Klarträumen, ein tiefer selbstkritischer Blick

[Shadowfall]

Eine Frage die ich mir selber immer wieder stelle, bzw. auf die ich indirekt auch im Forum immer wieder stoße.

Was sind meine Erwartungen/ Beweggründe klar zu Träumen?

"Durchaus individueller Natur!", denke ich im ersten Augenblick. Jeder hat seine eigenen Wünsche/ Träume/ Bedürfnisse, ganz klar. Der eine will mal Fliegen, der andre will Sex, wieder ein andrer stellt sich völlig frei und erlebt sie/ ihn selbst überraschende Abenteuer...

Gibt es also die eine Begrenzung des Klartraumes? Nämlich mich selbst? Oder bin ich im Klartraum mehr als ich selber? Kann ich im Klartraum Sachen erleben die ich im WL nicht in Worte fassen kann, weil einfach anderer Natur, oder ist das Träumen selbst eine reine, und daher auch begrifflich beschreibbare Abbildung/ Ausweitung des WL?

"Wohin entwickle ich mich?" (bzw. "Will ich mich entwickeln?"), ist die Frage die allem zugrunde zu liegen scheint. Die eigene Freiheit, die Möglichkeit des Unmöglichen, den Dekonstruktivismus als Dünger, den Waldbrand als Geburtsstunde, Radikalismus als Synonym für Willenskraft, Erlebnis des befreiten Auslebens der ultimativen Kreativität, ...

Was ist der Klartraum für euch?
Warum seid ihr Klarträumer?

edit: Auf der Suche nach der eigenen Identität...
lg Tahiat

[owa]

...oder ist das Träumen selbst eine reine, und daher auch begrifflich beschreibbare Abbildung/ Ausweitung des WL?

Hallo,
Ich wünsche mir ständig, dass es nicht so ist. Für meinen Geschmack beeinflußt das WL meine Träume viel zu stark, vor allem in Bezug auf ...naja alle Sachen, die dort vorkommen. Situationen, Gegenstände, Personen, wie sie sich verhalten, wie ich mich verhalte... Gut: Situationen sind vielleicht doch noch anders, aber das liegt wohl daran, dass ich die Klartraum-Handlung fast immer weiterlaufen lasse und recht wenig eingreife. Aber bei allem anderen ist die Traumwahrnehmung an die Wachwahrnehmung gebunden...zumindest fällt mir gerade kein gegenteiliger Beispiel-Traum bei mir ein, und Synästhesie hab ich auch nicht.
Von daher scheint Klarträumen für mich schon nicht mehr grenzenlos zu sein... vielleicht hab ich auch nur schon resigniert, wer weiß?

Eine Frage, die dahintersteckt kann ich so nicht genau ausmachen. In Anlehnung an deinen Vorschlag würde sie aber eher "Warum will ich mich entwickeln? Reicht nicht das, was ich habe/kann/bin/erlebt habe?" lauten. Meine Antwort dazu wäre Nein. (Dem voausgesetzt wäre natürlich echter freier Wille und nicht ein "Entwickelt-werden" von was auch immer.) Ein konkretes Ziel der Entwicklung habe ich allerdings auch nicht... das ist irgendwie paradox. Vielleicht kann man das Ziel in den Träumen irgendwie finden, aber ich hab den dummen Verdacht, dass geZIELt versucht wird, dies zu verhindern.

[Shadowfall]

In gewissen Fällen, tritt eine Dynamik zutage, die das was ein Mensch fühlt umkehrt und ihn/sie auch aggressiv werden läßt auf genau dieses Thema.

Experiment: Männer werden an ein Erektionsmessgerät angeschlossen. Zuvor befragt, gaben sie Auskunft über ihre sexuelle Orientierung. Die Männer die vehement Homosexualität verneinten, bekamen nen Ständer als ihnen Bilder von sich küssenden Männern vorgelegt wurden.

Gedanklicher Ansatz: Diese dem eigenen, ursprünglichen Wesen gegenläufig erscheinende Dynamik kann durch verchiedene Faktoren, zB. Gruppendynamik, ausgelöst werden. Was ist es also was wir wirklich wollen?
Was hat Priorität? Ich, meine Entwicklung, meine Entfaltung bzw. Ich, meine Anpassung, meine Integration?

muss leider jetz los,
mehr dazu später,

lg
Tahiat

[wilkomann]

ich bin klarträumer, weil ich damit meine bestehenden grenzen erweitere.ich werde mehr und mehr herr im eigenen haus.
der heiler in mir heilt mehr und mehr. die vergangenheit bekommt eine deue bedeutung und verändert die gegenwart

[Morpheus]

ich werde mehr und mehr herr im eigenen haus

...finde ich gut ausgedrückt und ist auch mein letztendlicher Grund fürs Klarträumen.

[arnimbruno]

Ich versuche klar zu träumen und es gelingt mir selten. Doch meine erinnerten Träume enthalten Botschaften genug. Wenn ich dann aktiv imaginiere(nach Jung) komme ich in therapeutische Prozesse rein. Oder anders ausgedrückt ich habe eine Chance vollständiger und runder zu werden.
Dafür lohnt es sich für mich immer wieder in die ,,Anstrengung" hineinzugehen. Das gleiche gilt auch für die Meditation. Da gehts auch nicht um Sinnessensationen sondern eher um den tieferliegenden Kern und das Herraustreten aus den Normalzusammenhängen.

Yuga

[wilkomann]

hallo yuga,
das was du schreibst erinnert mich an einen meditationslehrer, der mir nahebrachte wie ich atemmeditation betreiben solle oder könne.
der ideale einstieg für mich wäre den atem zu zählen. einfach von 1-10. meine frage zu der zeit war wie oft ich das denn machen solle. ich hatte mir schon hochgerechnet wie oft ich ihn der minute atme und wenn ich so und so oft atmen würde, dann wären 30 minuten rum.
so wie du schreibst wirst du jetzt auch über mich schmunzeln können.
er hat mir die frage nicht beantwortet.ich möge wolkenmeditation betreiben. die wolken anschauen, weiter ziehen lassen, die nächste anschauen lassen, weiterziehen lassen usw. ich fragte auch wie lange, wieviel.
"bis keine mehr kommen" war die antwort, mit einem liebenswürdigen lächeln.da fing ich an eine ahnung zu bekommen. aus den wolken wurden gedanken....

[Tahiat]

So wieder da... hehe...

Also meinen Gedankengang von vorher fortzusetzen...

Vielleicht macht uns nicht nur das aus was wir sein wollen bzw. sind,
sondern ebenso, und genauso prioritär was wir nicht sein wollen bzw. sind.

Konrad Paul Liessmann schreibt in der Einleitung zur Philosophie des verbotnen Wissens, daß unsre Gesellschaft auf Grundfesten steht die dynamisch mit dem Zeitgeist gehen und zum Teil nicht verstanden werden wollen/ verstanden werden können.
Der weitere Gedanke der Mensch selbst könnte einfach aus dem Geordneten und dem Chaos gleichermassen bestehen liegt nur nahe. Das Gute und das Böse, bzw. Jenseits davon... in Anlehnung an Nietzsches erste Annäherung.

Was aber hat das alles mit der Überschrift zu tun?

Nun, ich fühle, daß vieles was mich ausmacht mir heilig ist, bzw. selbstverständlich aber z.T. auch zu wider.
Zum Beispiel zum wiederholten Male in einer speziellen Situation zu versagen...
Die "neue" Erkenntnis, daß eben dieses Versagen für mich typisch ist, mich also gewissermaßen ausmacht, ist für mich ein Schritt zur Versöhnung mit mir selbst. Ein Schritt zur Heilung, wie vorhergehende Poster auch bekunden.
Aber auch eine neue Möglichkeit, ein nicht so tolles Erlebnis, z.B. einen gescheiterten Klartraum, eine gescheiterte zwischenmenschliche Begegnung, ein gescheitertes Vorhaben, etc. ... zu betrachten.

Also auf dem Weg vom Azubi Klarträumer zum Meister ist vielleicht der Wunsch was wir sein wollen nur eine Hälfte... auch das was wir nicht wollen ev. ein essentieller Bestandteil...

in Gedanken versunken
Tahiat

[arnimbruno]

Hi wilkomann

Da hast du recht mit dem schmunzeln können. Aber genau so habe ich auch meine ersten Versuche gemacht. Wenn ich 75 Atemzüge zähle habe ich 25 Minuten rum. 75 auf 30 Minuten wäre dann ein längerer Atem. Immer wieder dieses in Leistung kommen und die Welt bemessen.

Grüsse
Yuga