Zitat:fiodra schrieb
Irgendwie scheint es da eine einträchtige Harmonie zu geben, dass Wahrnehmung ein subjektiver aktiver und gestalterischer Akt ist. Unblaublich !
Gefällt es nicht, dass hier zu wenig Action ist, oder warum holst du deinen eigenen Thread nach längerer Stille in provokativer Zirkusdompteur-Manier wieder hervor?
Nunja, zumindest meine Wenigkeit hat in anderen Threads schonmal den Vorschlag gemacht (der natürlich ignoriert wurde, weil er warscheinlich unbequem ist und Allmachtsphantasien zuwider läuft), Wahrnehmung an sich und nachfolgendem Umgang mit Wahrnehmung - Interpretation - zu unterscheiden. Du hast diesen Vorschlag zwar dort gelesen (=Wahrnehmung), aber offensichtlich ausgeblendet (=Umgang mit Wahrnehmung), wie auch einige andere Postings in diesem Thread hier, sonst würdest du nicht schreiben, dass es dir scheint, als bestünde über das Thema Einhelligkeit.
Beeiflußbar und aktiv gestaltbar ist der Umgang mit der Wahrnehmung, was natürlich auch das Vorhandensein von dem vorraussetzt, was hier gemeinhin als Bewusstsein und im wörtlichen Sinne als Selbst-Bewusstsein bezeichnet wird. Soweit dürften sich hier ja alle einig sein. Mit deinen Beispielen im zweiten Posting dieses Threads hast du _nur_ genau diese Umgang-mit-Wahrnehmung-Ebene also die psychische Ebene abgedeckt und erläutert.
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Aber... das worum es eigentlich geht, steht ohnehin erst im dritten Posting.
Zitat:Mit unserer inneren Wahrnehmung können wir eine detaillierte Welt erschaffen, die viele Kilometer umfasst und bis in den Weltraum reichen kann. So stellt sich mir die naheliegende Frage, ob nicht auch unsere äusseren Sinne eine Welt erschaffen, nicht nur die Welt auf psychosozialer Ebene sondern auch auf physischer Ebene.
Also dass "etwas wahrnehmen" rein vom Begriff her nicht - wie eigentlich gewohnt - passiv verwendet wird, sondern in einem aktiven Sinne, geht ja ohne weiteres durch.
Jedoch erfordert es, um etwas aktiv zu erschaffen, eine Art Bewusstsein bzw einen gewissen Geisteszustand. Man könnte es auch als Initiative bezeichnen. Anderenfalls, könnte ein Mensch, oder auch schon ein frisch geborenes Kind nie etwas neues, unbekanntes wahrnehmen, nie etwas neues lernen und nie an bestehenden Ansichten zweifeln. Denn es würde dieses Bewusstsein, die Erkenntnis das etwas fehlt, das Verlangen eine Lücke zu schließen, einfach nicht vorhanden sein. Dies wäre kompletter geistiger Stillstand. Manche bezeichnen es auch als Glückseligkeit oder so ähnlich....
Da es hoffentlich unstrittig ist, dass es Menschen gibt, die ab und zu auch gegen ihren Willen Sachen sehen, die sie noch nie zuvor gesehen haben und sich geistig auch gegen Ihren Willen mit abweichenden Ansichten und so auseinandersetzen, kann Wahrnehmung somit auch kein komplett aktiv gestaltender Prozess sein.
Doch auch wenn man diese beiden möglichen Gegenargumente außer Acht lässt... sollte man das Statement trotzdem völlig kritiklos hinnehmen, dass Wahrnehmung etwas erschafft? Ist die Erscheinung, die von einer Person unter Zuhilfenahme der Wahrnehmung erschaffen worden ist, dann auch wieder von der selben oder einer anderen Person wahrnehmbar oder nicht? Wenn ja, dann wäre dies
zirkelschlüssig. Wenn nein, dann könnte man doch zB auch sagen, dass das Bewusstsein Träume erschafft. Jemand anders könnte sagen, dass Neuronen im Gehirn Träume erschaffen, oder ein Gott, oder mein Saftglas, was hier neben mir steht.... einfach wie es einem in den Kram passt und derjenige, der bezweifelt muss dann das Gegenteil beweisen, hm?
Eine Ausweitung deiner Aussage auf die physische Welt ist zwar denkbar (mit anderen Argumenten), aber entbehrt mit dem was du geschrieben hast jeder Grundlage, außer dem Glauben.
Ich halte es deswegen für warscheinlicher, dass Wahrnehmung an sich immer passiv ist und wie gesagt, "lediglich" der Umgang mit der Wahrnehmung auf psychischer Ebene aktiv gestaltet werden kann, sofern der Wille dazu da ist.