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Loslassen

Loslassen
#1
21.09.2018, 13:23
Ich bin ja wirklich flexibel was das Loslassen von Glaubenssätzen angeht. Zumindest solange es nur um geistige Konzepte geht, ist Loslassen für mich befreiend. Aber manchmal fordert mich der Loslassprozess doch arg. Besonders wenn es um tief emotionale Vorstellungen geht an denen ich hänge. Es gibt Themen die habe ich bereits als Einschränkung des Bewusstseins und als Ursache von Leiden erkannt, aber dennoch hält ein Teil in mir so arg an diesen Vorstellungen fest, weil diese eine Hoffnung für mich sind die nicht loslassen will oder weil ich Werte habe, die mich zutiefst ausmachen, an denen ich festhalte. Mich würde interessieren, wie geht ihr mit dem Loslassen von Themen um, die euch am Herzen liegen?

Dazu noch eine Geschichte die mir gerade über den Weg gelaufen ist und in etwas beschreibt,
wie ich mich gerade fühle.



Zitat:Geh‘ zum Fluss und hole mir eine Tasse Wasser, sagte der Zen-Meister zu seinem Schüler.
Als der Schüler am Fluss die Tasse mit Wasser füllte, sah er flussaufwärts eine wunderschöne Frau in seinem Alter. Die Frau nahm ihn ebenfalls in Augenschein, und mit einem Mal verliebten sie sich unsterblich ineinander. Er zog zu ihr auf das Gut ihrer Familie in einem ruhigen Dorf, und sie bauten ein Haus. Über die Jahre wurden ihnen Kinder geboren. Sie waren glücklich miteinander und ernährten sich von der Landwirtschaft, die sie betrieben.
Eines Tages kam eine Flut. Das Dorf wurde überschwemmt, und er musste sich mit seiner Familie auf das Dach des Hauses retten. Da zog ein großer Sturm auf. Seine Kinder wurden eins nach dem anderen vom reißenden Wasser fortgerissen und schließlich ertranken sie darin. Auch seine Frau wurde fortgespült und kam in den Fluten um. Als der Sturm sich legte, saß er einsam und verzweifelt zusammengekauert auf dem Dach seines Hauses. Er starrte in die Luft. Ein Alptraum – nach all den glücklichen und schönen Jahren!
Da legte sich von hinten eine Hand auf seine Schulter. Es war die Hand seines Meisters, der ihn fragte: Wo bleibst du so lange? Wolltest du nicht bloß eine Tasse Wasser holen?
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RE: Loslassen
#2
21.09.2018, 14:31
[+] 6 User sagen Danke! Gast für diesen Beitrag
(21.09.2018, 13:23)ichbinmehr schrieb: Mich würde interessieren, wie geht ihr mit dem Loslassen von Themen um, die euch am Herzen liegen?

Wieso sollte ich etwas loslassen, das mir am Herzen liegt?
Und bei Dingen, die mir eindeutig Leiden schaffen, würde ich niemals sagen dass "sie mir am Herzen liegen".

Und manche Dinge sind es auch einfach wert, selbst wenn irgendwann Leid daraus entsteht.
Hat der Mann etwa bereut, geheiratet zu haben und Kinder gehabt zu haben? Das glaubst Du doch selber nicht!
Übrigens reagiert auch der Zen-Meister – zumal für Zen-Meister Verhältnisse wink1 – sehr freundlich und tadelt ihn nicht.

Mein Verständnis von Zen geht übrigens dahin, dass das erste, was man loslassen sollte, die Idee vom krampfhaften Alles-Loslassen ist grin
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RE: Loslassen
#3
21.09.2018, 19:29
[+] 3 User sagen Danke! Raipat für diesen Beitrag
Ich bin bekennender Festhalter, denn ich liebe Fortschritt, Wohlstand, Verlässlichkeit und Beständigkeit. Deswegen sammle ich Dinge an, halte an bewährtem fest, Pflege langlebige zwischenmenschliche Beziehungen und sehe das Altern als Krankheit, die man behandeln und den Tod als Ärgernis, das man bekämpfen muss, an. Was gut ist, wird nicht „losgelassen“.
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RE: Loslassen
#4
21.09.2018, 21:07
[+] 1 User sagt Danke! Meerfelix für diesen Beitrag
ich habe mir einfach bewusst gemacht, dass es mir nur gut tut, das loszulassen was ich nicht mehr brauche. Sobald ich erkannt habe, dass es falsch ist etwas weiter mit mir rum zutragen, handle ich auch danach. da die erkenntnis einmal schlüssig ist, gibt es da für mich nichts mehr dran zu rütteln. das ist wie etwas was einmal erlernt wurde. es ist für mich dann ganz klar, dass es richtig ist es von nun an so zu tun. vor allem mache ich mir klar, dass ich es für mich tue. ich habe ein recht darauf mein leben zu leben und aus der verstrickung von erwartungen auszusteigen, denn ich lebe mein leben aktiv. vor allem mache ich mir immer und überall und sofort klar, dass ich mir jeder dieser handlungen raum für neues in mein leben einlade!
Bunt bunt bunt sind alle meine Träume: link bunt bunt bunt ist alles was ich hab. Darum lieb ich alles was ich Träume, weil mein schatz ein Regenbogen ist.
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RE: Loslassen
#5
22.09.2018, 12:28
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Zitat:Rhetor: Wieso sollte ich etwas loslassen, das mir am Herzen liegt?
Und bei Dingen, die mir eindeutig Leiden schaffen, würde ich niemals sagen dass "sie mir am Herzen liegen".

Ich habe mir immer gewünscht den Traummann zu finden, der mich glücklich macht. Bisher ist das so nicht eingetroffen, ich bin zwar jeder Beziehung sehr dankbar, aber keiner konnte mir geben was ich mir aus tiefsten Herzen gewünscht hatte, eine tiefe Verbundenheit. Diese Idee ist seit meiner Kindheit in mir und ich weiß wie falsch die Idee ist. Aber sie will einfach nicht loslassen. Ich erlebe halt durch meine Familie und in Begegnungen mit anderen Menschen immer wieder Ablehnung. Der Wunsch nach Annahme in der Familie hat sich dann auf die Idee mit dem Mann übertragen. 

Mir ist klar dass das Festhalten an dieser Vorstellung, die mir im Leben versagt ist Leid erzeugt, denn durch den Widerstand mit dem Hier und Jetzt erzeuge ich mir Leiden. Durch das Aufgeben des Wunsches komme ich in die Freiheit des Hier und Jetzt. Mir ist also bewusst, wie mein Ego durch die Vorstellung Leid erzeugt und trotzdem schaffe ich es nicht diese Vorstellung aufzugeben. Denn ohne die Vorstellung fühle ich die Trennung noch intensiver als mit ihr, denn dann muss ichin die absolute Hoffnungslosigkeit eintreten und das Alleinsein annehmen. Was ich aus geistiger Sicht tun muss, das ist mir schon klar, aber emotional wehrt sich noch alles dagegen. Die Vorstellung ist also ein Mittel um sich vom Leiden abzulenken. So erzeuge ich mir durch einen Herzenswunsch Leid.


Zitat:Rhetor: Hat der Mann etwa bereut, geheiratet zu haben und Kinder gehabt zu haben?

Ich bereue auch nichts was geschehen ist, denn dass ist ja alles bewusst und ergibt für mich somit Sinn. Es sind aber noch Dinge unbewusst in mir. Ich bin noch im Kampf gegen das Hier und jetzt, was sich einfach einsam und getrennt anfühlt, weil mein Ego nicht loslassen möchte. Das sehe ich gleichzeitig während ich sehe dass ich mir das antue.

Zitat:Mein Verständnis von Zen geht übrigens dahin, dass das erste, was man loslassen sollte, die Idee vom krampfhaften Alles-Loslassen ist.

Hm wenn es nicht darum geht die Blockaden auszumerzen, um mal ein radikales Wort zu nennen. Denn was das angeht bin ich eben oft radikal und hart zu mir selbst, was ich dann gleichzeitig kritisiere. Was kann ich dann tun um aus dem Kreislauf des Leidens raus zu kommen, außer alle Vorstellungen die vom Leid wegführen ganz loszulassen, abzuschneiden und das Leiden ganz anzunehmen?
Ich erlebe mittlerweile immer grössere Inseln in denen ich glücklich bin. Mein Leben hat sich verbessert. Aber es gibt Themen, die triggern mich und halten mich dann wider für Wochen im Leiden gefangen. Die möchte ich loswerden, weil sie mich wieder runterziehen. Wie könnte man sonst mit der Situation umgehen?

Loslassen besteht für mich immer erstmal aus dem Annehmen was ist. Aber auch daraus aufzuhören, etwas festhalten zu wollen, was nicht sein soll. Es geht um die Diskrepanz zwischen meinem Ego Willen und dem Hier und Jetzt. Diese Diskrepanz erzeugt Leiden. Deshalb möchte ich meinen Willen loslassen. Im Kopf kann ich das sehr einfach. Wenn es aber emotional wird, wie in diesem Fall, ist das teilweise sehr schwierig für mich.

Zitat:Raipat: Was gut ist, wird nicht „losgelassen“.

In meinem Fall ist mein Herzenswunsch nicht gut für mich und dennoch klebt mein Herz dran. Er war es vielleicht in der Vergangenheit, denn alles sollte genau so passieren. Dieser haltung hat mich zu Erfahrungen gebracht die sehr wichtig für mich waren. Aber heute steht mir die Haltung im Weg. Denn sie sorgt ja für Leid und beruht auf einer falschen Vorstellung. Die Verbundenheit die ich suche, kann ich nur in mir finden. Dennoch ist da ein Teil in mir, der weigert sich diese Idee loszulassen, und eigenständig zu sein, weil darunter ein Schmerz liegt dem ich immer noch aus dem Weg gehe, weil er so endlos erscheint.
Und es geht auch irgendwie um Rech haben wollen. Das innere Kind will Recht haben,. denn das ist im Grund der Urkonflikt mit meinen Eltern, die mich nicht geliebt haben. Das Kind fordert dass es das Recht darauf hat geliebt zu werden. Der spirituelle Teil in mir, sagt dem Kind schon stänig, hey du musst deine Selbstliebe weiter ausbauen, komm man aus deiner Wut raus, aber das Kind hält eisern an seinem Willen fest. Und aus diesem Konflikt ist dann später mein Ego entstanden und hat den Menschen aus mir gemacht, der ich bin. 

Zitat:Meerflix: ich habe mir einfach bewusst gemacht, dass es mir nur gut tut, das loszulassen was ich nicht mehr brauche.

Ja mit vielen Dingen geht es mir auch so. Wie gesagt das Loslassen von einschränkenden Glaubenssätzen empfinde ich meistens als Befreiung, weil sich die Welt dann jedesmal weitet. Und ich erlaube mir auch mir zu sagen, was ich noch nicht loslassen kann, das brauche ich dann wohl noch. In diesem Fall ist mein Geist aber schon total klar damit, während mein Gefühl noch nicht loslassen will. Das erzeugt eine Ambivalenz zwischen Herz und Verstand, die ich zur Zeit wohl nur aushalten kann. Hm ja das ist es wohl. Danke, ich bin zu einer Lösung gekommen. Die Ambivalenz auszuhalten, es besser zu wissen aber gleichzeitig es noch nicht ändern zu können, ist wohl die momentane Lösung für diese Situation. Annahmen dass ich es noch nicht loslassen kann, obwohl ich sehe wie ich mir Leid erzeuge.
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RE: Loslassen
#6
22.09.2018, 19:37
[+] 4 User sagen Danke! Ver366 für diesen Beitrag
Hi Steffi,

ich denke es gibt einen Mittelweg, zwischen dem Leiden an einem unerfüllbaren Herzenswunsch und dem "Loslassen" dieses Wunsches.

Ich glaube der Wunsch an sich ist "gut", und ein Teil von Dir, den man vielleicht nicht loslassen kann, ohne gegen sich selbst vorzugehen. Der Wunsch scheint aber deformiert (sorry hab grad kein besseres Wort) zu sein, so dass er sich nicht erfüllen kann und daher Leid erzeugt.

Vielleicht kannst Du den Wunsch "heilen", so dass er nicht mehr wehtut, und Deine eigene Energie sich nicht gegen Dich selbst richtet.
Erkennen=>Annehmen
Ad Astra!
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RE: Loslassen
#7
23.09.2018, 07:44 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.09.2018, 07:49 von Lucinda.)
Hallo Steffi,

ich musste gerade an eines meiner Lieblings-Formate aus dem NLP denken:

Timeline - Reimprinting:

https://www.youtube.com/watch?v=KMG8nG3g2VQ

Anmerkung: Es geht hierbei um innere Anteile, um die eigenen Bilder dieser Personen - nicht um wirkliche äußere Personen.
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RE: Loslassen
#8
23.09.2018, 13:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.09.2018, 13:15 von ichbinmehr.)
Danke Ver ja dein Rat ist gut, denn ich merke wenn ich meinen Willen einfach abschneide, bleibt etwas unzufriedenes oder unverstandenes zurück, welches nicht erlöst ist. Danke für dein Mitgefühl für mein inneres Kind, ich habe sein Bedürfnis übersehen. Ich will manchmal zu schnell zum Ziel, bin dann sehr zielstrebig, rational und ungeduldig und vergesse die Gefühle zu beachten.

Das Kind hat sich diese Vorstellungen ja aus seiner damaligen Not erschaffen, als es wirklich noch abhängig war und sich daran festgeklammert, um eine Hoffnung zu haben, um überleben zu können. Wenn man so einen Gedanken sein ganzes Leben lang hatte, dann lässt man den nicht so einfach los, selbst wenn man es nun besser weiß. Ich beobachte sogar, dass ich den Gedanken regelmässig befeuert und verstärkt habe, nämlich in jeder Not erneut. Denn ohne Hoffnung kann man nicht leben. Ich brauchte diese Hoffnung um weiter machen zu können.

Und ich sollte dem Kind dankbar sein, für seinen Notfallplan der mir in der Vergangenheit geholfen hat. Mein höheres Selbst hat dem Kind diesen Notfallplan eingegeben, damit ich eine Hoffnung hatte, die mich weiter machen lies. Aber heute kann ich diese Vorstellung wieder auflösen und loslassen und mir danken, dass ich das so lange durchgehalten habe. Ich glaube diese Worte an mich selbst sind sehr wichtig gewesen, um ohne Widerstand loszulassen.

Und wo ich das jetzt schreibe merke ich, wie ich mich mein ganzes Leben danach gesehnt habe, das jemand meinen Schmerz sieht und anerkennt. Ich erkenne dass jetzt gerade der Moment ist, indem ich es selbst tue. Das ist die Anerkennung die meinem inneren Kind immer gefehlt hat, die ich mir jetzt selbst geben kann. Denn der wunsch nach Anerkennung für meinen Schmerz und meine erlittende Not hat den Schmerz immer wieder bedefeuert. Und jetzt bin ich endlich frei davon, dass immer einfordern zu müssen, zb von meinen Eltern. Und jetzt bin ich bereit loszulassen. Ich danke dir für deine Hilfe. hug2

Hey Lucinda, Timeline kenne ich aus dem NLP allerdings nur oberflächlich. Ich habe noch nie mit der Technik gearbeitet. Ich schaue mir dein Video mal an und gebe dann nochmal Rückmeldung. Danke.
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