Der schamanische Weg des Träumens
Liebe Mit-Lunatics!
Vieles ist im Forum vertreten: Das technische, das buddhistische, das supplementäre, das basale, das unzugeordnete, eher indifferente Klarträumen.
Ich bin mehrfach gebeten worden, etwas über das schamanische Klarträumen zu posten.
Dazu werde ich zunächst etwas über die philosophischen Hintergründe der schamanischen Traumarbeit posten.
Und dann erst - eventuell, mal sehen, mal Eure Postings abwartend - über die Praxis des Schamanischen. Die keine Technik ist (deshalb ist es so ironisch, dass ich es unter Techniken poste!), sondern... aber wir werden sehen.
So here we go:
Nacht für Nacht träumen wir, leben ein ganz anderes Leben in unseren Träumen, fliegen, erobern Städte, feiern rauschende Feste, kämpfen mit Alptraumgestalten und verwirklichen unsere Wünsche. Wir interagieren mit den Symbolen, die unser Unbewusstes schickt, wir leben infantil unsere Bedürfnisse aus, wir erleben ungeahnte Szenarien sowie die Tiefe der eigenen Gefühle und Potentiale unserer Innenwelt. Und wir versuchen, unserem Alltag Herr zu werden.
- Wenn das wache Ich schlafen geht, erwacht eine andere Seite, ein anderer Teil von uns – wenn man eine solche Idee denn an dieser Stelle einmal zulassen möchte. Dieser Teil unseres Selbst lässt Welten entstehen und wieder vergehen, er zeigt uns auf einer Bühne, wer wir sind, was unsere tiefen Wünsche und Bedürfnisse, unsere Ängste und Potentiale sind. Er zeigt uns unser Leben, unsere Vergangenheit und all das, was wir noch verwirklichen könnten. Man könnte diesen Teil von uns das Traum-Ich nennen. Manche Schamanen nennen ihn den Geträumten. Er malt Bilder unserer Seele, sendet uns Botschaften aus dem Unbewussten, schickt Lieder unserer Sehnsüchte und macht bewusst, was vorher unbewusst war.
Meist ist dieser Teil von uns nur rudimentär, geradezu schattenhaft-unentwickelt vorhanden. In dieser zunächst unbewussten Form seines wahren Potentials wirkt er oft infantiler als unser Wach-Ich, triebgesteuerter, emotionaler und spontaner. Wir erinnern uns kaum an seine nächtlichen Ausflüge und Eskapaden, solange er sich nicht entfalten durfte. Wir wachen einfach auf und gehen unserem Alltag nach, als sei die Nacht leer gewesen, als sei sie ein Vakuum und nicht angefüllt mit all den Emotionen und fantastischen Möglichkeiten, an die wir uns manchmal erinnern, wenn uns die Erinnerung an ein nächtliches Traumbild streift.
Was aber, wenn der Geträumte erwachen darf? Wenn wir uns seiner wieder erinnern als einen verschütteten, vergessenen oder verdrängten Anteil von uns? Dessen immense Kraft des Kreativen für uns verloren ist, unzugänglich, so lange wir ihn nicht anerkennen, ihn wieder begrüßen wie einen alten besten Freund, den wir nach langer Zeit plötzlich wieder sehen? Was, wenn dieses Traum-Ich genauso bewusst sein und handeln kann wie wir es im Wachen tun? Wenn wir in der Nacht, in unseren Träumen aufwachen, in eine Welt hinein, die schon immer die unsere war?
Wenn wir uns wohlwollend und dauerhaft aufmerksam dem nächtlichen Selbst zuwenden, erhält nach dem schamanischen Verständnis der Geträumte die Energie, die er braucht, um zu erwachen. Und seine Bewusstwerdung dient dazu, dass beide Seiten unserer Seele, das Wache und das Schlafende, das Bewusste und das Unbewusste, sich wieder einander annähern, sich an das jeweils andere erinnern und wieder zusammenfinden.
In der fernöstlichen Herangehensweise sind das Yin und das Yang zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig ergänzen und auch enthalten, aber nur zusammen das Ganze bilden. So besteht hier unser Selbst in dieser dualen Welt aus zwei Anteilen, der Tag- und der Nachtseite, und wir können wieder ganz werden, indem wir beide einander nahe bringen und sie vereinen, um aus dieser Verschmelzung heraus neu geboren zu werden.
Deshalb wird die Klarheit auch „Luzidität“ genannt – weil sie endlich Licht auf das eigene Selbst wirft, das sich uns in Figuren, Objekten und Szenen zeigt, in denen wir uns im Träumen wie auch im Wachen selbst begreifen können und sollen. Denn wir erschaffen, schöpfen und erträumen diese Umwelten mithilfe des ewigen Traumstroms – nur ist dies in Träumen viel leichter sichtbar als im Wachen. Und wenn wir im Träumen durch Bewusstheit und Absicht diesen Schöpfungsprozess verändern können und lernen, damit umzugehen, wird es uns im Wachen auch viel leichter gelingen, umzudenken und umzuträumen. Und so kann uns die Klarheit Freiheit, Ganzheit und Heilung bringen, und das sind Eigenschaften, die wir für ein erfülltes und erwachtes Leben brauchen.
Wenn wir uns im Schamanischen dem Zusammenwachsen von Träumer und Geträumten zuwenden, fließt uns jene Kraft und Energie zu, die bisher gebraucht haben, um die künstliche Trennung der beiden Anteile aufrecht zu erhalten. Vielleicht, damit wir nicht von Gefühlen aus dem Unbewussten überrollt werden. Damit keine alte Trauer oder Wut plötzlich im Alltag sichtbar wird und zu scheinbar unkontrollierten Verhaltensweisen führt. Damit wir uns geschützt und sicher fühlen können. Und doch ist dies immer nur ein scheinbarer Schutz, eine Trutzburg, die vielleicht eher Gefängnis ist als ein Ort am wahrhaften Platz in unserer eigenen Mitte.
Wenn wir auf den Weg des Träumens begeben, verlassen wir diese vermeintliche Sicherheit. Die Arbeit mit dem Traum ermöglicht es uns, in uns selbst und in unsere Ganzheit hineinzuwachsen. Mit Gefühlen, Impulsen und Gedanken besser zurecht zu kommen, im Umgang mit uns selbst und im Umgang mit anderen. Uns wirklich kennen und all unsere Anteile lieben zu lernen. In neue Welten aufzubrechen und unser eigenes Universum zu erträumen, voller Licht, Klarheit und Integrität.
Ich wünsche Dir klare Tage und Nächte und lichte Träume!
Vieles ist im Forum vertreten: Das technische, das buddhistische, das supplementäre, das basale, das unzugeordnete, eher indifferente Klarträumen.
Ich bin mehrfach gebeten worden, etwas über das schamanische Klarträumen zu posten.
Dazu werde ich zunächst etwas über die philosophischen Hintergründe der schamanischen Traumarbeit posten.
Und dann erst - eventuell, mal sehen, mal Eure Postings abwartend - über die Praxis des Schamanischen. Die keine Technik ist (deshalb ist es so ironisch, dass ich es unter Techniken poste!), sondern... aber wir werden sehen.
So here we go:
Nacht für Nacht träumen wir, leben ein ganz anderes Leben in unseren Träumen, fliegen, erobern Städte, feiern rauschende Feste, kämpfen mit Alptraumgestalten und verwirklichen unsere Wünsche. Wir interagieren mit den Symbolen, die unser Unbewusstes schickt, wir leben infantil unsere Bedürfnisse aus, wir erleben ungeahnte Szenarien sowie die Tiefe der eigenen Gefühle und Potentiale unserer Innenwelt. Und wir versuchen, unserem Alltag Herr zu werden.
- Wenn das wache Ich schlafen geht, erwacht eine andere Seite, ein anderer Teil von uns – wenn man eine solche Idee denn an dieser Stelle einmal zulassen möchte. Dieser Teil unseres Selbst lässt Welten entstehen und wieder vergehen, er zeigt uns auf einer Bühne, wer wir sind, was unsere tiefen Wünsche und Bedürfnisse, unsere Ängste und Potentiale sind. Er zeigt uns unser Leben, unsere Vergangenheit und all das, was wir noch verwirklichen könnten. Man könnte diesen Teil von uns das Traum-Ich nennen. Manche Schamanen nennen ihn den Geträumten. Er malt Bilder unserer Seele, sendet uns Botschaften aus dem Unbewussten, schickt Lieder unserer Sehnsüchte und macht bewusst, was vorher unbewusst war.
Meist ist dieser Teil von uns nur rudimentär, geradezu schattenhaft-unentwickelt vorhanden. In dieser zunächst unbewussten Form seines wahren Potentials wirkt er oft infantiler als unser Wach-Ich, triebgesteuerter, emotionaler und spontaner. Wir erinnern uns kaum an seine nächtlichen Ausflüge und Eskapaden, solange er sich nicht entfalten durfte. Wir wachen einfach auf und gehen unserem Alltag nach, als sei die Nacht leer gewesen, als sei sie ein Vakuum und nicht angefüllt mit all den Emotionen und fantastischen Möglichkeiten, an die wir uns manchmal erinnern, wenn uns die Erinnerung an ein nächtliches Traumbild streift.
Was aber, wenn der Geträumte erwachen darf? Wenn wir uns seiner wieder erinnern als einen verschütteten, vergessenen oder verdrängten Anteil von uns? Dessen immense Kraft des Kreativen für uns verloren ist, unzugänglich, so lange wir ihn nicht anerkennen, ihn wieder begrüßen wie einen alten besten Freund, den wir nach langer Zeit plötzlich wieder sehen? Was, wenn dieses Traum-Ich genauso bewusst sein und handeln kann wie wir es im Wachen tun? Wenn wir in der Nacht, in unseren Träumen aufwachen, in eine Welt hinein, die schon immer die unsere war?
Wenn wir uns wohlwollend und dauerhaft aufmerksam dem nächtlichen Selbst zuwenden, erhält nach dem schamanischen Verständnis der Geträumte die Energie, die er braucht, um zu erwachen. Und seine Bewusstwerdung dient dazu, dass beide Seiten unserer Seele, das Wache und das Schlafende, das Bewusste und das Unbewusste, sich wieder einander annähern, sich an das jeweils andere erinnern und wieder zusammenfinden.
In der fernöstlichen Herangehensweise sind das Yin und das Yang zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig ergänzen und auch enthalten, aber nur zusammen das Ganze bilden. So besteht hier unser Selbst in dieser dualen Welt aus zwei Anteilen, der Tag- und der Nachtseite, und wir können wieder ganz werden, indem wir beide einander nahe bringen und sie vereinen, um aus dieser Verschmelzung heraus neu geboren zu werden.
Deshalb wird die Klarheit auch „Luzidität“ genannt – weil sie endlich Licht auf das eigene Selbst wirft, das sich uns in Figuren, Objekten und Szenen zeigt, in denen wir uns im Träumen wie auch im Wachen selbst begreifen können und sollen. Denn wir erschaffen, schöpfen und erträumen diese Umwelten mithilfe des ewigen Traumstroms – nur ist dies in Träumen viel leichter sichtbar als im Wachen. Und wenn wir im Träumen durch Bewusstheit und Absicht diesen Schöpfungsprozess verändern können und lernen, damit umzugehen, wird es uns im Wachen auch viel leichter gelingen, umzudenken und umzuträumen. Und so kann uns die Klarheit Freiheit, Ganzheit und Heilung bringen, und das sind Eigenschaften, die wir für ein erfülltes und erwachtes Leben brauchen.
Wenn wir uns im Schamanischen dem Zusammenwachsen von Träumer und Geträumten zuwenden, fließt uns jene Kraft und Energie zu, die bisher gebraucht haben, um die künstliche Trennung der beiden Anteile aufrecht zu erhalten. Vielleicht, damit wir nicht von Gefühlen aus dem Unbewussten überrollt werden. Damit keine alte Trauer oder Wut plötzlich im Alltag sichtbar wird und zu scheinbar unkontrollierten Verhaltensweisen führt. Damit wir uns geschützt und sicher fühlen können. Und doch ist dies immer nur ein scheinbarer Schutz, eine Trutzburg, die vielleicht eher Gefängnis ist als ein Ort am wahrhaften Platz in unserer eigenen Mitte.
Wenn wir auf den Weg des Träumens begeben, verlassen wir diese vermeintliche Sicherheit. Die Arbeit mit dem Traum ermöglicht es uns, in uns selbst und in unsere Ganzheit hineinzuwachsen. Mit Gefühlen, Impulsen und Gedanken besser zurecht zu kommen, im Umgang mit uns selbst und im Umgang mit anderen. Uns wirklich kennen und all unsere Anteile lieben zu lernen. In neue Welten aufzubrechen und unser eigenes Universum zu erträumen, voller Licht, Klarheit und Integrität.
Ich wünsche Dir klare Tage und Nächte und lichte Träume!