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Zugang zur Wahrheit - spell bound - 05.07.2017

Wann immer du nach der Wahrheit suchst, hast du bereits den Weg vorgegeben, wo sie zu finden sein wird: in dir selbst. Und die einzige Frage ist nur, ob du diesen Weg konsequent gehen wirst.

Denn wer immer die Wahrheit wissen will, will selbst darüber urteilen, was die Wahrheit ist und warum, d.h. will selbst die Instanz sein, die dieses Urteil fällt und somit Zugang zur Wahrheit hat.

Wann immer also man mit jemandem argumentiert, muss man in ihm einen noch so kleinen Teil voraussetzen, der eigenverantwortlich die Dinge prüfen und entscheiden möchte, ohne sich auf Autoritäten und Glauben zu stützen.

Wer glauben will, d.h. wer grundsätzlich gegenüber dem Zweifel abgeneigt ist, mit dem funktioniert Argumentation gar nicht. Denn Argumentation basiert auf Gründen, und Gründe müssen von der eigenen inneren Instanz beurteilt werden, nicht von außen durch eine Tradition oder einen Lehrer.

Nun aber ist es so, dass in jedem, selbst dem Fundamentalisten, eine innere Instanz existiert, die darüber entschieden hat und stetig neu diese Entscheidung bejaht, dass diese Lebensweise und Weltsicht – allgemein und besonders für ihn selbst – die richtige ist.

Deswegen gibt es auf der grundlegendsten Basis immer eine Instanz, die prinzipiell ansprechbar ist und es gibt in jedem grundlegend auch eine urteilende Instanz über Wahrheit, die gleiche Urteile fällt oder zu fällen fähig ist – denn nicht nur sind wir ähnliche Lebewesen, sondern trotz aller Vielfalt in den Lebensformen und Weltbildern muss man nur an die grundsätzlichsten Tatsachen gehen, und immer mehr Leute und andere Tiere sehen zumindest diese Sachen genauso wie du. Zumindest wenn man ihre innere Instanz fragt und sie zu antworten fähig ist, d.h. zumindest solange sie nicht einfach irgendwas dahersagen und davon überzeugt sind, sondern es wirklich selber prüfen.

Letztendlich besteht auch die Moral darin, der eigenen inneren Stimme zu folgen, aber nicht irgendeiner inneren Stimme, denn davon gibt es mitunter auch viele. Sondern die Frage hat immer zu sein: Auf welcher Basis habe ich es einst entschieden, wenn ich die Überzeugung erlangte, dass x eine Tugend oder y ein Laster ist und auf welcher Basis entscheide ich es immer noch? Die Frage nach der Wahrheit z.B. darüber, ob Spinnen eklig oder Kinder böse sind, mündet zwar in einem Gefühlswissen – man weiß es einfach, egal wie die Antwort ist.

Aber wer die Wahrheit wissen will, wird sich damit oder mit z.B. evolutionsbiologischen Spekulationen nicht zufrieden geben und doch Ausschau halten nach der inneren Instanz, die diese Entscheidung fällt und fällte. So ist die Frage: Was ist Ekeligkeit überhaupt, oder Bosheit? Wie wäre darüber prinzpiell zu urteilen? Stimmen meine Urteile darüber damit überein?

Wann immer man gelernt hat, anderen in ihren Urteilen zu folgen – und das ist keine Seltenheit – immer aber blieb dieser Rest Selbstbestimmung in einem zurück, denn es war man selbst, der damals entschieden hatte, warum es sinnvoll sei, den anderen zu folgen. Vielleicht hatte man keine andere Wahl, oder jedenfalls keine bessere. Aber es war die eigene innere Instanz, die so entschieden hat.

Und diese Entscheidung nachzuverfolgen hilft um zur Urteilskraft zurückzukehren. Denn wenn wir urteilen wollen, dann müssen wir zunächst lernen, wie wir urteilen, und unsere eigenen Urteile, so richtig sie sich auch anfühlen, daraufhin überprüfen, welchen Gültigkeitsbereich sie haben. Aus welcher Situation heraus sie stammen.

Und bei manchen Dingen, wie bei den Bedürfnissen, landet man dann bei Urteilen, die unbegründet bleiben, und denen darum trotzdem nichts fehlt, denn sie bilden das Fundament, auf dem Begründungen erst möglich sind.


RE: Zugang zur Wahrheit - Rhetor - 05.07.2017

(05.07.2017, 18:05)spell bound schrieb: Wann immer du nach der Wahrheit suchst, hast du bereits den Weg vorgegeben, wo sie zu finden sein wird: in dir selbst. Und die einzige Frage ist nur, ob du diesen Weg konsequent gehen wirst.

Hab ich nicht kapiert, sorry.

Was meinst Du mit "die Wahrheit"?
Es gibt doch so vieles Verschiedenes, wovon man noch nicht weiß, ob es wahr oder falsch ist, obwohl es eines von beiden eindeutig sein muss.
Und in den allerwenigsten Fällen findet man die Antwort darauf in einem selbst.
(Stichwort: ungelöste mathematische Probleme)

=> "Die Wahrheit", die Du meinst, befindet sich wohl auf einer anderen Ebene.

Ich habe auch den Rest des Beitrags gelesen. Das hat nur dazu geführt, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass meine obige Betrachtung wohl eher OT sein wird, aber darüberhinaus hat es mich auch nicht weiter gebracht ...

(Bin aber gespannt, was anderen dazu einfällt. Hoffentlich mehr als mir fear )


RE: Zugang zur Wahrheit - spell bound - 05.07.2017

ah. das kommt davon, wenn man seine gedanken zuerst nur für sich selbst aufschreibt und dann postet. was ich vergessen hab zu erwähnen ist, dass es um das richtige weltbild geht.


RE: Zugang zur Wahrheit - Rhetor - 05.07.2017

Ah, ok, ich glaube, das hilft mir weiter normal


RE: Zugang zur Wahrheit - glider - 06.07.2017

Also geht es primär um das eigene Weltbild und Wahrheit?

Dazu habe ich mir auch schon öfters Gedanken gemacht und auch im anderen Forum darüber diskutiert.

"Was Wahrheit ist, werde ich wohl nie herausfinden können. Ich kann nur versuchen, immer besser herauszufinden, was alles Wahrheit nicht sein kann."
Damit meine ich eine 'objektive' Wahrheit, eine wissenschaftlich verifizierbare Wahrheit.
Mein gegenwärtiges Weltbild entsteht irgendwie immer dadurch, was meine innere Instanz(mein Unterbewusstes, inneres Selbst oder wie man das nennen mag) als bestmögliche Wahrheit versteht.
So würde ich das jetzt mal formulieren.


RE: Zugang zur Wahrheit - Viltrudis - 07.07.2017

Zitat:Wann immer man gelernt hat, anderen in ihren Urteilen zu folgen – und das ist keine Seltenheit – immer aber blieb dieser Rest Selbstbestimmung in einem zurück, denn es war man selbst, der damals entschieden hatte, warum es sinnvoll sei, den anderen zu folgen. Vielleicht hatte man keine andere Wahl, oder jedenfalls keine bessere. Aber es war die eigene innere Instanz, die so entschieden hat.

Und diese Entscheidung nachzuverfolgen hilft um zur Urteilskraft zurückzukehren. Denn wenn wir urteilen wollen, dann müssen wir zunächst lernen, wie wir urteilen, und unsere eigenen Urteile, so richtig sie sich auch anfühlen, daraufhin überprüfen, welchen Gültigkeitsbereich sie haben.
Mein Kritikpunkt wäre, dass die Urteilskraft als solche wie etwas gegebenes hingestellt wird. In diesem Absatz gehst du darauf aber immerhin kurz ein, dass es auch ein wie des Urteilens gibt, und nicht nur ein dass.

Aus meiner Sicht ist es zwar eine bemerkenswerte Eigenschaft von uns Menschen, dass wir stets letztlich selbst urteilen, selbst wenn es heißt, jemandes Urteil zu folgen, aber diese Eigenschaft ist gar nicht so besonders relevant.

Denn auch ein Computer kann urteilen; er kann z.B. entscheiden, dass der Apfel rot genug ist, um in die Box mit den roten Äpfeln gelegt zu werden - wenn es eine Äpfelsortiermaschine ist - interessant ist jedoch die Methode, die diesem Urteil zugrundeliegt. Und wenn die Methode ganz klar und präzise formuliert ist, wird wohl auch ein Mensch, oder ein anderer Computer, der ihr folgt, zu einem gleichen Ergebnis kommen. Darin liegt auch der Reiz von Programmiersprachen, oder der Mathematik, oder der Logik: Es entsteht eine Objektivität in der Methode.

Zitat:Wann immer du nach der Wahrheit suchst, hast du bereits den Weg vorgegeben, wo sie zu finden sein wird: in dir selbst. Und die einzige Frage ist nur, ob du diesen Weg konsequent gehen wirst.
Im Sinne dessen, dass eins selbst eine Entscheidung treffen wird, ja. Doch über die Qualität dieser Entscheidung wird da noch nichts gesagt. Dass es immer einen Weg zur Erkenntis gibt, glaube ich definitiv nicht. - bevor es Elektronenmikroskope gab, war alles Reden über Atome nur Spekulation. Und egal welche Entscheidung jemand damals getroffen hat - ob er an Atome geglaubt hat oder nicht - als "wahr" würde ich diese nicht bezeichnen.

Für mich klingt es so, als würde "Wahrheit" für dich etwas ganz anderes sein; jedenfalls nicht unbedingt mit einer äußeren Wirklichkeit verbunden.