Klartraumforum

Normale Version: Warum wollen wir eine Seele haben?
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In sehr vielen Religionen gibt es die Vorstellung von einem Teil der Persönlichkeit, der angeblich unzerstörbar sein soll, nach dem Tod weiterlebt etc.

Ich will hier gar nicht fragen, was die Seele ist, sondern warum wir überhaupt so etwas brauchen.

Die Seele soll ja schließlich immateriell und unzerstörbar sein - und das ist der Geist, das Bewusstsein ja nicht, wenn es wissenschaftlich untersuchbar ist.
Die Seele ist auch nicht der Charakter, (der ist ja in einem Jahr vielleicht ein völlig unterschiedlicher als jetzt).

Trotzdem fühle ich mich irgendwie besser, wenn ich glauben kann, das es so etwas wie eine Seele gibt.

Würde mich über Antworten aller Arten freuen
gnutl
Weil dieser Wunsch impleziert, dass es so etwas, wie ein leben nach dem Tod gibt. Denn wenn man davon ausgeht, dass die Sele auch ohne Körper existiert, ist das schon eine sehr beruhigende Sache.
Und da wir Menschen meistens dazu tendieren, und Mut zu machen, oder positiv bei dieser Art Fragen zu sein, ist es klar, dass wir das Glass halb voll sehen wollen.

TL
Hallo gnutl,

du brauchst es gar nicht zu glauben... es gibt eine große Seele und du bist ein Teil davon, so wie ich auch und TL auch.

Ja, aber was macht das für uns für einen Unterschied, ob wir jetzt Teil eines großen unsichtbaren Nichts sind, oder nicht?

Es hat für uns keine Auswirkungen, ausser dem Glauben an sich. Der Glaube daran ist somit eine Art sich selbst heiligender Zweck. fear

Naja, ich nehm einmal an, das der Glaube schon etwas bewirkt (z.B. Weltreligionen anzettelt oder so).
Ich denke auch, daß das (psychologische) Hauptargument die Kontingenzbewältigung ist, dh. wir wissen, daß wir sterben werden und wollen das etwas von uns, und zwar nicht nur etwas von uns erstelltes, weiterexistiert, das mindert unsere Angst. Möglichkeiten gibt es da ja viele, von der Einzelseele bis zur Weltseele, von Wiedergeburt bis zum Himmel.
Beweisen kann man hier mit rein (natur-)wissenschaftlichen Methoden nichts (bzw. gibt es immer auch Gegentheorien...).
Da ist jeder Einzelne auf seinen Glauben und seine persönliche Erfahrung zurückgeworfen.
Buddha hat anscheinend was gefunden, Jesus, Mohammed und wie sie alle heißen, bekannte oder unbekannte Heilige, MytikerInnen usw.
Aber was ist Wahrheit? das hat schon Pontius Pilatus Jesus gefragt...
die eingangsfrage, wieso wir eine seele haben wollen oder wozu wir sie brauchen, setzt voraus, dass seelenvorstellungen etwas konstruiertes sind, bzw. dass jede vorstellung aus einem beduerfnis heraus entwaechst.

es klingt jedenfalls schluessig, dass leute an etwas glauben, weil es ihnen hilft mit ihrem seelenfrieden.. aber ob das immer der fall ist? ich halte diese erklaerungsweise (die selbst in der frage schon als praemisse steckte) fuer zu einseitig..

religioese (und ueberhaupt prinzipiell alle arten von) ideen koennen auf der einen seite sehr unterschiedliche funktionen aufweisen. ich glaube, die funktion haengt nicht nur von der idee selbst, sondern von den individuuen ab, die sie tragen.
d.h. der eine glaubt vielleicht an die seele, weil er doch gerne nach dem tod seine verwandten wieder sehen moechte, der andere, weil man es ihm halt so beigebracht hat und er in keiner anderen logik denken kann, der naechste vielleicht auch, weil er irgend ein bestimmtes erlebnis hatte, was ihn zu der annahme fuehrt, da gibt es eine seele, ganz gleich ob das nun gut ist oder nicht. usw..
so koennen alle moeglichen ideen also krisenbewaeltigend wirken, helfen, die welt geordnet zu sehen und zu "verstehen" bzw. in dieser welt mit dem bestimmten symbolsystem leichter zurechtkommen, sie koennen machtpolitische motivationen haben, usw..


auf der anderen seite ist die funktionalistische vorannahme, also dass ideen (oder zumindest religioese bzw. die idee der seele) eine funktion besitzen, aber ansonsten keine weiteren bestimmungen haben, zu einseitig. fragt mal glaeubige, die werden euch vielleicht auch erzaehlen, dass sie gar nicht daran glauben wegen der funktion, sondern "weil es eben so ist".. und die "wahrheit" muesse man ja schließlich akzeptieren, ganz gleich welchen nutzen sie habe oder nicht.
Für mich gehts vor allem um die Willensfreiheit. Die Seele ist der Teil unseres Wesens, der sich nicht innerhalb der materiellen, mit den Sinnen wahrgenommen Welt befindet sondern ausserhalb davon (transzendent). Damit ist die Seele für mich die Quelle unserer (zumindest relativ zur materiellen Welt gesehen) freien Entscheidungen. Wenn die Neurobiologen eine Willensentscheidung bis zu einer bestimmten chemischen Reaktion eines bestimmten Moleküls im Gehirn zurückverfolgt haben, letztlich aber nicht sagen können warum sich das Molekül jetzt so verhalten hat und nicht anders und ggf. die Unbestimmtheit der Quantenmechanik ins Spiel bringen, dann stelle ich mir vor dass das Verhalten dieses Moleküls einfach das für uns sichtbare Ergebnis eines Prozesses ist, der ausserhalb der materiellen Welt abläuft und der unseren Sinnen nicht zugänglich ist. In dieser Welt existiert der Teil von uns, den wir Seele nennen.

Die Annahme, die Seele habe keine Existenz ist für mich gleichbedeutend mit einem fundamentalen Materialismus, denn ich brauche keine nicht-materielle Realität anzunehmen, wenn ich der Meinung bin dass der Mensch an dieser in keinster Weise teilnimmt, weil er keine Seele hat. Ohne Seele wären wir tatsächlich biologische Machinen in einer deterministischen Welt und unser Geist, unser Bewusstsein usw... wären nur eine Illusion. Einen freien Willen gäbe es nicht, alles liefe vollkommen vorausbestimmt nach den Naturgesetzen ab.

Das kann vielleicht so sein, aber das glaub ich nicht. Früher fand ich diese Vorstellung am sinnvollsten, heute finde ich sie einfach absurd und wahnsinnig. Darum glaube ich, dass wir sowas wie eine Seele haben.

Tschüss,
Riky
Ich denke, die Seele kann man nicht zerstören, aber sie ist zumindest verletzlich.
Wenn es auch kein Organ ist wie die Lunge oder das Herz, hängt sie doch damit zusammen.
Sie ist nicht der Geist, eher das Gefühls-Depot des Körpers.
Denn mal ehrlich, ich denke nicht, dass das Herz an sich zB schmerzt, oder? Und auch ist es weder das Herz noch das Gehirn allein, dass uns sagt, wir lieben jemanden. Insofern muss es doch etwas geben, dass Dinge wie Hass und Liebe (jez nur mal so als Beispiel bigwink) erschafft im Menschen.

Würd ich mal so sang... glare biggrin

Zitat: Und auch ist es weder das Herz noch das Gehirn allein, dass uns sagt, wir lieben jemanden.


Ich fürchte, genau das behauptet die Wissenschaft - bzw. nicht die Wisseschaft selbst sondern Leute, die sich auf diese berufen. skeptic

edit: ich wollte mich noch bei ricky bedanken, weil er genau das angesprochen hat, was ich eigentlich wissen wollte, als ich den Thread öffnete bigwink

Zitat:Traumlehrling schrieb am 11.03.2007 18:42 Uhr:
Weil dieser Wunsch impleziert, dass es so etwas, wie ein leben nach dem Tod gibt. Denn wenn man davon ausgeht, dass die Sele auch ohne Körper existiert, ist das schon eine sehr beruhigende Sache.
Und da wir Menschen meistens dazu tendieren, und Mut zu machen, oder positiv bei dieser Art Fragen zu sein, ist es klar, dass wir das Glass halb voll sehen wollen.

TL


Ist es nicht auch erschreckend dann nie wirklich sterben zu können, also bis in die Unendlichkeit da zu sein?


Mich hat eigentich viel vom Träumen sehen lassen , dass es eine Seele gibt.
Hatt mal nen Bänderriss, das hatt so weh getan das ich nicht mal richtig liegen konnte....in dieser Nacht hatte ich auch gerträumt und im Traum gab es keinerlei Schmerzen.
Ich denke man nimmt in solchen Fällen auch unbewusst einfach mal Abstand von Körper und bestimmte Dinge ertragen zu können.

Verletzbar ist die Seele glaube ich auch. Ich hab in irgendeinem Buch oder so mal gelesen dass es nach dem Tod dann eine Seelen-Reha gibt, in der man dann wieder gesund gepflegt wird.....find ich irgendwie ne schöne Vorstellung happy
spätestens dann sollte man sich fragen, von WEM man 'gesund gepflegt' wird.
Gibt es für die Seele überhaupt ein Leben nach dem Tod, oder verschwindet sie, wie der Körper nach gewisser Zeit? glare fear

Zitat:Carpe Noctem schrieb:
Ist es nicht auch erschreckend dann nie wirklich sterben zu können, also bis in die Unendlichkeit da zu sein?
Träumeling schrieb:
Gibt es für die Seele überhaupt ein Leben nach dem Tod, oder verschwindet sie, wie der Körper nach gewisser Zeit?


Ich glaube dass Zeit genauso wie die Materie und der Raum ein von uns selbst erschaffenes Konstrukt ist. Auf irgendeine Weise konstruiert unser Bewusstsein (oder was auch immer) aus den Sinneseindrücken, Erinnerungen und vielleicht noch anderen "Zutaten" nicht nur die materiellen Objekte, sondern auch direkt den Raum, in dass es die Objekte einordnet sowie die Zeit, in der es Prozesse ablaufen lassen kann.

Das würde bedeuten dass die Ebene, in der die Seele existiert, zeitlos ist. Die Seele muss also nicht unendlich lange existieren so dass sie am Ende verrückt wird oder so, sondern sie existiert in der Ewigkeit. Und Ewigkeit bedeutet eben nicht "Unendlichkeit" sondern "Zeitlosigkeit".

Wenn man das so sieht erübrigen sich natürlich eure Fragen. Natürlich ist das (zumindest meinerseits, es mag Leute geben die hier konkrete Erfahrungen haben) nur Spekulation, da muss sich jeder seine eigenen Gedanken zu machen. Aber bei den Buddhisten ist es z.B. ähnlich, da muss die Seele solange reinkarnieren, solange sie bestimmte Bedingungen nicht erfüllt, aber irgendwann kann sie von diesem Kreislauf erlöst werden und geht dann ins Nirvana ein, welches auch ein zeitloser Zustand ist.

Tschüss,
Riky

Zitat:Aber bei den Buddhisten ist es z.B. ähnlich, da muss die Seele solange reinkarnieren, solange sie bestimmte Bedingungen nicht erfüllt, aber irgendwann kann sie von diesem Kreislauf erlöst werden und geht dann ins Nirvana ein, welches auch ein zeitloser Zustand ist.

nicht wirklich. der buddhismus wird natuerlich staendig westlich gedeutet, und wir westler haben da diese seelenvorstellung vom christentum. aber im grunde genommen gibt es im buddhismus keine seele, hoechstens eine art "nicht-selbst", und auch reinkarnation ist vielmehr eine neugeburt, aber nicht eine wieder-geburt von irgend einem wesenskern (auch wenn das im buddhismus selbst unterschiedlich ausgelegt wird).

aber eine frage haette ich an dich ja: wenn die ganze umgebung ein konstrukt ist, wieso ist die seele dann keins? bzw. was ist denn die seele dann, wenn sie kein konstrukt ist? was bleibt noch uebrig, wenn man alles konstruierte, das sich im bewusstsein befinden kann, davonnimmt? ..
oder auch: wozu brauche ich da noch eine seelenvorstellung? im grunde genommen wuerde sie sich auf nichts beziehen, denn begriffe beziehen sich ja immer auf irgendwelche konstrukte. dann koennte man alles moegliche dazu sagen: "seele", "ich", "gott", "liebe", "nichts", .. wenn man will aber auch "klopapier" oder "sebdeb"..

Zitat:spell bound schrieb am 10.04.2007 16:15 Uhr:
nicht wirklich. der buddhismus wird natuerlich staendig westlich gedeutet, und wir westler haben da diese seelenvorstellung vom christentum. aber im grunde genommen gibt es im buddhismus keine seele, hoechstens eine art "nicht-selbst", und auch reinkarnation ist vielmehr eine neugeburt, aber nicht eine wieder-geburt von irgend einem wesenskern (auch wenn das im buddhismus selbst unterschiedlich ausgelegt wird).


Ja das stimmt schon. Ich hab generell mit Begriffen wie "Seele", "Geist" oder auch "Bewusstsein" ein Problem, da diese halt je nach Kontext schon unterschiedlich vorbelegt sind. Natürlich reden Buddhisten nicht von der "Seele" und auch nicht vom "Ich", dass sie ja auch für eine Illusion halten. Aber irgendwas reinkarniert ja, wschl. nennen sie das den "Buddha" oder "Buddha-Mind" oder so.

Mir kams aber hier vor allen Dingen auf das Nirvana als (u.a.) zeitlosen Zustand an.


Zitat:spell bound schrieb am 10.04.2007 16:15 Uhr:
aber eine frage haette ich an dich ja: wenn die ganze umgebung ein konstrukt ist, wieso ist die seele dann keins?


Die Seele ist ja gerade nicht Teil dieser Umgebung. Das Konstrukt ist die mit den Sinnen wahrgenommene Welt, die physikalische Welt. Ich gehe davon aus dass diese Welt nicht "alles" ist, das gesamte Universum, so dass alles irgendwie in dieser Welt vorkommen muss. Man kann sogar sagen dass es eigentlich die Seele (der Geist, das Bewusstsein, ich weiss auch nicht wie ich es nenne soll) ist, die diese Welt als ein geistiges Konstrukt bzw. Modell hervorbringt. Das ist auch der Grund warum sie selbst nicht Teil dieses Modelles ist. Vielleicht ist das Gehirn das Konstrukt, dass die Seele in der materiellen Welt repräsentiert. Allerdings ist das halt nur eine Repräsentation, eine Art Abstraktion sogar. Das Gehirn ist nicht die gesamte Seele/der gesamte Geist.

Glaube ich. Das muss man ja immer dazusagen big


Zitat:bzw. was ist denn die seele dann, wenn sie kein konstrukt ist? was bleibt noch uebrig, wenn man alles konstruierte, das sich im bewusstsein befinden kann, davonnimmt? ..


Naja, der Konstrukteur würde ich sagen. Das, was unser eigentliches Wesen ist.


Zitat:oder auch: wozu brauche ich da noch eine seelenvorstellung? im grunde genommen wuerde sie sich auf nichts beziehen, denn begriffe beziehen sich ja immer auf irgendwelche konstrukte. dann koennte man alles moegliche dazu sagen: "seele", "ich", "gott", "liebe", "nichts", .. wenn man will aber auch "klopapier" oder "sebdeb"..


Das ist genau das Problem dass ich mit diesen Begriffen habe, ja :-)

Und ich denke auch dass gerade Begriffe wie "Seele", "Geist", "Gott" oder auch "Ich", "Ego", "Selbstbewusstsein" Begriffe sind, unter denen viele Leute etwas völlig anderes verstehen. Es sind Begriffe die für Dinge stehen sollen, auf die man nicht mit dem Finger zeigen kann und über deren Wesen oder überhaupt über deren Existenz höchste Unklarheit unter den Menschen herrscht.

Tschüss,
Riky
Ich habe heute morgen einen Satz in meinen Roman eingefügt, der ganz gut zum Thema Ewigkeit, was oben einmal genannt wurde, passt.

"Was bedeutet schon Zeit, wenn der Zeit die Unendlichkeit folgt?"

Das Ich oder die Seele oder was auch immer, auf jeden Fall das zusammengeschlossene Selbst, bleibt vllt nicht "körperlich" erhalten, aber mag es auch mit dem Wind verfliegen wenn das Leben endet, lebt es weiter in den Herzen der Nachfolgenden.....

(soviel zum poetischen Teil^^)
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