, mit der er sich selbst helfen kann, ein drängendes Bedürfnis selbst zu befriedigen.

Klar wir alle haben die Vorstellung Sucht sei etwas Negatives, weil sie ja immer negative Folgen hat. Aber ich sah in diesem Moment den positiven Nutzen der Sucht, ich sahe ihre Funktion für mein Leben. Ich verstand Sucht ist da, weil diese noch einen positiven Nutzen hat. Und so konnte ich alle süchtigen Menschen in diesem Moment frei sprechen von Schuld. Ihre Psyche hat dieses Verhalten gewählt um sich selbst zu helfen, denn es gibt in diesem Moment keinen andere Alternative.

In diesem Moment konnte ich aufhören mich für mein Essverhalten zu verurteilen, selbst wenn es mir langfristig schadet, denn ich sah die Notwenidigkeit für den gegenwärtigen Moment. Ich wusste in diesem Moment dass meine Sucht, die eigendlich eine Suche nach nach emotionaler Nahrung ist, sich von selbst auflösen wird, wenn ich stabil an dem Punkt bin, emotional satt zu sein. Das Thema passt auch zu meinen heutigen Gedanken. Es geht um meine Unschuld.

Die Unschuld kann ein wichtiger Schlüssel zu befreieung sein. Oft haben wir aber Angst davor Unschuldig zu sein, weil wir nicht sehen wie so eine Lösung geschehen soll. Ich glaube dass gerade in der Unschuld Lösungen von selbst entstehen können, weil der Widerstand gegen das eigene Handeln, die Selbstverurteilung loslässt.

Heute hatte ich eine spannende Erkenntnis. Mir fiel auf, dass ich auf der Ebene des Verstandes bewusst bin, dass ich unschuldig bin. Unschuldig an allem was mir ein meinem Leben geschehen ist, was mir misslingt, wo ich zum xten Mal versage und scheitere. Überhaupt habe ich schon länger denn Standpunkt eingenommen, dass alle Menschen an ihrem Schicksal unschuldig sind. Selbst der Mörder ist unschuldig, denn schaut man sich sein Leben genaustens an, wird man eine Aneinanderreihung von Voraussetzungen finden, die keine ander Handlung zuließen, als die Tat die er ausgeübt hat. Manche Menschen meinen, ein Mensch könnte sich immer entscheiden, aber auch diese Annahme ist bei genauer Betrachtung falsch. Denn auch für das Entscheiden, braucht es eine lange Kette von Voraussetzungen.

Ich hatte früher sehr viele Konflikte mit konservativ/dogmatischen Menschen. So beschäftige ich mich vor allem im Rahmen der integralen Sichtweise gerade mit den Standpunkten die mir nicht ferner liegen könnten. So schmolz meine Ablehnung diesen Menschen gegenüber dahin, weil ich immer mehr erkannte, dass ein Standpunkt oder gar eine Handlung eine Folge einer Voraussetzung ist. Ich erkannte immer mehr dass negative Handlungen Folgen einer brachliegenden Bedürfnisseben sind. So fand ich immer mehr zu einer grundsätzlichen Haltung, dass alle Menschen unschuldig sind, egal wie sie handeln und und ich sie aus Unwissenheit über ihre Voraussetzungen verurteilen mag.
 
Ja andere Menschen spreche ich unschuldig. Aber was ist mit mir? Mir fiel heute auf, dass ich mich aus diesem generalisierten Freispruch herausnehme, und immer noch mit größter Anstrengung versuche meine leben auf die Reihe zu bekommen. So als wäre es meine Schuld, dass mir in einer Regelmäßigkeit Voraussetzungen gefehlt haben. Es war aber nicht meine Schuld.
 
Ich habe mich in den letzten Tagen mit dem Gedanken beschäftigt wie ich meine Kindheit/das Traum irgendwie mal loslassen könnte. Es findet irgendwie kein Ende. Ich erinnere mich ohne dass dieser Albtraum einmal endet immer wieder an neue Traumatische Kindheitserlebnisse. Immer wider noch ein Schlag ins Gesicht. Wieder und wieder. Ich entdecke immer wieder in einer neuen Dimension, dass die Voraussetzung für ein selbstständiges und erfolgreiches Leben bei mir nicht gegeben waren. Heute kam mir der Gedanke, dass ich das vielleicht so erfahre um mich endlich frei zu sprechen.
 
Letzte Woche begegnete mir das Thema Bildung. Ich gab mir mein ganzes Leben lang eine Schuld dafür dass ich mus eine mittelmäßigen Schulabschluss habe, der mir leider die Chancen etwas anderes mit meinem Leben zu machen verbaut hat. Ich erkannte, dann plötzlich zum ersten Mal wie wenig Unterstützung ich während meiner gesamten Schul(d)ausbildung im Elternhaus gefunden hatte, denn ich komme aus einer bildungfernen Familie, die mich nicht unterstützen konnte, wie ich es gebracht hätte. Gleichzeitig war meine Fähigkeit mir selbstständig zu helfen, durch die immer wiederkehrenden Gewalterfahrungen, die jegliches selbstständige Handlung schon in frühster Kindheit unterbunden hatte, so prägend gewesen, dass ich keine Möglichkeit hatte. Um ein Selbstständiger Mensch zu werden, muss man erstmal erfahren haben, dass man selbst etwas bewirken kann. Dieses wurde mir aber systematisch verwehrt.
 
Jedenfalls, erinnerte ich mich letzte oder vorletzte Woche irgendwie an das Thema Schulzeit und plötzlich erkannte ich meine Unschuld durch die fehlende Unterstützung. Was dann passierte war dass ich eine enorme Energie entwickelte, weil ich plötzlich der Meinung war, ich müsse jetzt englisch lernen. Ich wollte dem Inneren Kind die Unterstützung geben, die ich im Elternhaus nicht enthalten hatte. So kaufte ich einen haufen Englischbücher um diese Mangelgefühl abzustellen. Ich begann zu lernen und zwar höchst motiviert. Das hielt für ca eine Woche. Dann trat mein Tinnitus den ich seit einem halben Jahr ab und zu habe wieder ein und drangsaliert mich wieder so sehr, dass ich alle Pläne wieder loslassen musste, natürlich voller Frustration.
 
Heute erkannte ich dass ich da immer noch in einem Muster gefangen bin. Immer dann wenn ich wieder einen Einblick in meinen Trauma, in das Fehlen von Unterstützung bekomme, habe ich das Gefühl ich muss meine Schwäche jetzt heilen, aufarbeiten, oder sonst wie abwehren, indem ich etwas tue. Ich versuche das dann häufig, wirklich mit größter Mühe und mit Liebe für mich, weil ich mir helfen möchte zufriedener mit meinem Leben zu sein. Aber es will einfach nicht gelingen. Immer wieder falle ich ins selbe Muster.
 
Heute hatte ich die Erkenntnis, dass ich mich vielleicht immer wieder an das gravierende Fehlen von Unterstützung in der Kindheit erinnere, um mich endlich frei zu sprechen, frei von Schuld. Nicht um etwas zu verändern, denn das hält mich immer noch im Hamsterrad des tuns. Es geht vielleicht viel mehr darum, die Notwendigkeit des tuns loszulassen, so das tun nicht mehr aus Mangelgefühlen heraus geschiet, sondern weil eine freie Entscheidung getroffen wurde, zu tun, weil es mein freier Wille ist. Oft geschieht mein tun aber noch aus dem Mangel heraus, was wohl auch eine schlechte Voraussetzung ist, um erfolgreich zu sein.
 
Auch macht mir diese Erkenntnis ersichtlich, warum meine Kindheitserfahrungen weiterhin mein Leben bestimmen, die emotionale Erkenntnis der Unschuld scheint noch nicht ganz gefallen zu sein. Ich wurde mein Leben lang mit Schuldgefühlen überladen. Aus Abhängigkeit und existenzieller Not habe ich die Schuld für andere Menschen sehr oft übernommen. Vielleicht sollte ich zukünftige Erinnerungen an mein Trauma weniger so sehen, dass der Albtraum nie ein Ende hat, sondern dass mir wieder mal gezeigt wird, dass ich unschuldig war, und bin.
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