RE: Hypnagogien?
12.02.2014, 20:04
Hallo SprechenderSalat (endlich treffe ich mal einen),
deine Frage ist berechtigt. Ich kannte diese Hypnagogien aus meiner Kindheit und Jugend, vermisste sie irgendwann aber schmerzlich, da ich sie bewusst über einen sehr langen Zeitraum nicht mehr mitbekommen habe.
Durch die verstärkte Beschäftigung mit dem Thema Klartraum, fing ich jedoch an, meinem Einschlafprozess eine größere Aufmerksamkeit zu widmen und diesen verstärkt zu beobachten.
Seitdem nehme ich diese hypnagogen Bilder, Töne und anderweitige Eindrücke wieder plastisch und lebhaft wahr.
Da Gefühle nicht genormt und verhältnismäßig abstrakt sind, weiß man natürlich niemals genau, ob der andere exakt dasselbe unter einem gemeinsam verwendeten Begriff versteht.
Hinzu kommt noch das unterschiedliche Erleben. Meine derzeitigen hypnagogen Bilder unterscheiden sich eventuell stark von denen, die ich früher einmal hatte. Als Kind wurde ich von Albträumen geplagt und hatte deshalb oft starke Angst vor dem Einschlafen. Wenn ich dann doch völlig übermüdet "wegsegelte", äußerten sich meine Hypnagogien fast immer in einem beängstigenden Fallgefühl. Ich hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen - und schreckte daraus oftmals wieder hoch.
Logischerweise gibt es somit auch von Person zu Person Unterschiede im Wahrgenommenen.
Anleitungen und Beschreibungen sind jedoch oftmals allgemein gehalten. Sie können somit nur eine lose Richtlinie sein. Die Hauptaufgabe liegt imho darin, sich intuitiv an die Materie heranzutasten. Wenn es um solche Dinge wie einen WILD geht, bei dem man seine Klarheit mit in den Traum nimmt, ist jede Anleitung nur eine lose Richtschnur. Wie diese Anleitung jedoch wirklich gemeint bzw. zu verstehen ist, wird oftmals erst dann klar, wenn man den Weg in den "eigenen Cyberspace" ertastet hat und einem demzufolge im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgeht.
Nach meiner Erfahrung spielen sich hypnagoge Bilder nicht unmittelbar im Dunkel der geschlossenen Augenlider ab, sondern liegen "tiefer" - irgendwo an der Grenze zwischen Wahrnehmung und Gedanken. Wenn ich richtig in diesem Zustand versinke, entsteht bei mir oftmals das Gefühl von Schwerelosigkeit. Teilweise entsteht manchmal ein Bilderstrom vor meinem inneren Auge. Der ist noch nicht ganz so plastisch und/oder konstant wie der "fertige Traum", entwickelt aber auch ein Eigenleben und kann zu einem regelrechten Farben- und Formenstrudel werden.
Früher war es bei mir immer so, dass sich die Gedanken verselbstständigt haben und sozusagen "eigenmächtig" irgendein dummes Zeug "gedacht" haben - was ich mir aber nie merken konnte.
Es können Lichtpunkte, geometrische Muster, einzelne Traumbilder, gedachte Gedanken, gehörte Gedanken, Gefühle von Körperdrehung, Körperdrehung oder -umlagerung, Fallgefühle, Wahrnehmungen von vermeintlichen "Präsenzen", Stimmen irgendwelcher Leute uvm. sein, was man in diesem Zustand wahrnimmt.
Dabei ist es (wie aus vielen Berichten und Anleitungen hervor geht) nicht so, dass sich das Bewusstsein zwingend verabschiedet.
Es verändert sich allerdings.
Wer seine Konzentration voll beibehält, schläft nicht ein - und darum geht es ja.
Eine Möglichkeit des inneren "Wachbleibens" ist die, dass man plötzlich die Verselbstständigung der Gedanken bemerkt und wieder ein winziges Stück in Richtung Wachsein pendelt - aber nicht komplett.
Vielmehr reicht es, einen kleinen Bewusstseinskanal "online" zu halten, der ab diesem Zeitpunkt den Hypnagogien schlichtweg zuschaut.
Man lässt dabei zu, dass sich das Bewusstsein erstmal verengt. Währenddessen folgt man neugierig in der Rolle eines Zuschauers den hypnagogen Bildern.
Wenn einem das gelingt, ist es manchmal nur noch eine Frage von Sekunden, bis man sich innerhalb eines Traumes wiederfindet.
Ich kenne dieses völlige Erwachen nach dem Bemerken der hypnagogen Eindrücke auch. Es ist aber möglich, diesen Zustand nicht automatisch zu beenden, sobald man ihn bemerkt. Dennoch ist es erforderlich, dass man den Schlaf kommen lässt und sein Bewusstsein von diesem auch graduell einengen lässt. Es gibt da einen ganz schmalen Wachbereich, bei dem gerade noch ein Rest Aufmerksamkeit übrig ist, um diesen inneren Film zu beobachten.
Ich denke in dieser Phase nicht aktiv nach, sondern beobachte lediglich den Bilderstrom. Das einzige, was ich dabei noch auf dem Schirm habe, ist die Tatsache, dass ich gerade auf direktem Weg in den Traum bin.
Sobald sich ein Traum manifestiert hat, kann ich mein Bewusstsein wieder etwas weiten. Meine "Sinne" sind dann wieder vorhanden - allerdings werden sie dann vom Traum gespeist.
Ich kann schildern, wie es sich bei mir anfühlt - und bei ein paar Freunden und Angehörigen. Wirklich erhellend ist diese Beschreibung aber wohl erst dann, wenn man sich diesen Weg selber ertastet hat.
Es ist auf jeden Fall möglich, nicht jedesmal wieder komplett aufzuwachen. Das ist wohl einfach eine Frage der Technik und der eigenen Intuition.
Einige Leute schlossen aus meinem Nickname, ich sei eine esoterisch angehauchte Frau.
Mein Nickname allerdings ist wohl das einzig Esoterische an mir!
...und als ich heute morgen meinen Bart getrimmt habe, war ich noch ein Mann.