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Buddhismus und Selbsterkenntnis

RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#16
30.10.2019, 19:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.11.2019, 12:55 von Nuevo.)
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Hallo ichbinmehr,

Ja die perfekte äußere Form im Zen finde auch ich teilweise befremdlich. Denn auf der einen Seite gibt sie Ordnung in der Praxis aber auf der anderen Seite weiß ich nicht warum ich mich vor einer Buddha Statue niederwerfen oder das Hanya Shinyo (Herz Sutra) auf japanisch rezitieren soll. Ok, auf deutsch klingt es auch einfach „grausig“, man möge mir diese Aussage verzeihen.
Diese äußere Form hat u.a. dazu geführt das ich Zen nicht mehr in einer Sangha (Gemeinschaft von Praktizierenden) praktiziere. Oder wie Loriot es formulierte, ich will einfach nur sitzen. bigwink


Die Beschäftigung mit den linksseitigen Pfaden, auch wenn ich sie bisher nie so genannt habe, halte ich für wichtig und ich würde mich gerne mit dir darüber austauschen. Die Authentizität und wie man damit umgeht spielt auch in meinem Leben eine Rolle.
Ich halte die gewaltfreie Kommunikation nicht für eine Technik die etwas überschreibt sondern für eine Kommunikation die versucht sich und den anderen respektvoll zu begegnen. Es geht, meiner Meinung nach doch eher um Achtsamkeit in der Sprache, das würde ich nicht als Technik die „überschreibt“ bezeichnen. (Übrigens, ich habe mich damit zwar beschäftigt aber GfK praktizieren ist dann nochmal was anderes)


Aber zurück zum Zen, hier bin ich komplett anderer Ansicht. Im Zen gibt es meiner Auffassung nach kein Links und kein Rechts, keine Lichtgestalten, keine Dunkelheit. Und wenn du nur lange genug auf einen Raben schaust wirst du feststellen das es keinen Raben gibt.


Ja es gibt andere Wege, und sicher ist keiner besser oder schlechter, denn in meinem Zen gibt es auch das nicht, kein Richtig und kein Falsch. Zen bringt auch keinen Frieden und man integriert nichts, man implementiert nichts und es gibt keine Erleuchtung, kein Satori.


Kurz, Zen ist für nichts gut! (Klingt das seltsam?)


Der Weg den ich gehe lautet „Sit down and shut up“
(Es gibt ein Zen Buch mit diesem Titel, ich habe es nie gelesen, sollte ich mal machen. Aber der Titel hat mir klar gemacht was Zen für mich ist.)


Ich würde mich nicht als jemand bezeichnen der sich mit Zen auskennt, zumindest da würden wahrscheinlich viele Zen Praktizierende zustimmen. Aber ich denke es ist klar das ich nur aus meiner Perspektive erzähle.
Wäre ja noch schöner. bigwink


Und um hier auch eine andere Perspektive zu geben, Dinge zu hinterfragen, sei noch die Web Seite des Antaiji Zen Klosters genannt, Texte von Zen „Meister“ Kodo Sawaki: Zen ist die größte Lüge aller Zeiten. (Findet man über die Suchmaschine seiner Wahl)
Ich empfehle und verweise ungern auf Schriften Dritter denn dann müssen sich die Leser ja erst mal durch die ganzen Texte wuseln um mir anschließend zu sagen das ich falsch liege. Und überhaupt, nicht alle Texte entsprechen meiner Meinung. Aber sie regen zum Hinterfragen an, was ich bevorzuge, denn ich möchte keine Lösungen.


Abseits aller Praxis, die ja nur sitzen ist, halte ich den Austausch mit Dir und anderen für sehr wichtig, Zen bedeutet Veränderung und ich freu mich auf viele gute Gespräche und Perspektiven.


Übrigens, wenn der Schüler immer falsch liegt obwohl er alles richtig macht und der Meister etwas völlig unerwartetes tut, so das dann jedem ein Licht aufgeht (oder sich fragt, was soll das jetzt huh ?) dann ist es meist Zen bigwink Die haben schon was übrig für dramatische Auftritte, die Zen Meister bigwink Die Geschichte ist voll mit solchen Geschichten bigwink
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#17
30.10.2019, 21:51
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(30.10.2019, 19:37)Nuevo schrieb: Ja es gibt andere Wege, und sicher ist keiner besser oder schlechter, denn in meinem Zen gibt es auch das nicht, kein Richtig und kein Falsch. Zen bringt auch keinen Frieden und man integriert nichts, man implementiert nichts und es gibt keine Erleuchtung, kein Satori.

Was den Zen Weg ja von den meisten anderen Wegen unterscheidet ist der Fokus auf das hara/tan t’ien. Energetisch ist es genau, das, was mir z.B. fehlt. Im Kundalini strebt die Energie mehr nach oben. Ein Lehrer meinte mal zu mir: You need to enter your belly. 
Ich denke auch (wie er), dass verschiedene Menschen verschiedene Wege gehen, da sie früher auch schon diesen einen Weg gegangen waren und sich darin zuhause fühlen. Das Kundalini hatte mich früh gefunden und es hat schnell gezündet, aber eigentlich wäre es weiser für mich – zur Stabilisation – meine Energie im Bauch zu zentrieren. 
Daher ist es sicherlich hilfreich das zu erkennen, für den, der sich auf einem Weg befindet: zu schauen, was einem fehlt zur Ganzwerdung und Integration.
Zwischen Schlaf und Traum, zwischen mir und was in mir ist und was ich vermute zu sein, fließt ein unendlicher Fluss. 
// Pessoa
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#18
31.10.2019, 05:29 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.10.2019, 05:36 von ichbinmehr.)
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@ Nuevo


Zitat:Und wenn du nur lange genug auf einen Raben schaust wirst du feststellen das es keinen Raben gibt.


Das stimmt auch.

Zitat:Kurz, Zen ist für nichts gut! (Klingt das seltsam?)

Nun ja wenn man das Nichts sucht.

Nur besteht das Leben ja auch nicht nur aus Nichts, auch wenn das letztlich vielleicht so ist. Diese letztliche kann ich aber wiederum auch nicht finden, weil nach dem Nichts immer wieder das etwas erscheint.

Das Leben besteht ja auch aus etwas, aus Gefühlen Gedanken, Handlungen, Formen, Identifikation. Überall ist Leben, Sein, Chaos, von Liebe bis Hass. Das gehört ja auch zum Selbst. Und deshalb denke ich dass man auch damit umgehen muss. Ansonsten wird Meditation zur Dissoziation.

Mich hat der Psychologe und spiritueller Lehrer Christian Meyer mit seinem Ansatz des bewussten Fühlen sehr beeinflusst.

Meyer sagt dass man eine Art inneren Abgrund finden kann, in den man sich reinfallen lassen kann. Ich konnte mich zwar nie in einem Mal in diesen Abgrund fallen lassen, wie Meyer das so vereinfacht darstellt. Ich habe mich aber Schrittweise immer wieder in diesen Abgrund gestellt und fallen lassen. Meyer erklärt die Technik in diesem Audio, welches mich viele Jahre begleitet hat.


Zitat:Zen bringt auch keinen Frieden und man integriert nichts, man implementiert nichts und es gibt keine Erleuchtung, kein Satori.

Ja verstehe. Ich habe mal den Spruch Zehngeist – Anfängergeist gelesen. Ich glaube das ist ein Titel von einem bekannten Buch über Zen.

Da ich meine Form der Meditation bisher immer über einen Anlass wie zb ein Gefühl, in das ich mich dann ganz reinfallen lasse, enstanden ist, bis ich es vollkommen annehmen und mit der Annahme durchdringen konnte, habe ich glaube ich noch keinen Zugang zu einer Technik, die nur aus sitzen besteht. Daher interessiert es mich, wie meditieren andere Menschen, die nur sitzen?

Wie gehst du innerhalb Zen mit aufkommenden Gefühlen, Gedanken um?

Es gibt ja die Meditations-Technik des Notierens, die ich da kenne.

Sie funktioniert folgender Maßen:

Man nimmt zb gerade einen Gedanken wahr. Anstatt dem Gedanken zu folgen notiert man im Geiste „Gedanke x“ ohne ihm zu folgen. Ziel der Sache ist die Identifikation mit dem Gedanken aufzulösen. 

Wenn es ein Gefühl ist zb Traurigkeit geht man Gefühl nicht hinterher, sondern notiert nur kurz „Gefühl: Traurig“

(So eine Technik ist aber immer mit meinen zutiefst drängend Wunsch, meine Emotionen zu integrieren kollidiert) 

Notierst du beim Zen. Oder ist sitzen noch weniger?

Und wenn ja, wie gehst du dann mit aufkommenden Gefühlen, Gedanken um?

Also theoretisch kann ich diese Technik des notierens praktizieren. Ich nutze das auch schonmal, wenn ich keine Lust habe, mich in die Identifikation mit Gedanken und Gefühlen zu begeben. Aber meistens durchdringe ich die Gefühle, bis sie so weit angenommen sind, dass sie in meine Persönlichkeit aufgenommen werden, so dass sie mich auch im Alltag nicht mehr triggern können. Ich empfinde das als nachhaltiger.

Ich hab mal in einem Buch über mystische Alchemie gelesen, es gibt den "trockenen schnellen Weg" und den etwas "aufwendigeren Nassen". Die Integration der Emotionen in die Meditation ist dann wohl der Nasse Weg, auch weil da viele Tränen geflossen sind. heul


Zitat:Übrigens, wenn der Schüler immer falsch liegt obwohl er alles richtig macht und der Meister etwas völlig unerwartetes tut, so das dann jedem ein Licht aufgeht (oder sich fragt, was soll das jetzt ?) dann ist es meist Zen Die haben schon was übrig für dramatische Auftritte, die Zen Meister Die Geschichte ist voll mit solchen Geschichten

Ja so ein Schüler Lehrer Verhältnis, welches mit Manipulation arbeitet, ist mir auch irgendwie suspekt. Da bricht dann wieder mein persönliches Ego mit seiner Freude an absoluter Authentitzität durch, die für den Menschen der ich bin, einfach stimmiger zu sein scheint.

Aber ! Ich glaube dass das auch nur eine Vorliebe meinerseits ist und dass es da letztlich alle Formen des Lehrens und Lernens geben darf. Auch beim Lesen der Castaneda Bücher, hatte ich immer wieder Widerstände gegen dieses ganze Schauspiel, welches in schamanischen Traditionen dazu gehört. Ich brauche es irgendwie anders. Menschlich und echt. Authentisch.



@fountain


Zitat:Was den Zen Weg ja von den meisten anderen Wegen unterscheidet ist der Fokus auf das hara/tan t’ien.

Dazu hätte ich eine Frage.

Ich habe mich mit dem 7 Chakra System beschäftigt und auf Grund meines Konzeptes darüber, welche sich in Anlehnung an das Buch: Kundalini Tantra von Swami Satyananda Saraswati für mich übernommen habe, die Chakren bei meiner Praxis der Energiemediation auch so vorgefunden.


Zitat:Wikipedia: Swami Satyananda Saraswati (Sanskrit: Satyānanda Sarasvatī; * 1923 in Almora, Indien; † 5. Dezember 2009 in Rikhia, Jharkhand[1]), von seinen Anhängern mit dem spirituellen Ehrentitel Paramahamsa bezeichnet, war ein indischer Yoga-Meister. Er ist der Begründer der Bihar School of Yoga, die sich mit der Erforschung von Yoga beschäftigt.

Allerding ist das auch kein buddhistisch tanrisches Buch, sondern ein yogisches. Ich bin erst später auf den Trichter gekommen, in wie fern sich die Ansätze unterscheiden. Letztlich zieht es mich aber zum buddhistischen Weg, nur dass ich das yogische Chakrensystem benutze.

Sorry ich bin chotisch. Ich kann das aber ich einfach ändern, weil ja Jahre der Energiemeditaion einen Abdruck in meinem System, eine nützliche Konditionierung gebildet haben  

Und wenn du jetzt von Hara redest, kannst du mir sagen welches Chakra damit gemeint ist?

Im Bauchzentrum liegt laut meinem System das Solar Plexus Chakra und das Sakral Chakra. Und wenn von Hara oder wie im Tai Chi Gung von Dantian gesprochen wird, bin ich manchmal irritiert. Was soll ich da wo fühlen?


Zitat:Das Kundalini hatte mich früh gefunden und es hat schnell gezündet, aber eigentlich wäre es weiser für mich – zur Stabilisation – meine Energie im Bauch zu zentrieren.

Was weise ist weis man manchmal gar nicht. Vielleicht geschieht es dir ja schon, ohne das du etwas tun musst?


Zitat:Daher ist es sicherlich hilfreich das zu erkennen, für den, der sich auf einem Weg befindet: zu schauen, was einem fehlt zur Ganzwerdung und Integration.


Ja sehe ich auch so.

Und doch hatte ich immer meine Favorit Chakren die stärker ausgebildet waren als andere. Mit Vernunft konnte ich da nichts reißen, die anderen Chakren kamen von Selbst hinzu, als es so weit war. Vielleicht führt die Annahme seiner individuellen Talente letztlich dazu, dass sich alle Chakren aufeinmal öffen können. 

In der Pädagogik, gibt es statt des defizitäten Denkes auch einen Ansatz, der nennt sich Stärken stärken.
Und C.G. Jung nannte dieses Individuation. 


Zitat:Wikipedia: Individuation (lateinisch [i]individuare[/i], „unteilbar/untrennbar machen“) beschreibt den Werdegang eines Individuums. Im Laufe des Individuationsprozess eines Menschen vervollständigt sich das Individuum.

Der Prozess beinhaltet die Entfaltung eigener Fähigkeiten, Anlagen und Möglichkeiten zu Anschauungen, Haltungen, Meinungen und Perspektiven. Ziel des Prozesses ist eine schrittweise Bewusstwerdung, um sich dadurch als etwas Eigenes und Einmaliges zu erkennen und zu verwirklichen (Ich-Werdung und Selbst-Werdung).



Im Zustand der vollständigen Annahme der eigenen Person, fällt das Ich weg.

Das ist so, weil sich das <kleine Ich> nur in Abgrenzung, gegen die Umwelt halten kann.

Große Selbstakzeptanz hebelt die Authorität der Umwelt aus, und dann hebt sich die Trennung zwischen Subjekt und Objekt auf.

Deshalb wird im tibetischen Traumyoga auch das Kehlkopfchkra besonders erwähnt, weil es die Verbindung von Innenwelt und Außenwelt ist.

Wenn Innen und Außen eins werden, bist du alles.

Wenn du erkennst, dass deine Projektionen, die du zb auf deine Freundin hast, letztlich Spiegelungen deines Selbst sind, hast du zb so einen Effekt des Erkennens von Einheit.


Im Tantra (also tibetisches Tantra, Vajayana Buddhismus) in dem das Traumyoga angesiedelt ist, wird deshalb mit dem Kehlkopfchakra gearbeitet. Es steht für den Raum an sich und ist deshalb auch das Chakra welches für das Traumyoga befreit werden muss.

Das wusste ich damals zwar, als ich noch sehr aktiv Traumarbeit gemacht hatte, aber ich bin quasi am Tor abgewiesen worden. Heute verstehe ich, dass ich diese Vereinigung von Innen und Außenwelt, eher tiefenpsychologisch als tantrisch-energetisch-träumend entwickeln sollte.

Ich vermute weil ich dadurch die Möglichkeit bekomme konnte, eine Sprache für meine Erlebnisse zu entwicklen und nur so zu meinem ganz authentischen Selbst werden konnte. Die Chakra Blockade die damals meine ganzen Bemühungen bzgl. der Traumarbeit kaputt gemacht hatte, gehört mit zur Perfektion.
Erkennen kann ich das aber erst jetzt. Damals hatte ich massive Widerstände.

Damals hatte eine Blockade im Kehlkopfchkra plötzlich dafür gesorgt, dass ich nicht bekomme was ich wollte. Erst hatte ich so mühevoll das wilden gelernt, und plötzlich ging es von einem Tag auf den anderen nicht mehr, weil immer dann mein Kehlkopfchakra starke Symptome gemeldet hat, bis hin zu Erstickungsanfällen, für die ich keine Lösung finden konnte. Mein höheres Selbst hatte meine Mediationspraxis abgeschnitten. Daraufhin ist meine ganze Klartraumarbeit die schon 5 Jahre lief und wofür ich so begeistert war zusammengebochen. Das war sehr schwer für mich das zu akzeptieren, wollte ich doch unbedingt! Klarträumen.

Aber ich schätze dass das was ich bekommen habe, etwas viel besseres ist, als das was ich mir damals ausgemalt hatte, mit der Traumarbeit. Die Traumaheilung und Tiefenpsychologie die später zu mir gefunden hat, ist als Lehre wie ich finde viel besser geignet um Menschen zu erreichen, denn dafür gibt es eine allgemein verständliche Sprache.

Und das ist auch ein Beispiel dafür, wie sich letztlich diese Empfindung der Ohnmacht, des Scheiterns die mir in den letzten Jahren so massiv geschen ist, doch noch positiv betrachten kann. Um so öfter man solche Situationen erfährt, um so gelassener wird man mit dem Scheitern, um so mehr kann man sich auf den Flow einlassen, den das Leben von Selbst erzeugt. Das ist das Nicht tun, welches im Vajrayana gemeint ist.

Du meintest bestimmt das Solar Plexus Chakra oder?
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#19
31.10.2019, 17:18
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Hallo ichbinmehr,
aus der Täter-Opfer-Dialektik ergibt sich ja gerade die Erkenntnis, dass es keinen Täter gibt, der nicht selbst Opfer war. Daher lässt sich auch verstehen, warum ein Trump eine derart menschenverachtende Politik betreibt. Bin auch an den Kindermörder Jürgen Bartsch erinnert, wer seinen lebensgeschichtlichen Hintergrund kennt, wird sich nicht wundern warum er das alles tat. Aber was ist mit einer Gesellschaftsform, wie der unsrigen, die auf der Reproduktion von Opfern basiert? Inwiefern können wir uns überhaupt noch selbst über den Weg trauen, um es mal krass zu formulieren. Wir sind alle Opfer eines menschenverachtenden Systems, da fällt es wahrlich schwer den ersten Stein zu werfen und dennoch hagelt es über dem Jemen… Und was ist mit einem Airbus-Chef los, für den Rüstungsbeschränkungen, für den Frieden geschäftsschädigend ist? Der Typ braucht doch wohl eher eine therapeutisch-orientierte Rente, als die Guillotine.
>>Die systematische Liebesunfähigkeit unserer Zeit ist somit kein individuelles Versagen, sondern gewolltes Programm unserer Isolationsgesellschaft, in der jeder Mensch als quantifizierbare Ware fungiert und wahre Liebe, die über die Paarbindung hinaus zur Solidarität werden könnte, verboten ist.<<
Aus: Die Liebe in den Zeiten der Entfremdung
Keine Ahnung, wie der Kapitalismus unfaschistoid zu crashen ist, aber es gibt viele kluge Leute, die sich darüber den Kopf zerbrochen haben, daran sollten wir uns erinnern!
Komischerweise hege ich keinen Groll gegen die Täter, aber ich habe mir geschworen, dass ich es dem System heimzahlen werde und sei es im starköpfigen Willen mich meinem Schicksal nicht zu beugen. Ich will mich nicht versöhnen!
Liebe, oder Lieber? Mir gefällt beides^^ Auf jeden Fall einen lieben Dank für die freundliche Anrede!
Lu
I leak anymales.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#20
31.10.2019, 20:20
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@ichbinmehr


Mit dem Satz „Zen ist für nichts gut“, würde ich sagen, ist nicht gemeint das „Nichts“ zu suchen.
Den Ausspruch verstehe ich so das man ohne Absicht, ohne etwas erreichen zu wollen, ohne etwas zu suchen, praktiziert.

Zitat:Das Leben besteht ja auch aus etwas, aus Gefühlen Gedanken, Handlungen, Formen, Identifikation. Überall ist Leben, Sein, Chaos, von Liebe bis Hass. Das gehört ja auch zum Selbst.  Und deshalb denke ich dass man auch damit umgehen muss. Ansonsten wird Meditation zur Dissoziation.

Ja, das ändert sich ja auch nicht wenn man absichtslos praktiziert. Man sitzt trotzdem auf dem Kissen. Warum sollte die Meditation zur Dissoziation werden? 

Zitat:Ja verstehe. Ich habe mal den Spruch Zehngeist – Anfängergeist gelesen. Ich glaube das ist ein Titel von einem bekannten Buch über Zen

Das Buch ist von Shunryu Suzuki (ich habe ihn oben mal erwähnt) Im Vorwort des Buches steht dazu, „Im Anfänger-Geist gibt es viele Möglichkeiten, im Geist des Experten nur wenige.“
Als ich den Satz das erste mal las dachte ich, es gibt Physiker die haben, als sie anfingen und unerfahren waren neue Wege beschritten, quer gedacht auf unkonventionelle Weise. Dafür mussten sie gegen viele Widerstände kämpfen. Als sie dann Jahre später anerkannte Wissenschaftler waren konnten sie sich mit den Veränderungen und den „neuen“ Theorien nicht mehr anfreunden. Bestes Beispiel, Albert Einstein und die Quantenphysik.
Ich befürchte, dieses Prinzip gilt in vielen Bereichen des Lebens. Es kann schwierig werden neue Wege zu denken wenn die alten Wege doch so gut funktionieren. Das sieht man doch auch wenn eine Kriese die alten Wege zerstört. Dann ist man gezwungen neu zu denken.

Zitat:Wie gehst du innerhalb Zen mit aufkommenden Gefühlen, Gedanken um?

Gefühle und Gedanken sind wie Wolken am Himmel. Man sieht sie, sie kommen und gehen, mal schnell, mal langsam. Ich schaue ihnen aber nicht hinterher, denke nicht über das Wetter nach, den Wind, die Temperatur …
Es funktioniert nicht wenn man versucht Gedanken oder Gefühle die aufkommen, zu unterdrücken.
Schau sie dir an, wie eine Wolke und lass sie ziehen. Es ist so eine Art teilnahmsloser Beobachter, hänge den Gedanken nicht hinterher, spinne sie nicht weiter. Du wirst feststellen es wird nicht immer funktionieren. Wenn Du merkst das du dich in Gedanken verlierst, komme zurück und beobachte dich, achte auf deine Atmung* und deine Haltung. Und auch wenn du im Sekundentakt von deinen Gedanken abgelenkt wirst, komme zurück, achte auf deine Atmung und deine Haltung.
Was mir hier geholfen hat, ist auch darauf zu achten das man still ist in Gedanken. Stell dir vor das du planst eine gewisse Zeit nicht zu reden, genauso machst Du es in Gedanken, bilde keine Worte, keine Zwiegespräche. Und wenn Du merkst das du doch in Gedanken Worte formst und in Gedanken redest, komme zurück, achte auf deine Atmung und deine Haltung.
Beständigkeit ist der Schlüssel. Ärgere dich nicht wenn es nicht funktioniert. Es gibt kein richtig und kein falsch. Und wenn sich die ganze Meditation „schlecht“ anfühlt, so bleib trotzdem sitzen. Egal was passiert, egal ob die Welt untergeht oder dir auf den Kopf fällt, bleib einfach sitzen.
Wenn Du müde wirst, mach trotzdem weiter. Und wenn Du sehr müde wirst, geh schlafen. Will damit sagen, übertreibe es nicht. Morgen ist auch noch ein Tag. Wen n gar nichts geht obwohl du es wirklich versucht hast dann versuche es ein anderes mal, oder verkürze die Zeit der Meditation.
Wenn Du keine 45 Minuten sitzen kannst dann versuche es mit 30 oder 15. Aber bleibe beständig und praktiziere weiter.
*Die Atmung ist, ein und aus, nichts besonderes, spüre einfach wie Luft einströmt und ausströmt, das ist alles.



Zitat:Wenn es ein Gefühl ist zb Traurigkeit geht man Gefühl nicht hinterher, sondern notiert nur kurz „Gefühl: Traurig“
(So eine Technik ist aber immer mit meinen zutiefst drängend Wunsch, meine Emotionen zu integrieren kollidiert) 
Notierst du beim Zen. Oder ist sitzen noch weniger?

Zen ist wohl weniger, aber das mit dem notieren finde ich ok. Wenn es mit dem „ziehen lassen“ so gar nicht funktioniert dann notiere dir das, aber in Gedanken und komme dann zurück auf deine Atmung und deine Haltung. Vielleicht kannst Du beim nächsten mal ein Gefühl weniger notieren?

Zitat:Ja so ein Schüler Lehrer Verhältnis, welches mit Manipulation arbeitet, ist mir auch irgendwie suspekt. Da bricht dann wieder mein persönliches Ego mit seiner Freude an absoluter Authentitzität durch, die für den Menschen der ich bin, einfach stimmiger zu sein scheint.


Das mit dem „Meister“ der unerwartetes tut hatte ich eher scherzhaft formuliert. Dahinter steckt das der Meister etwas so unerwartetes tut, so das der Schüler umdenken muss. In der Rinzai Schule eine andere Zen Richtung praktiziert man, wenn ich mich recht erinnere, mit s.g. Koans. Kurze unlösbare oder paradoxe Rätsel in Form einer Frage und Antwort zwischen Schüler und Meister.
Z.B. Frage des Schülers, „hat ein Hund Buddha Natur“? Antwort des Meisters, „Mu“.
Darüber denkt der Schüler solange nach bis …. ich weiß auch nicht bis wann bigwink
Meiner Meinung nach sind diese Dinge, die es in der Geschichtee und auch noch heute in den Klöstern gibt auch nur für das Klosterleben geeignet. Dafür wurden diese Regeln und „Hilfsmittel“, diese Art der Weitergabe des Dharma über hunderte Jahre entwickelt.
In unserer Gesellschaft jedoch wo Buddhismus oft von Laien praktiziert wird funktionieren diese Lehrmethoden nicht mehr. Klosterregeln machen ohne Klostergemeinschaft keinen Sinn.

Zitat:Aber ! Ich glaube dass das auch nur eine Vorliebe meinerseits ist und dass es da letztlich alle Formen des Lehrens und Lernens geben darf. Auch beim Lesen der Castaneda Bücher, hatte ich immer wieder Widerstände gegen dieses ganze Schauspiel, welches in schamanischen Traditionen dazu gehört. Ich brauche es irgendwie anders. Menschlich und echt.

Ja, es gibt viele Wege die man beschreiten kann und das ist auch gut so.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#21
31.10.2019, 21:22 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.10.2019, 21:22 von fountain.)
@ichbinmehr

Zitat:Und wenn du jetzt von Hara redest, kannst du mir sagen welches Chakra damit gemeint ist? 

Im Bauchzentrum liegt laut meinem System das Solar Plexus Chakra und das Sakral Chakra. Und wenn von Hara oder wie im Tai Chi Gung von Dantian gesprochen wird, bin ich manchmal irritiert. Was soll ich da wo fühlen?

Du meintest bestimmt das Solar Plexus Chakra oder?

So genau kann ich dir das leider nicht sagen. Das Hara sitzt etwas unterhalb des Bauchnabels, ist also nicht das Solar Plexus.

Worin für mich aber der wesentliche Unterschied liegt, unabhängig von der genauen Lokalisierung: 

Beim Umgang mit den Chakren wird z.B. gesagt, dass man die Chakren aktiviert, sie öffnet, manche drehen daran oder fokussieren sich darauf oder fühlen hinein, fühlen wie Energie durchfließt usw. Sie werden also objektiviert, ähnlich wie wenn man ein Körperteil oder ein Organ erspürt, feinstofflich-energetisch. 

To enter the belly – das Hara betreten oder verkörpern, es zum Zentrum machen, aus dem heraus man IST und agiert. Das ist etwas ganz anderes. Ich habe das in meinem anderen Text nicht präzise formuliert, als ich schrieb „meine Energie im Bauch zu zentrieren“,  vielleicht eher so: Teil meiner (energetischen) Subjektivität betritt dann das Hara. 
Es fühlt sich dann an, wie „ich setze mich in mich hinein, in meinen Bauch“. Wenn ich dann in deine Augen blicke, ist es so, als ob ich dich aus meinem Bauch heraus anschaue. 
Der Ich-Punkt ist dann nicht mehr nur oben im Kopf, sondern wird bauchiger. 
Dasselbe auch mit dem Herz, wenn man sich vom Herz absorbieren lässt und aus dem Herz heraus blickt. Das ist etwas anderes, als wenn man das Herz-Chakra spürt.
Zwischen Schlaf und Traum, zwischen mir und was in mir ist und was ich vermute zu sein, fließt ein unendlicher Fluss. 
// Pessoa
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#22
31.10.2019, 21:29
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@Lu Ping


Zitat:Ich will mich nicht versöhnen!

Das ist ok. Wirst ja gute Gründe haben.


@Nuevo



Zitat:Ja, das ändert sich ja auch nicht wenn man absichtslos praktiziert. Man sitzt trotzdem auf dem Kissen. Warum sollte die Meditation zur Dissoziation werden?


Ich kenne viele spirituelle Leute die zwar eine Meditations-Disziplin und Erfolge beim Betreten von Zuständen haben, aber im Alltag leben sie dann doch in einer Persönlichkeit leben, die die im Widerstand mit der Umwelt ist.

Sehr oft ergibt sich dann eine Identifikation mit einem Spirituellen Ego, welches versucht diese Widerstände abzuwehren. Das konnte für mich nie mein Ziel sein.

Aber vielleicht denke ich auch noch so, weil ich Verstand und Gefühl konzeptuelle trenne?

Ich vermute dass es ich bei unserem Gespräch über Zen, für mich darum drehen wird, eine Art Aussöhnung mit eben diesen Techniken zu finden, die ich bisher abgelehnt habe.

Also ich stehe ich hier gerade mit einer sehr offenen Haltung, und doch fühle ich einfach mal weiter an was mein Ego bisher darüber denkt:

Dissoziation entwickelt sich meiner Meinung, wenn man den Zuständen mehr Aufmerksamkeit widmet als dem normalen Leben.

Es gibt Menschen die flüchten sich durch meditative Techniken, vor ihren Gefühlen. Das bezeichne ich mit Dissoziation.


Danke für deine Erklärung dazu wie du meditierst!

Momentan fühlt sich mein ganzes Leben so an, ohne dass ich sitze.
Das ist aber neu für mich, dass das so beständig ist.


Koans: Hab ich mich noch nie wirklich mit beschäftigt.

Z.B. Frage des Schülers, „hat ein Hund Buddha Natur“? Antwort des Meisters, „Mu“.


Und welches Erkenntnis soll dabei rauskommen?


Bei mir kommt, eine Empfindung raus, ein Moment der nicht vorhanden Logik.
Ein Bruch mit der Logik. Habe ich das nun richtig gemacht?
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#23
31.10.2019, 22:22
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Zitat:Es gibt Menschen die flüchten sich durch meditative Techniken, vor ihren Gefühlen. Das bezeichne ich mit Dissoziation.

Bingo. Ich und Gefühle ist ein schwieriges Thema. Mit der Zen Meditation flüchte ich nicht aber mit meinem philosophischen Weltbild das ich mir zurecht lege und der Besessenheit Gefühle zu kontrollieren mache ich mir das Leben nicht leichter. Aber das kann ich in einem Chat nicht wirklich darlegen, zumal mir hier und da auch die Worte fehlen. 

Koans sind seltsam und mögen den einen oder anderen dabei helfen neue Wege, die es eigentlich nicht gibt, zu denken. Ich kenne mich damit auch nicht aus und sowas spricht mich auch nicht an. Aber auch die mögen Ihre Daseinsberechtigung haben. Der Wege gibt es viele.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#24
02.11.2019, 20:39
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zum beispiel mit trump. ich kann ihn nicht leiden, weil ich meine rolle im leben spiele, die ebensolche personen nicht leiden kann. doch ich hasse ihn nicht (mehr; wie ich es vor jahren/jahrzehnten noch tat mit "bösen" menschen). jetzt versuche ich es immer wieder (mit erfolg) zu sehen, dass er ja auch nur eine traumfigur aus meinem unterbewusstsein * ist und es recht töricht wäre, wenn ich ihn denn hassen würde.

soviel zu ichbinmehrs super einsicht, dass auch der täter nicht vernichtend angesehen werden muss.

* keinesfalls ein überhebliches unterbewusstsein meinerseits (wie sollte es auch; respektive auf was hinauf). ich sehe es nur als mein unterbewusstsein. aber ich WEISS, dass jeder sein unterbewusstsein hat (und davon wahrscheinlich sogar multidimensional viele) und in dessem bin ich wiederum die traumfigur. es ist eben mehr gefühl als logik. und im großen und ganzen wiederum gibt es nur ein einzelnes "unter"bewusstsein oder überbewusstsein oder wie man es benennen will, dass sich selbst aufgespalten und vor allem begrenzungen aufgelegt hat. und alles können und wissen ist bloß erinnern. was aber nicht wirklich von bedeutung ist. usw. usf. ich schweife maßlos ab  ...
Der Alltag ist auch ein Traum.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#25
13.12.2019, 19:43
Zitat: Chogyam Trungpa Rp.

Zitat:SICH IN DIE SAMAYA-FALLE ZU BEGEBEN.

Aus tantrischer Sicht ist Hingabe außerordentlich wichtig. Wenn du keine Haltung der Wertschätzung und kein Verständnis für den Vajrayana-Rezeptor als Guru und nicht als Kalyanamitra hast, dann wirst du keine Möglichkeit haben, tatsächlich in die Disziplin des Vajrayana einzusteigen.

Der Ausgangspunkt von Vajrayana ist die Erkenntnis, dass alle verschiedenen Samayas auf dem Samaya der Hingabe basieren.

Samaya könnte als eine Sprengfalle, ein Netz oder ein Vajra-Gefängnis betrachtet werden. Aber eigentlich ist es weniger wie ein Gefängnis als eine Nervenheilanstalt.

In einem Gefängnis hat man keine Wahl, sich zu engagieren, aber in einer psychiatrischen Anstalt hat man die Wahl. 

Samaya ist also eher eine mentale Einrichtung, in der man sich engagiert.

Am Anfang hast du eine hingebungsvolle Inspiration, um in das Vajrayana zu gelangen, also engagierst du dich in die Samaya-Falle. Dein Umgang ist offen; du entscheidest dich, dich zu engagieren. 

Aber nachdem du dich selbst verpflichtet hast, schließt sich das Vajra-Tor, und du bist in die Vajra-Welt einbezogen. Dies könnte als Inhaftierung oder als Eintritt in die Vajra-Welt angesehen werden. In beiden Fällen ist es in etwa dasselbe.

Sobald du das Vajrayana betreten hast, hast du keine andere Wahl. Es gibt keine Möglichkeit, deine Täuschungen zu manipulieren. 

Auf dem Bodhisattva-Pfad hast du die Möglichkeit, deine Erfahrung zu manipulieren und deine Eigenschaften zu zeigen und zu demonstrieren. Auf der Bodhisattva-Ebene gibt es noch immer Showmannschaft. Du hast gute Chancen, ein Star zu werden, und wenn du ein Mahasattva oder ein "großes Wesen" wirst, gibt es gute Chancen, ein Superstar zu werden. 

Aber im Vajrayana gibt es weniger Chancen, ein Superstar zu werden und mehr Chancen, ein Häftling einer Sphäre zu werden. Wie eine geodätische Kuppel ist das Vajrayana eine runde Welt. Es ist nicht mehr quadratisch, denn quadratische Welten geben einem zu viele Chancen, sich hinter etwas zu verstecken.

Chögyam Trungpa - Der tantrische Weg der unverwüstlichen Wachheit
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#26
15.07.2020, 20:50
Heute hat mich dieser Text sehr ergriffen. 

Im vorigen Kapitel ging es um das Herz Sutra und eine Erklärung warum Form nicht Leere, und Leere nicht Form ist, sondern Form = Form und Leere = Leere. Die Erklärung dazu hat mich auch schon voll gekickt, weil ich dadurch verstand, warum die Erkenntnis das Form Leere ist und Leere gleich Form, immer noch einen hinterlässt, der das erkennt und warum diese Erkeenntnis wieder zerstört werden muss, damit der Erkennende zerstört wird, der sich durch die Erkenntnis noch vom Rest trennt. wall  grin Ich liebe sowas.

Trungpa ist in dieser Hinsicht genial, denn er ist ein Meister in der Zerstörung der Anhaftungen durch alles was er tut. Durch seine Texte, indem er mit allem Bestreben ein spritueller Mensch zu sein aufräumt, so dass dir unter Unmständen dein ganzer Weg zerschmettert wird und dur auf dich selbst zurück geworfen vorfindest. Er tut es mit seinem Leben, weil er keine dogmatischen Vorstellungen bedient, und es dennoch schafft, dieses rebellische freie Individuum und das traditionelle, den Rinpoche der auch er ist, zu vereinen. Einige kritisieren ihn ja, auf Grund seines wilden Lebens, aber gerade dadurch beweist er, dass er die Essenz des tantrischen Buddhismus voll und ganz verkörpert, indem er ausbricht und das Ausbrechen, dann als Teil der Lehre versteht. Dabei sind viele seiner Texte auch sehr traditionell. Andere Texte wiederum zerschlagen das Floß, mit dem ein Sucher den Fluss überquert hat. Vorher ist Trungpa evtl auch der falsche. Das vorliegende Buch, ist so ein Akt der Zerstörung. 


Zitat:Chögyam Trungpa  - Das Spiel der Illusion Gebundene Ausgabe, 1980, Seite 32

Der hauptsächliche Vorstoß der Yogachara-Schule ist erkenntnistheoretisch: für sie ist das Rätselhafte die Intelligenz, dasjenige, was weiß. Die Yogacharin lösten das Rätsel dadurch, das sie untrennbare Einheit von Intelligenz und Erscheinungsformen als Voraussetzung aufstellten. Es gibt daher kein Einzelding, das erkennt, sondern alles ist „selbst-erkannt". Es gibt nur „einen Geist", welchen die Yogacharin als ,,selbst-erleuchtendes Erkenntnisvermögen" be- zeichneten; Gedanken und Gefühle, Menschen und Bäume sind nichts anderes als Aspekte da- von. Daher wird auf diese philosophische Richtung in der Überlieferungsliteratur auch als tamatra oder „Nur-Geist"-Schule verwiesen. Die Yogachara-Schule war die erste philosophische Richtung innerhalb der buddhistischen Denkweise, welche über die Trennung zwischen dem Erkennenden und Erkannten hinausging. Folglich erklären ihre Anhänger, das Verwirrung und Leiden aus dem irrtümlichen Glauben an ein erkennendes Individuum entstehen. Wenn eine einzelne Person glaubt, daß sie die Welt kennt, dann scheint der eine Geist aufgespalten zu sein, obwohl tatsächlich nur seine makellose Oberfläche getrübt ist. Die verwirrte Person hat das Gefühl, als habe sie Gedanken über und Reaktionen auf äußere Erscheinungsformen und ist daher in einer ständigen Situation von Aktion und Reaktion befangen. Das erleuchte Wesen er- kennt, daß sowohl seine Gedanken und Gefühle als auch die sogenannte äußere Erscheinungswelt beide das ,,Spiel des Geistes" sind. Daher ist der Erleuchtete nicht in dem Dualismus von Subjekt und Objekt, Innen und Außen, Erkennendem und Erkanntem von Ich und anderen gefangengenommen.
Alles ist selbst- erkannt.

Nagarjuna bestritt jedoch die Nur-Geist"-Lehrbehauptung der Yogacharin und stellte die bloße Existenz von Geist, im ganzen genommen, faktisch in Frage. Er studierte die zwölf Bände der Prujnaparamita-Schriften, die aus dem Zweiten Drehen des Rades der Lehre durch Buddha hervorgegangen und die Lehrform seines mittleren Lebensabschnittes sind. Nagarjunas Schlußfolgerungen daraus sind in dem Grundsatz des „Nicht-Anhaftens", dem Hauptprinzip der Madhyamika-Schule, zusammengefaßt. Er behauptete, daß jegliche philosphische Meinung widerlegt werden könnte und daß man nicht bei irgendeiner Antwort oder Umschreibung der Realität verweilen dürfte, ob sie nun extrem oder gemäßigt sei, der Begriff des .einen Geistes" mit eingeschlossen. Selbst die Behauptung, das Nicht-Anhaften die Lösung sei, wäre eine Täuschung, denn man dürfe auch nicht am Nicht-Anhaften anhaften. Nagarjunas Methode entsprach der "Nicht-Philosophie", und diese war durchaus nicht einfach nur eine andere Form der Philosophie. Er erklärte: ,Auch in der Mitte sollte der Weise nicht verweilen."

Was denkt ihr darüber?
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#27
18.07.2020, 20:59
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Hey,
mir fehlt hier ein wenig der Buddhistisch-Philosophische-Background und aus den kurzen Textpassagen kann ich nur ahnen worum es geht, aber ich kann es jetzt nicht so nachfühlen wie du.

Grob würde ich sagen, Nagarjuna hat recht (und auch nicht, und er hat sowohl recht als auch nicht und er hat weder recht noch hat er nicht recht) bigwink sowas in der Art.

Vielleicht müsste ich das komplette Buch lesen, damit ich dahinter steige. Ich finde die paradoxen Seiten so mancher Buddhistischen Lehre recht gewöhnungsbedürftig, wenn man sich nicht intensiv, längere Zeit damit beschäftigt. Aber grundsätzlich mag ich solche Gedankengänge und Überlegungen auch sehr.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#28
19.07.2020, 16:05
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Das Buch hat mich auf Grund meines persönlichen Backgrounds angesprochen, dass ich dazu neige meine Erkenntnisse mitteilen zu wollen, ja fast zu müssen. Teile ich sie nicht mit, weil ich denke, welches Ich sucht denn hier aufmerksamkeit von wem?... ist das auch wieder eine Denk Falle, welches wieder ein Ich kreiert, welches meint, dass es besser sei die Erkenntnisse still für sich zu behalten. Immer wieder kreiert das ein neues Ich, an dem man festhält.

Der Boddhisattva und die erkannte Leehrheit, das fehler aller Notwenidkeit eine Bodhisattvas hatten einen Konflikt welche nun die weisere Entscheidung war. Weiser war für mich die Stille, aber die konnte ich nicht bedienen weil mein persönliches Bedürfnis etwas mitzuteilen stärker war und ich erkannte, dass es falsch wäre mir das zu verbieten. Aber das war noch keine Lösung. Die Lösung kam durch diesen Satz:

Das erleuchte Wesen (er)- kennt, daß sowohl seine Gedanken und Gefühle als auch die sogenannte äußere Erscheinungswelt beide das ,,Spiel des Geistes" sind. Daher ist der Erleuchtete nicht in dem Dualismus von Subjekt und Objekt, Innen und Außen, Erkennendem und Erkanntem von Ich und anderen gefangengenommen. Alles ist selbst- erkannt.

Dieser Absatz ist für mich die Freiheit aus diesem Dilemma, weil indem Moment das Ich welches zwischen diesen Möglichkeiten A Mitteilen (zum Wohle aller Wesen) B Still sein, weil erkannt das ja niemand ist, befreit. Ich bin lange zwischen A und B hin und her getitscht, habe mich immer wieder für mein Mitteilungsbedürfnis verurteilt und wäre so gerne still gewesen. Ich wollte einem Ideal entsprechen, welches ich nicht bin.

Nun konnte ich erkennen, dass das die Stille nicht besser ist, ja sogar eine häufige Falle, die nur wieder eine neue Anhaftung, ein spirituelles Ego erzeugt und so die Befreieung sogar verhindert wird. Nun bin ich bei - es ist völlig egal angekommen, also in der Freiheit.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#29
22.07.2020, 18:18
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Ich freue mich, wenn jemand Lust hat, sich über den weiteren Verlauf des Textest zu unterhalten.
 

Zitat:Chögyam Trungpa - Das Spiel der Illusion, weiter auf Seite 34 - 36
 
Die Madhyamika-Philosophie stellt eine kritische Betrachtung der Yogachara-Theorie dar. wonach alles nur ein Aspekt des Geistes ist. Die Beweisführung des Madhyamika lautet folgen- dermaßen: Damit gesagt werden kann, daß Geist existiert oder daß alles das Spiel des einen Geistes ist, muß es irgend jemanden geben, der den Geist beobachtet, ein den Geist Erkennender, welcher dessen Existenz bezeugt. Folglich ist das gesamte Yogachara-System notwendigerweise eine Theorie von Seiten dieses Beobachters. Nach der eigenen Philosophie der Yogacharin über ein selbst-erleuchtendes Erkenntnisvermögen sind subjektive Gedanken über ein Objekt jedoch irreführend, da es kein Subjekt oder Objekt gibt, sondern nur den einen Geist, von welchem der Beobachter ein Teil ist. Daher kann unmöglich behauptet werden, daß der eine Geist existiert. Wie auch das physische Auge, kann aus sich selbst heraus leuchtende Erkenntnis sich nicht selbst wahrmehmen, genauso wie ein Rasiermesser sich nicht selbst schneiden kann. Aufgrund des eigenen Eingeständnisses der Yogacharin existiert niemand, der wissen könnte, daß der eine Geist existiert.
 
Was können wir dann über den Geist oder die Wirklichkeit aussagen? Da es niemanden gibt. der einen Geist oder eine Wirklichkeit wahrnehmen kann, ist der Begriff von „Existenz“ im Sinne von ,Dingen" und ,Form" eine Täuschung; es gibt keine Realität, es gibt niemanden. der die Realität wahrnimmt, es gibt keine Gedanken, die sich aus der Wahrmehmung von Realität ableiten. Haben wir diese Vorstellung der Existenz von Geist und Realität erst einmal entfernt, dann treten die Dinge klar in Erscheinung, so wie sie sind. Es gibt niemanden, der beobachtet oder irgend etwas erkennt.

 
An der Stelle frage ich mich, wie man den Beobachter abschafft? Ich habe einmal in einem Traum eine Erfahrung von absoluter Leere gemacht. Ich wachte in völliger Klarheit auf und befand mich in einem Raum der absolut leer war. Ich schaue gerade aus und sah unendliche Leere, nach Rechts, links oben unten und alles was leer. Dann schaute ich an mir herunter und sah, dass ich gar keinen Körper hatte, ich war Leerheit. Darüber dass ich dachte da wäre ein Körper musst eich fast lachen, nur konnte nichtmal wer lachen, weil es ja niemanden gab. Dort verweilte ich dann eine Zeit, dann wurde ich trüb oder jenseits von Bewusstsein und wachte irgendwann auf. Da war kein Beobachter mehr, weil der Beobachter selbst leer war.

Also fragte ich mich, warum identifiziere ich mich, mit dem Beobachter? Und wie lässt die Illusion des Beobachters los?

Kann der Beobachter sich selbst umbringen? Und ist das ein erreichenswertes Ziel?

Das frage ich, weil ich manchmal auch zwei Schritte vor dem ersten mache, was mir dann gar nicht gut tut.
 

Zitat:Weiter im Text:
 
Wirklichkeit ist einfach da, und dies ist mit dem Begriff „Shunyata“ gemeint. Durch diese Ein-Sicht wird der Beobachter beseitigt, der trennend zwischen uns und der Welt steht. Auf welche Weise nehmen dann der Glaube an ein „Ich“ und der gesamte neurotische Prozeß des Ego ihren Anfang? Verallgemeinernd gesprochen, entsteht den Madhyamikas zufolge immer dann, wenn eine Wahrnehmung von Form gemacht wird, eine unmittelbare Reaktion von Faszination und Unsicherheit von seiten einer stillschweigend mit inbegriffenen Wahrmehmungsinstanz dieser Form. Diese Reaktion geschieht fast augenblicklich und dauert nur den Bruchteil eines Sekundenbruchteils. Sobald wir das Erkennen dieses Gegenstandes festgestellt haben, besteht unsere nächste Reaktion darin, ihm einen Namen zu geben. Mit dem Namen geht natürlich die begriffliche Vorstellung Hand in Hand. Wir neigen dazu. den Gegenstand durch eine Begriffsbildung zu erfassen, was bedeutet, daß wir an diesem Punkt die Dinge nicht mehr so wahrnehmen können, wie sie tatsächlich sind. Wir haben eine Art Füllwerk, einen Filter oder Schleier zwischen uns selbst und dem Objekt erschaffen. Dadurch wird die Aufrechterhaltung ständiger Bewußtheit sowohl während als auch nach der Meditationsübung verhindert.
 
Dieser Schleier hält uns von einer Bewußtheit des panoramischen Überblicks und der Gegenwart eines meditativen Zustandes fern, weil wir immer wieder nicht dazu in der Lage sind, die Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind. Wir fühlen uns dazu genötigt, die Dinge mit Namen zu versehen und zu erklären, diskursiv zu denken, und diese Tätigkeit führt uns weiter von einer unmittelbaren und genauen Wahrnehmung fort. Daher bedeutet Shunyata nicht lediglich das Bewußtwerden darüber, was wir sind und in welchem Verhältnis wir zu dem und dem Objekt stehen, sondern es ist eher die Klarheit, welche über begriffliches Füllwerk und unnötige Verwirrungen hinausgeht. Wir werden weder durch das Objekt fasziniert noch als Subjekt mit hin- eingezogen. Dies meint das Freisein von diesem und jenem. Was übrigbleibt ist offener Raum, das Fehlen der Aufspaltung in ,dieses hier" und .jenes dort". Dies ist mit dem Mittleren Weg oder Madhyamika gemeint.
 
Die Erfahrung von Shunyata kann nicht ausgebildet werden, ehe wir uns nicht zuerst durch den engen Pfad von Disziplin und Methodik gearbeitet haben. Es ist notwendig. mit der Technik zu beginnen, doch auf einer gewissen Stufe ist es auch erforderlich, daß die Technik wegfällt. Von einem übergeordneten Standpunkt aus betrachtet ist der gesamte Vorgang des Lernens und Übens völlig überflüssig. Wir könnten das Fehlen des Ego mit einem einzigen Blick wahrnehmen, würden eine derart einfache Wahrheit jedoch nicht hinnehmen wollen. Mit anderen Worten: wir müssen lernen, damit wir das Gelernte wieder vergessen können.
 
Der gesamte Prozeis kommt einer Auflösung des Ego gleich. Wir beginnen damit, daß wir es lernen, uns mit den neurotischen Gedanken und Emotionen auseinanderzusetzen. Dann werden durch das Verständnis von Leerheit, von Offenheit, falsche Vorstellungen entfernt. Dies entspricht der Erfahrung von Shunyata. In Sanskrit bedeutet Shunyata wörtlich ,Leere oder .„Leerheit". das heißt sozusagen offener Raum", das Fehlen jeglicher begriffsbildender Einstellungen. Daher sagt Nagarjuna in seinem Kommentar über Madhyamika: .Ebenso wie die Sonne die Finsternis vertreibt, hat der vollkommene Weise die falschen Gewohnheiten des Geistes überwunden. Er nimmt weder den Geist noch Gedanken wahr, die aus dem Geist entstehen."
 
Das Herz-Sutra endet mit dem ..großen Zauberwort" oder Mantra. In der tibetischen Fassung heißt es: „Daher sollte das Mantra der transzendenten Weisheit, das Mantra der tiefe Sicht, das unübertroffene Mantra, das unvergleichliche Mantra. das Mantra, das alles Leiden stillt, als Wahrheit erkannt werden, denn es ist frei von Täuschung." Die Wirkungskraft diesus Mantra entsteht nicht aus irgendeiner vorgestellten mystischen oder magischen Macht der Worte, sondern aus deren Bedeutung. Es ist interessant, das das Sutra nach der Erörterung über Shunyata - Form ist leer, Leerheit ist Form, Form ist nichts anderes als Leerheit. Leerheit ist gleichbedeutend mit Form usw. zur Darstellung des Mantra übergeht.
 
Am Anfang behandelt es den meditativen Zustand, und schließlich spricht es von Mantra oder Worten. Dies geschieht aus dem Grunde, weil wir zu Beginn Vertrauen zu unserer Verstehensweise entwickeln und alle Vor-Stellungen ausräumen müssen; der Nihilismus, der Ewigkeitsgedanke. sämtliche Glaubensvorstellungen müssen durchschnitten und überwunden werden.
 
Wenn eine Person dann völlig bloßgelegt, völlig unbekleidet und demaskiert. vollständig nackt und geöffnet ist, so erkennt sie in genau diesem Augenblick die Macht des Wortes. Wenn die Maske der grundlegenden, unumschränkten und letztendlichen Schein-Heiligkeit und Heuchelei abgerissen worden ist, dann beginnt man wirklich damit, den Edelstein in all seinem Glanz leuchten zu sehen: die energetische, lebenssprühende Qualität von Offenheit. die lebendige Qualität von Hingabe und die lebendige Qualität von Verzicht.
 
Verzicht bedeutet in diesem Falle nicht einfaches Wegwerfen sondern wir beginnen vielmehr die lebendige Eigenschaft des inneren Friedens zu spüren. nachdem wir alles über Bord geworfen haben. Dieser besondere Zustand innerer Ruhe ist kein schwächlicher Friede, keine kraftlose Offenheit, sondern er hat ein starkes Wesen, eine unbesiegbare Eigenschaft. eine unerschütterliche Qualität, weil er keine Lücken für Schein-Heiligkeit zuläßt. Es herrscht vollkommener Friede in allen Richtungen, so daß nicht einmal eine winzige dunkle Ecke für Zweifel und Heuchelei existiert.
 
Völlige Offenheit hat den vollkommenen Sieg errungen, da wir keine Angst mehr haben und überhaupt nicht mehr versuchen, uns selbst zu verteidigen. Daher ist dieses Mantra groß. Man hätte annehmen können, daß dieses Mantra anstelle von Om Gate Ga- te Paragate Parasamgate Bodhi Svaha irgend etwas über Shunyata - Om Shunyata Mahashunyata - oder etwas ähnliches. aussagen würde. Statt dessen heißt es Gate Gate - ..gegangen, gegangen, ins Jenseitige gegangen, vollkommen gegangen". Dies hat eine viel stärkere Wirkung als das Aussprechen von ,,Shunyata", denn dieses Wort könnte eine philosophische Deutung in sich schließen. Anstatt daß irgend etwas Philosophisches auf eine Formel gebracht wird, enthällt dieses Mantra das, was jenseits von Philosophie liegt.
 
Deshalb heißt es Gate Gate ..gegangen. aufgegeben, befreit von, geöffnet". Das erste Gate meint ..,befreit vom Schleier der widerstreitenden Gefühlsregungen"; das zweite Gate steht für die Entfernung des Schleiers von falschen Anschauungen über die Realität. Das heißt, das erste Gate bedeutet den Gedanken .Form ist leer", und das zweite Gate verweist auf ,Leerheit ist Form".
 
Das nächste Wort des Mantra lautet dann Paragate ,darüber hinausgegangen, vollständig bloßgelegt". Jetzt ist Form Form geworden - Paragate -, und Form ist nicht nur Form, sondern Leerheit ist Leerheit. Parasamgate - „vollständig darüber hinaus, in ein Jenseitiges, gegangen".

Bodhi bedeutet hier vollkommen erwacht“, mit dem Sinn: ,aufgegeben, völlig demaskiert. nackt, vollständig offen". Svaha ist eine gebräuchliche Endung für ein Mantra mit der Bedeutung „So sei es“. ,Gegangen, gegangen, über alles hinausgegangen, vollständig offengelegt, erwacht, so sei es."
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#30
23.07.2020, 16:44
Zitat:Chögyam Trungpa - Das Spiel der Illusion, Seite 42 - 45
 
DAS BESTELLEN DES BODENS
 
Die Anerkennung des Bodens als Grundlage bedeutet die positive Einstellung gegenüber der Energie und der potenziellen Möglichkeit, daß in der Natur von fühlenden Wesen Erleuchtung entstehen kann. Der Bauer, welcher auf diesem Stück Land lebt, ist mit diesem besonderen Boden beschäftigt. Er ist ehrgeizig, denn er möchte seinen Besitz weiter nutzbar machen und er ist fest dazu entschlossen, ihn anzureichern und fruchtbarer zu machen. Die Methode, wie er mit seinem Land umgeht, mag nicht besonders ideal sein, doch sie sorgt für die Energie, welche die Inspiration für die Bearbeitung des Bodens liefert.
 
Der Bauer ist nicht glücklich über seine Situation - er ist sogar durch und durch verwirrt, wie er beginnen soll; er ist verunsichert, ob er sich direkt auf seinen Traum beziehen oder etwas bescheidener anfangen soll. In dieser Beziehung scheint es nichts Aufregendes zu geben außer seinem Wunsch, mit der tatsächlichen Bodenbebauung zu beginnen, welche zu diesem Zeitpunkt eher ein Problem ist, als daß er eine klare Sichtweise davon hätte. Unausweichlich sieht er sich mit der Entscheidung konfrontiert, ob er die Landwirtschaft völlig aufgeben oder versuchen soll, seine Lebensweise, die bereits mit diesem Ackerland verflochten ist, weiter anzugleichen. Im Hinblick auf Abenteuer sind die Möglichkeiten der Landwirtschaft sehr begrenzt, doch wenn der Bauer dazu bereit ist, es mit diesen begrenzten Umständen aufzunehmen, wozu die Armut gehört, dann bleibt ihm keine andere Wahl, als die Genügsamkeit zum Ausgangspunkt zu machen. Dies zeigt sich häufig in der Situation in der Stadt, wo es keine andere Möglichkeit gibt, als die gleiche Sprache wie die Umgebung zu sprechen - und dies ist die Sprache der Begrenzung, der es an Inspiration mangelt.
 
Von einem anderen Blickwinkel aus ist bereits der bloße Begriff der Genügsamkeit ein relatives Problem, denn danach ist das ehrgeizige Streben, reich zu werden, der Ursprung eines Gefühls von Mangel. Wenn dieser Bauer bereit dazu ist, die natürlich auftretenden Erfordernisse seiner bäuerlichen Situation zu akzeptieren, dann braucht er Genügsamkeit oder Verschwendung überhaupt nicht in Betracht ziehen. Wenn er seine Landwirtschaft als organischen Bestandteil seiner Lebensweise betrachtet, verliert der Erfolg oder Fehlschlag an Bedeutung. Endlịch hat der Bauer eine Beziehung zu seinem Hof hergestellt.
 
Die Erde braucht die Verbindung zu einem Menschen: durch die wechselseitige Einwirkung aufeinander kann die Bearbeitung des Bodens beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Bodenbestellung keine einfache Angelegenheit. Es gibt den Boden als Grundlage schlecht ist und beobachtet, Nutzen daraus zu ziehen. das für Eindrücke empfängliche Bewusstsein, welches weder gut noch und es gibt auch den Kommentator, welcher die Situation mit der Absicht prüft
 
Wenn der forschende Geist, der Bauer", damit beginnt, seine Spiele durchzuführen, verliert er entweder seinen Kontakt zum Boden oder es gelingt ihm, eine Beziehung zu ihm herzustellen. Der Erfolg des Bauern hängt von seiner Fähigkeit ab, eine richtige Verbindung zu dem Boden einzugehen, mit dem er arbeitet. Zur Begründung dieser Beziehung muß er sein ehrgeiziges Streben aufgeben, zu einem erfolgreichen Bauern als solchem werden zu wollen.
 
Er stellt fest, daß sein Boden hart und wahrscheinlich von Felsen eingeschlossen ist. Vermutlich gibt es nicht genügend Wasser, weil es gewöhnlich zwischen den Felsen versiegt. Mit ziemlicher Sicherheit wird die Stelle, die der Bauer ausgewählt hat, nicht den Erwartungen aus seinem Traum gerecht. Wenn du den Boden mit deiner gesamten Energie bearbeitest, entdeckst du eine geheime Botschaft - du dürftest damit Erfolg haben. Doch die Einstellung dieses Bauern ist eher dem Zufall überlassen: Da er dieses Gelände ausgesucht hat, sollte es auch gelingen; andernfalls kõnnte er diesen Hof verkaufen und einen anderen Ort dafür wählen. Würde er jedoch an einem anderen Ort Landwirtschaft betreiben, so könnte die Situation dort die gleiche wie die augenblickliche sein.
 
Die ständige Suche nach etwas Besserem kann sich nicht erfüllen. Die einzige Möglichkeit eine Beziehung zu deiner besonderen Lebensart herzustellen, besteht darin, die Lage deines Bauernhofs zu akzeptieren - dies entspricht der Anerkennung dessen, was karmisch unvermeidlich ist. Dieses Stück könnte bearbeitet, es könnte bebaut werden. In dem Augenblick, wo wir alle weiteren Träume und Erwartungen aufgeben, eröffnet sich die Möglichkeit, daß dieser felsige Bergboden ertragreich werden könnte.
 
Wir pflügen mit Geduld, wie Milarepa sagt, doch in diesem Falle ist es die Geduld, welche pflügt. Dadurch wird der Boden gefügig gemacht. In diese Erde säen wir ein Samenkorn ein - alles, was für die Gesundheit förderlich ist. Das Aussäen des Samens ist eine einfache Sache, doch das Düngen ist eine schwierige Aufgabe.
 
Die Annahme der Negativität, die sich bereits vor dem Pflügen und Aussäen des Samens aufgeschichtet hat, wird zum Düngemittel. Das Sammeln des Düngers erfolgt während des ganzen Anbauvorgangs direkt von der Überprüfung des Bodens aus. Diese negativen Situationen werden zur Bereicherung des spirituellen Weges verwendet.
 
Die Erwartung des Bauern muß auch organisch sein. Er darf nicht vorzeitig ernten, sondern muß seine Erntefrucht richtig ausreifen lassen. Dafür ist die beschränkende Disziplin der Geduld notwendig, doch wenn diese lediglich zu einer Methode wird, unserem Körper und Geist durch gewisse kämpferische Verhaltensweisen Schmerzen zuzufügen, könnte sie als künstlich herbeigeführte Wehen betrachtet werden - so als würde man der Buddha-Natur durch das Ausbrüten von einem Ei zur Geburt verhelfen.
 
Die angemessene Form der Disziplin besteht darin, klar über die Versuchung hinauszublicken, Chemikalien oder künstliche Methoden zur Anwendung zu bringen, die den Samen dazu antreiben sollen, rascher zu wachsen oder „gesünder“ zu werden. Darin liegt die Würde und Einfachheit dieser Beschränkung: Die Meditationspraxis versorgt mit dem richtigen Klima für das Wachstum des Samens, und kein Verfahren drängt ihn dazu, seine Geschwindigkeit zu beschleunigen.
 
Weil diese Erde über kein Wasser verfügt, müssen wir sie sehr sorgfältig bewässem. In diesem Falle ist Wasser das Mitgefühl des Bodhisattva-Pfades. Wenn der Bauer gewillt ist, Interesse für das Bewässerungssystem aufzubringen, muß er ein sehr beständiger Mensch sein, der dazu bereit ist, mit jeder Pflanze eine Beziehung einzugehen und darauf zu achten, daß mit jeder in rechter Weise kommuniziert wird.
 
Es reicht nicht aus, nur an das Wasser des Mitgefühls zu glauben. Wir müssen die vertrauensvolle Einstellung haben, das die Natur selbst ihren eigenen Verlauf nimmt. Dieser Vorgang könnte als die Shunyata-Erfahrung des Bauern-Schülers bezeichnet werden, daß er nämlich endlich die Gesetzmāßigkeit der Natur ohne Sicherheitsdenken oder Vor-Stellungen akzeptiert, bei denen es sich um dualistische Formen des Festhaltens handelt. Fehlt dieses dualistische Anhaften, wird einfach eine Beziehung zu dem organischen Ablauf des Bodenbestellens herge stellt. Wenn du die Erde mit Wasser versorgst und den Dünger richtig aufträgst, dann wächst das Samenkorn. Der Wunsch, daß es schnell oder langsam wachsen soll, ist ohne Belang. Du würdest damit lediglich versuchen, eine emotional bestimmte Macht über die Natur auszuüben.
 
Der entscheidende Punkt liegt also nicht darin, Emotionen als solche aufzugeben, wohl aber die Geisteshaltung, starken Einfluß auf andere ausüben zu wollen. In dem Machtwillen über andere drückt sich die Shunyata genau entgegengesetzte Formel aus. Wenn dieser Bauer-Schüler erst einmal seine Hoffnung nach persönlicher Einflußnahme auf die Natur aufgibt, dann wird ein kurzer Einblick in Shunyata oder die Freiheit des Wachstums der Pflanzen möglich.
 
Gegenwärtig hört man, daß Pflanzen besser wachsen, wenn sie bestimmter Musik ausgesetzt werden. Der Bauer mag annehmen, daß er Pflanzen in Entsprechung zu seinem eigenen musikalischen Geschmack reagieren lassen kann. Dies scheint jedoch ganz und gar willkürlich zu sein - sind Chrysanthemen aus Japan benachteiligt, weil sie niemals Musik von Bob Dylan gehört haben?
Es könnte jemand der fixen Vorstellung erliegen, daß die Welt wie sein Eigentum zu handhaben sei, wozu auch die Reaktion von Chrysanthemen auf die Musik von Bob Dylan zählt. Dies kann als die Shunyata entgegengesetzte Betrachtungsweise der Realität angesehen werden, an welche wir glauben möchten.
 
Diese Menschen sind so sehr mit der Beweisführung beschäftigt, daß die Botschaft der ursprünglichen Welt die absolute Wahrheit ausspricht, und diese Wahrheit möchten sie in selbstgerechter Weise in Besitz nehmen.
 
Es besteht jedoch die Möglichkeit, daß diese ursprüngliche Botschaft nicht die Wahrheit, sondern die ursprüngliche Lüge ist, die bereits existiert, ehe wir jemals an Lügen gedacht haben. Tatsächlich ist schon die bloße Vorstellung einer absoluten Wahrheit die absolute Lüge. Daher bewegen wir uns zwischen höchster Wahrheit und Lüge hin und her, bis wir schließlich nicht mehr wissen, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Das Problem liegt nicht so sehr darin, wer sich auf der richtigen oder der falschen Seite befindet, sondern wer das ganze Spiel anstiftet.
 
In diesem Falle bleibt kein Platz für die Logik. So wie es im Prajna Paramita Hridaya-Sutra heißt: ,,Form ist Leerheit, aber Leerheit ist auch Form. Deshalb ist Form nichts anderes als Leerheit, und Leerheit ist nichts anderes als Form."
 
Schließlich vermischen sich die Fragen, was etwas ist und was es nicht ist. Es ist daher sehr einsichtig, wenn es im Vajracchedika-Sutra heißt: ,,Die alleinige Zuflucht ist der Erwachte, der Siegreiche, der einzige Buddha, der Wahrheitskörper (Dharmakaya)."
 
Die Gemeinschaft des Sangha stellt das letzte Hilfsmittel dar. An diesem Punkt besteht die einzige Möglichkeit, eine Verbindung zu der Realität herzustellen, in der Beschwörungsformel, daß sowohl vom subjektiven als auch vom objektiven Standpunkt aus gesehen überhaupt nichts existiert, und dies ist das Para gate-Mantra - vollkommen darüber hinausgegangen, ohne irgendeinen Bezugspunkt oder eine Perspektive. Damit geben wir die Vorstellung von Kommen oder Gehen auf, doch gleichzeitig steht fest, daß das Ego seinen Boden verliert und festgesetzte Beziehungen zwischen „diesem“ und ,jenem" unerheblich werden.
 
Die Überzeugung des Bauern, daß er einen mystischen Bauernhof bewirtschaftet, gerät stark in Zweifel, weil er unschlüssig darüber ist, ob das Wachstum dieses Hofes tatsächlich aufgrund seiner Anreicherung des Besitzes geschieht oder ob die Feldfrüchte und der Obstgarten sich nicht einfach natürlich entwickelt haben. Dennoch herrscht eine gewisse Form der Magie, wie es im Herz-Sutra heißt. Dabei handelt es sich um die größte Zauberformel, welche die Welt völlig umkehren könnte. Dies ist der Anbauprozeß, die Dinge selbst wachsen zu lassen.
 
Wie philosophisch beschlagen wir auch immer sein dieses philosophische Wissen wird gänzlich von der phantastisch-magischen Schau überwältigt, die mit der Entdeckung von Shunyata und dem Anbau dieser besonderen Pflanzen stattfindet. Der Bauer muß sich den organischen Abläufen der Natur fügen. Nachdem er dies getan hat, muß er zu der Überzeugung gelangen, daß sein wachsames Beobachterauge von keinerlei Nutzen ist. Deshalb hat er darauf zu verzichten, Bauer zu sein und muß erkennen, daß er sich niemals auf das ,,Projekt Bauernhof" hätte einlassen müssen.

Mich spricht bBesonders der Aspekt der Geduld an, die ich noch nicht so gut auf aufbringen kann. Das unbewusste Ich entsteht scheinbar immer wieder in der Ungeduld und erlöst sich in der Geduld. Ich muss dem mal nachspüren. Vor allem ist das Fehlen von Geduld ein Kreislauf. Man wird zu einem Ungeduldigen Menschen, wenn man nie erfahren hat, dass eine Bezugsperson geduldig mit einem selbst umgegangen ist. Auch diese person zb die Mutter wurde nie geduldig behandelt. Und dann muss man sich selbst diese Geduld geben, obwohl sie einem nie zur Teil wurde. Keine Leichte Aufgabe. Das ist für mich auf einem Acker zu stehen und nur Steine im Boden zu finden.
 
Ebenso spannend erscheint mir das Kommunizieren mit jeder Pflanze in rechter Weise und die Idee, dass die Pflanzen keine fremde Musik brauchen um zu wachsen. Dabei ist das doch genau das manchmal die Kommunikation in der rechten Weise. Wie gehe ich nun mit diesem Widerspruch um?
 
Und ich erkenne mich in diesem Satz wieder:
 

Zitat:Diese Menschen sind so sehr mit der Beweisführung beschäftigt, daß die Botschaft der ursprünglichen Welt die absolute Wahrheit ausspricht, und diese Wahrheit möchten sie in selbstgerechter Weise in Besitz nehmen.

Ich wollte immer eine unendliche Perspektive finden, die mein Ich nun eifrig vertritt um so mehr sich diese Unendlichkeit mir selbst erschließt. Ist das nun Wissen oder nicht Wissen? Das ist mir nicht klar, aber ich spüre ja dass da noch eine emotionale Anhaftung, eine Identifikation mit dieser Sichtweise ist, obwohl ich an keine Wahrheit mehr glaube. Meine Wahrheit ist die, dass es keine gibt. Und das vertrete ich vehement.
Integral betrachtet hafte ich am gelben Mem an. Was fehlt um sich nach turkis zu entwickeln?

Es scheint mehr ums Prinzip zu gehen, also um ein konkretes Bedürfnis nach einer Identifikation mit meiner Individualität und nie um eine sonstwie geartetet Idee selbst. Selbst wenn diese Idee vom Inhalt absolut flexibel geworden ist, muss sie noch vertreten werden, weil das Ich aufmerksamkeit und Individuation sucht. Selbst mit dem Nicht-Wissen in den Händen. Das ist ein Bedürfnis nach Bestätigung, während da gar nichts mehr bestätigt werden kann, weil niemand mehr was weiß.
 
Es ist erstaunlich, wo sich das Ego immer wieder verstecken kann, sogar im Nicht Anhaften, weil da ein Bedürfnis einfach nicht gestillt ist und immer wieder eingefordert wird. Hm erstmal die Anhaftung bzw das Bedürfnis akzeptieren. Ich glaube ich möchte das Wort Anhaftung ganz aus meinem Vokabular streichen und zukünftig nur noch ein Bedürfnis sehen, was da sein darf und nicht weg muss. Ich glaube ich brauche noch Liebe, bis dieses Bedürfnis gestillt ist, und die „Anhaftung“ loslässt. Das Streichen des Wortes Anhaftung aus dem Vokabular ist die Liebe.

Das Aufgeben der Idee, das irgendwas noch anders, unabhängiger oder perfekter sein könnte. Vielleicht bleibe ich für immer das nach Aufmerksamkeit heischende kleine Kind und lebe einfach damit, dass ich an Menschen ziehe, lebe damit nie ganz unabhängig und nie ganz satt sein zu können. Erstmal möchte ich dieses annehmen. Krass wie schwer das ist. Es war mir immer peinlich. Aber ich bin eben so.

Vor allem macht dieses Kind ja auch viel mit meiner Umwelt, oft anders als ich es geplant hatte. Dann werfe ich mal den Plan weg. Und Tschüss.

Ah und direkt merke ich was das mit mir macht. Es schließt sich eine Spaltung zwischen Handelnder und Beobachter. Ich hatte mich ja gefragt wie man den Beobachter loslässt. Gerade hatte ich eine kurze Erfahrung wo der Beobachter und Ich eins waren.

Hm ich verstehe auch gerade warum das bisher nicht ging, weil ich sehr große Angst davor hatte, wieder zurückgewiesen zu werden, wenn ich ich selbst bin. Deshalb gab es den spirituellen Anspruch keine Bedürfnisse zu haben. Lol in anderen Menschen sehe ich das seit Jahren und kreide es lauthals an. Aber in sich selbst sieht man ja manchmal den Schatten nicht. Hallo Schatten schön, dass ich dich sehen darf. Jetzt brauche ich diese Projektion auf andere nicht mehr. Keine künstliche Selbstlosigkeit mehr.
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