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Traumphilosophie» Klarheit ist ein Spezialfall der Inkubation

Traumphilosophie
#1
21.10.2017, 22:46
Der Klartraum ist ein Spezialfall des inkubierten Traumes: Es wird nicht irgend ein inhaltliches Traumthema inkubiert, sondern die Form des Traumes ist Gegenstand der beeinflussung: Seine Klarheit. Man kann problemlos fast jedes Thema, das man im Klartraum erleben möchte, auch einfach in einen Trübtraum inkubieren. Deswegen ist das Klarträumen überbewertet und die Inkubation oft ein besseres Mittel.

Denn der landläufigen Meinung entgegen bietet die Klarheit nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, was das Erreichen von spezifischen Traumzielen angeht. Das ist natürlich davon abhängig, welche Ausprägung die Klarheit hat, grob gesagt: Präluzidität ist meist super stabil, mittlere Luzidität kann zu Verhedderungen führen, und Superklarheit ist dann wieder sehr hilfreich beim Erreichen von Zielen.

Die übliche Sichtweise vom Nutzen des Klartraumes ist die, dass die Inkubation quasi eine Meta-Inkubation ist: Man kann die ganze inhaltliche Trauminkubation getrost ignorieren, sofern man die Klarheitsinkubation hinbekommt, denn wenn man erst einmal klar ist, kann man on the fly den Traum nach belieben gestalten.

Diese Sichtweise ist zwar wahr, aber auch naiv. Tatsächlich empfiehlt sich eine inhaltliche Trauminkubation durchaus, um sich im Klartraum nicht, wie schon gesagt, zu verheddern. Vereint man den Klarheitswunsch mit dem inhaltlichen Traumziel, wird der Klartraum auch viel eher schon geeicht sein auf dieses Ziel, möglicherweise wird man bereits in der passenden Szene klar und die Handlung und bewusste Erinnerung an das Vorhaben führt einen besser zum Ziel als ein erschreckendes Klarwerden durch RC, das völlig aus dem Kontext gerissen stattfindet, und durch welches getriggert man mitunter panisch in die Luft fliegt oder nicht gelungenen Sex initiiert.

Ist einem ein bestimmtes Ziel besonders wichtig, so empfiehlt es sich, die Klarheit, wie ich es immer propagiert habe, als ein Mittel zum Zweck dieses Zieles zu erfassen. Die primäre Inkubation ist damit das Ziel selbst - z.B. der Wunsch nach innerem Beistand in schwierigen (Traum-)situationen oder auch der Wunsch, auf den Mond zu fliegen und diesen dann zu essen. Die Klarheit als Mittel zum Zweck ist im Grunde nicht eminent, aber sie kann als Zusatz das Erreichen des Zieles noch verbessern.

Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt: Die Klarheit ist nicht einfach eine weitere inhaltliche Inkubation, die das angestrebte Ziel noch besser macht. Sie ist auch ein Selbstzweck, der sich richtig lohnt. Die große Motivation, die für eine gelungene Inkubation meist notwendig ist, schöpft man nicht nur aus den inhaltlichen Inkubationszielen, sondern aucha us der Klarheit an sich. Diese Präsenz des Bewusstseins zu erleben ist selbst schon Erfüllung und sollte, wenn ein Klartraum angestrebt wird, erstes Ziel sein.

Interessanterweise führt eine solche Erfüllung unweigerlich zu dem Aktivieren von inneren Ressourcen und zum Erleben von Tiefe. Diese Tiefe mitsamt der Ressourcen zu durchsteigen, bedeutet gleichzeitig das Erfüllen sehr vieler Wünsche, die mit dem Klarträumen oder auch der einfachen Trauminkubation verbunden werden: Der innere Beistand, das Erleben des Abenteuers, die Verbundenheit mit dem Inneren, die Selbsterkenntnis. Eine solche Klarheit ist es, die sich zu inkubieren lohnt.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: Traumphilosophie
#2
22.10.2017, 23:21
Ich denke, das ist ein guter Ansatz. Auf der anderen Seite ist Inkubation aber auch extrem schwierig, bzw. es fühlt sich auf jeden Fall oft so an.

Ich denke da z.B. wie ich als Kind aufgrund meiner Erfahrung die Theorie aufgestellt hatte "Woran man vorm Einschlafen denkt, davon träumt man ganz sicher nicht." Ich glaube nicht, dass es sich dabei nur um eine selbsterfüllende Prophezeihung handelte - später wahrscheinlich schon, aber irgendwoher musste dieser Gedanke ja auch gekommen sein. Vielleicht habe ich die Widerstände gegenüber einer absichtlichen Trauminkubation zuerst wahrgenommen, bevor ich je damit Erfolg hatte - und auch heute sind die Widerstände wahrscheinlich recht groß. Welche das sind und wo sie herkommen, weiß ich nicht.

Ein weiterer Aspekt, der es schwierig macht, ist: Wenn ich vor dem Einschlafen etwas überlege, am Abend, dann vergehen bis zur Phase der aktivsten Träume nochmal gut fünf Stunden. Das ist ne lange Zeit. Und bei einem WBTB habe ich eben wieder Zweifel, ob ich mir nicht gerade durch die Inkubation das Thema verbaue, indem ich die inneren Widerstände erst erwecke, die sonst - naja - geschlafen hätten, wenn ich gar nicht an das Thema gedacht hätte. Was es mir wiederum ermöglicht hätte, davon zu träumen.

shoulder
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RE: Traumphilosophie
#3
24.10.2017, 19:23
Wie man so ein Muster durchbrechen kann, kann ich nun nicht sagen. Allerdings denke ich nicht, dass Inkubation schwierig ist (und vielleicht hilft folgender Gedanke):

Was ich meinem Gedankengang oben zugrunde gelegt hab, war ein breiteres Verständnis von Inkubation. Es war eigentlich keine Empfehlung, dass man das Klarträumen per Inkubation angeht, sondern eine Analyse, dass eigentlich alle Klartraumtechniken quasi eine Inkubation betreiben. Wenn man es noch weiter fassen will, ist auch jeder Trübtraum inkubiert, aber eben unbewusst. Spricht man nur von der bewussten Inkubation als Inkubation, dann ist zumindest jeder Klartraum inkubiert oder dem ähnlich.

Denn egal ob man bewusst einschläft, mit Suggestionen, Imaginationen, Achtsamkeitsübungen arbeitet, ob man Traumzeichen-Erkennung trainiert oder das Hinterfragen der Realität, in jedem Fall wird das Mindset der Klarheit verstärkt bzw. verankert, und zwar meist ganz gezielt. Oder sogar durch Gewohnheit.

Aber, ja, im zweiten Belang des Textes ging es mir um die Frage, wie diese Inkubation am besten vonstatten geht. Ist aber keine Frage zu einer speziellen geistigen Übung, die Inkubation genannt wird, sondern eher Prärequisite, also die Frage, wie man sich am besten motiviert, und welches Mindset bzw. Klarheitsziel man bestenfalls anstrebt, visualisiert, suggeriert, lucid livied, meditiert, kreativiert, traumyogisiert, traumzeichenverknüpfisiert, usw.
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RE: Traumphilosophie
#4
24.10.2017, 19:56
Zitat: Spricht man nur von der bewussten Inkubation als Inkubation, dann ist zumindest jeder Klartraum inkubiert oder dem ähnlich.

Denn egal ob man bewusst einschläft, mit Suggestionen, Imaginationen, Achtsamkeitsübungen arbeitet, ob man Traumzeichen-Erkennung trainiert oder das Hinterfragen der Realität, in jedem Fall wird das Mindset der Klarheit verstärkt bzw. verankert, und zwar meist ganz gezielt. Oder sogar durch Gewohnheit.
Das klingt mir zu sehr nach "was immer ich letztens gemacht habe, hat meinen Klartraum bewirkt" - retroaktive Zuschreibung kann auch leicht zur Pseudo-Technik geraten.

Klar habe ich eine Gewohnheit, das Thema Klartraum irgendwie im Hinterkopf zu haben. Schließlich besuche ich jeden Tag dieses Forum - aber ich würde nicht sagen, dass es sich dabei um Inkubation handelt. "Unbewusste Inkubation" scheint mir irgendwie kein nützliches Konzept zu sein...
Im selben Sinne ist alles, was ich tue, den ganzen Tag über, Ergebnis der Inkubation meiner gesamten Vergangenheit. Jeder bewusste oder unbewusste Entschluss. Klar gibt es Gründe, die weit in die Vergangenheit reichen. (Ich stelle mir jeden Moment der Gegenwart als ein Ergebnis vieler endloser Kausalketten vor)
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RE: Traumphilosophie
#5
26.10.2017, 16:21
spellbound schrieb:
Zitat:Interessanterweise führt eine solche Erfüllung unweigerlich zu dem Aktivieren von inneren Ressourcen und zum Erleben von Tiefe. Diese Tiefe mitsamt der Ressourcen zu durchsteigen, bedeutet gleichzeitig das Erfüllen sehr vieler Wünsche, die mit dem Klarträumen oder auch der einfachen Trauminkubation verbunden werden: Der innere Beistand, das Erleben des Abenteuers, die Verbundenheit mit dem Inneren, die Selbsterkenntnis. Eine solche Klarheit ist es, die sich zu inkubieren lohnt.
blumen

gnutl schrieb:
Zitat:Und bei einem WBTB habe ich eben wieder Zweifel, ob ich mir nicht gerade durch die Inkubation das Thema verbaue, indem ich die inneren Widerstände erst erwecke, die sonst - naja - geschlafen hätten,
wenn das deine Erwartung und dein Glaube ist, dann wird es auch eintreten...bei mir selber wirkt Trauminkubation sehr gut.

Zitat:Im selben Sinne ist alles, was ich tue, den ganzen Tag über, Ergebnis der Inkubation meiner gesamten Vergangenheit. Jeder bewusste oder unbewusste Entschluss. Klar gibt es Gründe, die weit in die Vergangenheit reichen. (Ich stelle mir jeden Moment der Gegenwart als ein Ergebnis vieler endloser Kausalketten vor)

Das erinnert mich an mein gegenwärtiges Konzept, das ich im Moment am erforschen bin:
'Wir erschaffen/inkubieren unsere physische Realität, und wenn sie uns nicht gefällt, müssen wir unsere Gedanken, Gefühle und Glaubensvorstellungen ändern.'
Vielleicht können wir das in Klarträumen üben.
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RE: Traumphilosophie
#6
26.10.2017, 16:33
Zitat:wenn das deine Erwartung und dein Glaube ist, dann wird es auch eintreten...bei mir selber wirkt Trauminkubation sehr gut.
Der Punkt ist: Ich hatte diese negative Erwartung schon lange, bevor ich mich näher mit Träumen beschäftigt hatte. Als Kind eben.

Und: Ich kann meine Erwartungshaltung nicht einfach so ändern. Das geht meines Erachtens nicht in dem Ausmaß, wie es manchmal versprochen wird, jedenfalls nicht ohne Selbstbetrug.

Zitat:'Wir erschaffen/inkubieren unsere physische Realität, und wenn sie uns nicht gefällt, müssen wir unsere Gedanken, Gefühle und Glaubensvorstellungen ändern.'
Das klingt mir zu sehr nach "The Secret" puke

Wenn uns unsere Welt nicht gefällt, sollten wir sie verdammt nochmal ändern! Unsere Gedanken auch, insoweit sie zu den aktuellen Problemen beitragen. Aber mich persönlich kotzt die Haltung an, die Welt einfach schöndenken zu wollen.
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RE: Traumphilosophie
#7
27.10.2017, 11:27
lachen
Ich habe so eine ähnliche Reaktion von dir eigentlich auch erwartet grin
Ist jetzt mein Glaube schuld daran? Aber Spass beiseite: Was meinst du mit 'The Secret', ein Buch, einen Film?
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RE: Traumphilosophie
#8
27.10.2017, 11:28
Google is your friend. Aber vllt kennst du es auch unter dem Namen "Gesetz der Anziehung."

Nen zweiten Kotzsmiley spare ich mir mal.
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RE: Traumphilosophie
#9
27.10.2017, 21:13
gnutl schrieb:Und: Ich kann meine Erwartungshaltung nicht einfach so ändern. Das geht meines Erachtens nicht in dem Ausmaß, wie es manchmal versprochen wird, jedenfalls nicht ohne Selbstbetrug.

Ich halte diese Aussage schlichtweg für falsch. Jeder kann seine eigenen Erwartungshaltungen bearbeiten. Es ist vielleicht nicht für jedermann einfach, aber es ist möglich einfach anzufangen.
In dem man es macht, jetzt, sofort.

Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere eigene Wahrnehmung bestimmen und damit unser komplettes Erleben. Es mag sich vielleicht nach Selbstbetrug anfühlen, wenn man damit beginnt an seiner Psyche zu arbeiten - ist es aber nicht.
Das ist doch ein Tortellini-Problem! - Gedanken in tiefer Meditation
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RE: Traumphilosophie
#10
28.10.2017, 07:47 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2017, 07:51 von Viltrudis.)
Zitat:Ich halte diese Aussage schlichtweg für falsch. Jeder kann seine eigenen Erwartungshaltungen bearbeiten. Es ist vielleicht nicht für jedermann einfach, aber es ist möglich einfach anzufangen.
Ja, okay. Ich kann es jederzeit versuchen. Was ich meinte, ist: Dieser Prozess ist nicht beliebig streckbar.

Ich glaube nicht, dass ich - ohne Zuhilfenahme von selbstschädigenden Techniken und/oder Drogen - imstande wäre, mich davon zu überzeugen, dass meine Eltern Aliens vom Planeten ẞhxprr-ť-hÜ sind, dass der Himmel jeden Donnerstag um 11 Uhr grün flackert, weil da die Götter am Teetrinken sind, und einige Tropfen von Götterspeichel rüberspritzen, oder dass alle Meinungen gleichermaßen wahr sind.wink1

Meine Erwartungshaltung ändern, so dass ich ein bisschen weniger Angst oder ein bisschen mehr Zuversicht habe, für eine alltägliche Sache, deren Eintreten sowieso in einem mittleren Wahrscheinlichkeitsbereich liegt - ja klar, das geht schon. Auch nicht ganz so leicht, zuweilen, aber geht. Das hab ich aber jetzt nicht so direkt gemeint.
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RE: Traumphilosophie
#11
28.10.2017, 09:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2017, 09:07 von spell bound.)
(24.10.2017, 19:56)gnutl schrieb: Das klingt mir zu sehr nach "was immer ich letztens gemacht habe, hat meinen Klartraum bewirkt" - retroaktive Zuschreibung kann auch leicht zur Pseudo-Technik geraten.
naja, betrachten wir erstmal die bewusst induzierten klarträume mittels techniken. in diesem fall ist es ja üblicherweise so, wenn es (öfter mal) funktioniert, dass man sagen kann, dass die aktivitäten vorher dazu beigetragen haben.

nun ist es aus meiner sicht egal, ob man auf traumzeichen geachtet hat, sich etwas suggerierte, kritisches bewusstsein trainiert hat, oder bewusst eingeschlafen ist, usw. in jedem dieser fälle hat man auf verschiedene art das eigene mindset beeinflusst: die klarheit im traum bzw. allgemein die gegenwärtigkeit des geistes wurde verstärkt. diese verstärkung wirkte sich schließlich bis in den traum aus. das ist denke ich das grundprinzip aller techniken und es funktioniert ja genauso wie die trauminkubation.

sprechen wir nun von klarträumen, die nicht absichtlich herbeigeführt wurden. dann führen natürlich nicht absichtliche tätigkeiten und geisteshaltungen zur klarheit. trotzdem findet eine verstärkung oder bewahrung des luziden mindsets statt, nur eben nicht bewusst ausgeübt. z.b. kann es in die allgemeine persönlichkeitsstruktur übergegangen sein, dass man eh immer mal wieder inne hält und z.b. alles wie einen traum betrachtet und daher auch immer wieder ohne weiteres zutun klarträume hat. auch hier wirkt das prinzip, dass die träume durch diese persönlichkeitsstruktur beeinflusst werden. man sollte es vielleicht nicht mehr inkubation nennen, da gebe ich dir recht. aber es ist für die analyse des grundsätzlichen zusammenhanges interessant zu sehen, dass hier wieder parallelen zur inkubation existieren.

mir geht es schließlich nicht darum, wie es nun benannt wird, sondern darum, das grundmoment oder die grundmomente hinter der beeinflussung von und klarheit in träumen zu identifizieren.


(26.10.2017, 16:21)glider schrieb: 'Wir erschaffen/inkubieren unsere physische Realität, und wenn sie uns nicht gefällt, müssen wir unsere Gedanken, Gefühle und Glaubensvorstellungen ändern.'
Vielleicht können wir das in Klarträumen üben.
die parallele in der wachwelt ist natürlich da, weil geisteshaltungen auch hier unsere wahrnehmung und unser lebensumfeld beeinflussen. aber diese parallele bedeutet nicht gleich, dass die wachwelt (m)ein traum ist und alle materie aus geist besteht oder so. da müsste man schon mehr (und anderswo) für argumentieren.
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RE: Traumphilosophie
#12
28.10.2017, 09:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2017, 09:27 von spell bound.)
Das Thema nannte ich "Traumphilosophie", da es sich um Grundgedanken zu Träumen handelt, aber nicht um die Frage ob die Welt ein Traum ist oder so etwas. Die Träume wurden in der Philosophie bisher immer nur benutzt, nie kamen sie zu ihrem eigenen Recht. Man brauchte sie, um eine Argumentation in Sachen Erkenntnistheorie zusammenzubringen: Wie wissen wir, dass wir nicht träumen? (Descartes). Man brauchte sie zur Begründung idealistischer Wunschgebilde: Was, wenn die ganze Welt ein Traum ist? (einige Romantiker und manch aktuelle Gurus.) Oder man nahm sie zur solipsistischen Begründung: Die Welt ist Mein Traum. (Ebenso.) Schließlich benutzte man sie, um erkenntnistheoretische Skepsis zu bekämpfen: Die Frage ob man Träumt ist unsinnig, weil man immer wach ist, wenn man sie beantworten kann - und wenn man träumt, dann träumt man nur, man würde sich fragen, ob man träumt (Malcolm).

Interessant mögen diese Fragen ja sein, aber wer fragt mal, wie Träume verstanden werden können? Ja, ok, die Psychoanalytiker. Ansonsten die Psychologen. Ich bin auch die Debatte leid, ob Träume nun irgendwas verarbeiten oder nicht - eine Zombiedebatte die einfach immer wiederkehrt, obwohl sie schon längst hätte entschieden sein sollen. Und am Ende machen alle nur noch Studien, Studien, Studien (sogar Spell macht Studien). Und ein paar Laienexperten schreiben Selbsterfahrungsbücher.

Aber gibt es nicht noch grundsätzliche Fragen dazu, wie z.B. Klarträume, oder auch Trübträume funktionieren, die über die empirische Einzelfallforschung hinausgehen und die allgemeine Struktur des Vorgangs im Auge haben? (Und auch ohne dass man gleich wieder mit der Metaphysikkeule und Erkenntnistheorie kommt?) Hierfür habe ich das Thema hier eröffnet.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: Traumphilosophie
#13
28.10.2017, 17:23
spell bound schrieb:Aber gibt es nicht noch grundsätzliche Fragen dazu, wie z.B. Klarträume, oder auch Trübträume funktionieren, die über die empirische Einzelfallforschung hinausgehen und die allgemeine Struktur des Vorgangs im Auge haben? (Und auch ohne dass man gleich wieder mit der Metaphysikkeule und Erkenntnistheorie kommt?) Hierfür habe ich das Thema hier eröffnet.

Hast du selbst denn einen Ansatz dazu bzw. eine Vorstellung davon, wie wir vorgehen sollten um diese grundsätzlichen Fragen zu den allgemeinen Abläufen von Träumen zu finden?
Oder hast du vielleicht auch schon die Fragen gefunden?
Das ist doch ein Tortellini-Problem! - Gedanken in tiefer Meditation
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RE: Traumphilosophie
#14
28.10.2017, 17:27
Zitat:Die Frage ob man Träumt ist unsinnig, weil man immer wach ist, wenn man sie beantworten kann - und wenn man träumt, dann träumt man nur, man würde sich fragen, ob man träumt (Malcolm).
Ahja. Ich glaube, darüber bin ich auch schon mal nebenbei wo gestolpert.^^

Herausforderung für Philosophen: Diese Haltung mit Klarträumen vereinbar machen.wink1

Zitat:Ansonsten die Psychologen. Ich bin auch die Debatte leid, ob Träume nun irgendwas verarbeiten oder nicht - eine Zombiedebatte die einfach immer wiederkehrt, obwohl sie schon längst hätte entschieden sein sollen.
Irgendwie erinnert mich das an die "Nature vs. Nurture"-Debatte. Ein ähnlicher Dauerbrenner - und vielleicht sogar ein Verwandter?

Zitat:Aber gibt es nicht noch grundsätzliche Fragen dazu, wie z.B. Klarträume, oder auch Trübträume funktionieren, die über die empirische Einzelfallforschung hinausgehen und die allgemeine Struktur des Vorgangs im Auge haben? (Und auch ohne dass man gleich wieder mit der Metaphysikkeule und Erkenntnistheorie kommt?) Hierfür habe ich das Thema hier eröffnet.
Das fände ich auch sehr spannend. Aber dazu fällt mir im Moment nicht viel ein... bzw. denke ich automatisch meistens an Psychologie.

Dass Klarträume eigentlich genauso "inkubiert" werden wie Trübtraumthemen fand ich aber einen interessanten Ansatz... warum aber? Offensichtlich, weil es irgendwie einer gewohnten Meinung widerspricht. Der Meinung, dass Inkubation sich auf Themen bezieht, KT-Techniken sich aber auf Zustände - dass es also eine klare Unterscheidung gibt zwischen Themen und Zuständen.

Hm, mir fällt auf, dass ich diese Trennung u.a. für den Begriff des "geträumten Klartraums" brauche. Da fehlt die Klarheit als Zustand, ist aber als Thema vorhanden. Heißt, wenn du diese Trennung abschaffst und mich davon überzeugst, müsste ich meine Erfahrung mit geträumten Klarträumen neu einordnen. (Im Moment wirkt das für mich aber eher als Gegenbeispiel, dass zumindest eine totale Einheit von Thema und Zustand unwahrscheinlich macht. Und da hätte ich das Gefühl, dass mit dem Wegphilosophieren eines Phänomens nicht viel zum Verständnis des Phänomens erreicht würde.)

Auf der anderen Seite ist "Thema als Zustand" eben interessant, um daraus eine Praxis abzuleiten. Anstatt einen Traum zu einem persönlichen Problem X zu inkubieren, kann ich es auch so formulieren, dass ich einen Zustand der X-Lösung erreichen möchte. Klingt etwas seltsam.fear
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RE: Traumphilosophie
#15
28.10.2017, 18:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2017, 18:05 von spell bound.)
(28.10.2017, 17:23)ImmerMüde schrieb: Hast du selbst denn einen Ansatz dazu bzw. eine Vorstellung davon, wie wir vorgehen sollten um diese grundsätzlichen Fragen zu den allgemeinen Abläufen von Träumen zu finden?
Oder hast du vielleicht auch schon die Fragen gefunden?
hm, bisher hab ich noch nicht weiter gedacht zu diesem thema als das, was ich v.a. im ersten post dieses threads beschrieben hab.

(28.10.2017, 17:27)gnutl schrieb:
Zitat:Die Frage ob man Träumt ist unsinnig, weil man immer wach ist, wenn man sie beantworten kann - und wenn man träumt, dann träumt man nur, man würde sich fragen, ob man träumt (Malcolm).
Ahja. Ich glaube, darüber bin ich auch schon mal nebenbei wo gestolpert.^^

Herausforderung für Philosophen: Diese Haltung mit Klarträumen vereinbar machen.wink1
im prinzip widerspricht diese haltung der möglichkeit von klarträumen. diesen quatsch hatte ich auch schonmal irgendwo im forum thematisiert.

Zitat:
Zitat:Ansonsten die Psychologen. Ich bin auch die Debatte leid, ob Träume nun irgendwas verarbeiten oder nicht - eine Zombiedebatte die einfach immer wiederkehrt, obwohl sie schon längst hätte entschieden sein sollen.
Irgendwie erinnert mich das an die "Nature vs. Nurture"-Debatte. Ein ähnlicher Dauerbrenner - und vielleicht sogar ein Verwandter?
hmm. gibt ja viele nervige dauerbrenner. genauso die frage der geistesphilosophie: ist der geist etwas eigenständiges, vielleicht sogar das einzige was es gibt, oder etwas, das sich auf gehirnzustände o.ä. reduzieren lässt? total nervig ^^
aber worin siehst du eine verwandtschaft des verarbeitungsthemas mit dem nature vs. nurture? klar, wenn man nurture grundsätzlich ausschließt, dann wird man auch bei träumen davon ausgehen, dass nurture, also erfahrungen die man so im leben gemacht hat, keine rolle für trauminhalte spielen... aber es ist so absurd. ^^

Zitat:Das fände ich auch sehr spannend. Aber dazu fällt mir im Moment nicht viel ein... bzw. denke ich automatisch meistens an Psychologie.
naja gut, ob man nun philosophisch oder psychologisch unterwegs ist gerade, kann man auch nicht immer klar differenzieren. die grundsatzfragen der psychologie (z.b. "was ist psyche?" oder eben "was macht einen traum aus?") sind ganz eindeutig philosophisch, auch wenn psychologen darüber reden. bzw. meist haben sich ja mehr die psychoanalytiker mit so grundsätzlichen themen, quasi mit der philosophie der psychologie, befasst.

Zitat:Dass Klarträume eigentlich genauso "inkubiert" werden wie Trübtraumthemen fand ich aber einen interessanten Ansatz... warum aber? Offensichtlich, weil es irgendwie einer gewohnten Meinung widerspricht. Der Meinung, dass Inkubation sich auf Themen bezieht, KT-Techniken sich aber auf Zustände - dass es also eine klare Unterscheidung gibt zwischen Themen und Zuständen.
ah ja, das könnte gut sein.

Zitat:Hm, mir fällt auf, dass ich diese Trennung u.a. für den Begriff des "geträumten Klartraums" brauche. Da fehlt die Klarheit als Zustand, ist aber als Thema vorhanden. Heißt, wenn du diese Trennung abschaffst und mich davon überzeugst, müsste ich meine Erfahrung mit geträumten Klarträumen neu einordnen. (Im Moment wirkt das für mich aber eher als Gegenbeispiel, dass zumindest eine totale Einheit von Thema und Zustand unwahrscheinlich macht. Und da hätte ich das Gefühl, dass mit dem Wegphilosophieren eines Phänomens nicht viel zum Verständnis des Phänomens erreicht würde.)
kein problem. man muss ja nun nicht sagen, dass themen und zustände keinen unterschied mehr haben. und bloß das thema klarheit zu inkubieren, nicht aber den zustand, wäre sicher für klarträumer nur als zwischenschritt anzusehen. ich seh es einfach so, dass man nicht nur themen, sondern auch zustände inkubieren kann. das erlebe ich z.b. häufig dadurch, dass ich "inneren beistand" inkubiert habe, d.h. meine geisteshaltung im traum gegenüber bedrohlichen und bedrückenden situationen wurde eine andere, ohne dass ich luzid wurde. das thema "bedrohliche / bedrückende situationen" jedoch findet sich auch in anderen trübträumen, in denen ich mir nicht beistehe. daher ist es denke ich eindeutig eine zustandsinkubation, die aber natürlich auch die themen noch etwas heraufprovoziert.


Zitat:Auf der anderen Seite ist "Thema als Zustand" eben interessant, um daraus eine Praxis abzuleiten. Anstatt einen Traum zu einem persönlichen Problem X zu inkubieren, kann ich es auch so formulieren, dass ich einen Zustand der X-Lösung erreichen möchte. Klingt etwas seltsam.fear
das finde ich grundsätzlich auch viel ergiebiger, als bloß ein thema zu inkubieren.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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