Klartraumforum

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Macht das Schwarz-Weiß-TV bis heute die Träume grau?
Eine Studie will den Zusammenhang zwischen TV-Konsum und der Farbigkeit von Traumbildern nachgewiesen haben

Die Psychologin Eva Murzyn von der Universität im schottischen Dundee befragte 30 Personen im Alter unter 25 und 30 Personen im Alter über 55 Jahren, ob sie farbig oder schwarz-weiß träumen. Zudem erfragte sie die Häufigkeit des TV-Konsum in der Kindheit. Nur rund vier Prozent der unter 25-Jährigen gaben an in schwarz-weiß zu träumen, der Anteil stieg bei den über 55-Jährigen mit Zugang zu Farb-TV in der Kindheit auf rund sieben Prozent. Diejenigen der über 55-Jährigen aber, die als Kind nur schwarz-weiß Fernsehen genießen durften, träumen noch heute zu rund 25 Prozent in schwarz-weiß (Abstract der Studie).

Tatsächlich berichteten Traumforscher in den 50er Jahren davon, dass Menschen mit Aufkommen der schwarz-weiß Fotografie und später dem farblosen TV anfingen ihre Träume in Grautönen auszumalen. Das änderte sich in den 60 Jahren wieder; nach Ansicht von Forschern wie Murzyn daher, weil die TV-Bildern bunt wurden.

Es bleibt bis heute und trotz der Studie von Murzyn unklar, wie und warum eine kurze Episode in der Kindheit mit einem meist moderaten TV-Konsum noch 40 Jahre später die Bilderwelten des Schlafes so sehr prägen soll. Somal der Rest der Lebenswelt sich nicht in Monochrome abspielt. Eine Möglichkeit ist, dass immer in Farbe geträumt wird, nach dem Aufwachen aber Erwünschtheit und soziale Realität das Hirn dazu bringen, die Träume in schwarz-weiß umzucodieren. So oder so wird es interessant sein, die Wirkmächtigkeit der laufenden Bilder im Kasten der die Welt bedeutet weiter zu erforschen.
big

Ein Artikel über den wir Klarträumer ja nur schmunzeln können.

Oder aber (wenn man von heise eigentlich was besseres erwartet) wie einer der Kommentatoren sich über das BILD-Niveau solcher Berichte lustig machen bigwink

Das tolle an dieser "Studie" ist ja, sollte schwarz-weiß Fernsehen tatsächlich Träume schwarz-weiß machen, löst sich das Problem ganz von alleine. Heute wird wohl kaum einer noch schwarz-weiß Fernsehen gucken biggrin

Ist aber schon lustig, von den 30 unter 25 jährigen träumt einer schwarz-weiß. Von den 30 über 55 jährigen träumen 7 schwarz-weiß. 6 Leute unterschied ist ein bisschen arg wenig um sowas zu beurteilen. Da hat der Kommentator des Artikels schon Recht.
Außerdem ist es nicht einfach zu beurteilen ob träume schwarz-weiß sind oder nicht, sofern man eine schlechte Traumerinnerung hat. Deshalb haben früher auch viele Traumforscher behauptet, Träume wären generell in schwarz-weiß. Das war übrigens auch der Grund, weshalb Tholey mit seinen Forschungen begann bigwink
Michael Schredel hat in der neuesten Ausgabe von Dreaming (Vol.18 No. 3) eine Untersuchung beschrieben, die nahelegt, dass wir vermuten s/w zu träumen, weil wir uns schlecht daran erinnern.

Ich möchte ausserdem darauf hinweisen, wie solche Ergebnisse zustande kommen: Man fragt viele Leute, ob sie farbig oder s/w träumen. Die Leute antworten spontan, vielleicht müssen sie ein Kreuz in einem Fragebogen setzen. Nun ist es aber so, dass die meisten Leute sich nicht an ihre Träume erinnern und wenn doch, so nur blas und ungenau, weil sie sich nicht systematisch mit dem Thema auseinandersetzen. Ausserdem erinnert man von einem Traum die Handlung und allenfalls die Emotionen am leichtesten.

Lässt man eine Reihe Leute regelmässig ihre Träume aufschreiben, mindestens einen pro Nacht und sofort, nachdem sie den Traum geträumt haben, so dürfte das Ergebnis schon ganz anders aussehen. Farbwahrnehmung wird viel häufiger sein.

Lässt man die Leute ein regelmässiges Traumjournal führen und gibt ihnen den Auftrag, speziell auf die Farben im Traum zu achten, so wird die Farbquote vermutlich nahe bei 100% liegen.

Dass man überhaupt auf die Idee kommt, Träume könnten s/w sein ist meiner Meinung nach ein Artefakt, ausgelöst einerseits durch s/w Fotographie und TV, anderseits durch die oberflächliche Untersuchungsmethode. Das hat nichts mit dem tatsächlichen Traumerleben, weder von alten Leuten, noch von Jungen zu tun.

Dass alte Leute mehr angeben, in s/w zu träumen hängt ausserdem vermutlich damit zusammen, dass dieses Thema schon seit Jahrzehnten durch die Medien wandert, wohl hauptsächlich zur Saure Gurken Zeit. Als Kinder in den Fünfziger und Sechzigerjahren haben wir uns zugeraunt, dass man hauptsächlich in s/w träume. Mit dem Aufkommen des Farbfernsehers wurde das Thema dann langsam obsolet. Dass das jetzt wieder aufgewärmt wird ist ja wirklich hoch originell.

Es gibt im Volksmund Standardwissen zum Thema Traum, welches als Automatismus offenbar nicht auszurotten ist. Das Träume meist s/w sind gehört wohl auch dazu. Eine andere Standardfrage ist, was es bedeutet, wenn einem im Traum ein Zahn ausfällt. Träume sind Schäume ist auch sowas. Freud hat es auch bis in den Volksmund geschaft: die Wunscherfüllung des Traumes und dass Scheisse Geld symbolisiert. augenroll

Zitat:fiodra schrieb am 23.10.2008 15:09 Uhr:
Michael Schredel hat in der neuesten Ausgabe von Dreaming (Vol.18 No. 3) eine Untersuchung beschrieben, die nahelegt, dass wir vermuten s/w zu träumen, weil wir uns schlecht daran erinnern.



Das erscheint auch für mich die einleuchtendste Erklärung zu sein.

Wenn wir uns kurz erinnern, was wir gestern erlebt haben - dann werden wir vermutlich einige Fakten ausgraben können, auch "Gedankenbilder" werden vor dem geistigen Auge wieder erscheinen, aber es wird immer nur so detailliert sein, wie es uns wichtig erscheint.

Wenn ich mir hingegen am Vortag eine Kunstausstellung angesehen habe bei der schöne bunte Bilder ausgestellt waren, die mich farblich sehr beeindruckt hatten, dann werde ich mir auch genau diese Farben noch relativ gut ins Gedächtnis rufen können und die Wirkung, die sie auf mich hatten. Das Gleiche gilt für solche Träume.

Wenn olfaktorische Eindrücke im Traum eine besondere Rolle spielen, dann erinnere ich mich auch daran, wenn ich mir auch vielleicht die erlebten Gerüche nicht in dieser Intensität zurückrufen kann.

Beim Durchschnittsmenschen wird die Farbwahrnehmung nur eine untergeordnete Rolle spielen, wenn es darum geht, erinnerte Fakten zu präsentieren. Das mag bei Malern und anderen Künstlern (oder sicher auch bei vielen Leuten hier im Forum) sicherlich anders sein. Doch wenn man diese "Durchschnittsmenschen" nach ihrer Erinnerung fragt, wird man allein schon dadurch oft auf Farbe verzichten müssen.

Dass ältere Menschen angeblich weniger farbig träumen halte ich auch für ein gut durchgesetztes Vorurteil, was wegen der stark suggestiven Wirkung solcherlei "Volksglaubens" letztlich auch dazu führt, dass selbst diese Leute es glauben.