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Das Gesetz

Das Gesetz
#1
16.09.2012, 16:38 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.09.2012, 14:16 von ricky_ho.)
Hey,

Ich wollte mal eine kleine Diskussion um das Thema "Das Gesetzt als Bestandteil unserer Gesellschaft" anstoßen. Ich habe leider häufig Probleme damit, philosophisches sprachlich auszudrücken, also verzeiht, wenn ihr nicht direkt versteht worauf ich hinaus will. Fragt dann einfach noch mal nach, ich beiße nicht.
Zu dem Gedanken gekommen bin ich letzte Woche an meinem Geburtstag. Ich bin Anwalt, müsst ihr wissen und bekam somit von einem Mandanten folgendes Geschenk: [kommerzieller Link durch Mod. entfernt]. Für meine Kanzlei, weil die Wände doch so kahl seien, sagte er. 'Es werden also für über 100 Euro Bilder von irgendwelchen Formularen verkauft?!' dachte ich mir, als ich den Preis sah. Formulare, die nur dem Folgen des Gesetzes dienen. Doch wieso schmückt der Mensch seine Wand mit solch einem Bild, wobei es doch in seiner Natur liegt, die sich selbst auferlegten Gesetze zu brechen? Heucheln wir gerne, dem Gesetz zu folgen, bloß um es dann doch nicht zu tun?!

Wieso?
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RE: Das Gesetz
#2
16.09.2012, 16:58
Gesetze vermitteln unter anderem die Illusion von Sicherheit und vielleicht auch Geborgenheit. Vielleicht hängen sich das deswegen Leute an die Wand, weil sie dann (möglicherweise unbewusst) daran erinnert werden, wie schön geordnet alles doch ist.

Jenachdem, auf welcher Seite des Gesetzes man steht, vermitteln die Dinger dem Inhaber bestimmt auch ein Machtgefühl. »Schau’ her, das sind die/meine Gesetze, daran müssen sie sich alle halten!«

Wollen wir wetten, dass die Gründe, weshalb sich jemand sowas aufhängt, so vielfältig wie die Leute an sich sind? bigwink
"Ja, ich wühl!": Maulwurfpärchen feiert romantische Hochzeit
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RE: Das Gesetz
#3
17.09.2012, 00:24
(16.09.2012, 16:58)Vain schrieb: Wollen wir wetten, dass die Gründe, weshalb sich jemand sowas aufhängt, so einfältig wie die Leute an sich sind? bigwink
korrektur von mir cool
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: Das Gesetz
#4
18.09.2012, 21:11 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.09.2012, 21:14 von Aleã.)
Gesetze? Natürlich kann eine Gesellschaft ohne Gesetze nicht existieren. Aber manche Gesetze sind (und da werden sicherlich einige zu bestimmten Gesetzen zustimmen) unnötig, albernd oder zielen sogar eher darauf ab "Rache" an einer bestimmten Person zu nehmen.

Bei bestimmten Gesetzesänderungen gibt es andauernde Diskussionen, dass sie nichts taugen, die eigentlichen Ursachen außer Acht lassen oder sogar Probleme verschlimmern. Nix ist perfekt, aber manches ist schon geblieben z.B. das Problem der "Strafe und Gefängnis statt Therapie und Aufklärung" oder einer Art "Hexenverfolgung".

Um ein vergangenes Beispiel zu nennen: Vorher stand Homosexualität unter Strafe, dann unter Therapiezwang und heute ist es immerhin größtenteils akzeptiert. Hat das Gesetz damals überhaupt "geholfen" Homosexualität zu verringern? Ich glaube da wurde nur etwas vom Gesetz vorgespielt.

Um ein heutiges Beispiel zu nennen auch im Bezug auf das Klarträumen:

http://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1..._i_59.html

Zitat: N,N-Dimethyltryptamin (Dimethyltryptamin, DMT) (2-(Indol-3-yl) ethyl)dimethyl-azan

Das beste Gesetz von allem! biggrin
Nicht nur, dass DMT quasi in vielen Pflanzen zu finden ist, sondern sogar in den Gehirnen und Körpern von Säugetieren. d.h. JEDER von uns ist genauer betrachtet ein Krimineller, da er im Körper illegale Drogen herstellt. Der Besitz, Kauf, Verkauf von Haustieren ist genauer betrachtet ebenfalls verboten. (auch wenn z.B. Meskalin-Kakteen überall zu kaufen gibt)

Wenn DMT tatsächlich ein Bezug auf das Träumen besitzt oder beim Schlafentzug gebildet wird, dann wäre quasi auch das Schlafen, das Träumen und das Klarträumen, auf jeden Fall Schlafentzug (man herstellt DMT) illegal und sogar rechtlich eine Straftat.
Wir Klarträumer und Schlafhormon-Verwender sind per Gesetz also höchstwahrscheinlich Straftäter. Zum Schutz der Gesellschaft, wie es im BtMG heißt. 8)

Wenn DMT tasächlich ein wichtiger Neurotransmitter ist, wäre demnach auch Denken verboten.

Ein Gesetz das uns das Denken verbietet. Das gibt uns doch zu denken...
Nach sehr langer Zeit endlich wieder aktiv fear . Das Ziel Klarträumen habe ich nie vergessen! Es gibt keinen Löffel!
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RE: Das Gesetz
#5
19.09.2012, 01:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.09.2012, 01:42 von ricky_ho.)
Ich denke deine falschen Schlussfolgerungen (z.B. Denken oder Träumen sei verboten, wenn DMT etwas damit zu tun habe) kommen durch recht willkürliche Fehlinterpretation der Gesetze zustande. big
„I learned long ago, never to wrestle with a pig. You both get dirty, and besides, the pig likes it.“ - George Bernhard Shaw
„Do not feed the troll.“ - Internet
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RE: Das Gesetz
#6
19.09.2012, 18:45 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.09.2012, 18:48 von owa.)
Alea schrieb:Nicht nur, dass DMT quasi in vielen Pflanzen zu finden ist, sondern sogar in den Gehirnen und Körpern von Säugetieren. d.h. JEDER von uns ist genauer betrachtet ein Krimineller, da er im Körper illegale Drogen herstellt.

Heißt "genauer betrachtet" bei dir das völlige Ignorieren der Begriffe Vorsatz, Fahrlässigkeit und Schuldhaftigkeit sowie die Unkenntnis darüber, was juristisch unter einer Handlung und einer Herstellung im Sinne des BtMG verstanden wird?



edit: Was war denn eigentlich in dem nunmehr entfernten Link im Eröffnungsposting zu sehen?
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RE: Das Gesetz
#7
19.09.2012, 21:01
Eine Tapete mit irgendeinem Steuergesetzformular oder so.
(Ich hätte ja eher gleich den Spammer, und nicht nur den Spam entfernt evil bigwink )

(19.09.2012, 18:45)owa schrieb: Heißt "genauer betrachtet" bei dir das völlige Ignorieren der Begriffe Vorsatz, Fahrlässigkeit und Schuldhaftigkeit sowie die Unkenntnis darüber, was juristisch unter einer Handlung und einer Herstellung im Sinne des BtMG verstanden wird?

Wenn Du behaupten würdest, du seist Anwalt, Dir würde ich das glatt glauben bigwink
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RE: Das Gesetz
#8
19.09.2012, 21:10
(19.09.2012, 21:01)Rhetor schrieb: (Ich hätte ja eher gleich den Spammer, und nicht nur den Spam entfernt evil bigwink )

Wie der Zufall so spielt big
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RE: Das Gesetz
#9
19.09.2012, 21:22
Oh, das ging ja fix biggrin
(Oder habe ich das vorhin bloß übersehen?)
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RE: Das Gesetz
#10
19.09.2012, 22:49 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.09.2012, 22:52 von WILDling.)
Noch kurz zum DMT-Thema: Soweit ich weiß, ist der Besitz im Körper und sogar der Konsum nicht strafbar. Das ginge ja auch gar nicht, kommt es doch natürlich im Körper vor (wenn auch unter normalen (Lebens)Umständen auch nur in sehr geringer Menge).
Und wir sind nicht mehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein - aus dem vergangenen Tag.
WILDlings klare Momente

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RE: Das Gesetz
#11
20.09.2012, 17:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.09.2012, 18:01 von Aleã.)
Ach, ich bin nun verwirrt! augenrollhuh
Was ist nun das Thema dieses Threads. Es ist doch 'Das Gesetzt als Bestandteil unserer Gesellschaft'. Aber es ist eigentlich nur ein Thread für einen Werbelink und maggyarita ist ein Spammer oder Spambot.
Liege ich richtig mit meiner Wahrnehmung? biggrin

Wie dem auch sei, nutze ich dieses kurzlebige Thema frecherweise mal aus.tongue

owa schrieb:Heißt "genauer betrachtet" bei dir das völlige Ignorieren der Begriffe Vorsatz, Fahrlässigkeit und Schuldhaftigkeit sowie die Unkenntnis darüber, was juristisch unter einer Handlung und einer Herstellung im Sinne des BtMG verstanden wird?

Vielleicht "verdreht betrachtet" aber ich bin auch kein "Rechtsverdreher". Was juristisch unter einer Herstellung im Sinne des BtMG verstanden wird ist mir nicht bekannt.



WILDling schrieb:Noch kurz zum DMT-Thema: Soweit ich weiß, ist der Besitz im Körper und sogar der Konsum nicht strafbar. Das ginge ja auch gar nicht, kommt es doch natürlich im Körper vor (wenn auch unter normalen (Lebens)Umständen auch nur in sehr geringer Menge).

Der Konsum an sich von allen Substanzen ist erlaubt. Es fällt unter die Freiheitsrechte, auch, dass man sich selbst schädigen kann. (Es ist z.B. auch nicht verboten 1 Tasse Nägel zu trinken und sich selbst damit zu schädigen)
"Besitz im Körper" stelle ich dann gleich zum Konsum.
Jedoch ist der unerlaubte Umgang (Besitz, Verkauf, Erwerb, etc.) mit BtMs verboten. D.h. steht im BtMG drin 'eine Tasse Nägel' ist es zwar immer noch erlaubt 'eine Tasse Nägel' zu trinken - aber es ist für Normalbürger verboten 'eine Tasse Nägel' zu besitzen oder zu kaufen.

Ausnahme bildet hierbei jedoch wieder der Konsum zum unmittelbaren Gebrauch, sodass man zwar ein BtM "annehmen" kann (z.B. eine Cannabis-Zigarre von einem Freund angeboten wurde und sie annimmt, während sich der Freund strafbar macht) aber es nicht rechtlich wirklich als eigener Besitz übernommen hat. (d.h. sie nicht einmal "ausgeliehen" hat)

Um den Konsum und zum unmittelbaren Gebrauch geht es mir aber nicht. Das ist schließlich noch erlaubt.

Was ich nicht genau weiß ist, wie es rechtlich mit der Herstellung von BtMs im Körper ist. Schließlich ist die Herstellung von DMT (wo und womit auch immer) nicht erlaubt. Wenn dieses auch zum unmittelbaren Gebrauch fällt wäre der Mensch legal.

Ebenso frage ich mich ob es einen Unterschied macht, wenn man BtMs herstellt ohne es selber zu wissen. Was wäre, wenn jemand plötzlich genau wüsste, dass durch einen Schlafentzug DMT hergestellt wird und einen Schlafentzug macht mit dem Wissen, dass die Herstellung verboten ist?

Da müsste ich tatsächlich nochmals nachgucken. Mir ist nämlich so einiges im BtMG überhaupt nicht klar (auch deren Notwendigkeit und Kritierien für die Aufnahme von Substanzen), ebenso nicht warum "Pflanzen mit nicht-verkehrsfähigen BtMG" verkehrsfähig sind, solange die Pflanze selbst nicht drin steht.

Verwirrendes Gesetz.augenroll

EDIT:

Zitat:http://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/__2.html

Herstellen:
das Gewinnen, Anfertigen, Zubereiten, Be- oder Verarbeiten, Reinigen und Umwandeln..

Damit hat sich meine Frage geklärt. Das Gewinnen aus einem Körper geht schlecht.
Nach sehr langer Zeit endlich wieder aktiv fear . Das Ziel Klarträumen habe ich nie vergessen! Es gibt keinen Löffel!
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RE: Das Gesetz
#12
24.09.2012, 14:09
Zunächst ein Mal möchte ich maggy zum Bann beglückwünschen. 3 Beiträge of death...?xD

Nun zum Thema: Kann eine Gesellschaft ohne Gesetze existieren? Wenn man sich unter all den Idioten und gebrochenen Gestalten umsieht....Ne. Das stimmt. Die Menschen brauchen Gesetze. Wie Vain schon angemerkt hat aus Gründen der Sicherheit, Geborgenheit. Der Mensch sucht die Ordnung, sehnt sich nach einem Leitfaden. Diese fand er früher im Gesetz Gottes, aber Gott ist ja schon lange tod biggrin. Die Gesetze heute werden ja von vernünftigen Menschen geschaffen. Sie sind weise, klug und wissen eben was gut für den Menschen ist big.... Und da du, ich und noch viele andere Mitmenschen Wesen sind die in Freiheit leben, müssen wir uns auch eben die Freiheit nehmen uns Gesetzen zu beugen. Egal wie bekloppt oder wie ausgetüftelt sie auch sein mögen. Gesetz ist Gesetz. Dem Gesetz der Schwerkraft widerspricht auch keiner! Außer er ist natürlich Irre oder hat Superkräfte.

In meiner Resignation fällt es mir sogar echt schwer die richtigen Worte zu finden.

Ich persönlich bin der Meinung, dass ein freies Wesen, dass der freie autonome Mensch sich keinem Gesetz zu beugen hat, außer vielleicht dem Gesetz der Freiheit (das ist die Stelle an der man damit beginnen könnte über Kant und co. zu debattieren). Aus welchem gottverdammten Grund nimmt sich jemand das Recht Macht in Form von irgendwelchen vermeintlich ''vernünftigen'' Axiomen auf mich auszuüben. Ich bin Mensch und ich bin ein freies Wesen. Die Freiheit verbietet es mir mich irgendwelchen grenzdebilen Gesetzen zu unterwerfen, da diese meine Freiheit einschränken. Hier ist eine große Priese Anarchie (ergo: Utopie) enthalten. Werden Leute damit konfrontiert kriegen sie gleich die Krise. Es ist die Angst! Angst davor frei zu sein!! Und zugegeben, sie ist berechtigt, denn wie ich bereits zu Beginn geschrieben habe: Der Mensch ist dazu nicht mehr in der Lage.
Insbesondere zur heutigen Zeit finde ich es sehr amüsant, dass in der Öffentlichkeit gerne von ''Fortschritt'' und ''Voranschreiten'' gelabert wird ohne zu bemerken, dass diese Begriffe uns darüber hinwegtäuschen was mit der Menschheit tatsächlich geschieht. Das was heute stattfindet lässt sich eigentlich mit folgendem Begriff ganz einfach zusammenfassen (ja, es ist überhaupt nichts neues, aufregendes oder spannendes): Dekadenz!



Ich belass es erst ein Mal hierbei. Ich habe einen ganzen Monat kaum gelesen und überhaupt nicht geschrieben(einen Monat den Untergang genossen biggrin), sodass es mir schon fast peinlich ist hier nichts ordentliches in die Tastatur eintippen zu können. Ich versuch es später einfach mal erneut biggrin.

Gruß
Joschka
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RE: Das Gesetz
#13
24.09.2012, 14:44 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.09.2012, 12:57 von ricky_ho.)
Generell geh ich davon aus, dass wir von einer menschlichen Gesellschaft reden, und nicht von einer utopischen Gesellschaft erleuchteter Wesen. In letzterer wären Gesetz natürlich überflüssig.

Wenn wir von menschlichen Gesellschaften reden, würde ich unterscheiden zwischen hierarchischen und basisdemokratischen. Was wir kennen ist die hierarchische Gesellschaft, und in der dienen die Gesetze der Aufrechterhaltung der Herrschaftsverhältnisse. Es sind Gesetze, die den Beherrschten von den Herrschenden auferlegt werden. Wie sinnvoll sie im Einzelfall auch erscheinen mögen spielt dabei keine Rolle. Auffälliges Merkmal: trotz aller gegenteiligen Bekundungen gelten diese Gesetze nur für die Beherrschten. Die Herrschenden können sich dank ihrer Macht darüber hinwegsetzen. Banker sitzen nicht im Knast, Kriegsverbrecher bekommen ehrenhafte Staatsempfänge, Kohl brauchte die Namen der Spender nicht zu nennen usw...

Sollten wir irgendwann mal eine basisdemokratische oder anarchistische Gesellschaft erleben, würde sich das auf entscheidende Weise ändern, denn dann wären die Gesetze (die es dort selbstverständlich auch noch gäbe, siehe erster Absatz) selbst auferlegt. Sie würden ausnahmslos für jeden gelten, niemand hätte die Macht, sich über die Gesetze hinwegzusetzen. Ausschliesslich unter diesen Bedingungen würde ich das Gesetz für gerecht halten und es als Pflicht ansehen, sich an die Gesetze zu halten. Dann sogar in den Fällen, wo ich eigentlich der Ansicht wäre, dass die Anwendung des Gesetzes nicht sinnvoll ist (ich glaube, solche Fälle gibt es immer, egal wie die Gesetzgebung ist), um diese Ordnung zu erhalten.

Interessant ist in dem Zusammenhang ja die Geschichte von Sokrates. Er ging soweit, den Schierlingsbecher zu trinken, weil es ihm vom Gesetz her so auferlegt worden war. Keineswegs hat er irgendeine persönliche Schuld eingesehen, sondern im Gegenteil im vollen Bewusstsein der Unschuld die Strafe auf sich genommen, weil für ihn das Gesetz höher stand als sein persönliches Schicksal, auch wenn er in dem Fall der Ansicht war, dass die Richter ihn unrechtmässig verurteilten. Das fand ich schon immer nicht so ganz nachvollziehbar bei einem doch eigentlich so kritischen Geist wie Sokrates.
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RE: Das Gesetz
#14
27.09.2012, 20:12 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.09.2012, 20:12 von owa.)
Ich finde deine einseitige Auslegung des Begriffes Gerechtigkeit auch nicht ganz nachvollziehbar. Solange also ein nicht sinnvolles Gesetz nur ausnahmeslos konsequent gegen alle Mitglieder der Gesellschaft durchgesetzt wird, ist für dich alles gerecht genug?

Beinhaltet dein extrem verabsolutiertes (und schon deshalb nicht realitätstaugliches) basisdemokratisches Gesellschaftsmodell auch so etwas wie Gewaltenteilung? Falls es das ist, was du mit dem Nicht-darüber-hinwegsetzen-können meintest: wie wird darin sichergestellt, dass die Gesetze ausnahmslos konsequent durchgesetzt werden und wer setzt sie durch? Und reden wir von öffentlichem Recht, oder (auch) vom Zivilrecht?

Ist es in einer basisdemokratischen Gesellschaft nicht ebenfalls denkbar, dass Bänker nicht im Knast sind, weil es zum Beispiel nicht strafbar ist, Bänker zu sein? Ist es nicht möglich, dass Leute denen Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, nicht im Knast sind, weil ihnen ein Gericht ihre Schuld nicht nachweisen konnte und sie daher im Zweifel freigesprochen hat? Und ist es da nicht auch möglich, dass Helmut Kohl das Recht zu Schweigen wahrnehmen darf?

Gerade dein Kohl-Beispiel gibt doch genug Anlass, um das, was du im hierarchischen System als problematisches Merkmal herausgestellt hast, mal von der anderen Seite zu betrachten: Auch "die Beherrschten" haben als Angeklagte oder vor irgendeinem Untersuchungsausschuss das Recht zu schweigen, genau wie er. Wenn sie dieses Recht nicht wahrnehmen, dann ist das Problem nicht mangelnde Gerechtigkeit, sondern meistens wohl Unkenntnis. Wenn ein Richter jemanden verurteilt, weil er auf der Anklagebank geschwiegen hat, ist es ein Problem der falschen Rechtsanwendung und nicht der Gerechtigkeit der Gesetze. Wenn jemand seine Rechte kennt und dennoch nicht schweigt, weil er als moralischer Saubermann dastehen will, dann ist das ein Problem seines mangelnden Selbstbewusstseins und nicht der Gerechtigkeit der Gesetze.

Und all diese Probleme werden in deiner basisdemokratischen Gesellschaft nicht abgestellt. Ich denke eher, sie werden sich noch verschlimmern.
Jedenfalls... deine Beispiele beweisen nicht die Ungerechtigkeit der Gesetze in der hierarchischen Gesellschaft. Erst recht beweist die Umkehrung dieser Beispiele nicht die Gerechtigkeit von Gesetzen einer basisdemokratischen Gesellschaft.



Rhetor schrieb:Wenn Du behaupten würdest, du seist Anwalt, Dir würde ich das glatt glauben ;)

Oh, und das alles trotz Manga-Avatar...? ;)
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RE: Das Gesetz
#15
30.09.2012, 12:06
(27.09.2012, 20:12)owa schrieb: Ich finde deine einseitige Auslegung des Begriffes Gerechtigkeit auch nicht ganz nachvollziehbar. Solange also ein nicht sinnvolles Gesetz nur ausnahmeslos konsequent gegen alle Mitglieder der Gesellschaft durchgesetzt wird, ist für dich alles gerecht genug?

Warum sollte sich eine Gesellschaft selbst Gesetze auferlegen, die dann gegen alle ihre Mitglieder durchgesetzt werden müssen? Das ist ein Widerspruch in sich, die Existenz solcher Gesetze würde schon zeigen, dass man es nach wie vor mit einer hierarchischen Gesellschaft zu tun hat, in der eine Gruppe über die Macht verfügt, den anderen die Gesetze aufzuzwingen.

Ich denke, der Gesetzeskatalog in so einer Gesellschaft wie ich sie meine würde sich radikal von dem unterscheiden, was wir heute kennen. Das heutige Rechtssystem ist Resultat einer Bürokratie, deren primärer Zweck es ist, bestehende Macht- und Eigentumsverhältnisse zu sichern. Das dabei etwas anderes herauskommt als wenn eine Gruppe von Menschen in einer herrschaftsfreien Gesellschaft sich ihrer Regeln des Zusammenlebens selbst überlegt ist doch klar.

Zitat:Beinhaltet dein extrem verabsolutiertes (und schon deshalb nicht realitätstaugliches) basisdemokratisches Gesellschaftsmodell auch so etwas wie Gewaltenteilung? Falls es das ist, was du mit dem Nicht-darüber-hinwegsetzen-können meintest: wie wird darin sichergestellt, dass die Gesetze ausnahmslos konsequent durchgesetzt werden und wer setzt sie durch? Und reden wir von öffentlichem Recht, oder (auch) vom Zivilrecht?

Gewaltenteilung würde in dieser Welt keine grosse Rolle spielen, da niemand Macht über andere hätte. Ansonsten hätte das Rechtsystem wie gesagt nicht viel mit dem von heute zu tun. Ich kann dir jetzt nicht im Detail beschreiben, wie es wohl aussähe.

Du hast ja recht, dass wir so eine Art von Gesellschaft möglicherweise nie haben werden. Das wollte ich auch gar nicht behaupten (wäre auch eher dieser Thread). Trotzdem wäre es für mich eben die Voraussetzung, um das Gesetz vorbehaltlos akzeptieren zu können. Ist die Voraussetzung, eine radikal basisdemokratische, herrschafts- und klassenlose Gesellschaft, unerfüllbar, dann wirds eben mit mir und der Akzeptanz des Gesetzes nichts werden, denn einem Herrschaftsinstrument muss ich mich vielleicht beugen, aber darum muss ich es nicht akzeptieren oder mir eine Fantasie vom Recht, vor dem jeder Bürger gleich behandelt wird, zusammenrationalisieren.

Du kannst meine Aussagen also auch einfach als Begründung dafür interpretieren, warum ich unser Rechtssystem nicht vorbehaltlos akzeptiere und warum ich mich nicht moralisch verpflichtet fühle, mich immer danach zu richten (was nicht heisst, dass ich mich nicht fast immer an die Gesetze halte - nur tu ich das aus anderen Gründen).

Zitat:Ist es in einer basisdemokratischen Gesellschaft nicht ebenfalls denkbar, dass Bänker nicht im Knast sind, weil es zum Beispiel nicht strafbar ist, Bänker zu sein?

Ich meine natürlich nicht alle Bänker.

Zitat:Ist es nicht möglich, dass Leute denen Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, nicht im Knast sind, weil ihnen ein Gericht ihre Schuld nicht nachweisen konnte und sie daher im Zweifel freigesprochen hat?

So wie bei Obama, der ohne Prozess die gezielte Tötung von Menschen befiehlt und dabei auch den Tod von unschuldigen Zivilisten in Kauf nimmt, wenn seine Drohnen in zivilen Gebieten ihre Mordanschläge ausführen?

Zitat:Und ist es da nicht auch möglich, dass Helmut Kohl das Recht zu Schweigen wahrnehmen darf? Gerade dein Kohl-Beispiel gibt doch genug Anlass, um das, was du im hierarchischen System als problematisches Merkmal herausgestellt hast, mal von der anderen Seite zu betrachten: Auch "die Beherrschten" haben als Angeklagte oder vor irgendeinem Untersuchungsausschuss das Recht zu schweigen, genau wie er.
Wenn sie dieses Recht nicht wahrnehmen, dann ist das Problem nicht mangelnde Gerechtigkeit, sondern meistens wohl Unkenntnis. Wenn ein Richter jemanden verurteilt, weil er auf der Anklagebank geschwiegen hat, ist es ein Problem der falschen Rechtsanwendung und nicht der Gerechtigkeit der Gesetze. Wenn jemand seine Rechte kennt und dennoch nicht schweigt, weil er als moralischer Saubermann dastehen will, dann ist das ein Problem seines mangelnden Selbstbewusstseins und nicht der Gerechtigkeit der Gesetze.

Bei Kohl ging es ja nicht ums Schweigerecht. Er ist ja nicht mal angeklagt worden. Dass er aber persönlich über 2 Millionen an illegalen Spenden angenommen hat, steht mehr oder weniger fest. Die Frage ist ja nicht nur, wieso er die Spender nicht nennen musste (das liegt eben daran, dass die CDU ihn nicht angeklagt hat, ansonsten hätte er dazu gezwungen werden können), sondern grundsätzlich darum, wieso dieser Sumpf nicht restlos trockengelegt wurde. Weil da eine Hand die andere wäscht, einflussreiche Strippen gezogen werden, Staatsanwaltschaften auf einmal keinen hinreichenden Tatverdacht sehen, Akten verschwinden, Ermittlungen eingestellt werden (wenn man sich mal die ganze Geschichte der CDU Spendenaffäre anguckt, Kohls Schweigen war da ja nur sowas wie der mediale Höhepunkt).

Es gibt aber auch Beispiele für Freisprüche, die dadurch zustande kommen, dass entweder eine grosse Menge Geld fliesst (Zumwinkel) oder aber irgendwelche Akten auf einmal verschwinden. D.h. durch den Einsatz von Geld, Macht und einflussreichen Beziehungen bewirkte Freisprüche, alles Mittel, die nur einer kleinen Minderheit zur Verfügung stehen.
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