Ich möchte euch über die neueste Traumtheorie orientieren und mit euch diskutieren:
Die Forschungsgruppe um den Finnen Antti Revonsuo hat die Theorie aufgestellt, dass Träume eine Art mentales Theater sind, in dem probeweise gehandelt wird. Das diene dem biologischen Überleben. Sie fanden, dass 53 - 77 % der Träume von hunderten von Studenten in Finnland und Schweden bedrohliche Inhalte habe. Im Traum werde also probeweise herausgefunden, wie mit dieser Situation umgegangen werden kann. Der Traummechanismus sei archaischen Ursprungs, als der Mensch noch mehr mit physischer Bedrohung umgehen musste. Heute biete dieser Mechanismus keinen biologischen Vorteil mehr und sei daher seiner ursprünglichen biologischen Funktion entbunden.
Diese Finnen gehen von 1 - 4 Bedrohungsträumen pro Nacht aus und haben in Studien gezeigt, dass in Kriegsgebieten diese Anzahl naturgemäss ansteigt. Im Zusammenhang mit den Träumen spricht Revsonsuo von "Bedrohungs-Simulations-System", das die Erinnerungsdatenbank des Individuums scannt und alle bedrohlichen Inhalte reaktiviert. Findet dieser Bedrohungstraumgenerator momentan keine solchen negativen Inhalte, sucht er andere emotional geladene Themen z.B. Nacktheit in der Menge, Fliegen, oder Sex.
Ist das echt so neu? Mir scheint ich hab diese Theorie (für mich hörts sich eher nach ner reinen Spekulation an) schon in diversen Traumbüchern gelesen.
Viel anfangen kann ich damit nicht. Meine Erfahrung sagt mir, dass die Traumwelt ganz anderen Gesetzen folgt als die Wachwelt. Verfolgt mich ein Tiger, dann kann ich mich ihm einfach stellen und er verwandelt sich vielleicht in ein nettes Wesen. Im Wachleben sollte ich eher nicht so handeln.
Ich kann auch kein wirkliches Argument für diese These finden. Dass viele Träume bedrohliche Inhalte haben und diese Quote in Kriegsgebieten steigt, finde ich naheliegend, wobei ich die Quote von 53-77% ziemlich hoch angesetzt finde - aber wer weiss, vielleicht ist es in Finnland so, wo ja auch die Rockbands in Monsterverkleidung auftreten
Zitat:fiodra schrieb am 17.09.2008 14:00 Uhr:
<ul><li>Diese Theorie hat nichts mit der psiberdreaming Konferenz zu tun, was aus dem Inhalt der Theorie zu erkennen ist. Sie kommt eindeutig aus einer anderen Ecke. </ul>
Stimmt, das war doch die Konferenz mit dem Schamanismus und der Esoterik, oder?
Mir ist diese Theorie sympathisch
Leider erscheint sie mir nicht so recht plausibel
Und wäre ich der finnische oder schwedische Gesundheitsminister, so würde ich allen Studenten täglich eine Stunde Heliotherapie verordnen - zumindest im Winterhalbjahr - dann wollten wir doch mal sehen, ob sie immernoch so unverhältnismäßig viele Bedrohungsträume hätten
Manchmal frage ich mich, ob die Frage nach dem Sinn des Träumens nur gestellt wird, um für etwas Abwechslung zu sorgen, nachdem man sich lange genug nach dem Sinn des Lebens allgemein gefragt hat.
Ich freue mich einfach, dass ich nachts Träume habe und mich anschließend auch an sie erinnern kann - ganz gleich welche Funktion sie (biologisch oder spirituell oder sonstwie) auch haben mögen
Mir kommt diese Theorie irgendwoher bekannt vor, ich meine im Wiki stand mal irgendwas über diese Theorie. Ich glaube kaum, dass der Sinn der Träume einzig und allein im "Gefahrentraining" liegt. Das wird, wenn überhaupt, nur auf einen Teil der Träume zutreffen. Auf diesen Teil bezogen hört es sich auch ganz plausibel an. Aber das alle Träume, die keine Bedrohungen aufweisen nur deshalb vorhanden seien sollen, weil das Gehirn keine Gefahren mehr zum simulieren findet hat er sich ja schon in sein Schema gequätscht
Da klingt mir die Theorie, dass Träume und Schlaf generell eine Energiesparmaßnahme sind noch um einiges schlüssiger. Ich weiß nur nicht mehr, wer die aufgestellt hat, da ich die News dazu nicht mehr finden kann
Aus dem von ricky_ho verlinkten Interview:
Zitat:Gleichzeitig kommt es zu schwächeren Bedrohungsszenarien auch in Träumen, die man überhaupt nicht als Albtraum bezeichnen würde. Unsere eigenen Studien, bei denen wir möglichst alle dieser Ereignisse erfassen wollten, zeigen eher, dass solche Situationen in zwei von drei Träumen vorkommen.
So häufig? Was da wohl alles als Bedrohung zählt?
Zitat:Zwischen 30 und 50 Prozent der Träume erfolgen in Schwarzweiß
Das hätte ich nicht gedacht. Ich persönlich kann mich an keinen einzigen schwarz-weiß Traum erinnern. Das hätte ich in meinem elektronischen TTB der Außergewöhnlichkeit halber sicherlich markiert...
Würde eher sagen "arme finnische Studenten". Scheinen ja extremen Stress in der Uni zu haben und dann noch die halbjährliche Dunkelheit. (Wahrscheinlich deswegen nur schwarz/weiße Träume.) Da würde ich auch nur Bedrohungsträume haben.
Wenn der Traum Bedrohungssituationen simuliert, bietet er aber recht magere reale Lösungsvorschläge. Wenn man sich mal überlegt, was man alles zusammen träumt-wenn er überhaupt mal ne Lösung bietet-Beispiel: endlose Verfolgungsträume.
Also für mich klingt diese Theorie nach Quatsch. Und ich mag sie nicht mal besonders. Obwohl ich zugeben muss, dass ich erst mal dachte- okaaayyyy kööööönntee so sein.
Aber Neu kommt sie mir auch nicht vor. Habe ich auf jeden Fall schon mal gehört.
Diese Diskussion kommt mir vor wie ein aufbereiteter Sommerloch-Artikel in der Zeitung. Na Fiodra, erwischt?
(Nur Spaß)
LG
ElMagico
Super interessant!
in Rahmen von XXIX International Congress of Psychology 2008 gab es ein Traumsymposium:
Zitat:Sleep, dreams, and emotion:
Affective neuroscience approaches to the functions of sleep
mit folgenden Autoren und Themen:
Zitat:Ullrich Wagner, Geneva, Switzerland:
REM sleep and emotional memories
Jessica Payne, Harvard/Cambridge, USA:
Sleep preferentially enhances memory for emotional components of scenes
Michael Schredl, Mannheim, Germany:
Dream emotions: Prevalence and their continuity to waking life
Katja Valli, Turku, Finland:
Review of the threat simulation theory: Dreams portray the most salient
emotional memory traces
Virginie Sterpenich, Liège, Belgium:
Sleep deprivation on the post-encoding night modifies the neural correlates of emotional memory retrieval after short and long retention period
Gewundert hat mich, dass dort alle einig waren, dass im Traum negative Emotionen überwiegen. Das deckt sich nicht mit meinen (jetztigen) Erahrungen im Traum. Wiederum kenne ich einigen Träumer (z.B. Spot
) , die so gut wie nie einen Albtraum oder einen bedrohlichen Traum hatten.
Seltsam
also unter philosophen ist die tiefenpsychologie tatsaechlich noch recht beliebt, wie mir scheint. unter psychologen wohl weniger *gg*
vielleicht sind erstere ja auch nicht wirklich auf einem aktuellen stand, die kommunikation zwischen den wissenschaften scheint ja teilweise recht traege zu sein..
nur so am rande..