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Der Wunsch ein Gespräch zu führen

Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#1
31.12.2019, 12:14
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Ist der Wunsch ein Gespräch zu führen ein primäres angeborenes Bedürfnis des Menschen oder gibt es Leute, die dieses Bedürfnis niemals verspüren? 

Ich habe dieses Bedürfnis manchmal und zerbreche mir dann vorher immer den Kopf wie ich es am besten anstelle, dass das Gespräch rund läuft und dass nicht immer nur einer redet. Peinlich ist es auch, wenn keiner mehr was sagt. (Bei Pflicht-Treffen mit Verwandten gelten ganz eigene Regeln) Die Kunst ein Gespräch gibt es vermutlich Bücher. Sie geben vermutlich Ratschläge von solcher Art: 

- Reden Sie nur über Dinge, für die sich der Gesprächspartner interessiert. 
- Hören Sie zu, gehen Sie auf das ein, was der Gesprächspartner sagt. 
- Was denken Sie könnte Ihren Gesprächspartner interessieren? Denken Sie gut nach. Denn wenn sie von etwas reden, was ihn nicht interessiert kriegen Sie keine Antwort. Und das möchten wir ja nicht. Sie möchten Antwort auf das was sie sagen. Sie möchten verstanden werden. Sie möchten, dass der andere so redet wie sie. Ein harmonisches Gespräch ist ohne Meinungsverschiedenheit. Es ist lehrreich ohne zu belehren. Versuchen Sie diese Ratschläge zu beherzigen und Sie werden viele Freunde finden, mit denen Sie stundenlang im Biergarten reden können. Über Fußball, Donald Trump, die Frauen (falls sie Mann sind),  oder irgendwas anderes. 

Der Text in braun ist nicht wirklich meine Meinung. Aber gleichwohl habe ich Momente, wo ich so etwas tatsächlich wünsche. Ich weiß, dass ich zu solcher Gesprächsführung nicht bereit bin. Sie erfordert Anpassung an den anderen, und dies empfinde ich als Unterwerfung. Daher bin ich geneigt mein Bedürfnis nach Gespräch zu ignorieren. Vermutlich wird hier kaum jemand verstehen, was ich meine. Die Antworten, falls es welche geben wird, werden Unverständnis über das was ich geschrieben habe, zum Ausdruck bringen. Dann kann ich mir hinterher sagen: Gesprächsführung nicht gelungen, aber ein Meinungsaustausch wird zumindest stattgefunden haben.
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#2
31.12.2019, 13:35
[+] 1 User sagt Danke! fountain für diesen Beitrag
Viele Menschen reden eindeutig zu viel. Ich habe auch schon aufgelegt oder bin gegangen, wenn der andere keine Rücksicht nimmt und nur monologisiert. Für mich ist ein Dialog natürlich, für viele scheinbar nicht. 

Mir fiel noch das Buch „Die Welt des Schweigens“ von Picard dazu ein. Darin geht es zwar nicht um Gesprächsführung und wird auch nicht deine Fragen beantworten - es geht über das Wort als solches, bzw. wie es durch das Schweigen gehalten wird. Es ist schon lange her, dass ich es gelesen habe, ich habe keine Ahnung mehr, was alles genau darin steht, aber ich erinnere mich oft an folgendes Zitat, das mich immer wieder inne halten lässt:

„Der Mensch lebt in der Mitte zwischen der Welt des Schweigens, aus der er kommt, und der Welt des anderen Schweigens, in die er geht, in die des Todes. Zwischen diesen zwei Welten des Schweigens lebt auch das Wort des Menschen und wird von ihnen gehalten. Darum hat das Wort ein doppeltes Echo: dorther woher es kam, und dorther, wo der Tod ist.

Heute ist das Wort fern von den beiden Welten des Schweigens, es entsteht aus dem Lärm und verschwindet im Lärm, das Schweigen ist heute keine Welt mehr für sich, es ist nur der Ort, in den hinein der Lärm noch nicht gedrungen ist, es ist nur eine Unterbrechung im Lärm, die Lärmapparatur funktioniert einen Augenblick nicht ‐ das ist das Schweigen heute: Lärm, der nicht funktioniert. Es gibt nicht mehr dies: hier das Wort und dort das Schweigen, sondern nur: hier Worte, die geredet werden, und dort solche, die noch nicht geredet wurden, aber die letzteren sind auch da, gegenwärtig, sie stehen herum, wie Werkzeuge, die nicht verwendet werden, drohend oder langweilig stehen sie da …"

https://www.researchgate.net/publication...Schweigens
Zwischen Schlaf und Traum, zwischen mir und was in mir ist und was ich vermute zu sein, fließt ein unendlicher Fluss. 
// Pessoa
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#3
31.12.2019, 16:18
Ich erinnere mich, wie Don und ich uns bei einem wunderbaren KT-Treffen bei uefken in Berlin "unterhalten" haben. Wie schwiegen einige Minuten, dann morphte es und alles war gesagt big
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#4
31.12.2019, 18:06
Manch eine/r führt Selbstgespräche.

So gibt es Leute, die anscheinend ein Phantom mit sich tragen. Auch hier kommt es zu Streitgesprächen. Das Gegenüber scheint etwas zu fordern, das der Redner nicht  hören / tun mag. Der Redner fühlt sich nicht verstanden und wird auf sein Phantom ärgerlich. Manchmal wird das Phantom in seinen Forderungen gar bedrohlich. Diese/r scheint ständig in Begleitung zu sein und doch allein.

Andere führen eine innere Zwiesprache mit sich selber. Hier gibt es einen stillen Zuhörer - ohne Widerworte, sehr geduldig und ausdauernd. - Antworten gibt dieser/s Selbst über Gefühle, verständnisvoll, sehr mitfühlend und weise. Diese Gesprächspartner lassen Entscheidungsfreiheit. Man ist allein und fühlt sich doch ständig begleitet.

camp
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#5
01.01.2020, 12:27
[+] 1 User sagt Danke! Viltrudis für diesen Beitrag
Zitat:Ist der Wunsch ein Gespräch zu führen ein primäres angeborenes Bedürfnis des Menschen oder gibt es Leute, die dieses Bedürfnis niemals verspüren?
Ja und ja, würde ich vermuten. wink1

Ich glaube, wer einfach nur nach einem Gespräch sucht, ohne Thema, könnte besonders leicht enttäuscht werden? Mir hilft es enorm, eine Struktur zu haben; entweder weil es sich bei bestimmten Freund:innen etabliert hat, über bestimmte Themen zu reden, oder weil es Aktivitäten gibt, die eine Situation zusammenhalten. (Das ist ein Grund, warum ich Gesellschaftsspiele so mag, aber es darf halt nicht alles dominieren, sonst bleibt ja keine Zeit zum freien Reden.)

Zitat:Ich habe auch schon aufgelegt oder bin gegangen, wenn der andere keine Rücksicht nimmt und nur monologisiert.
Ahaha, das erinnert mich gerade an eine Begegnung mit einem Typen vor Jahren, der ohne Übertreibung 90% der Redezeit für sich beanspruchte, und als ich dann einmal zwischendurch was eingeworfen hab, weil ich sonst ja kaum noch zu Wort gekommen wäre, mir ernsthaft entgegnet hat "Also jetzt hast du mich aber unterbrochen. Wir müssen da an unserer Gesprächskultur arbeiten, das ist so nicht akzeptabel." augenroll

Tiefgehende Gespräche erfordern mindestens eine Person, die gut zuhören kann und gerade möchte und mindestens eine Person, die bereit ist, etwas von sich selbst preiszugeben, würde ich mal so hinstellen. (Hab grad keine Lust, wirklich ausführlich zu schreiben hier. Ups.)
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#6
01.01.2020, 13:32 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.01.2020, 15:59 von Nuevo.)
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Der Mensch ist ein soziales Wesen und Kommunikation ist nahezu existentiell. Beispiele wie der Roman „Robinson Crusoe“ zeigen auch, dass man (bis Freitag) ganze Bücher mit Selbstgesprächen füllen kann.


Bücher, Kurse, Übungen und Anleitungen wie man „gute“ Gespräche führt, können in vielen Bereichen sehr hilfreich sein. Aber ich musste auch anerkennen das ich kein „Alleinunterhalter“ bin, der in jeder Situation, ohne irgendeinen Hintergrund, ein Gespräch initiieren und am Laufen halten kann. Es ist für mich oftmals eine Herausforderung, mich mit jemanden, ungezwungen, Themenlos zu unterhalten. Es kommt dann einfach nichts sinnvolles aus meinem Mund und die Gedanken sind manchmal auf Panik umgeschaltet und fragen sich nur noch, was kann ich jetzt sagen. Daher kenne ich auch die „schweigende Stille“ sehr gut. Mittlerweile kann ich damit aber ganz gut umgehen.


Wenn es wichtig und möglich ist, vermeide ich solche Situationen. Ich brauche dann entweder einen „Wingman“, einen Dritten in der Runde der redet, wenn ich nachdenken muss oder eine Situation wie z.B. Gesellschaftspiele, Freizeitaktivitäten oder spezielle Themen, die Stillephasen überbrücken und Gesprächsstoff liefern. Hier liegt meine Stärke.
Das zu erkennen hat jedoch lange gebraucht. Auch ein trockener Humor hilft mir oft weiter und fördert so den Redefluss.
Ich beneide Menschen die reinkommen, los reden, ohne zu schwafeln und das „Publikum“ begeistern können, aus dem Nichts. Ich hatte mal einen vergleichbaren Traum der mir das wieder gezeigt hat, welche Eigenschaft ich an mir vermisse. Aber ich bin anders und das ist gut so.


Auch ein Rhetorik Kurs ist sehr gut wenn man z.B. Reden halten möchte oder muss. Bei allen Ratgebern ist es natürlich immer eine Frage der Motivation dahinter, was man erreichen möchte und was man bezwecken will.


Ein andere Aspekt ist die Gewaltfreie Kommunikation (GfK), eine „Philosophie“ die für meinen Geschmack, in unserer Gesellschaft, zu wenig Beachtung erfährt. Hier findet man sehr gute Anregungen wie man auch schwierige Gespräche führe kann. Aber, es erfordert Übung. Denn Worte entstehen aus Gedanken und Gefühlen und hier muss man ansetzen.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#7
01.01.2020, 14:52
[+] 1 User sagt Danke! Lucinda für diesen Beitrag
Ich schreibe lieber als zu reden. Da kann man seine Gedanken und Gefühle erst einmal sortieren. 
In Großgruppen bin ich eher stiller Zuhörer, sofern ich hören kann, was andere sagen, wenn alle durcheinander reden. Ich finde es nicht so leicht, sich da zu beteiligen und gegen die Lautstärke anzureden und zu verstehen, was andere mitteilen. Wenn es geordneter zugeht und eine Atmosphäre des gegenseitigen zuhören und verstehen Wollens herrscht, kann ich mich eher beteiligen. Manchmal warte ich beim Zuhören jedoch zu lange ab, so dass ich dann zu spät an die Reihe komme und das nächste Thema bereits dran ist.
Mir fällt es leichter, mit Einzelnen im Gespräch zu bleiben und da auch eher bei tiefgründigen Themen. Wind- und Wetter-Gespräche sind für mich schnell abgehakt.
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#8
01.01.2020, 15:31
[+] 2 User sagen Danke! Ver366 für diesen Beitrag
Interessante Frage. thumbsu
Spontan würde ich sagen, ich spüre wenig bis keine anlasslosen Gesprächswünsche.
Ich finde es z.B. sehr entspannend, mal eine Woche allein in Urlaub zu fahren und dabei (abgesehen vom Unvermeidbaren) nicht reden zu müssen.

Anders ist es, wenn ich über etwas reden möchte, dass mich bewegt.
Erkennen=>Annehmen
Ad Astra!
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#9
01.01.2020, 16:25
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(01.01.2020, 15:31)Ver366 schrieb: Interessante Frage. thumbsu
Spontan würde ich sagen, ich spüre wenig bis keine anlasslosen Gesprächswünsche.
Ich finde es z.B. sehr entspannend, mal eine Woche allein in Urlaub zu fahren und dabei (abgesehen vom Unvermeidbaren) nicht reden zu müssen.

Anders ist es, wenn ich über etwas reden möchte, dass mich bewegt.


"... nicht reden ..." Das praktiziere ich, wenn ich meditiere. Stille, auch in Gedanken. Keine Zwiegespräche mit mir selbst.
Das finde ich nicht nur spannend, sondern es ist ein wesentlicher Teil in meinem Leben, den ich nicht missen möchte.


Mit den anlasslosen Gesprächswünschen muss ich einen Rat des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch  dagegen halten. Er sagte, "Gehen Sie mal auf die Leute zu und stellen Sie aufrichtig und mit Interesse die Frage, wie geht es Ihnen"?  "Sie werden überrascht sein, wie manche Menschen dann aus sich rausgehen, weil sie erkennen das da ein echtes Interesse besteht".


Klar das ist nur ein kleines Beispiel und man muss und will auch nicht jeden ansprechen. Aber, der Smalltalk kann Tore öffnen, zu interessanten Menschen die sonst unbeachtet im Leben auftauchen und wieder verschwinden. Ich finde es schade und würde gern die Kunst des Smalltalks beherrschen.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#10
01.01.2020, 21:46
[+] 1 User sagt Danke! Ver366 für diesen Beitrag
(01.01.2020, 16:25)Nuevo schrieb:
(01.01.2020, 15:31)Ver366 schrieb: Interessante Frage. thumbsu
Spontan würde ich sagen, ich spüre wenig bis keine anlasslosen Gesprächswünsche.
Ich finde es z.B. sehr entspannend, mal eine Woche allein in Urlaub zu fahren und dabei (abgesehen vom Unvermeidbaren) nicht reden zu müssen.

Anders ist es, wenn ich über etwas reden möchte, dass mich bewegt.


"... nicht reden ..." Das praktiziere ich, wenn ich meditiere. Stille, auch in Gedanken. Keine Zwiegespräche mit mir selbst.
Das finde ich nicht nur spannend, sondern es ist ein wesentlicher Teil in meinem Leben, den ich nicht missen möchte.


Mit den anlasslosen Gesprächswünschen muss ich einen Rat des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch  dagegen halten. Er sagte, "Gehen Sie mal auf die Leute zu und stellen Sie aufrichtig und mit Interesse die Frage, wie geht es Ihnen"?  "Sie werden überrascht sein, wie manche Menschen dann aus sich rausgehen, weil sie erkennen das da ein echtes Interesse besteht".


Klar das ist nur ein kleines Beispiel und man muss und will auch nicht jeden ansprechen. Aber, der Smalltalk kann Tore öffnen, zu interessanten Menschen die sonst unbeachtet im Leben auftauchen und wieder verschwinden. Ich finde es schade und würde gern die Kunst des Smalltalks beherrschen.

Zweifellos.

Eine "Kunst" erlernt man durch Üben wink4

Persönlich habe ich ein großes Stillebedürfnis.
Das steht allerdings im Gegansatz zu anderen Bedürfnissen (Familie, Job, Interessen...) daher versuche ich eine Art Mittelweg zu finden.
Erkennen=>Annehmen
Ad Astra!
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#11
02.01.2020, 12:29 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.01.2020, 13:09 von Likeplacid.)
[+] 2 User sagen Danke! Likeplacid für diesen Beitrag
Ich habe gestern gemerkt, dass ich jemand bin, dem es unangenehm ist als Person wahrgenommen zu werden. Je mehr Leute ich anspreche, desto eher werde ich als Person wahrgenommen. Daher spreche ich nur selten Leute an.

Da ich also nicht gern als Person wahrgenommen werde, möchte ich auch in diesem Thread darauf verzichten jemanden anzusprechen (etwa, indem ich ihn zitiere). Denn das würde ja dazu führen, dass ich vom Empfänger der Nachricht als Person wahrgenommen werde. Als Person wahrgenommen zu werden geht einher mit dem Übernehmen einer Verantwortung oder mit dem Äußern einer Hilflosigkeit (Bedürftigkeit) oder dem Äußern eines  Interesses an dieser Person (Freundschaft, Sex, Liebesaffäre etc.) . All das  möchte ich aber vermeiden. Da ich nur selten Leute anspreche kann es nicht verwundern, dass ich auch nur selten (längere) Gespräche führe. Wenn ich das Bedürfnis habe ein längeres Gespräch zu führen habe ich die implizite Erwartung, dass das Gespräch so verläuft wie ich es mir vorher vorgestellt habe. Das kann durchaus erreicht werden. Man muss sich jemanden suchen, der sich für das gleiche Thema interessiert wie man selbst und von dem man weiß, dass keine allzu keine großen Meinungsverschiedenheiten bestehen. Alternativ kann man auch ein sehr tolerante Meinung gegenüber dem einnehmen gegenüber dem was der andere sagt, also darauf verzichten in allen Punkten auf einen Nenner zu kommen (dieser Weg steht vielen offen, mir aber nicht, oder nur selten).

Ich habe von den Antworten einiges gelesen. Ist immer wieder erstaunlich wie schwer sich Antworten, die man auf so kriegt, vorhersagen lassen.  Insgesamt bin ich erleichtert, dass ich zu diesem Thema mehr als 0 Antworten gekriegt habe. Wenn ich nur EINE  Antwort gekriegt hätte, wäre ich vermutlich inhaltlich darauf eingegangen. Da es nun aber einige Antworten sind, weiß ich nicht ,auf welche ich eingehen soll. Ich möchte ja niemanden zurücksetzen. Jeder hat eine Antwort verdient. Aber ich bin im Moment dazu nicht in der Lage. Diese Vorstellung jedem antworten zu sollen ist natürlich nicht normal. Normalerweise antwortet man auf das, was einem am meisten zusagt und die anderen lässt man links liegen. In dem Fall lasse ich (wie auch im richtigen Leben) einfach alle links liegen. Das gilt zumindest für diesen Moment. Vielleicht habe ich morgen Lust auf das eine oder andere detailliert einzugehen. Auch wenn das nicht geschehen sollte könnt Ihr auch weiterhin posten. Das ist NICHT "mein Thread". Er gehört euch allen. Ich bin bloß derjenige, der ihn angefangen hat.
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#12
02.01.2020, 14:08
[+] 1 User sagt Danke! Viltrudis für diesen Beitrag
Zitat:Denn das würde ja dazu führen, dass ich vom Empfänger der Nachricht als Person wahrgenommen werde.

Huh. Meine erste Reaktion: Na ich möchte aber als Person wahrgenommen werden.

Aber gibt vllt echt Situationen, wo ich mich lieber verstecke hinter abstrakten Gedanken, nichts von mir preisgebe... das passiert aber eher dann, wenn ich depressiv und/oder dissoziativ bin. Oder wenn ich mich wo nicht sicher fühle. (Hier im Forum ist es so ein Grenzfall, so richtig persönlich werden möchte ich nicht mehr, dazu sind zu viele Leute hier, denen ich absolut nicht vertraue.)

Dissoziative Zustände bringen es ja u.U. mit sich, dass ich mich nicht als Person fassen kann, und natürlich würde sich das dann wohl weird anfühlen, wenn andere das über mich tun. Hmmm..

Werde weiterhin hier nur kurz reinschneien, denn ich hab eigentlich drölfzig Projekte zu tun, und guck nur hin und wieder ins Forum, wenn ich grad prokrastiniere.^^
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#13
02.01.2020, 17:21
(02.01.2020, 12:29)Likeplacid schrieb: ...

Ich habe von den Antworten einiges gelesen. Ist immer wieder erstaunlich wie schwer sich Antworten, die man auf so kriegt, vorhersagen lassen.  Insgesamt bin ich erleichtert, dass ich zu diesem Thema mehr als 0 Antworten gekriegt habe. Wenn ich nur EINE  Antwort gekriegt hätte, wäre ich vermutlich inhaltlich darauf eingegangen. Da es nun aber einige Antworten sind, weiß ich nicht ,auf welche ich eingehen soll. Ich möchte ja niemanden zurücksetzen. Jeder hat eine Antwort verdient. Aber ich bin im Moment dazu nicht in der Lage. Diese Vorstellung jedem antworten zu sollen ist natürlich nicht normal. Normalerweise antwortet man auf das, was einem am meisten zusagt und die anderen lässt man links liegen. In dem Fall lasse ich (wie auch im richtigen Leben) einfach alle links liegen. Das gilt zumindest für diesen Moment. Vielleicht habe ich morgen Lust auf das eine oder andere detailliert einzugehen. Auch wenn das nicht geschehen sollte könnt Ihr auch weiterhin posten. Das ist NICHT "mein Thread". Er gehört euch allen. Ich bin bloß derjenige, der ihn angefangen hat.

Hi Likeplacid,

alles ist Gut. normal
Wenn Du niemanden zurücksetzen möchtest, könntest Du auch einfach die Bedanken-Funktion des Forums nutzen.

PS. Mein Eindruck ist, dass Du sehr viele Erwartungen an ein Gespräch hast.
Vermutlich braucht es mehrere Gespräche, um Deine Ziele zu erreichen.
Erkennen=>Annehmen
Ad Astra!
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#14
03.01.2020, 13:05
Schweigen ist nicht einfach nur Schweigen. Schweigen kann negativ oder positiv verstanden werden. Aber vielleicht ist es ein Fehler positiv und negativ zu unterscheiden. Jedenfalls kann das Schweigen unterschiedliche Bedeutungen annehmen, je nach Situation. Man kann das Schweigen auch zu einem großen philosophischen Ding machen und es dann entweder verherrlichen (gut heißen) oder in ein düsteres Licht stellen. Oder man kann es kann pragmatisch, alltäglich betrachten. Das heißt dann aber nicht unbedingt, dass diese Betrachtung einfach sein muss. Denn die Situationen in denen Schweigen auftritt sind mannigfaltig. Ich definiere Schweigen als einen Zustand in dem man nichts sagt, obwohl man das Potential dazu hat. Es muss nichts schlechtes daran sein wenn man von einem Potential nicht ständig Gebrauch macht. Natürlich kann Schweigen auch Ausmaße annehmen die übertrieben sind und Leid verursachen, beim Schweigenden selbst oder bei denen die gern was von ihm hören wollen.
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RE: Der Wunsch ein Gespräch zu führen
#15
04.01.2020, 13:09
Vermutlich ist es ein Zeichen der Zeit, dass man sich aussuchen kann, ob man als Person wahrgenommen wird oder nicht.
Die vielfältigen Rückzugsmöglichkeiten, die die heutige Gesellschaft bietet (Chomsky nennt das die "Atomisierung" der Gesellschaft, also Zerfallen der Gesellschaft in ihre Einzelteile bzw. Individuen), werden erst durch den Grad an Unabhängigkeit des Indivduums ermöglicht. 

Historisch betrachtet ist es noch gar nicht so lange her, dass man gar nicht die Wahl hatte, wie und ob man als Person wahrgenommen wurde. Die Menschen waren viel stärker in soziale Netze eingebunden, mit viel stärkeren Abhängigkeiten - und zwischenmenschliche Interaktion (auch Gespräche) war vor allem Mittel zum Zweck.

Anfang des 20. Jahrhunderts war die gegenseitige Abhängigkeit Garant fürs Überleben, und mit dieser Abhängigkeit ging auch eine starke soziale Kontrolle einher, die einen humanistischen Individualismus, wie wir ihn heute als normal empfinden, nur in Ausnahmefällen zuließ.

Ich schreibe das hier, weil diese als selbstverständlich wahrgenommene Entscheidungsfreiheit, ob und wie man als Individuum mit anderen Individuen kommuniziert, nicht zuletzt eine Folge der Disassoziation der Gesellschaft ist. Von Nahrung über Bildung über Unterhaltung über soziale Interaktion lassen sich die meisten menschlichen Bedürfnisse befriedigen, ohne die Wohnung zu verlassen (und ohne sich in Abhängigkeiten zu begeben) - und diese Atomisierung abstrahiert auch die Art und Weise, wie wir Gespräche gestalten.

Diese Wahl-Freiheit der Qualität der sozialen Interaktion, die mit dem Wegfallen der normativen Zwänge einhergeht, leidet naturgemäß an einem Mangel an entsprechender Kompetenz, da diese kollektiven Verhaltensänderungen immer schneller ablaufen, und es daher immer schwieriger ist, die regeln zu lernen und sich zu orientieren - gerade wenn der Vektor in Richtung Disassoziation deutet. 
Die Geschwindigkeit, mit der diese Veränderungen ablaufen, verunmöglicht auch ein Lernen von der Elterngeneration, wie der Umgang mit modernen Medien zeigt (hier lernen die Eltern oft den Umgang von ihrern Kindern, sofern sie dazu bereit sind).

Insgesamt scheint es logisch, dass "social disorders" wie Autismus zunehmen und selbst zu einem Teil des Zeitgeists werden, weil sie dem Individuum einen Ausweg aus dem immer unübersichtlicheren Gewirr sozialer Interaktion bieten. Und nachdem soziale Interaktion die größte Herausforderung für das menschliche Gehirn darstellt, ist es nicht abwegig, intuitiv den Weg des geringsten Widerstand zu wählen, und "in sich" zu verharren, sofern das ein gesellschaftlich akzeptierter "coping mechanism" ist. 

Ich glaube, der Wunsch ein Gespräch zu führen, ist ein Echo der Erinnerung an echte soziale Interaktion, und diese Echtheit ist heute wichtiger denn je. Und mit "echt" meine ich die Faktoren, die ein Gespräch relevant machen:
- Nähe (räumlich)
- Betroffenheit (persönlich)
- Zweck (pragmatisch)

PS: Meine Lektüre von Harari´s Büchern "A brief history of mankind" und "homo deus" haben mich zu diesen Gedanken angeregt, bzw. mir bei der Klärung geholfen.
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