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Ken Wilber - Einfach "Das"» "Tagebuch eines ereignisreichen Jahres"

Ken Wilber - Einfach "Das"
#1
16.12.2013, 17:11
Ken Wilber ist u.a. auch ein sehr erfahrener Klarträumer, aber in seinen vielen Büchern geht er darauf wenn überhaupt nur am Rande ein, jedenfalls wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.

In seinem Buch "Einfach Das" ("One Taste"), in dem er alle möglichen Erlebnisse und Gedanken eines Jahres in Form eines Tagebuchs aufgeschrieben hat, findet man einige Beiträge, in denen er auf seine Erfahrungen mit Traum- und Tiefschlafzustand eingeht sowie den Zusammenhang mit seiner integralen Philosophie erläutert, wie zum Beispiel folgender Auszug:

Ken Wilber schrieb:Dieses durchgängige oder konstante Bewusstsein während aller Zustände - Wachen, Träumen und Schlafen - tritt oft nach vielen Jahren der Meditationspraxis auf; in meinem Fall waren es 25 Jahre. Dieser Zustand ist ganz einfach zu erkennen: Man ist im Wachzustand bewusst, und wenn man dann einschläft und Träume einsetzen, bleibt man sich des Träumens bewusst. Dies ist mit luzidem Träumen verwandt, aber es gibt einen kleinen Unterschied: Normalerweise beginnt man beim luziden Träumen, den Traum zu manipulieren: Man träumt sich in Sexorgien hinein, in Schlemmermahlzeiten, in Flüge über Berge usw. Beim Bewusstsein des beständigen Bezeugens dagegen besteht kein Wunsch, irgendetwas zu verändern, das im Bewusstsein auftaucht; man ist einfach und unschuldig Zeuge. Es ist ein wunschloses Gewahren, ein spiegelähnliches Gewahren, das alles, was sich zeigt, gleichermaßen und unparteiisch wiedergibt. Man bleibt also im Traumzustand bewusst, ist dessen Zeuge und verändert nichts daran (auch wenn man dies könnte, wenn man wollte; meist will man dies aber nicht).

Wenn man dann in den Zustand des traumlosen Tiefschlafs heraustritt, sieht man, wie der Geist und der Traumzustand entstehen und Gestalt annehmen. Aus der kausalen Leerheit erhebt sich der feinstoffliche Geist (Träume, Bilder, Symbole, Begriffe, Visionen, Formen), und man ist Zeuge dieses Auftauchens. Der Traumzustand hält eine Weile ab, und wenn man dann zu erwachen beginnt, sieht man, wie die ganze grobstoffliche, physische Welt - der eigene Körper, das Bett, das Zimmer, die Natur - direkt aus dem Zustand des feinstofflichen Geistes hervorgehen.

Mit anderen Worte, man hat damit soeben in der aufsteigenden wie in der absteigenden Richtung (Evolution und Involution) die Große Kette des Seins (vom grobstofflichen Körper über den feinstofflichen Geist zum kausalen Geist) durchmessen. Wenn man einschläft, schreitet man vom grobstofflichen Körper (Wachen) über den feinstofflichen Geist (Träumen) zur kausalen Leerheit (Tiefschlaf) fort, und dies ist Evolution oder Aufstieg. Beim Erwachen geht man den umgekehrten Weg vom Kausalen über das Feinstoffliche zum Grobstofflichen, und dies ist Involution oder Abstieg. Jeder Mensch durchläuft diesen Zyklus alle 24 Stunden. Nur im Zustand des fortwährenden Bewusstseins oder ununterbrochenen Bezeugens bleibt man sich all dieser Zustandsveränderungen bewusst, selbst im traumlosen Tiefschlaf.

Weil das Ich überwiegend im grobstofflichen Zustand beheimatet und im feinstofflichen Zustand nur noch in Resten vorhanden ist, sprengt man, sobald man sich mit dem konstanten Bewusstsein - oder demjenigen, was in allen drei Zuständen vorhanden ist - identifiziert, den Griff des Ichs, weil es im Feinstofflichen kaum und in der kausalen Leerheit (oder im Zustand des Tiefschlafs, der eine Form der Leerheit ist) überhaupt nicht vorhanden ist. Man hört auf, sich mit dem Ich zu identifizieren, und identifiziert sich mit dem reinen, formlosen Bewusstsein an sich, das farblos, raumlos, zeitlos, formlos ist - reine, klare Leerheit. Man identifiziert sich mit nichts Bestimmten, und deshalb kann man alles annehmen, was zum Vorschein kommt. Man hat das Ich abgelegt und ist eins mit dem All.

Wer sich also für etwas tiefergehende spirituelle bzw. philosophische Aspekte des Klarträumens bzw. der verschiedenen Bewusstseinszustände (wie Wach, Traum, Schlaf) interessiert, für den könnte das Buch (wie meiner Meinung nach eigentlich alles von Wilber) von Interesse sein.

Allerdings kann ich es nur denen wirklich empfehlen, für die obiges gilt und die zumindest ansatzweise mit Wilbers Werk vertraut sind und sich auch sonst dafür interessieren, ansonsten dürfte es eher öde sein. Auch in diesem Buch gehts natürlich nicht primär ums Klarträumen.
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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