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Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Druckversion

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Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Ver366 - 23.01.2020

Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren?

Ich schreibe mal, was mir dazu einfällt. Dabei unterscheide ich zwei Grundansätze, die ich zwar für unterschiedlich wahrscheinlich halte, aber beide noch nicht verworfen habe.

a) Ansatz: Träume finden nur in meinem Kopf statt.
  • Sind die Traumfiguren (nur) dafür da, dass mein Traum-Ich seine Abenteuer/Aufgaben in einer sozialen Umgebung (wie im Wachleben) ausleben kann?
  • Kommt das, was die Traumfiguren erleben, meinem Bewusstsein/Hirn zu gute? Lerne ich aus dem, was die Traumfiguren aus ihrer Sicht erleben?
  • Haben die Traumfiguren auch unabhängig von meinem Traum-Ich Aufgaben?
b) Ansatz: Träume finden nicht ausschließlich in meinem Kopf statt.
  • Gibt es überhaupt Traumfiguren, die ausschließlich von mir erzeugt werden, oder sind es alle 'fremde' Wesen bzw. von anderen Wesen inspirierte und ggf. gesteuerte Abbilder in meinem Kopf?
  • Kann ich irgendwie zwischen den ausschließlich von mir erzeugten Traumfiguren und fremden bzw. von Fremden inspirierten bzw. gesteuerten Traumfiguren unterscheiden?
  • Haben zumindest einige der von Fremden inspirierten bzw. gesteuerten Traumfiguren konkrete auf mein Traum-Ich bezogene Aufgaben?
  • Kommt das, was die Traumfiguren erleben, meinem Bewusstsein/Hirn zu gute? Lerne ich aus dem, was die Traumfiguren aus ihrer Sicht erleben?



RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Nuevo - 23.01.2020

Hallo,

das ist eine sehr gute Frage. Unser Gehirn erschafft eine Welt die im WL eng an unsere Sinneseindrücke gekoppelt ist. Im Traum gibt es diese Einschränkung nicht. Bei Personen die man im WL trifft, bastelt unser Gehirn 'ne Menge dazu was wir nicht unmittelbar übermittelt bekommen. Im Traum haben wir "keinen" direkten Input von außen, also muss die Traumfigur auf den Daten basieren die unser Gehirn hat und der Rest, manchmal die gesamte Traumfigur, wird dazugebastelt, nach bestem Wissen, Gewissen, Wünschen und Befürchtungen.

Die Traumfiguren sind da, weil unser Gehirn das tut was es immer tut. Eine Welt erschaffen. Aber vieles, wenn nicht sogar alles, ist irgendwie, mehr oder weniger, inspiriert. Daher denke ich, das Gehirn erschafft eine Welt und auch die Traumfiguren, mit allen Daten, die ihm zur Verfügung stehen und das sind wohl mehr als wir uns vorstellen können. Zumal Daten auch gemischt und neu kombiniert werden können.

Wir lernen immer aus den Erfahrungen, egal ob und wie real die Traumfigur inspiriert ist. Auf etwas basiert diese Figur immer. Der Traum bietet uns neue Perspektiven, Denkrichtungen und Daten die uns im WL vielleicht nicht zugänglich sind.

Ich denke nicht das die Traumfiguren unabhängig von dem Traum-Ich agieren. Auch wenn es manchmal so scheint. Auf der anderen Seite kann das Unbewusste ja wie etwas unabhängiges angesehen werden. Hier agieren sicherlich auch unterschiedliche Aspekte unseres Selbst.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Riggan - 25.01.2020

Ver, ich mag deine fragen sehr big

m.E. ist diese "ebene" so komplex, dass beide ansätze und noch weitere platz darin finden und alle deine fragen mit "ja" beantwortet werden können. das eine schließt das andere nicht aus (meiner meinung nach).


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Lucinda - 25.01.2020

Jetzt weiß ich auch, warum ich mich in meinem heutigen KT gefragt habe, ob meine Traumbekanntschaft bzw. das Wartenmüssen auf sie zur Ablenkung meiner Bewusstheit diente. lol

Hat wohl etwas mit der Beschäftigung mit diesen Fragen zu tun gehabt. normal

Ich werde mich damit noch intensiver befassen. - Spannendes Thema!


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Thousand - 26.01.2020

Ich glaube, ein wichtiger Mechanismus des Träumes ist das Re-Evaluieren von Informationen anhand von Geschichten.

Tagsüber wird die Information einfach in verschiedene "Schubladen" gestopft, und das Träumen ordnet diese Informationen dann. Ein naheliegender Weg zum Ordnen von Informationen ist es, sie in einen Kontext zu bringen - und das sind dann die Geschichten, die wir träumen.

Ich würde mal behaupten, dass im Leben eines Menschen seine Beziehungen zu anderen Menschen von überragender Bedeutung sind, und deswegen stellen Traumfiguren die Brennpunkte dieser Kontexte dar.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Liri - 27.01.2020

Letzhin konnte ich beim Einschlafen das Entstehen einer Traumfigur quasi genau beobachten: Aus einem Gedankengang wurde ein innerer Dialog, der in eine Szene überging, in der ich mich mit einer männlichen Person unterhielt. Es war nur eine kurze, hypnagoge Episode, durch das Bewusst werden wurde ich wieder wach.

Ich denke, dass ein und die selbe Traumfigur auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig - sozusagen changierend - mehrere Dinge gleichzeitig darstellen kann: Ein Teil von einem selbst, ein Symbol oder Prinzip, eine erlebte Person aus dem Wachleben und vieles mehr.

Als ich schon vor einigen Tagen über den Thread nachdachte, aber noch nicht so weit war, darauf zu antworten, kam mir der Gedanke, dass es im Wachleben ja ganz ähnlich ist. Wenn uns Personen begegnen, so sehen wir ihnen meist nicht objektiv die Person selbst, sondern diese Wahrnehmung wird von unseren Vorerfahrungen, unseren Vorlieben und Abneigungen, unseren - sozusagen - Ängsten und Begierden überlagert. =)

Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt o.O


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Likeplacid - 27.01.2020

Ich würde die Frage sogar noch etwas erweitern (auf Traumfiguren gehe ich im unteren Teil des Beitrags ein)

Was ist die Aufgabe der Träume?

Darüber weiß man, wissenschaftlich gesichert, nämlich noch gar nichts. Es gibt zwar viele Spekulationen, aber keine ist bewiesen. Diese Sache ist für Leute wie uns, die Träume interessant und wichtig finden, sehr frustrierend, oder man könnte es auch irgendwie faszinierend finden,dass man so wenig darüber weiß. 

Ich habe vor einen Bericht über die Cheops - Pyramide gesehen. Darin hieß es sinngemäß  "Die meisten Leute wollen über diese Pyramide gar nichts wissen. Sie lieben an ihr an Geheimnisvolle" Im gleichen Sinne lieben viele Leute an den Träumen primär das Geheimnisvolle. Wer mit psychoanalytischen Mitteln an die Frage, was die Träume für eine Aufgabe haben herangeht, der macht sich eher unbeliebt. Daher möchte ich auch gar nicht erst den Versuch machen es euch zu erklären. Aber ich möchte zumindest andeuten, dass ich den Traum für den Hüter des Schlafes halte. Könnt Ihr ja mal danach googeln. 

Die Psychologie interessiert sich übrigens nicht sehr für das Thema Träume. In der 800 Seiten dicken Buch "Psychologie" von Richard J. Geririg (2015)  das ich zur Zeit lese handeln nur 3 Seiten vom Thema Traum. Der Autor berichtet darüber, dass die einige Jahre ziemlich beliebte These "Trauminhalte entstehen aufgrund von zufälligen Signalen" von der aktuellen Forschung verworfen worden sei. Die aktuelle  Forschung sei zu der Ansicht gekommen, dass Träumen auf denselben Prozessen beruht wie das TAGTRÄUMEN. Ich finde aber, dass das ein kläglicher Ansatz ist, denn Tagträume sind ein weites Gebiet. Es gibt "solche" und "solche" Tagträume. Manche Tagträume sind so ähnliche wie REM-Träume und zwar vor allem diejenigen die im tief entspannten Zustand passieren. Andere Tagträume sind dem normalen Denken sehr ähnlich. Wenn Tagträume so was ähnlich sind wie normales Denken, dann ist Träumen auch so was ähnliches wie normales Denken? Aber das kann wohl nur auf vernünftige Träume zutreffen. Die machen nach meiner Schätzung aber höchstens die Hälfte der Träume im REM-Zustand aus. Mindestens die Hälfte der  REM-Träume ist also eher unvernünftig. 


 Was ist eine Traumfigur? 
(Die Frage "Was ist die Aufgabe einer Traumfigur? " ist mir im Moment zu anspruchsvoll)

Im Buch Klarträume - Wege ins Unterbewusstsein von Waggoner & Mccready gibt es ein interessantes Kapitel darüber. Unter anderem ist dort zu lesen, dass Traumfiguren sehr unterschiedlich sind. Manche Traumfiguren werden in dem Kapitel als "Gedankenformen" bezeichnet. Diese Gedankenformen haben keine eigene Fähigkeit zu denken. Es handelt sich bei ihnen nur um Statisten. 

Nach meiner Erfahrung stellen viele Traumfiguren Bezugspersonen von früher da. Ich erlebe also Bezugspersonen von "damals", z.B. aus meiner Kindheit. Sie verhalten sich im Traum so ähnlich wie in meiner Kindheit. Es kommt auch vor, dass sich Personen aus meiner Kindheit zu einer Traumfigur verdichten. Man spricht dabei von Mischpersonen.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Likeplacid - 31.01.2020

Zwischen Wachleben und Traumleben scheint es bezüglich der Personen die sonst noch so da sind einen grundlegenden Unterschied zu geben: Im Traum sind nie mehr Leute da als man tatsächlich braucht.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Nuevo - 31.01.2020

Guter Punkt. Aber oft weiß ich nicht warum ich ausgerechnet DIE jetzt brauche, die da sind.  bigundecided


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Likeplacid - 31.01.2020

Mir ist zwischenzeitlich noch was anderes eingefallen. Traumfiguren sind dazu da mir vorzugaukeln, dass ich soziale Abenteuer bestehe. Solange ich trüb bin, machen sie das glänzend. Ich habe jedenfalls selten Grund zur Klage. Sie machen das genau richtig. Sie verabreichen mir genau das Maß an sozialer Stimulation, das ich gerade (im Schlaf) brauche.

Klarheit würde bei mir zu einer Entzauberung der Traumfiguren führen.

(31.01.2020, 20:09)Nuevo schrieb: Guter Punkt. Aber oft weiß ich nicht warum ich ausgerechnet DIE jetzt brauche, die da sind.  bigundecided

Sie sind da, weil du sie brauchst. Würdest du sie nicht brauchen wären sie nicht da. Damit meine natürlich nicht die vielen überflüssigen Leute die in großen Restaurants an den anderen Tischen sitzen.  Sondern ich meine damit Bezugspersonen (Freunde etc.). 

Aber wenn man Freunde hat muss man es manchmal auch in Kauf nehmen, dass die Leute mitbringen, bei denen man sich fragt "Brauche ich die jetzt? Ginge es nicht auch ohne die?" Das widerspricht in gewisser Weise dem was ich im ersten Absatz geschrieben habe, oder schränkt es ein.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Likeplacid - 02.02.2020

Ich vermute die Aufgabe der Traumfiguren besteht darin einem vorzugaukeln man sei wach.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Ver366 - 02.02.2020

Danke für Eure Antworten. blumen

Mich treibt noch der Gedanke um, ob es irgendwo in meinem Kopf nicht Erinnerungen aus der Sicht von Traumfiguren geben müsste.
Wie ist das z.B. mit "Traumhelfern", die sich an mit meinem Traum-Ich gemeinsam bestandene Abenteuer erinnern können.
Damit das funktioniert, müssten sie doch ein eigenes Langzeitgedächtnis haben.
Wo ist das?


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Nuevo - 02.02.2020

Hmm, um auf Gedächtnisinhalte zuzugreifen braucht man manchmal eine Art Schlüssel, in Form von Assoziationen. Zum Beispiel kommen manche Erinnerungen nur dann zum Vorschein, wenn man einen bestimmten Duft richt oder an einem Ort ist, eine Person sieht oder ein Lied hört.

Die Frage ist, was ist der Schlüssel, um auf die Erinnerungen der Traumfiguren zuzugreifen?

Ich würde versuchen mich tag-träumend, in einen hypnagogen Zustand, wieder zurück in den Traum zu bringen.  sleep Und dann so wenig wie möglich, eingreifend, mit den Traumfiguren in Kontakt treten. Schauen ob die Traumfiguren etwas preisgeben. Ich vermute, man muss sie zum "Reden" bringen.  hug2

Denn die Assoziationen im WL arbeiten genauso wie im Traum. Vielleicht bekommst Du ja so Zugriff auf die Traumfiguren und die Traumerinnerungen.


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Likeplacid - 05.02.2020

(02.02.2020, 13:53)Ver366 schrieb: Mich treibt noch der Gedanke um, ob es irgendwo in meinem Kopf nicht Erinnerungen aus der Sicht von Traumfiguren geben müsste.
Wie ist das z.B. mit "Traumhelfern", die sich an mit meinem Traum-Ich gemeinsam bestandene Abenteuer erinnern können.
Damit das funktioniert, müssten sie doch ein eigenes Langzeitgedächtnis haben.
Wo ist das?

Meinst du damit den Ort im Gehirn? Die Wissenschaft weiß über den Ort des Langzeitgedächtnis im Allgemeinen nicht allzu gut bescheid (und ich noch viel weniger). In den  folgenden Links geht es nicht um Traumfiguren, sondern nur allgemein um Langzeitgedächtnis. (Speziell zum Langzeitgedächtnis von  Traumfiguren habe ich unten meine Vermutungen notiert) 

Laut dieser Webseite arbeitet das Gehirn betreffend der Langzeitspeicherung mit fünf Gedächtntnissystemen https://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FWG/Gedaechtnis/Gedaechtnissysteme.html


Auch sehr interessant ist dieser Artikel (obwohl ich davon nicht allzu viel verstehe) 
Zitat:Wo und wie das Gehirn Gedächtnisinhalte festhält, ist eine der interessantesten Fragen der Neurowissenschaften. Lange galt der Hippocampus als ein Gedächtniszentrum im Gehirn, in dem Erinnerungen dauerhaft abgelegt werden. 
....
Dass die Großhirnrinde der Ort ist, wo das Gehirn Assoziationen dauerhaft speichert, widerlegt die gängige Lehrmeinung über die Speicherung von Erinnerungen.  Mit ihren Ergebnissen präsentieren  Hasan und Delgado-Garcìa ein völlig neues Modell für die Organisation des Gedächtnisses. 
https://www.mpg.de/7510120/gedaechtnis_grosshirnrinde


Ich vermute, dass die Erinnerungen, die Traumfiguren haben, so ähnlich gespeichert sind wie die Erinnerungen, die man an reale Personen hat. Erinnert man sich an eine reale Person, hat man häufig eine Vorstellung davon welche Erinnerungen sie vermutlich hat. Das betrifft insbesondere gemeinsame Erlebnisse. Man hat dabei keinen echten Zugriff auf das Langzeitgedächtnis dieser Person, sondern nur Zugriff auf ein Konzept, das man sich im eigenen Langzeitgedächtnis von dieser Person gespeichert hat. 


RE: Was ist eigentlich die Aufgabe der Traumfiguren? - Scherbenstern - 05.02.2020

Huhu big
Was die Aufgabe der Traumfiguren ist weiss ich nicht wirklich.
Allerdings sind sie meines Erachtens nach ein Teil von mir.

Ich habe oft versucht mir Tipps von ihnen zu holen, oder sie um Rat gefragt...
Wenn sie denn verständlich sprechen konnten im Traum.

Das ist in meinen Träumen nicht immer gegeben.